Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

geboten sind. Da nun überdies die Führung der Bank von Frankreich, welche
dieser Schranke ganz entbehrt, von allen Bankautoritäten als Muster hinge¬
stellt wird, so halten wir es für zweckmäßiger, daß bei der Zettelbankorgani¬
sation der Zukunft die Schablone der Drittels-Deckung hinwegfalle. Der je¬
weilig erforderliche Umfang der Baarschaft muß gänzlich dem besten Ermessen
der Bankdirektion anheimgegeben werden. In neuester Zeit hat Herr Ernst
Seyd in London bei Gelegenheit der Berathung des deutschen Reichsbankge¬
setzes den Versuch gemacht, eine Art Regulativ, einen Kraftmesser für die
Bnnkdirektionen aufzustellen, nach welchem sie ihre bankpolitischen Maßregeln
zu richten hätten. Selbstverständlich ist auch ihm das Hauptmittel, um das
Gleichgewicht zwischen Zettelumlauf und Baarbestand aufrecht zu erhalten --
die Veränderung des Discontvsatzes. Er stellt nun an der Hand der Erfah¬
rungen über das Verhältniß des Baarbestandes zum Discontosatz der Bank
von England eine Stufenleiter des Verhältnisses auf, in welchem der Metall¬
schatz zur Höhe des Zinsfußes stehen sollte und welche als Richtschnur für
die Bankverwaltungen dienen könnte. Dieselbe ist folgende:


[Beginn Spaltensatz]
Barschaft- Zinsfuß
ProzenteProzente
100.N.....2
100,0 ......' .... 2-/2,
83,3 . . . . .
71,4 . . ........ 4'/,
..... 5'/,
.....
52,ö.....
[Spaltenumbruch]
Barschaft- Zinsfuß
ProzenteProzente
. V . . 8'/2
'
47,";.......... 8 .
40,0.....
28,6 . . . . ,
'24>6 . .>. . .

[Ende Spaltensatz]

Es läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß diese Stufenleiter in zu
starker Progression angelegt ist. In der That kann auch die Bank von Eng¬
land, die wegen ihrer fehlerhaften Einrichtung, von der wir weiter unten
sprechen werden, gerade in den schwierigsten Zeiten einen ungeheuern Baar-
schatz in seinem höchsten Stande nicht zur Unterstützung des bedrängten Ver¬
kehrs gebrauchen darf, gar nicht als Maßstab dienen. Dies hat auch der
Verfasser selbst gefühlt, denn er läßt auch die Eventualität zu, daß die Stufen¬
leiter mit einem Zinssatz von Prozent beginne. Allein auch unter dieser
Voraussetzung wäre dieselbe zu schroff, denn schon bei der sogenannten Drittels-
Deckung würde der Discontosatz elf Prozent überschreiten. In gemäßigterer
Progression ist diese Stufenleiter ein Maßstab der für jede Bankdirektion
selbstverständlich sein muß und wenn dieser Borschlag den Bankverwaltungen
also auch nichts neues sagt, so war dessen Veröffentlichung doch ganz zweck¬
mäßig um sich das wirksame Mittel zu veranschaulichen, welches die Banken


geboten sind. Da nun überdies die Führung der Bank von Frankreich, welche
dieser Schranke ganz entbehrt, von allen Bankautoritäten als Muster hinge¬
stellt wird, so halten wir es für zweckmäßiger, daß bei der Zettelbankorgani¬
sation der Zukunft die Schablone der Drittels-Deckung hinwegfalle. Der je¬
weilig erforderliche Umfang der Baarschaft muß gänzlich dem besten Ermessen
der Bankdirektion anheimgegeben werden. In neuester Zeit hat Herr Ernst
Seyd in London bei Gelegenheit der Berathung des deutschen Reichsbankge¬
setzes den Versuch gemacht, eine Art Regulativ, einen Kraftmesser für die
Bnnkdirektionen aufzustellen, nach welchem sie ihre bankpolitischen Maßregeln
zu richten hätten. Selbstverständlich ist auch ihm das Hauptmittel, um das
Gleichgewicht zwischen Zettelumlauf und Baarbestand aufrecht zu erhalten —
die Veränderung des Discontvsatzes. Er stellt nun an der Hand der Erfah¬
rungen über das Verhältniß des Baarbestandes zum Discontosatz der Bank
von England eine Stufenleiter des Verhältnisses auf, in welchem der Metall¬
schatz zur Höhe des Zinsfußes stehen sollte und welche als Richtschnur für
die Bankverwaltungen dienen könnte. Dieselbe ist folgende:


[Beginn Spaltensatz]
Barschaft- Zinsfuß
ProzenteProzente
100.N.....2
100,0 ......' .... 2-/2,
83,3 . . . . .
71,4 . . ........ 4'/,
..... 5'/,
.....
52,ö.....
[Spaltenumbruch]
Barschaft- Zinsfuß
ProzenteProzente
. V . . 8'/2
'
47,«;.......... 8 .
40,0.....
28,6 . . . . ,
'24>6 . .>. . .

