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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Dicht vor der Charingcroßstation überschreitet die Charingeroß Linie
der South Eastern Bahn die Themse. Am linken Ufer des Stromes liegt
das Themsenbankment, welches natürlich ebenfalls überbrückt werden muß und
unter diesem liegt die unterirdische Eisenbahn. Hier liegen also 4 Verkehrs¬
wege in verschiedenen Höhen bei einander, jeder mit dem speziell für ihn be¬
stimmten Communicationsmittel, die beiden Bahnen und der Fluß mit Stationen,
resp. Landungsbrücken ausgerüstet, und alle diese haben untereinander durch
Tveppenanlagen directe Verbindung. Diese complicirte Kreuzungsstelle ist üb¬
rigens nicht die einzige ihrer Art, sondern häufig wiederholen sich derartige
Anordnungen.

Die Spezialkarte von London und der nächsten ländlichen Umgebung,
bis in die Gegend von Richmond und Sydenham -- die schon um deßwillen
hier mit eingeschlossen werden muß, weil ein sehr großer, wenn nicht der
größte Theil der Einwohner dieser ländlichen Districte in London selbst seinen
Geschäften nachgeht, -- weist eine Gesammtbahnlänge von rund 160 eng
lischen also ungefähr 34 deutschen Meilen auf, an denen sich 185 Personen
Stationen befinden. Allein in den letzten 12 --15 Jahren sind gegen 90 eng
lische Meilen Eisenbahnen entstanden.

Von diesen Bahnen befinden sich etwa 9 deutsche Meilen auf Maducten
und zwar tragen diese überall mindestens 2, sehr häufig aber mehr, ja sogar
bis zu 7 Gleisen.

Das Schlußglied des ganzen Londoner Eisenbahnnetzes ist durch die Me¬
tropolitan- und Metropolitandistriet-Bahn gebildet worden, die meistens unter¬
irdisch, d. h. unter dem Niveau der Straßen in Tunneln oder offenen Ein¬
schnitten geführt sind. Obgleich diese 2 Bahnen zwei verschiedenen Gesellschaf¬
ten gehören, werden sie doch gemeinschaftlich verwaltet und da sie auch ein
zusammenhängendes Ganze bilden, werden sie vom Volke schlechtweg die "Me¬
tropolitan"- oder "Underground Railway" genannt. Diese zusammenhängende
Bahn nun geht von dem nördlichen Theil der City bei Moorgate Street aus,
umfaßt in weitem Bogen den anschließenden Theil der City und das Westend
mit seinen großen Parks, führt durch Westmünster dicht an der Abtei und
dem Parlamentshaus vorbei und kehrt dann unter der Uferstraße am Themse
embankment wieder zum südlichen Theil der City, nach Mansion House, der
Bürgermeisterswohnung, zurück. Außer dieser Hauptlinie, deren beide End¬
stationen nur englische Meile von einander entfernt sind, führen noch
mehrere Nebenlinien theils als Streckbahnen nach entlegenern Stadttheilen,
theils umfassen sie wieder als geschlossener Ring weiter abliegende Stadtgegen-
den. Diese Bahn liegt überall da, wo es irgend möglich war, unter den städ¬
tischen Straßen, schneidet aber auch häusig durch bebaute Häuserviertel durch,
und wenn auch beim Bau die betreffenden Häuser mit sehr wenigen Aus-


Dicht vor der Charingcroßstation überschreitet die Charingeroß Linie
der South Eastern Bahn die Themse. Am linken Ufer des Stromes liegt
das Themsenbankment, welches natürlich ebenfalls überbrückt werden muß und
unter diesem liegt die unterirdische Eisenbahn. Hier liegen also 4 Verkehrs¬
wege in verschiedenen Höhen bei einander, jeder mit dem speziell für ihn be¬
stimmten Communicationsmittel, die beiden Bahnen und der Fluß mit Stationen,
resp. Landungsbrücken ausgerüstet, und alle diese haben untereinander durch
Tveppenanlagen directe Verbindung. Diese complicirte Kreuzungsstelle ist üb¬
rigens nicht die einzige ihrer Art, sondern häufig wiederholen sich derartige
Anordnungen.

Die Spezialkarte von London und der nächsten ländlichen Umgebung,
bis in die Gegend von Richmond und Sydenham — die schon um deßwillen
hier mit eingeschlossen werden muß, weil ein sehr großer, wenn nicht der
größte Theil der Einwohner dieser ländlichen Districte in London selbst seinen
Geschäften nachgeht, — weist eine Gesammtbahnlänge von rund 160 eng
lischen also ungefähr 34 deutschen Meilen auf, an denen sich 185 Personen
Stationen befinden. Allein in den letzten 12 —15 Jahren sind gegen 90 eng
lische Meilen Eisenbahnen entstanden.

Von diesen Bahnen befinden sich etwa 9 deutsche Meilen auf Maducten
und zwar tragen diese überall mindestens 2, sehr häufig aber mehr, ja sogar
bis zu 7 Gleisen.

