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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.

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Silbers zu sinken und letzteres verdrängte bei der in der Schweiz herrschenden
Doppelwährung das in höherem Cours stehende Gold. Da der schweizerische
Geschäftsverkehr aber seit zehn Jahren den Gebrauch der Silberthaler verlernt
hatte und das Publikum sich davon sehr belästigt fand, so wurde es fast wider
Willen gezwungen, größeren Gebrauch von den Banknoten zu machen. Bis
vor wenigen Jahren aber stand die Schweiz in der Noteneirculation hinter
den Staaten mit centralisirten oder gemischtem Notenbankwesen weit zurück
und nur Baiern würde noch weiter dahinter bleiben, wenn man nur die
Emission der bairischen Hypotheken- und Wechselbank in Anschlag brächte,
welche fünf Franken auf den Kopf betrug, allein dieses Verhältniß ist nur
scheinbar, weil in Baiern bislang auch Noten der preußischen und der Frank¬
furter Bank in großen Summen circuliren und weil auch noch 21 Millionen
Gulden Staatspapiergeld im Umlauf waren.

Die Wirkung der Zettelbankfreiheit auf den Umfang der Notenemission
läßt sich am besten durch einen Vergleich mit den Staaten centralisirter und
gemischer Zettelbankorganisation erkennen. Wir wählen zu der nachfolgenden
Tabelle die Ausweise von den Jahren 1867 und 1868, weil da in Frankreich
der Zwangscours noch nicht bestand und überhaupt die wirthschaftlichen Aus¬
nahme-Zustände noch nicht begonnen hatten, welche durch den Krieg, die
Milliarden-Zahlung, die deutsche Münzresorm und die Krisis hervorgerufen
worden sind.

Notenumlauf
per Kopf:
Sämmtliche Zollvereinsbanken mit Ausschlussder
. . 17.5
Bank von England per Kopf der Bevölkerungvon
. . 2g.c>
Dieselbe per Kopf von England und Wales.. . 29.0
Preußische Bank 31. Dezbr. i8<i7 ....
93 englische Joint-Stockbcmken mit Bank von Eng-
Bank von England .
93 Joint-Stockbankcn
12 schottische Banken
V irische Banken

Nachdem wir somit die Hauptmomente des statistischen Thatbestandes
vorgeführt, wollen wir zur Prüfung der wesentlichen Gründe übergehen, welche
sowohl zu Gunsten der Einheit wie der Vielheit der Zettelbanken angeführt
werden. Diese Gründe sind am eingehendsten bei Gelegenheit der französischen


Silbers zu sinken und letzteres verdrängte bei der in der Schweiz herrschenden
Doppelwährung das in höherem Cours stehende Gold. Da der schweizerische
Geschäftsverkehr aber seit zehn Jahren den Gebrauch der Silberthaler verlernt
hatte und das Publikum sich davon sehr belästigt fand, so wurde es fast wider
Willen gezwungen, größeren Gebrauch von den Banknoten zu machen. Bis
vor wenigen Jahren aber stand die Schweiz in der Noteneirculation hinter
den Staaten mit centralisirten oder gemischtem Notenbankwesen weit zurück
und nur Baiern würde noch weiter dahinter bleiben, wenn man nur die
Emission der bairischen Hypotheken- und Wechselbank in Anschlag brächte,
welche fünf Franken auf den Kopf betrug, allein dieses Verhältniß ist nur
scheinbar, weil in Baiern bislang auch Noten der preußischen und der Frank¬
furter Bank in großen Summen circuliren und weil auch noch 21 Millionen
Gulden Staatspapiergeld im Umlauf waren.

Die Wirkung der Zettelbankfreiheit auf den Umfang der Notenemission
läßt sich am besten durch einen Vergleich mit den Staaten centralisirter und
gemischer Zettelbankorganisation erkennen. Wir wählen zu der nachfolgenden
Tabelle die Ausweise von den Jahren 1867 und 1868, weil da in Frankreich
der Zwangscours noch nicht bestand und überhaupt die wirthschaftlichen Aus¬
nahme-Zustände noch nicht begonnen hatten, welche durch den Krieg, die
Milliarden-Zahlung, die deutsche Münzresorm und die Krisis hervorgerufen
worden sind.

Notenumlauf
per Kopf:
Sämmtliche Zollvereinsbanken mit Ausschlussder
. . 17.5
Bank von England per Kopf der Bevölkerungvon
. . 2g.c>
Dieselbe per Kopf von England und Wales.. . 29.0
Preußische Bank 31. Dezbr. i8<i7 ....
93 englische Joint-Stockbcmken mit Bank von Eng-
Bank von England .
93 Joint-Stockbankcn
12 schottische Banken
V irische Banken

Nachdem wir somit die Hauptmomente des statistischen Thatbestandes
vorgeführt, wollen wir zur Prüfung der wesentlichen Gründe übergehen, welche
sowohl zu Gunsten der Einheit wie der Vielheit der Zettelbanken angeführt
werden. Diese Gründe sind am eingehendsten bei Gelegenheit der französischen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134976/115>, abgerufen am 06.02.2025.