[Ende Spaltensatz]

Es läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß diese Stufenleiter in zu
starker Progression angelegt ist. In der That kann auch die Bank von Eng¬
land, die wegen ihrer fehlerhaften Einrichtung, von der wir weiter unten
sprechen werden, gerade in den schwierigsten Zeiten einen ungeheuern Baar-
schatz in seinem höchsten Stande nicht zur Unterstützung des bedrängten Ver¬
kehrs gebrauchen darf, gar nicht als Maßstab dienen. Dies hat auch der
Verfasser selbst gefühlt, denn er läßt auch die Eventualität zu, daß die Stufen¬
leiter mit einem Zinssatz von Prozent beginne. Allein auch unter dieser
Voraussetzung wäre dieselbe zu schroff, denn schon bei der sogenannten Drittels-
Deckung würde der Discontosatz elf Prozent überschreiten. In gemäßigterer
Progression ist diese Stufenleiter ein Maßstab der für jede Bankdirektion
selbstverständlich sein muß und wenn dieser Borschlag den Bankverwaltungen
also auch nichts neues sagt, so war dessen Veröffentlichung doch ganz zweck¬
mäßig um sich das wirksame Mittel zu veranschaulichen, welches die Banken


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0153" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133441"/>
            <p xml:id="ID_490" prev="#ID_489"> geboten sind. Da nun überdies die Führung der Bank von Frankreich, welche<lb/>
dieser Schranke ganz entbehrt, von allen Bankautoritäten als Muster hinge¬<lb/>
stellt wird, so halten wir es für zweckmäßiger, daß bei der Zettelbankorgani¬<lb/>
sation der Zukunft die Schablone der Drittels-Deckung hinwegfalle. Der je¬<lb/>
weilig erforderliche Umfang der Baarschaft muß gänzlich dem besten Ermessen<lb/>
der Bankdirektion anheimgegeben werden. In neuester Zeit hat Herr Ernst<lb/>
Seyd in London bei Gelegenheit der Berathung des deutschen Reichsbankge¬<lb/>
setzes den Versuch gemacht, eine Art Regulativ, einen Kraftmesser für die<lb/>
Bnnkdirektionen aufzustellen, nach welchem sie ihre bankpolitischen Maßregeln<lb/>
zu richten hätten. Selbstverständlich ist auch ihm das Hauptmittel, um das<lb/>
Gleichgewicht zwischen Zettelumlauf und Baarbestand aufrecht zu erhalten &#x2014;<lb/>
die Veränderung des Discontvsatzes. Er stellt nun an der Hand der Erfah¬<lb/>
rungen über das Verhältniß des Baarbestandes zum Discontosatz der Bank<lb/>
von England eine Stufenleiter des Verhältnisses auf, in welchem der Metall¬<lb/>
schatz zur Höhe des Zinsfußes stehen sollte und welche als Richtschnur für<lb/>
die Bankverwaltungen dienen könnte. Dieselbe ist folgende:</p><lb/>
            <cb type="start"/>
            <list>
              <item> Barschaft- Zinsfuß<lb/>
ProzenteProzente</item>
              <item> 100.N.....2</item>
              <item> 100,0 ......'  .... 2-/2,</item>
              <item/>
              <item> 83,3 .  .  .  . .</item>
              <item/>
              <item> 71,4 .  . ........ 4'/,</item>
              <item/>
              <item> ..... 5'/,</item>
              <item/>
              <item> .....</item>
              <item> 52,ö.....</item>
            </list>
            <cb/><lb/>
            <list>
              <item> Barschaft- Zinsfuß<lb/>
ProzenteProzente</item>
              <item> .  V    .  . 8'/2<lb/>
'</item>
              <item> 47,«;..........   8 .</item>
              <item/>
              <item> 40,0.....</item>
              <item/>
              <item> 28,6  .  .  .  . ,</item>
              <item> '24&gt;6 .  .&gt;.  . .</item>
              <item/>
              <item/>
              <item/>
              <item/>
            </list><lb/>
            <cb type="end"/><lb/>
            <p xml:id="ID_491" next="#ID_492"> Es läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß diese Stufenleiter in zu<lb/>
