Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zufüllen, sechs Kompagnien des Regiments Elisabeth ") vor; aber so ent¬
schlossen und schnell ihr Anrücken auch war: es brachte ebenfalls argen Verlust.
Die Grenadier-Compagnien verloren fast alle ihre Offiziere.

Die nun zusammenhangende Gefechtslinie der 3. Garde-Jnfanterie-Bri-
gade wurde zwar auf beiden Seiten von gegnerischen Abtheilungen flankirt;
aber diese exponirte Lage gewährte doch den Vortheil, daß sie nahe genug
am Feinde war, um das Zündnadelgewehr zur Wirkung kommen zu lassen.
Jeder Angriff, auch der von Reiterei, wurde abgewiesen; Fortschritte aber
konnten allerdings nicht gemacht werden, und um 7 Uhr kam das Gefecht
hier zum Stehn.

Zur Linken der Garde-Brigade war indessen General v. Wittich mit vier
hessischen Bataillonen vorgegangen, und diese suchten mit rühmlichster Hin¬
gebung durch Einwirkung auf die rechte Flanke des Feindes das Vorgehn
der Preußen zu erleichtern. Major Hahn und Oberstlieutenant Stamm be¬
zahlten dies Unternehmen mit dem Leben; aber alle Versuche scheiterten an
dem Feuer des Gegners, das auf dem sanft nach Westen abfallenden freiem
Höhenhange wahrhaft vernichtend wirkte. Das Vorschieben des linken Flügels
der Infanterie des 9. Corps wurde von der Artillerie sofort benutzt, um zum
Theil in bessere Positionen vorzugehn. -- Der rechte Flügel des 9. Corps,
der am Nordrande des Bois des Genivaux stand, vermochte keine Fortschritte
zu erzielen. Die wiederholt mit großer Entschlossenheit unternommenen Ver¬
suche scheiterten immer an der feindlichen Position von la Folie, namentlich
an dem vor dieser Ferne gelegenen kleinen Waldstück, welches endlich gegen
7 Uhr von der Artillerie des 3. Armee-Corps unter ein furchtbares Feuer
genommen wurde. -- Für die Infanterie kam um jene Stunde aber auch
hier auf dem rechten Flügel des 9. Corps das Gefecht zum Stehn.


Garde-Corps und XII. Corps.

Fassen wir nun den Angriff des Garde-Corps ins Auge!

Um 6'/, Uhr führte General v. Budritzki die 4. Garde-Infanterie-
Brigade in zwei Treffen mit vorgezogenen Schützenlinien von Se. An aus
gegen den Ostrand von Se. Privat: links die Kaiser-Franz-Grenadiere, rechts
das Regiment Königin. -- Die Bodenverhältnisse waren hier sehr ähnlich
denen, welche für die 3. Garde-Jnfanterie-Brigade auf dem linken Flügel des
9. Corps so verhängnißvoll geworden war. Schon während ihrer Entwicklung
bei Se. An sah sich die 4. Garde-Brigade von einem Hagel von Geschossen
überschüttet, welcher mit jedem Schritt vorwärts verheerender ward und da¬
durch noch besonders gesteigert wurde, daß die Chassepotkugeln von dem harten



*) Die Füsiliere und zwei Compagnien 1. Bataillons. (Die 1, und 4. Compagnie^waren
an die Maas detachivt.)

zufüllen, sechs Kompagnien des Regiments Elisabeth ") vor; aber so ent¬
schlossen und schnell ihr Anrücken auch war: es brachte ebenfalls argen Verlust.
Die Grenadier-Compagnien verloren fast alle ihre Offiziere.

Die nun zusammenhangende Gefechtslinie der 3. Garde-Jnfanterie-Bri-
gade wurde zwar auf beiden Seiten von gegnerischen Abtheilungen flankirt;
aber diese exponirte Lage gewährte doch den Vortheil, daß sie nahe genug
am Feinde war, um das Zündnadelgewehr zur Wirkung kommen zu lassen.
Jeder Angriff, auch der von Reiterei, wurde abgewiesen; Fortschritte aber
konnten allerdings nicht gemacht werden, und um 7 Uhr kam das Gefecht
hier zum Stehn.

