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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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sorgfältigen Hervorbringen und Ordnen des schon gefundenen beschäftigt.
Unser Stackelberg machte vortreffliche mahlerische Zeichnungen davon, und ich
wachte mit spähenden Auge, daß mir nicht der kleinste Theil eines architek¬
tonischen Gliedes entgieng. Wir haben gewöhnlich täglich 50--60, und mehr
Menschen beschäftigt, und damit in allem nicht mühevolle saure Arbeit sondern
freudiges lebendiges Wirken war, mußte sie -- Musik begleiten; -- mit ihr
riefen wir zur Arbeit, unterhielten sie und schlössen damit, und den Abend
diente sie den schönen Arkadischen Schäfer-Mädchen zum Tanz in den nach
und nach wieder zugänglichen Hallen des Tempels. Unser Leben hatte weit
und breit Aufsehen gemacht, und wir wurden von Türken und Griechen de¬
ucht, denen wir Gastfreundlich Willkommen in unserer neu entstandenen, nun
Frankopolis genannten Colonie gaben. Jeder Sonn- und Feiertag, deren
es in Griechenland viele giebt, wurde zu einer auswärtigen Expedition für
neue Entdeckungen angewandt. Dabey fanden wir die alte große Stadt
Phigalia selbst, und das Jra, mit dem Messenien einst sein Ende nahm,
wieder. Wir bestimmten die Stelle auf dem Lycaeischen-Berge, wo an dem
Altar des Jupiters in der frühesten Zeit Griechenlands noch Menschen ge-
opfert wurden, und die sich jetzt noch durch verbrannte animalische Theile in
dem Maaß auszeichnet, daß man auf eine große Stelle im Umkreiß sie wie
gesäet findet. --

Herr Gropius fand mit eigener Hand darunter zwei sehr schöne alte
Silber-Münzen. --

Als wir den Tempel gereinigt gehabt hatten, gieng dieser wieder zu
Veli-Pansa, wo es ihm gelang dessen Hälfte des Fundes käuflich an uns zu
bringen, womit wir in den ganzen Besitz kamen, doch sollte uns sein Hin¬
wegbringen noch manchen Kampf und Mühe machen.

Der Pansa wurde von der Pforte seiner Regierung entsetzt, daher man
wenig mehr auf ihn achtete. Nun kamen die Orts-Vorsteher jenes Distrikts,
erklärten ursprüngliche Eigenthümer dieser Alterthümer zu seyn, was auch
nicht ohne Grund gewesen seyn würde, wenn sie sich dessen durch ihre Indolenz
nicht schon seit Jahrhunderten verlustig gemacht hätten. Wir suchten sie nach
Billigkeit zu befriedigen, und nach vielen Schwierigkeiten brachten wir die
Schätze, theils von Lastthieren, theils von Menschen getragen, die steilen Ge¬
birgswege Arkadiens hinab, an die ein paar Tagreisen entfernte Scala von
Bazi. -- Gropius hatte zuvor ein Schiff zu ihrer Ladung geholt, dem der
für uns so gefällige General Airey eine Canonier-Barke zur Bedeckung gab,
ut mit welchem wir zu Anfang Septembers glücklich nach Zarte kamen.
Die Fr. Gräfin Lunzi räumte uns eines ihrer Magazine ein, daß wir zu
einem freundlichen Museo umschufen, wo die Basreliefe zu jedermanns Be¬
schauen aufgestellt wurden. Ich war eine Zeitlang mit dem Geschäfte dazu


sorgfältigen Hervorbringen und Ordnen des schon gefundenen beschäftigt.
Unser Stackelberg machte vortreffliche mahlerische Zeichnungen davon, und ich
wachte mit spähenden Auge, daß mir nicht der kleinste Theil eines architek¬
tonischen Gliedes entgieng. Wir haben gewöhnlich täglich 50—60, und mehr
Menschen beschäftigt, und damit in allem nicht mühevolle saure Arbeit sondern
freudiges lebendiges Wirken war, mußte sie — Musik begleiten; — mit ihr
riefen wir zur Arbeit, unterhielten sie und schlössen damit, und den Abend
diente sie den schönen Arkadischen Schäfer-Mädchen zum Tanz in den nach
und nach wieder zugänglichen Hallen des Tempels. Unser Leben hatte weit
und breit Aufsehen gemacht, und wir wurden von Türken und Griechen de¬
ucht, denen wir Gastfreundlich Willkommen in unserer neu entstandenen, nun
Frankopolis genannten Colonie gaben. Jeder Sonn- und Feiertag, deren
es in Griechenland viele giebt, wurde zu einer auswärtigen Expedition für
neue Entdeckungen angewandt. Dabey fanden wir die alte große Stadt
Phigalia selbst, und das Jra, mit dem Messenien einst sein Ende nahm,
wieder. Wir bestimmten die Stelle auf dem Lycaeischen-Berge, wo an dem
Altar des Jupiters in der frühesten Zeit Griechenlands noch Menschen ge-
opfert wurden, und die sich jetzt noch durch verbrannte animalische Theile in
dem Maaß auszeichnet, daß man auf eine große Stelle im Umkreiß sie wie
gesäet findet. —

Herr Gropius fand mit eigener Hand darunter zwei sehr schöne alte
Silber-Münzen. —

Als wir den Tempel gereinigt gehabt hatten, gieng dieser wieder zu
Veli-Pansa, wo es ihm gelang dessen Hälfte des Fundes käuflich an uns zu
bringen, womit wir in den ganzen Besitz kamen, doch sollte uns sein Hin¬
wegbringen noch manchen Kampf und Mühe machen.

