Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. II. Band.seine Speculation auf Roderich's Liebesneigung zu Cava schlägt ihm fehl. Da "Du aber weißt, das schreckt den Priester nicht: Er bekennt, zu des Papstes Füßen, in Rom, seine Ideen über die Macht "der Kirche Herrschaft gründet Nodench beruft sich gegen diese Theorien auf das Gefühl der Menschen
Noderich setzt in längerer Ausführung darauf seine Gefühle auseinander, "Sind red: seine Speculation auf Roderich's Liebesneigung zu Cava schlägt ihm fehl. Da „Du aber weißt, das schreckt den Priester nicht: Er bekennt, zu des Papstes Füßen, in Rom, seine Ideen über die Macht „der Kirche Herrschaft gründet Nodench beruft sich gegen diese Theorien auf das Gefühl der Menschen
Noderich setzt in längerer Ausführung darauf seine Gefühle auseinander, „Sind red: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/133395"/> <p xml:id="ID_333" prev="#ID_332"> seine Speculation auf Roderich's Liebesneigung zu Cava schlägt ihm fehl. Da<lb/> erst sieht auch Sindred diesen Kampf an für einen unvermeidlichen, da erst<lb/> enthüllt sich uns seine ganze priesterliche Energie. Im dritten Akt (Scene 5),<lb/> nachdem die ersten Plänkeleien der Gegensätze vorüber, treten sich die Prinzipien<lb/> offen und unverhüllt entgegen. Als Roderich ihm droht: „Du weißt: den Hoch¬<lb/> verrath trifft Tod," antwortet er stolz:</p><lb/> <quote> „Du aber weißt, das schreckt den Priester nicht:<lb/> Er steht am höchsten auf dem Blutgerüst!"</quote><lb/> <p xml:id="ID_334"> Er bekennt, zu des Papstes Füßen, in Rom, seine Ideen über die Macht<lb/> und das Recht der Kirche gelernt zu haben; er spricht auch unverholen das<lb/> Axiom der Kirche aus:</p><lb/> <quote> „der Kirche Herrschaft gründet<lb/> Auf sünd'ger Schwäche menschlicher Natur.<lb/> Schlecht ist und schwach der Mensch: erbsündig wuchert<lb/> Die Selbstsucht von Geschlecht fort zu Geschlecht:<lb/> Auf Erden sucht die Menschheit und im Himmel<lb/> Stets nur das eigne Wohl, wer dies ihr spendet,<lb/> Wer dies ihr sichert, der beherrscht sie ganz.<lb/> Lernt nun die zage Seele, daß auf kurze,<lb/> Sehr kurze Erdenzeit das Jenseits folgt,<lb/> Mit co'gen Wonnen oder co'ger Qual,<lb/> Blindlings gehorcht die bange Schaar der Hand,<lb/> Die, wie sie weiß, des Himmels und der Hölle<lb/> Furchtbare Pforten aufthut oder schließt!<lb/> Denn feig, gemein und elend ist der Mensch."</quote><lb/> <p xml:id="ID_335"> Nodench beruft sich gegen diese Theorien auf das Gefühl der Menschen<lb/> für ein größeres Ganze:</p><lb/> <quote> <p xml:id="ID_336"> „Nein, Priester! Nein! laut straft mein Herz Dich Lügen:<lb/> Nicht Selbstsucht nur pocht in des Mannes Brust:<lb/> Begeistert bringt er sich als Opfer dar,<lb/> Gilt es sein Höchstes — Volk und Vaterland.</p> <p xml:id="ID_337"> An diese todten Götzen glaubst du noch?</p> <note type="speaker"> Sindred:</note><lb/> <note type="speaker"> Noderich: </note> <p xml:id="ID_338"> Sie sind nicht Götzen und sie sind nicht todt.</p><lb/> <note type="speaker"> Sindred:</note> <p xml:id="ID_339"> Wohl, jeder schafft sich thöricht ein Idol,<lb/> Das ihm als'Höchstes gilt und betet's an —<lb/> Und liebt und betet an doch nur — sich selbst."</p> </quote><lb/> <p xml:id="ID_340"> Noderich setzt in längerer Ausführung darauf seine Gefühle auseinander,<lb/> zuletzt seine begeisterte Liebe für sein Gothenvolk. Darauf</p><lb/> <quote> <note type="speaker"> „Sind red: </note> <p xml:id="ID_341"> Und doch ist Selbstsucht diese Liebe auch,<lb/> Nur bohre, sein're als der großen Menge:<lb/> Und niemals wird, Dir ähnlich, diese Menge<lb/> Im Staat, in VolkeSehrc, Volksfreiheit</p> </quote><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
seine Speculation auf Roderich's Liebesneigung zu Cava schlägt ihm fehl. Da
erst sieht auch Sindred diesen Kampf an für einen unvermeidlichen, da erst
enthüllt sich uns seine ganze priesterliche Energie. Im dritten Akt (Scene 5),
nachdem die ersten Plänkeleien der Gegensätze vorüber, treten sich die Prinzipien
offen und unverhüllt entgegen. Als Roderich ihm droht: „Du weißt: den Hoch¬
verrath trifft Tod," antwortet er stolz:
„Du aber weißt, das schreckt den Priester nicht:
Er steht am höchsten auf dem Blutgerüst!"
Er bekennt, zu des Papstes Füßen, in Rom, seine Ideen über die Macht
und das Recht der Kirche gelernt zu haben; er spricht auch unverholen das
Axiom der Kirche aus:
„der Kirche Herrschaft gründet
Auf sünd'ger Schwäche menschlicher Natur.
Schlecht ist und schwach der Mensch: erbsündig wuchert
Die Selbstsucht von Geschlecht fort zu Geschlecht:
Auf Erden sucht die Menschheit und im Himmel
Stets nur das eigne Wohl, wer dies ihr spendet,
Wer dies ihr sichert, der beherrscht sie ganz.
Lernt nun die zage Seele, daß auf kurze,
Sehr kurze Erdenzeit das Jenseits folgt,
Mit co'gen Wonnen oder co'ger Qual,
Blindlings gehorcht die bange Schaar der Hand,
Die, wie sie weiß, des Himmels und der Hölle
Furchtbare Pforten aufthut oder schließt!
Denn feig, gemein und elend ist der Mensch."
Nodench beruft sich gegen diese Theorien auf das Gefühl der Menschen
für ein größeres Ganze:
„Nein, Priester! Nein! laut straft mein Herz Dich Lügen:
Nicht Selbstsucht nur pocht in des Mannes Brust:
Begeistert bringt er sich als Opfer dar,
Gilt es sein Höchstes — Volk und Vaterland.
An diese todten Götzen glaubst du noch?
Sindred:
Noderich: Sie sind nicht Götzen und sie sind nicht todt.
Sindred: Wohl, jeder schafft sich thöricht ein Idol,
Das ihm als'Höchstes gilt und betet's an —
Und liebt und betet an doch nur — sich selbst."
Noderich setzt in längerer Ausführung darauf seine Gefühle auseinander,
zuletzt seine begeisterte Liebe für sein Gothenvolk. Darauf
„Sind red: Und doch ist Selbstsucht diese Liebe auch,
Nur bohre, sein're als der großen Menge:
Und niemals wird, Dir ähnlich, diese Menge
Im Staat, in VolkeSehrc, Volksfreiheit
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