Zur Linken der Garde-Brigade war indessen General v. Wittich mit vier
hessischen Bataillonen vorgegangen, und diese suchten mit rühmlichster Hin¬
gebung durch Einwirkung auf die rechte Flanke des Feindes das Vorgehn
der Preußen zu erleichtern. Major Hahn und Oberstlieutenant Stamm be¬
zahlten dies Unternehmen mit dem Leben; aber alle Versuche scheiterten an
dem Feuer des Gegners, das auf dem sanft nach Westen abfallenden freiem
Höhenhange wahrhaft vernichtend wirkte. Das Vorschieben des linken Flügels
der Infanterie des 9. Corps wurde von der Artillerie sofort benutzt, um zum
Theil in bessere Positionen vorzugehn. — Der rechte Flügel des 9. Corps,
der am Nordrande des Bois des Genivaux stand, vermochte keine Fortschritte
zu erzielen. Die wiederholt mit großer Entschlossenheit unternommenen Ver¬
suche scheiterten immer an der feindlichen Position von la Folie, namentlich
an dem vor dieser Ferne gelegenen kleinen Waldstück, welches endlich gegen
7 Uhr von der Artillerie des 3. Armee-Corps unter ein furchtbares Feuer
genommen wurde. — Für die Infanterie kam um jene Stunde aber auch
hier auf dem rechten Flügel des 9. Corps das Gefecht zum Stehn.


Garde-Corps und XII. Corps.

Fassen wir nun den Angriff des Garde-Corps ins Auge!

Um 6'/, Uhr führte General v. Budritzki die 4. Garde-Infanterie-
Brigade in zwei Treffen mit vorgezogenen Schützenlinien von Se. An aus
gegen den Ostrand von Se. Privat: links die Kaiser-Franz-Grenadiere, rechts
das Regiment Königin. — Die Bodenverhältnisse waren hier sehr ähnlich
denen, welche für die 3. Garde-Jnfanterie-Brigade auf dem linken Flügel des
9. Corps so verhängnißvoll geworden war. Schon während ihrer Entwicklung
bei Se. An sah sich die 4. Garde-Brigade von einem Hagel von Geschossen
überschüttet, welcher mit jedem Schritt vorwärts verheerender ward und da¬
durch noch besonders gesteigert wurde, daß die Chassepotkugeln von dem harten



