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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Berghaus' und Vogel's Namen tragen und auf denen Zeichner wie Habenicht,
Hanemann, Friedrichsen u. A, stehen. Mit Recht hat z. B. die ".Blattkarte
der Vereinigten Staaten von Petermann diesseit wie jenseit des Oceans großes
Aufsehen erregt, man stand nicht an von competenter Seite sie in Nord¬
amerika selbst für weitaus die beste und zuverlässigste Karte in ihrer Art zu
erklären -- gewiß kein geringes Zugeständnis) von Seiten der Amerikaner,
aber ein Stolz für die deutsche Kartographie. Die Karte -- wie alle übrigen
in Kupferstich ausgeführt -- ist im Maßstabe von 1:3,700,000 gezeichnet
und giebt, ohne daß der Uebersicht geschadet wird, eine ganz erstaunliche Menge
Material. Daß in den Neuenglandstaaten, wo Ortschaften und Eisenbahnen
sich in großartiger Menge häufen, das Bild noch ein klares blieb, muß als
ein Triumph der Technik bezeichnet werden. Es ist nicht nöthig, besonders
hervorzuheben, wie überall das neueste und beste Material benutzt wurde, wie
im Westen, namentlich in den Felsengebirgen, bereits alle neuen Forschungen
z. B. Professor Hayden's, ausgiebig verwerthet sind. Im Westen sind auch
die wichtigsten Routen der Entdecker eingetragen, ebenso die Indianerreser¬
vationen durch besondere Farbe ausgezeichnet. Auf gleicher Stufe der Aus¬
führung stehen die Karten von Nußland, jene von Frankreich und Spanien
(von Vogel), die gegenwärtig von besonderen Interesse sind. Als ein jeden
Geographen erfreuendes Meisterwerk ist noch besonders die Petermann'sche Karte
von Nord- und Mittelasien hervorzuheben, die zugleich als Uebersicht des ge-
sammten russischen Reiches dient. Sie ist völlig neu und wie aus einem
Gusse nach neuem Material bearbeitet; war doch gerade hier in der letzten
Zeit, Dank den russischen Forschern und Kriegern, immenses geleistet worden.
Alle neuen Errungenschaften in Centralasien und der Mongolei, die Resultate
des Feldzugs nach Chiwa, der Reisen Prschewalski's, Fedtschenko's, die Arbeiten
der Engländer über Ostturkestan u. f. w. sind auf diesem Musterblatt benutzt
worden. Südamerika dagegen, das in einem veralteten Blatte jetzt vertreten
ist, verdient sicher eine Neubearbeitung in ähnlicher Weise, wozu der Anfang
in der schönen Petermann'schen Karte der argentinischen Conföderation (Er¬
gänzungsheft Ur. 39) gemacht ist. Weshalb aber die alte Stieler'sche Nord¬
polarkarte beibehalten ist, begreifen wir am wenigsten in einem Werke, das
Petermann's Namen trägt. Oder sollten uns die Schlußlieferungen nach dieser
Richtung hin noch anderweitigen Ersatz bringen?

Der größte Vortheil des Stieler'schen Allasch ist neben einem gut ge¬
wählten Formate das schnelle Erscheinen der Auflagen hintereinander. Die
vorletzte, von 84 Karten, ward '1870 vollendet und jetzt, nur fünf Jahre
später, liegt diese neue Auflage vor. Bei so schnellem Erscheinen konnte auch
das Veralten vermieden werden, dem sonst manche Atlanten gerade in unserer
Zeit verfallen. Was ist nicht alles gerade in den letzten fünf Jahren geleistet


Berghaus' und Vogel's Namen tragen und auf denen Zeichner wie Habenicht,
Hanemann, Friedrichsen u. A, stehen. Mit Recht hat z. B. die «.Blattkarte
der Vereinigten Staaten von Petermann diesseit wie jenseit des Oceans großes
Aufsehen erregt, man stand nicht an von competenter Seite sie in Nord¬
amerika selbst für weitaus die beste und zuverlässigste Karte in ihrer Art zu
erklären — gewiß kein geringes Zugeständnis) von Seiten der Amerikaner,
aber ein Stolz für die deutsche Kartographie. Die Karte — wie alle übrigen
in Kupferstich ausgeführt — ist im Maßstabe von 1:3,700,000 gezeichnet
und giebt, ohne daß der Uebersicht geschadet wird, eine ganz erstaunliche Menge
Material. Daß in den Neuenglandstaaten, wo Ortschaften und Eisenbahnen
sich in großartiger Menge häufen, das Bild noch ein klares blieb, muß als
ein Triumph der Technik bezeichnet werden. Es ist nicht nöthig, besonders
hervorzuheben, wie überall das neueste und beste Material benutzt wurde, wie
im Westen, namentlich in den Felsengebirgen, bereits alle neuen Forschungen
z. B. Professor Hayden's, ausgiebig verwerthet sind. Im Westen sind auch
die wichtigsten Routen der Entdecker eingetragen, ebenso die Indianerreser¬
vationen durch besondere Farbe ausgezeichnet. Auf gleicher Stufe der Aus¬
führung stehen die Karten von Nußland, jene von Frankreich und Spanien
(von Vogel), die gegenwärtig von besonderen Interesse sind. Als ein jeden
Geographen erfreuendes Meisterwerk ist noch besonders die Petermann'sche Karte
von Nord- und Mittelasien hervorzuheben, die zugleich als Uebersicht des ge-
sammten russischen Reiches dient. Sie ist völlig neu und wie aus einem
Gusse nach neuem Material bearbeitet; war doch gerade hier in der letzten
Zeit, Dank den russischen Forschern und Kriegern, immenses geleistet worden.
Alle neuen Errungenschaften in Centralasien und der Mongolei, die Resultate
des Feldzugs nach Chiwa, der Reisen Prschewalski's, Fedtschenko's, die Arbeiten
der Engländer über Ostturkestan u. f. w. sind auf diesem Musterblatt benutzt
worden. Südamerika dagegen, das in einem veralteten Blatte jetzt vertreten
ist, verdient sicher eine Neubearbeitung in ähnlicher Weise, wozu der Anfang
in der schönen Petermann'schen Karte der argentinischen Conföderation (Er¬
gänzungsheft Ur. 39) gemacht ist. Weshalb aber die alte Stieler'sche Nord¬
polarkarte beibehalten ist, begreifen wir am wenigsten in einem Werke, das
Petermann's Namen trägt. Oder sollten uns die Schlußlieferungen nach dieser
Richtung hin noch anderweitigen Ersatz bringen?

Der größte Vortheil des Stieler'schen Allasch ist neben einem gut ge¬
wählten Formate das schnelle Erscheinen der Auflagen hintereinander. Die
vorletzte, von 84 Karten, ward '1870 vollendet und jetzt, nur fünf Jahre
später, liegt diese neue Auflage vor. Bei so schnellem Erscheinen konnte auch
das Veralten vermieden werden, dem sonst manche Atlanten gerade in unserer
Zeit verfallen. Was ist nicht alles gerade in den letzten fünf Jahren geleistet


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/472>, abgerufen am 01.10.2024.