Der Pansa wurde von der Pforte seiner Regierung entsetzt, daher man
wenig mehr auf ihn achtete. Nun kamen die Orts-Vorsteher jenes Distrikts,
erklärten ursprüngliche Eigenthümer dieser Alterthümer zu seyn, was auch
nicht ohne Grund gewesen seyn würde, wenn sie sich dessen durch ihre Indolenz
nicht schon seit Jahrhunderten verlustig gemacht hätten. Wir suchten sie nach
Billigkeit zu befriedigen, und nach vielen Schwierigkeiten brachten wir die
Schätze, theils von Lastthieren, theils von Menschen getragen, die steilen Ge¬
birgswege Arkadiens hinab, an die ein paar Tagreisen entfernte Scala von
Bazi. — Gropius hatte zuvor ein Schiff zu ihrer Ladung geholt, dem der
für uns so gefällige General Airey eine Canonier-Barke zur Bedeckung gab,
ut mit welchem wir zu Anfang Septembers glücklich nach Zarte kamen.
Die Fr. Gräfin Lunzi räumte uns eines ihrer Magazine ein, daß wir zu
einem freundlichen Museo umschufen, wo die Basreliefe zu jedermanns Be¬
schauen aufgestellt wurden. Ich war eine Zeitlang mit dem Geschäfte dazu


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[0268] sorgfältigen Hervorbringen und Ordnen des schon gefundenen beschäftigt. Unser Stackelberg machte vortreffliche mahlerische Zeichnungen davon, und ich wachte mit spähenden Auge, daß mir nicht der kleinste Theil eines architek¬ tonischen Gliedes entgieng. Wir haben gewöhnlich täglich 50—60, und mehr Menschen beschäftigt, und damit in allem nicht mühevolle saure Arbeit sondern freudiges lebendiges Wirken war, mußte sie — Musik begleiten; — mit ihr riefen wir zur Arbeit, unterhielten sie und schlössen damit, und den Abend diente sie den schönen Arkadischen Schäfer-Mädchen zum Tanz in den nach und nach wieder zugänglichen Hallen des Tempels. Unser Leben hatte weit und breit Aufsehen gemacht, und wir wurden von Türken und Griechen de¬ ucht, denen wir Gastfreundlich Willkommen in unserer neu entstandenen, nun Frankopolis genannten Colonie gaben. Jeder Sonn- und Feiertag, deren es in Griechenland viele giebt, wurde zu einer auswärtigen Expedition für neue Entdeckungen angewandt. Dabey fanden wir die alte große Stadt Phigalia selbst, und das Jra, mit dem Messenien einst sein Ende nahm, wieder. Wir bestimmten die Stelle auf dem Lycaeischen-Berge, wo an dem Altar des Jupiters in der frühesten Zeit Griechenlands noch Menschen ge- opfert wurden, und die sich jetzt noch durch verbrannte animalische Theile in dem Maaß auszeichnet, daß man auf eine große Stelle im Umkreiß sie wie gesäet findet. — Herr Gropius fand mit eigener Hand darunter zwei sehr schöne alte Silber-Münzen. — Als wir den Tempel gereinigt gehabt hatten, gieng dieser wieder zu Veli-Pansa, wo es ihm gelang dessen Hälfte des Fundes käuflich an uns zu bringen, womit wir in den ganzen Besitz kamen, doch sollte uns sein Hin¬ wegbringen noch manchen Kampf und Mühe machen. Der Pansa wurde von der Pforte seiner Regierung entsetzt, daher man wenig mehr auf ihn achtete. Nun kamen die Orts-Vorsteher jenes Distrikts, erklärten ursprüngliche Eigenthümer dieser Alterthümer zu seyn, was auch nicht ohne Grund gewesen seyn würde, wenn sie sich dessen durch ihre Indolenz nicht schon seit Jahrhunderten verlustig gemacht hätten. Wir suchten sie nach Billigkeit zu befriedigen, und nach vielen Schwierigkeiten brachten wir die Schätze, theils von Lastthieren, theils von Menschen getragen, die steilen Ge¬ birgswege Arkadiens hinab, an die ein paar Tagreisen entfernte Scala von Bazi. — Gropius hatte zuvor ein Schiff zu ihrer Ladung geholt, dem der für uns so gefällige General Airey eine Canonier-Barke zur Bedeckung gab, ut mit welchem wir zu Anfang Septembers glücklich nach Zarte kamen. Die Fr. Gräfin Lunzi räumte uns eines ihrer Magazine ein, daß wir zu einem freundlichen Museo umschufen, wo die Basreliefe zu jedermanns Be¬ schauen aufgestellt wurden. Ich war eine Zeitlang mit dem Geschäfte dazu

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/268>, abgerufen am 23.07.2024.