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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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Der Text von 1844 (wir haben keinen Grund, an der Nichtigkeit dieser durch
Mejer gemach ten positiven Angaben zu zweifeln) ist ein anderer, als der hier
gedruckte. Was hier vorliegt, muH früher geschrieben sein. '

Denn annähernd läßt sich allerdings die Zeit bestimmen, in der der neu
gedruckte Text geschrieben sein muß. Schön nennt S. 8 unter seinen Jugend¬
freunden den "damaligen Lieutenant, jetzt General von Jaski" -- derselbe ist
1831 General geworden, und Anfangs 1846 gestorben.*) Kurz vorher (S. 6)
rühmt er seine Beziehungen zu dem Geheimenrath und Stadtgerichtsdirektor
Göbel mit dem Zusatz: "Unsere Freundschaft wird wohl bis ans Ende un¬
seres Lebens fortdauern." Als Schön dies schrieb, lebte also Göbel noch.
Da derselbe aber am 14. April 1839 gestorben, so muß vor diesen Termin
die Abfassung der Memoiren fallen. Zwischen 1831 und 1839 hätten wir
sie also anzusetzen. Noch mehr engt sich dieser Zeitraum ein durch eine an¬
dere Notiz. Auf S. 83 berührt Schön die Errichtung der Landwehr auf dem
Landtage zu Königsberg und sagt: Die Schrift des General - Auditeur Fric-
cius "Zur Geschichte der Errichtung der Landwehr" enthält darüber alle
Thatsachen! Die hier angezogene Schrift aber, für die Schön stets ein großes
Interesse gehabt (wir kommen darauf zurück), ist "als Manuscript für seine
Freunde" von Friccius zuerst 1838 gedruckt worden. Fassen wir diese An¬
gaben zusammen, so kommen wir zu dem Schlüsse, daß im Jahre 1838, spä¬
testens Anfangs 1839 die Selbstbiographie verfaßt ist, die wir jetzt gedruckt
vor uns sehen. Wie sie sich zu jener anderwärts citirten Aufzeichnung von
1844 verhält, darüber ist ohne eine Vergleichung der Manuscripte nichts zu
sagen. Wir dürfen aber den Wunsch nicht unterdrücken, daß auch jetzt noch
von Sachkundigen eine kritische Untersuchung des Original-Nachlasses vorge¬
nommen und ihr Ergebniß bekannt gemacht werde.

Der zweite Theil dieses Bandes bringt als "Anlagen," eine Anzahl von
Aktenstücken und Briefen, unter denen manches überflüssige und interesselose
Stück sich findet, aber auch einzelnes von wirklicher Bedeutung. Nur muß
eine zusätzliche Bemerkung gemacht werden. Wirklichen Ausschluß in die
Geschichte der Jahre 1807--1814 gewähren die paar vereinzelten wichtigen
Documente dieses Bandes nur demjenigen, der alles das andere originale
Material kennt, das aus jener Zeit schon gedruckt vorliegt. Will man die
Korrespondenz Schön's aus jener Zeit, aus der hier einzelnes gegeben wird,
mit Nutzen lesen, so muß man gleichzeitig die Werke von Pertz und Droysen,
die Lebensnachrichten und Briefe von Niebuhr und Raumer neben diesem
neuen Buche lesen. Der alte Schön, der ja in seinen letzten Lebensjahren
sich mit dem Wunsche getragen, sein "Lebensbild' dem Publikum zugänglich



") Die Bemerkung auf S. 12 über den "jetzigen General von Knesebeck" stimmt mit die¬
sen Zeitgrenzen überein.

Der Text von 1844 (wir haben keinen Grund, an der Nichtigkeit dieser durch
Mejer gemach ten positiven Angaben zu zweifeln) ist ein anderer, als der hier
gedruckte. Was hier vorliegt, muH früher geschrieben sein. '

Denn annähernd läßt sich allerdings die Zeit bestimmen, in der der neu
gedruckte Text geschrieben sein muß. Schön nennt S. 8 unter seinen Jugend¬
freunden den „damaligen Lieutenant, jetzt General von Jaski" — derselbe ist
1831 General geworden, und Anfangs 1846 gestorben.*) Kurz vorher (S. 6)
rühmt er seine Beziehungen zu dem Geheimenrath und Stadtgerichtsdirektor
Göbel mit dem Zusatz: „Unsere Freundschaft wird wohl bis ans Ende un¬
seres Lebens fortdauern." Als Schön dies schrieb, lebte also Göbel noch.
Da derselbe aber am 14. April 1839 gestorben, so muß vor diesen Termin
die Abfassung der Memoiren fallen. Zwischen 1831 und 1839 hätten wir
sie also anzusetzen. Noch mehr engt sich dieser Zeitraum ein durch eine an¬
dere Notiz. Auf S. 83 berührt Schön die Errichtung der Landwehr auf dem
Landtage zu Königsberg und sagt: Die Schrift des General - Auditeur Fric-
cius „Zur Geschichte der Errichtung der Landwehr" enthält darüber alle
Thatsachen! Die hier angezogene Schrift aber, für die Schön stets ein großes
Interesse gehabt (wir kommen darauf zurück), ist „als Manuscript für seine
Freunde" von Friccius zuerst 1838 gedruckt worden. Fassen wir diese An¬
gaben zusammen, so kommen wir zu dem Schlüsse, daß im Jahre 1838, spä¬
testens Anfangs 1839 die Selbstbiographie verfaßt ist, die wir jetzt gedruckt
vor uns sehen. Wie sie sich zu jener anderwärts citirten Aufzeichnung von
1844 verhält, darüber ist ohne eine Vergleichung der Manuscripte nichts zu
sagen. Wir dürfen aber den Wunsch nicht unterdrücken, daß auch jetzt noch
von Sachkundigen eine kritische Untersuchung des Original-Nachlasses vorge¬
nommen und ihr Ergebniß bekannt gemacht werde.

Der zweite Theil dieses Bandes bringt als „Anlagen," eine Anzahl von
Aktenstücken und Briefen, unter denen manches überflüssige und interesselose
Stück sich findet, aber auch einzelnes von wirklicher Bedeutung. Nur muß
eine zusätzliche Bemerkung gemacht werden. Wirklichen Ausschluß in die
Geschichte der Jahre 1807—1814 gewähren die paar vereinzelten wichtigen
Documente dieses Bandes nur demjenigen, der alles das andere originale
Material kennt, das aus jener Zeit schon gedruckt vorliegt. Will man die
Korrespondenz Schön's aus jener Zeit, aus der hier einzelnes gegeben wird,
mit Nutzen lesen, so muß man gleichzeitig die Werke von Pertz und Droysen,
die Lebensnachrichten und Briefe von Niebuhr und Raumer neben diesem
neuen Buche lesen. Der alte Schön, der ja in seinen letzten Lebensjahren
sich mit dem Wunsche getragen, sein „Lebensbild' dem Publikum zugänglich



") Die Bemerkung auf S. 12 über den „jetzigen General von Knesebeck" stimmt mit die¬
sen Zeitgrenzen überein.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/167>, abgerufen am 06.02.2025.