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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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Auch die neue französische Erfindung des Herrn F. Bonnange*) be¬
seitigt zwar-die Gefahren der Zettelkataloge, läßt aber ihre übrigen Mängel
fortbestehen.

Für die Anlage des alphabetischen Katalogs ist das Göttinger
System, welches bisher erst von wenigen Bibliotheken adoptirt ist, unbedingt
zu empfehlen. Jeder Verfasser bekommt ein besonderes Blatt oder, wenn
nöthig, mehrere Blätter, und zwar in Folioformat, auf denen die einzelnen
Schriften nach alphabetischer Folge der Hauptsachworte eingetragen werden.
Wird ein Blatt, was selten geschieht, im Laufe der Zeit überfüllt, so kann
es herausgenommen und ungeschrieben werden. Desgleichen werden für
Schriftsteller, welche im Kataloge noch nicht vertreten sind, neue Blätter ein¬
gelegt, die Bände des Katalogs aber, sobald sie zu stark anschwellen, in zwei
oder mehrere zerlegt und dem entsprechend umgebunden. Es liegt auf der
Hand, daß bei der geschilderten Einrichtung die größtmögliche Uebersichtlichkeit
erzielt wird, und Einschiebungen ebenso leicht zu bewerkstelligen sind, als bei
Benutzung des Katalogs von Störungen der Ordnung im Gegensatz zu den
Zettelkatalogen keine Rede sein kann. Wenn man dieses System hie und da
in der Weise modificirt hat, daß die Einzelblätter und Blattfascikel, aus
denen der alphabetische Katalog besteht, nicht gebunden, sondern nach Art
der Zettelkataloge lose in Kapseln gelegt werden, so kann das nicht als ein
Fortschritt erachtet werden. Denn es entstehen dadurch, wenn auch in ge¬
ringerem Grade, dieselben Mängel, welche oben mit Bezug auf eigentliche
Zettelkataloge berührt sind, Unbequemlichkeit der Benutzung und Verschiebungen
der Ordnung.

Die Göttinger Einrichtung verdient insbesondere noch vor einer anderen
Idee den Vorzug, welche darin besteht, daß man die Blätter des alphabetischen
Katalogs mit großen Kosten zu einem "Album" eingerichtet hat, in welches
die Titelcopien auf losen Zetteln eingeschoben werden, wie Photographien in
ein Photographienalbum, Diese Idee läuft im Grunde nur auf einen eigen¬
thümlich gearteten Zettelkatalog mit den Mängeln eines solchen hinaus. Da
jedes Blatt des Katalogs zur Ausnahme einer fest bestimmten Zahl von
Zetteln berechnet ist, und für künftig einzuschiebende Zettel Platz gelassen wird,
geht der große Vortheil verloren, den bei der Göttinger Einrichtung die Tren¬
nung der Autoren nach Blättern für die Uebersichtlichkeit darbietet. Ferner
wird es trotz aller Vorsichtsmaßregeln nicht zu vermeiden sein, daß einzelne
Zettel sich verschieben oder gar herausfallen, und damit Störungen in der
Ordnung und im Bestände des Kataloges eintreten. Rechnet man dazu den
Zeitverlust, der durch das Einschieben der Zettel verursacht wird, so kann es



") "1>i'He,t Ä'litt tüttaloZus umvvrssl clef xi'oauetivlls iutellel-wsllss", ?aris 1874. Lk.
"ViblwsrapKis la Kranes", Otu'ouiyus Rr. 43.

Auch die neue französische Erfindung des Herrn F. Bonnange*) be¬
seitigt zwar-die Gefahren der Zettelkataloge, läßt aber ihre übrigen Mängel
fortbestehen.

Für die Anlage des alphabetischen Katalogs ist das Göttinger
System, welches bisher erst von wenigen Bibliotheken adoptirt ist, unbedingt
zu empfehlen. Jeder Verfasser bekommt ein besonderes Blatt oder, wenn
nöthig, mehrere Blätter, und zwar in Folioformat, auf denen die einzelnen
Schriften nach alphabetischer Folge der Hauptsachworte eingetragen werden.
Wird ein Blatt, was selten geschieht, im Laufe der Zeit überfüllt, so kann
es herausgenommen und ungeschrieben werden. Desgleichen werden für
Schriftsteller, welche im Kataloge noch nicht vertreten sind, neue Blätter ein¬
gelegt, die Bände des Katalogs aber, sobald sie zu stark anschwellen, in zwei
oder mehrere zerlegt und dem entsprechend umgebunden. Es liegt auf der
Hand, daß bei der geschilderten Einrichtung die größtmögliche Uebersichtlichkeit
erzielt wird, und Einschiebungen ebenso leicht zu bewerkstelligen sind, als bei
Benutzung des Katalogs von Störungen der Ordnung im Gegensatz zu den
Zettelkatalogen keine Rede sein kann. Wenn man dieses System hie und da
in der Weise modificirt hat, daß die Einzelblätter und Blattfascikel, aus
denen der alphabetische Katalog besteht, nicht gebunden, sondern nach Art
der Zettelkataloge lose in Kapseln gelegt werden, so kann das nicht als ein
Fortschritt erachtet werden. Denn es entstehen dadurch, wenn auch in ge¬
ringerem Grade, dieselben Mängel, welche oben mit Bezug auf eigentliche
Zettelkataloge berührt sind, Unbequemlichkeit der Benutzung und Verschiebungen
der Ordnung.

