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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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großen sich vermehrt haben. Diese Vermehrung ist gerade am wesentlichsten
von den Pachthöfen über 400 Morgen an, von denen die letzteren innerhalb
jener 20 Jahre um 120, die von 400 -- 300 um 92, die bis 600 um 99,
bis 700 um 71. die von 1000 und 1200 um 43, die über 2000 um 26 Güter
sich vermehrt haben. Auf der anderen Seite haben sich die kleinen, und na¬
mentlich die mittleren Pachthöfe um 10,000 mit zusammen 400,000 englischen
Morgen verringert. In entsprechender Weise hat sich auch die Zahl der Pächter
der kleinen und mittleren Höfe vermindert und die der größeren vermehrt.
Die Pächter mit Höfen unter 100 Morgen haben sich um über 6000 ver¬
mindert. Gleichzeitig hat sich die Zahl der ländlichen Arbeiter in folgender
Weise vermindert. 1831 gab es einschließlich der Schäfer Und Dienstboten
ausschließlich der Arbeiter, deren Beschäftigung nicht genau bekannt ist,
1.110,311 ländliche Arbeiter; im Jahre 1861 -- 1,098,261 und im Jahre
1871 nur noch 922,034. Als ein Moment von Bedeutung darf dabei her¬
vorgehoben werden, daß die Pächter, welche gar keine Dienstboten halten
können, in 17 Grafschaften Englands innerhalb 20 Jahren von 23,340 auf
23,618 sich vermehrt haben. Dagegen hat die Zahl derjenigen Pächter, welche
1 Arbeiter halten können, um 2300, die welche 2 um 1850, die welche 3
um 1300 und die welche 4 um 1350, die welche 5 um 400 und die, welche
6 Arbeiter halten können um 323 sich vermindert. Dabei darf übrigens nicht
übersehen werden, daß von 1861 auf 1871 die Zahl derjenigen selbständigen
Unternehmer, welche landwirthschaftliche Arbeiten mittelst Maschinen in Accord
übernehmen, von 1441 auf 2152 gestiegen ist. In der Regel sind es Dampf¬
dreschmaschinen, ausnahmsweise auch Dampfpflüge, mit welchen solche Unter¬
nehmer von Hof zu Hos. von Ort zu Ort ziehen, ein Verfahren, welches sich
bereits auch am Rhein eingebürgert hat. Uebrigens hat jeder größere Pächter
seine eigene Dampfdreschmaschine. An Getretdemähmaschinen, welche eine
außerordentliche Vervollkommnung erlangt haben und wovon eine die Arbeit
von zehn Leuten verrichtet, sollen im vorigen Sommer wenigstens 40,000 in
Thätigkeit gewesen sein. Bisher legte die Getreidemähmaschine die geschnittene
Frucht nach jeder Umdrehung in kleinen Haufen hin und Arbeiter mußten
folgen, um dieselben in Garben zu binden. In neuerer Zeit ist nun auch
noch eine Garbenbindemaschine erfunden worden. Ueberhaupt ist bet der
ganzen Frage wohl zu beachten, daß die landwirthschaftliche Maschinerie seit
den Weltausstellungen eine Vollkommenheit erreicht hat, von der man in der
vorigen Generation keine Ahnung hatte. Gleichwohl ist die Anwendung der
landwirthschaftlichen Maschine auch in Großbritannien nur eine theilweise,
sie ist auch dort im Ganzen, Großen immer noch in der Einführung begriffen.
Bei meiner letzten Anwesenheit in England sah ich zwar zahlreiche Dampf¬
dreschmaschinen auf den Pachthöfen in Thätigkeit, aber ebenso erblickte ich


großen sich vermehrt haben. Diese Vermehrung ist gerade am wesentlichsten
von den Pachthöfen über 400 Morgen an, von denen die letzteren innerhalb
jener 20 Jahre um 120, die von 400 — 300 um 92, die bis 600 um 99,
bis 700 um 71. die von 1000 und 1200 um 43, die über 2000 um 26 Güter
sich vermehrt haben. Auf der anderen Seite haben sich die kleinen, und na¬
mentlich die mittleren Pachthöfe um 10,000 mit zusammen 400,000 englischen
Morgen verringert. In entsprechender Weise hat sich auch die Zahl der Pächter
der kleinen und mittleren Höfe vermindert und die der größeren vermehrt.