*) Die Füsiliere und zwei Compagnien 1. Bataillons. (Die 1, und 4. Compagnie^waren
an die Maas detachivt.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132858"/>
            <p xml:id="ID_342" prev="#ID_341"> zufüllen, sechs Kompagnien des Regiments Elisabeth ") vor; aber so ent¬<lb/>
schlossen und schnell ihr Anrücken auch war: es brachte ebenfalls argen Verlust.<lb/>
Die Grenadier-Compagnien verloren fast alle ihre Offiziere.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_343"> Die nun zusammenhangende Gefechtslinie der 3. Garde-Jnfanterie-Bri-<lb/>
gade wurde zwar auf beiden Seiten von gegnerischen Abtheilungen flankirt;<lb/>
aber diese exponirte Lage gewährte doch den Vortheil, daß sie nahe genug<lb/>
am Feinde war, um das Zündnadelgewehr zur Wirkung kommen zu lassen.<lb/>
Jeder Angriff, auch der von Reiterei, wurde abgewiesen; Fortschritte aber<lb/>
konnten allerdings nicht gemacht werden, und um 7 Uhr kam das Gefecht<lb/>
hier zum Stehn.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_344"> Zur Linken der Garde-Brigade war indessen General v. Wittich mit vier<lb/>
hessischen Bataillonen vorgegangen, und diese suchten mit rühmlichster Hin¬<lb/>
gebung durch Einwirkung auf die rechte Flanke des Feindes das Vorgehn<lb/>
der Preußen zu erleichtern. Major Hahn und Oberstlieutenant Stamm be¬<lb/>
zahlten dies Unternehmen mit dem Leben; aber alle Versuche scheiterten an<lb/>
dem Feuer des Gegners, das auf dem sanft nach Westen abfallenden freiem<lb/>
Höhenhange wahrhaft vernichtend wirkte. Das Vorschieben des linken Flügels<lb/>
der Infanterie des 9. Corps wurde von der Artillerie sofort benutzt, um zum<lb/>
Theil in bessere Positionen vorzugehn. &#x2014; Der rechte Flügel des 9. Corps,<lb/>
der am Nordrande des Bois des Genivaux stand, vermochte keine Fortschritte<lb/>
zu erzielen. Die wiederholt mit großer Entschlossenheit unternommenen Ver¬<lb/>
suche scheiterten immer an der feindlichen Position von la Folie, namentlich<lb/>
an dem vor dieser Ferne gelegenen kleinen Waldstück, welches endlich gegen<lb/>
7 Uhr von der Artillerie des 3. Armee-Corps unter ein furchtbares Feuer<lb/>
genommen wurde. &#x2014; Für die Infanterie kam um jene Stunde aber auch<lb/>
hier auf dem rechten Flügel des 9. Corps das Gefecht zum Stehn.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Garde-Corps und XII. Corps.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_345"> Fassen wir nun den Angriff des Garde-Corps ins Auge!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_346" next="#ID_347"> Um 6'/, Uhr führte General v. Budritzki die 4. Garde-Infanterie-<lb/>
Brigade in zwei Treffen mit vorgezogenen Schützenlinien von Se. An aus<lb/>
gegen den Ostrand von Se. Privat: links die Kaiser-Franz-Grenadiere, rechts<lb/>
das Regiment Königin. &#x2014; Die Bodenverhältnisse waren hier sehr ähnlich<lb/>
denen, welche für die 3. Garde-Jnfanterie-Brigade auf dem linken Flügel des<lb/>
9. Corps so verhängnißvoll geworden war. Schon während ihrer Entwicklung<lb/>
bei Se. An sah sich die 4. Garde-Brigade von einem Hagel von Geschossen<lb/>
überschüttet, welcher mit jedem Schritt vorwärts verheerender ward und da¬<lb/>
durch noch besonders gesteigert wurde, daß die Chassepotkugeln von dem harten</p><lb/>
            <note xml:id="FID_18" place="foot"> *) Die Füsiliere und zwei Compagnien 1. Bataillons. (Die 1, und 4. Compagnie^waren<lb/>
an die Maas detachivt.)</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0098] zufüllen, sechs Kompagnien des Regiments Elisabeth ") vor; aber so ent¬ schlossen und schnell ihr Anrücken auch war: es brachte ebenfalls argen Verlust. Die Grenadier-Compagnien verloren fast alle ihre Offiziere. Die nun zusammenhangende Gefechtslinie der 3. Garde-Jnfanterie-Bri- gade wurde zwar auf beiden Seiten von gegnerischen Abtheilungen flankirt; aber diese exponirte Lage gewährte doch den Vortheil, daß sie nahe genug am Feinde war, um das Zündnadelgewehr zur Wirkung kommen zu lassen. Jeder Angriff, auch der von Reiterei, wurde abgewiesen; Fortschritte aber konnten allerdings nicht gemacht werden, und um 7 Uhr kam das Gefecht hier zum Stehn. Zur Linken der Garde-Brigade war indessen General v. Wittich mit vier hessischen Bataillonen vorgegangen, und diese suchten mit rühmlichster Hin¬ gebung durch Einwirkung auf die rechte Flanke des Feindes das Vorgehn der Preußen zu erleichtern. Major Hahn und Oberstlieutenant Stamm be¬ zahlten dies Unternehmen mit dem Leben; aber alle Versuche scheiterten an dem Feuer des Gegners, das auf dem sanft nach Westen abfallenden freiem Höhenhange wahrhaft vernichtend wirkte. Das Vorschieben des linken Flügels der Infanterie des 9. Corps wurde von der Artillerie sofort benutzt, um zum Theil in bessere Positionen vorzugehn. — Der rechte Flügel des 9. Corps, der am Nordrande des Bois des Genivaux stand, vermochte keine Fortschritte zu erzielen. Die wiederholt mit großer Entschlossenheit unternommenen Ver¬ suche scheiterten immer an der feindlichen Position von la Folie, namentlich an dem vor dieser Ferne gelegenen kleinen Waldstück, welches endlich gegen 7 Uhr von der Artillerie des 3. Armee-Corps unter ein furchtbares Feuer genommen wurde. — Für die Infanterie kam um jene Stunde aber auch hier auf dem rechten Flügel des 9. Corps das Gefecht zum Stehn. Garde-Corps und XII. Corps. Fassen wir nun den Angriff des Garde-Corps ins Auge! Um 6'/, Uhr führte General v. Budritzki die 4. Garde-Infanterie- Brigade in zwei Treffen mit vorgezogenen Schützenlinien von Se. An aus gegen den Ostrand von Se. Privat: links die Kaiser-Franz-Grenadiere, rechts das Regiment Königin. — Die Bodenverhältnisse waren hier sehr ähnlich denen, welche für die 3. Garde-Jnfanterie-Brigade auf dem linken Flügel des 9. Corps so verhängnißvoll geworden war. Schon während ihrer Entwicklung bei Se. An sah sich die 4. Garde-Brigade von einem Hagel von Geschossen überschüttet, welcher mit jedem Schritt vorwärts verheerender ward und da¬ durch noch besonders gesteigert wurde, daß die Chassepotkugeln von dem harten *) Die Füsiliere und zwei Compagnien 1. Bataillons. (Die 1, und 4. Compagnie^waren an die Maas detachivt.)

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/98
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/98>, abgerufen am 23.07.2024.