starker Progression angelegt ist. In der That kann auch die Bank von Eng¬<lb/>
land, die wegen ihrer fehlerhaften Einrichtung, von der wir weiter unten<lb/>
sprechen werden, gerade in den schwierigsten Zeiten einen ungeheuern Baar-<lb/>
schatz in seinem höchsten Stande nicht zur Unterstützung des bedrängten Ver¬<lb/>
kehrs gebrauchen darf, gar nicht als Maßstab dienen. Dies hat auch der<lb/>
Verfasser selbst gefühlt, denn er läßt auch die Eventualität zu, daß die Stufen¬<lb/>
leiter mit einem Zinssatz von Prozent beginne. Allein auch unter dieser<lb/>
Voraussetzung wäre dieselbe zu schroff, denn schon bei der sogenannten Drittels-<lb/>
Deckung würde der Discontosatz elf Prozent überschreiten. In gemäßigterer<lb/>
Progression ist diese Stufenleiter ein Maßstab der für jede Bankdirektion<lb/>
selbstverständlich sein muß und wenn dieser Borschlag den Bankverwaltungen<lb/>
also auch nichts neues sagt, so war dessen Veröffentlichung doch ganz zweck¬<lb/>
mäßig um sich das wirksame Mittel zu veranschaulichen, welches die Banken</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0153] geboten sind. Da nun überdies die Führung der Bank von Frankreich, welche dieser Schranke ganz entbehrt, von allen Bankautoritäten als Muster hinge¬ stellt wird, so halten wir es für zweckmäßiger, daß bei der Zettelbankorgani¬ sation der Zukunft die Schablone der Drittels-Deckung hinwegfalle. Der je¬ weilig erforderliche Umfang der Baarschaft muß gänzlich dem besten Ermessen der Bankdirektion anheimgegeben werden. In neuester Zeit hat Herr Ernst Seyd in London bei Gelegenheit der Berathung des deutschen Reichsbankge¬ setzes den Versuch gemacht, eine Art Regulativ, einen Kraftmesser für die Bnnkdirektionen aufzustellen, nach welchem sie ihre bankpolitischen Maßregeln zu richten hätten. Selbstverständlich ist auch ihm das Hauptmittel, um das Gleichgewicht zwischen Zettelumlauf und Baarbestand aufrecht zu erhalten — die Veränderung des Discontvsatzes. Er stellt nun an der Hand der Erfah¬ rungen über das Verhältniß des Baarbestandes zum Discontosatz der Bank von England eine Stufenleiter des Verhältnisses auf, in welchem der Metall¬ schatz zur Höhe des Zinsfußes stehen sollte und welche als Richtschnur für die Bankverwaltungen dienen könnte. Dieselbe ist folgende: Barschaft- Zinsfuß ProzenteProzente 100.N.....2 100,0 ......' .... 2-/2, 83,3 . . . . . 71,4 . . ........ 4'/, ..... 5'/, ..... 52,ö..... Barschaft- Zinsfuß ProzenteProzente . V . . 8'/2 ' 47,«;.......... 8 . 40,0..... 28,6 . . . . , '24>6 . .>. . . Es läßt sich auf den ersten Blick erkennen, daß diese Stufenleiter in zu starker Progression angelegt ist. In der That kann auch die Bank von Eng¬ land, die wegen ihrer fehlerhaften Einrichtung, von der wir weiter unten sprechen werden, gerade in den schwierigsten Zeiten einen ungeheuern Baar- schatz in seinem höchsten Stande nicht zur Unterstützung des bedrängten Ver¬ kehrs gebrauchen darf, gar nicht als Maßstab dienen. Dies hat auch der Verfasser selbst gefühlt, denn er läßt auch die Eventualität zu, daß die Stufen¬ leiter mit einem Zinssatz von Prozent beginne. Allein auch unter dieser Voraussetzung wäre dieselbe zu schroff, denn schon bei der sogenannten Drittels- Deckung würde der Discontosatz elf Prozent überschreiten. In gemäßigterer Progression ist diese Stufenleiter ein Maßstab der für jede Bankdirektion selbstverständlich sein muß und wenn dieser Borschlag den Bankverwaltungen also auch nichts neues sagt, so war dessen Veröffentlichung doch ganz zweck¬ mäßig um sich das wirksame Mittel zu veranschaulichen, welches die Banken

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/153
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/153>, abgerufen am 06.02.2025.