Die Göttinger Einrichtung verdient insbesondere noch vor einer anderen
Idee den Vorzug, welche darin besteht, daß man die Blätter des alphabetischen
Katalogs mit großen Kosten zu einem „Album" eingerichtet hat, in welches
die Titelcopien auf losen Zetteln eingeschoben werden, wie Photographien in
ein Photographienalbum, Diese Idee läuft im Grunde nur auf einen eigen¬
thümlich gearteten Zettelkatalog mit den Mängeln eines solchen hinaus. Da
jedes Blatt des Katalogs zur Ausnahme einer fest bestimmten Zahl von
Zetteln berechnet ist, und für künftig einzuschiebende Zettel Platz gelassen wird,
geht der große Vortheil verloren, den bei der Göttinger Einrichtung die Tren¬
nung der Autoren nach Blättern für die Uebersichtlichkeit darbietet. Ferner
wird es trotz aller Vorsichtsmaßregeln nicht zu vermeiden sein, daß einzelne
Zettel sich verschieben oder gar herausfallen, und damit Störungen in der
Ordnung und im Bestände des Kataloges eintreten. Rechnet man dazu den
Zeitverlust, der durch das Einschieben der Zettel verursacht wird, so kann es



") „1>i'He,t Ä'litt tüttaloZus umvvrssl clef xi'oauetivlls iutellel-wsllss", ?aris 1874. Lk.
»ViblwsrapKis la Kranes", Otu'ouiyus Rr. 43.
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[0383] Auch die neue französische Erfindung des Herrn F. Bonnange*) be¬ seitigt zwar-die Gefahren der Zettelkataloge, läßt aber ihre übrigen Mängel fortbestehen. Für die Anlage des alphabetischen Katalogs ist das Göttinger System, welches bisher erst von wenigen Bibliotheken adoptirt ist, unbedingt zu empfehlen. Jeder Verfasser bekommt ein besonderes Blatt oder, wenn nöthig, mehrere Blätter, und zwar in Folioformat, auf denen die einzelnen Schriften nach alphabetischer Folge der Hauptsachworte eingetragen werden. Wird ein Blatt, was selten geschieht, im Laufe der Zeit überfüllt, so kann es herausgenommen und ungeschrieben werden. Desgleichen werden für Schriftsteller, welche im Kataloge noch nicht vertreten sind, neue Blätter ein¬ gelegt, die Bände des Katalogs aber, sobald sie zu stark anschwellen, in zwei oder mehrere zerlegt und dem entsprechend umgebunden. Es liegt auf der Hand, daß bei der geschilderten Einrichtung die größtmögliche Uebersichtlichkeit erzielt wird, und Einschiebungen ebenso leicht zu bewerkstelligen sind, als bei Benutzung des Katalogs von Störungen der Ordnung im Gegensatz zu den Zettelkatalogen keine Rede sein kann. Wenn man dieses System hie und da in der Weise modificirt hat, daß die Einzelblätter und Blattfascikel, aus denen der alphabetische Katalog besteht, nicht gebunden, sondern nach Art der Zettelkataloge lose in Kapseln gelegt werden, so kann das nicht als ein Fortschritt erachtet werden. Denn es entstehen dadurch, wenn auch in ge¬ ringerem Grade, dieselben Mängel, welche oben mit Bezug auf eigentliche Zettelkataloge berührt sind, Unbequemlichkeit der Benutzung und Verschiebungen der Ordnung. Die Göttinger Einrichtung verdient insbesondere noch vor einer anderen Idee den Vorzug, welche darin besteht, daß man die Blätter des alphabetischen Katalogs mit großen Kosten zu einem „Album" eingerichtet hat, in welches die Titelcopien auf losen Zetteln eingeschoben werden, wie Photographien in ein Photographienalbum, Diese Idee läuft im Grunde nur auf einen eigen¬ thümlich gearteten Zettelkatalog mit den Mängeln eines solchen hinaus. Da jedes Blatt des Katalogs zur Ausnahme einer fest bestimmten Zahl von Zetteln berechnet ist, und für künftig einzuschiebende Zettel Platz gelassen wird, geht der große Vortheil verloren, den bei der Göttinger Einrichtung die Tren¬ nung der Autoren nach Blättern für die Uebersichtlichkeit darbietet. Ferner wird es trotz aller Vorsichtsmaßregeln nicht zu vermeiden sein, daß einzelne Zettel sich verschieben oder gar herausfallen, und damit Störungen in der Ordnung und im Bestände des Kataloges eintreten. Rechnet man dazu den Zeitverlust, der durch das Einschieben der Zettel verursacht wird, so kann es ") „1>i'He,t Ä'litt tüttaloZus umvvrssl clef xi'oauetivlls iutellel-wsllss", ?aris 1874. Lk. »ViblwsrapKis la Kranes", Otu'ouiyus Rr. 43.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/383>, abgerufen am 23.07.2024.