Die Pächter mit Höfen unter 100 Morgen haben sich um über 6000 ver¬
mindert. Gleichzeitig hat sich die Zahl der ländlichen Arbeiter in folgender
Weise vermindert. 1831 gab es einschließlich der Schäfer Und Dienstboten
ausschließlich der Arbeiter, deren Beschäftigung nicht genau bekannt ist,
1.110,311 ländliche Arbeiter; im Jahre 1861 — 1,098,261 und im Jahre
1871 nur noch 922,034. Als ein Moment von Bedeutung darf dabei her¬
vorgehoben werden, daß die Pächter, welche gar keine Dienstboten halten
können, in 17 Grafschaften Englands innerhalb 20 Jahren von 23,340 auf
23,618 sich vermehrt haben. Dagegen hat die Zahl derjenigen Pächter, welche
1 Arbeiter halten können, um 2300, die welche 2 um 1850, die welche 3
um 1300 und die welche 4 um 1350, die welche 5 um 400 und die, welche
6 Arbeiter halten können um 323 sich vermindert. Dabei darf übrigens nicht
übersehen werden, daß von 1861 auf 1871 die Zahl derjenigen selbständigen
Unternehmer, welche landwirthschaftliche Arbeiten mittelst Maschinen in Accord
übernehmen, von 1441 auf 2152 gestiegen ist. In der Regel sind es Dampf¬
dreschmaschinen, ausnahmsweise auch Dampfpflüge, mit welchen solche Unter¬
nehmer von Hof zu Hos. von Ort zu Ort ziehen, ein Verfahren, welches sich
bereits auch am Rhein eingebürgert hat. Uebrigens hat jeder größere Pächter
seine eigene Dampfdreschmaschine. An Getretdemähmaschinen, welche eine
außerordentliche Vervollkommnung erlangt haben und wovon eine die Arbeit
von zehn Leuten verrichtet, sollen im vorigen Sommer wenigstens 40,000 in
Thätigkeit gewesen sein. Bisher legte die Getreidemähmaschine die geschnittene
Frucht nach jeder Umdrehung in kleinen Haufen hin und Arbeiter mußten
folgen, um dieselben in Garben zu binden. In neuerer Zeit ist nun auch
noch eine Garbenbindemaschine erfunden worden. Ueberhaupt ist bet der
ganzen Frage wohl zu beachten, daß die landwirthschaftliche Maschinerie seit
den Weltausstellungen eine Vollkommenheit erreicht hat, von der man in der
vorigen Generation keine Ahnung hatte. Gleichwohl ist die Anwendung der
landwirthschaftlichen Maschine auch in Großbritannien nur eine theilweise,
sie ist auch dort im Ganzen, Großen immer noch in der Einführung begriffen.
Bei meiner letzten Anwesenheit in England sah ich zwar zahlreiche Dampf¬
dreschmaschinen auf den Pachthöfen in Thätigkeit, aber ebenso erblickte ich


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[0395] großen sich vermehrt haben. Diese Vermehrung ist gerade am wesentlichsten von den Pachthöfen über 400 Morgen an, von denen die letzteren innerhalb jener 20 Jahre um 120, die von 400 — 300 um 92, die bis 600 um 99, bis 700 um 71. die von 1000 und 1200 um 43, die über 2000 um 26 Güter sich vermehrt haben. Auf der anderen Seite haben sich die kleinen, und na¬ mentlich die mittleren Pachthöfe um 10,000 mit zusammen 400,000 englischen Morgen verringert. In entsprechender Weise hat sich auch die Zahl der Pächter der kleinen und mittleren Höfe vermindert und die der größeren vermehrt. Die Pächter mit Höfen unter 100 Morgen haben sich um über 6000 ver¬ mindert. Gleichzeitig hat sich die Zahl der ländlichen Arbeiter in folgender Weise vermindert. 1831 gab es einschließlich der Schäfer Und Dienstboten ausschließlich der Arbeiter, deren Beschäftigung nicht genau bekannt ist, 1.110,311 ländliche Arbeiter; im Jahre 1861 — 1,098,261 und im Jahre 1871 nur noch 922,034. Als ein Moment von Bedeutung darf dabei her¬ vorgehoben werden, daß die Pächter, welche gar keine Dienstboten halten können, in 17 Grafschaften Englands innerhalb 20 Jahren von 23,340 auf 23,618 sich vermehrt haben. Dagegen hat die Zahl derjenigen Pächter, welche 1 Arbeiter halten können, um 2300, die welche 2 um 1850, die welche 3 um 1300 und die welche 4 um 1350, die welche 5 um 400 und die, welche 6 Arbeiter halten können um 323 sich vermindert. Dabei darf übrigens nicht übersehen werden, daß von 1861 auf 1871 die Zahl derjenigen selbständigen Unternehmer, welche landwirthschaftliche Arbeiten mittelst Maschinen in Accord übernehmen, von 1441 auf 2152 gestiegen ist. In der Regel sind es Dampf¬ dreschmaschinen, ausnahmsweise auch Dampfpflüge, mit welchen solche Unter¬ nehmer von Hof zu Hos. von Ort zu Ort ziehen, ein Verfahren, welches sich bereits auch am Rhein eingebürgert hat. Uebrigens hat jeder größere Pächter seine eigene Dampfdreschmaschine. An Getretdemähmaschinen, welche eine außerordentliche Vervollkommnung erlangt haben und wovon eine die Arbeit von zehn Leuten verrichtet, sollen im vorigen Sommer wenigstens 40,000 in Thätigkeit gewesen sein. Bisher legte die Getreidemähmaschine die geschnittene Frucht nach jeder Umdrehung in kleinen Haufen hin und Arbeiter mußten folgen, um dieselben in Garben zu binden. In neuerer Zeit ist nun auch noch eine Garbenbindemaschine erfunden worden. Ueberhaupt ist bet der ganzen Frage wohl zu beachten, daß die landwirthschaftliche Maschinerie seit den Weltausstellungen eine Vollkommenheit erreicht hat, von der man in der vorigen Generation keine Ahnung hatte. Gleichwohl ist die Anwendung der landwirthschaftlichen Maschine auch in Großbritannien nur eine theilweise, sie ist auch dort im Ganzen, Großen immer noch in der Einführung begriffen. Bei meiner letzten Anwesenheit in England sah ich zwar zahlreiche Dampf¬ dreschmaschinen auf den Pachthöfen in Thätigkeit, aber ebenso erblickte ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/395>, abgerufen am 23.07.2024.