Das Schlußglied des ganzen Londoner Eisenbahnnetzes ist durch die Me¬
tropolitan- und Metropolitandistriet-Bahn gebildet worden, die meistens unter¬
irdisch, d. h. unter dem Niveau der Straßen in Tunneln oder offenen Ein¬
schnitten geführt sind. Obgleich diese 2 Bahnen zwei verschiedenen Gesellschaf¬
ten gehören, werden sie doch gemeinschaftlich verwaltet und da sie auch ein
zusammenhängendes Ganze bilden, werden sie vom Volke schlechtweg die „Me¬
tropolitan"- oder „Underground Railway" genannt. Diese zusammenhängende
Bahn nun geht von dem nördlichen Theil der City bei Moorgate Street aus,
umfaßt in weitem Bogen den anschließenden Theil der City und das Westend
mit seinen großen Parks, führt durch Westmünster dicht an der Abtei und
dem Parlamentshaus vorbei und kehrt dann unter der Uferstraße am Themse
embankment wieder zum südlichen Theil der City, nach Mansion House, der
Bürgermeisterswohnung, zurück. Außer dieser Hauptlinie, deren beide End¬
stationen nur englische Meile von einander entfernt sind, führen noch
mehrere Nebenlinien theils als Streckbahnen nach entlegenern Stadttheilen,
theils umfassen sie wieder als geschlossener Ring weiter abliegende Stadtgegen-
den. Diese Bahn liegt überall da, wo es irgend möglich war, unter den städ¬
tischen Straßen, schneidet aber auch häusig durch bebaute Häuserviertel durch,
und wenn auch beim Bau die betreffenden Häuser mit sehr wenigen Aus-


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[0087] Dicht vor der Charingcroßstation überschreitet die Charingeroß Linie der South Eastern Bahn die Themse. Am linken Ufer des Stromes liegt das Themsenbankment, welches natürlich ebenfalls überbrückt werden muß und unter diesem liegt die unterirdische Eisenbahn. Hier liegen also 4 Verkehrs¬ wege in verschiedenen Höhen bei einander, jeder mit dem speziell für ihn be¬ stimmten Communicationsmittel, die beiden Bahnen und der Fluß mit Stationen, resp. Landungsbrücken ausgerüstet, und alle diese haben untereinander durch Tveppenanlagen directe Verbindung. Diese complicirte Kreuzungsstelle ist üb¬ rigens nicht die einzige ihrer Art, sondern häufig wiederholen sich derartige Anordnungen. Die Spezialkarte von London und der nächsten ländlichen Umgebung, bis in die Gegend von Richmond und Sydenham — die schon um deßwillen hier mit eingeschlossen werden muß, weil ein sehr großer, wenn nicht der größte Theil der Einwohner dieser ländlichen Districte in London selbst seinen Geschäften nachgeht, — weist eine Gesammtbahnlänge von rund 160 eng lischen also ungefähr 34 deutschen Meilen auf, an denen sich 185 Personen Stationen befinden. Allein in den letzten 12 —15 Jahren sind gegen 90 eng lische Meilen Eisenbahnen entstanden. Von diesen Bahnen befinden sich etwa 9 deutsche Meilen auf Maducten und zwar tragen diese überall mindestens 2, sehr häufig aber mehr, ja sogar bis zu 7 Gleisen. Das Schlußglied des ganzen Londoner Eisenbahnnetzes ist durch die Me¬ tropolitan- und Metropolitandistriet-Bahn gebildet worden, die meistens unter¬ irdisch, d. h. unter dem Niveau der Straßen in Tunneln oder offenen Ein¬ schnitten geführt sind. Obgleich diese 2 Bahnen zwei verschiedenen Gesellschaf¬ ten gehören, werden sie doch gemeinschaftlich verwaltet und da sie auch ein zusammenhängendes Ganze bilden, werden sie vom Volke schlechtweg die „Me¬ tropolitan"- oder „Underground Railway" genannt. Diese zusammenhängende Bahn nun geht von dem nördlichen Theil der City bei Moorgate Street aus, umfaßt in weitem Bogen den anschließenden Theil der City und das Westend mit seinen großen Parks, führt durch Westmünster dicht an der Abtei und dem Parlamentshaus vorbei und kehrt dann unter der Uferstraße am Themse embankment wieder zum südlichen Theil der City, nach Mansion House, der Bürgermeisterswohnung, zurück. Außer dieser Hauptlinie, deren beide End¬ stationen nur englische Meile von einander entfernt sind, führen noch mehrere Nebenlinien theils als Streckbahnen nach entlegenern Stadttheilen, theils umfassen sie wieder als geschlossener Ring weiter abliegende Stadtgegen- den. Diese Bahn liegt überall da, wo es irgend möglich war, unter den städ¬ tischen Straßen, schneidet aber auch häusig durch bebaute Häuserviertel durch, und wenn auch beim Bau die betreffenden Häuser mit sehr wenigen Aus-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/87>, abgerufen am 23.07.2024.