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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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hatte ich nun mit meinen Anerbieten mein übriges Interesse ganz und gar
vergehen. Ferner schlug ich das Anerbieten meines thätigen Freunds Cockerell
für mich, mir Geld vorzustreken um ihn nach Egypten zu begleiten, aus
Rücksicht die Erfüllung des Wunsches des Prinzen nicht aufzuschieben, aus.
Mit sehr schwerem Herzen ließ ich diesen Freund aus meinen Armen, und
begann aus meiner eigenen Cassa sogleich Grabungen für den Prinzen in
Athen, denn meine Credite für seine Rechnung waren noch nicht angekommen,
und ich hatte Freude interessante Ausdeutungen dadurch zu erhalten. In der
nehmlichen Periode wurde von dem Prinz-Regenten von England ein Schiff
unter Bedeckung eines Brigs abgeschickt, unsern Marmor von Egina, gegen
eine Bezahlung von 6000 Pfd. Sterling nach England abzuholen. Wir
konnten aber es nicht annehmen, da wir kurz zuvor eine Concurrenz für ihren
Ankauf ausgeschrieben hatten, indessen war der Commandant der Brig Pau¬
line, Capt. Pereeval so gefällig, die Marmor an Bord zu nehmen, um sie
nach Malta zu deponiren, weil unsere englischen Mitbesitzer Cockerell und
Foster, einen Ausfall der Franzosen auf Zarte fürchteten, und damit ihren
Antheil dort nicht mehr sicher glaubten. Aus besonderer Sorgfalt für die
gute Erhaltung jener Kunstwerke, und da meine Freunde theils nicht konnten,
riß ich mich aus meinen Geschäften in Athen los, und eilte nach Zarte, um
jene Marmor selbst zu packen und sie mit Cap. Pereeval nach Malta zu spe-
diren. Ich hatte auf dieser Reise das Vergnügen einen Landsman an Hrn.
Schleim aus Augsburg, Kaufmann, damals zu Patras kennen zu lernen.
In Zarte wurde ich von den damals commandirenden General Mök. Airey
sehr gut aufgenommen, und empfing in seiner Familie sehr viele Höflichkeit
und Güte; ich machte da die angenehme Bekanntschaft mit meinem ietzigen
Freund W. Gell und seinen Begleiter Chevallier Craven, Sohn der ehemali¬
gen Margräfin von Ansbach. Um Dir nichts zu verhehlen was mir vor¬
züglich interessant ist, muß ich noch anführen, daß bevor in. l. Cockerell seine
Reise nach Egypten antrat, ich mit meinen übrigen Freunden ein äußeres
Zeichen stiftete zur Erinnerung unseres Vereins in Griechenland. Es besteht
in einem Fingerring aus antikem Bronze mit den atheniensischen Obolus zum
Schilde, und in seinem innern Rande die Inschrift: 5s^e?o^.

Anfangs Februar 1812 kam ich von Zarte nach Athen zurück, bereißte
im Frühjahr mit meinen Freunden Stackelberg, Links, Bröndstedt, die In¬
seln Salamis und Egina, die uns sehr vielen neuen Genuß und Aus¬
beute gaben. Bald darauf gieng ich allein wieder nach Egina, um für den
Kronprinzen ein Dorisches Capitael aus dem Jupiters - Tempel abzuholen.
Inzwischen war Veli Pansa nach der Morea zurückgekommen, und wir trach¬
teten nun unsern Plan für Phigalia auszuführen zu suchen. Unser Freund
Gropius übernahm es, sich deswegen bei dem Pansa persönlich zu verwenden,


Grenzboten I. 1875. 33

hatte ich nun mit meinen Anerbieten mein übriges Interesse ganz und gar
vergehen. Ferner schlug ich das Anerbieten meines thätigen Freunds Cockerell
für mich, mir Geld vorzustreken um ihn nach Egypten zu begleiten, aus
Rücksicht die Erfüllung des Wunsches des Prinzen nicht aufzuschieben, aus.
Mit sehr schwerem Herzen ließ ich diesen Freund aus meinen Armen, und
begann aus meiner eigenen Cassa sogleich Grabungen für den Prinzen in
Athen, denn meine Credite für seine Rechnung waren noch nicht angekommen,
und ich hatte Freude interessante Ausdeutungen dadurch zu erhalten. In der
nehmlichen Periode wurde von dem Prinz-Regenten von England ein Schiff
unter Bedeckung eines Brigs abgeschickt, unsern Marmor von Egina, gegen
eine Bezahlung von 6000 Pfd. Sterling nach England abzuholen. Wir
konnten aber es nicht annehmen, da wir kurz zuvor eine Concurrenz für ihren
Ankauf ausgeschrieben hatten, indessen war der Commandant der Brig Pau¬
line, Capt. Pereeval so gefällig, die Marmor an Bord zu nehmen, um sie
nach Malta zu deponiren, weil unsere englischen Mitbesitzer Cockerell und
Foster, einen Ausfall der Franzosen auf Zarte fürchteten, und damit ihren
Antheil dort nicht mehr sicher glaubten. Aus besonderer Sorgfalt für die
gute Erhaltung jener Kunstwerke, und da meine Freunde theils nicht konnten,
riß ich mich aus meinen Geschäften in Athen los, und eilte nach Zarte, um
jene Marmor selbst zu packen und sie mit Cap. Pereeval nach Malta zu spe-
diren. Ich hatte auf dieser Reise das Vergnügen einen Landsman an Hrn.
Schleim aus Augsburg, Kaufmann, damals zu Patras kennen zu lernen.
In Zarte wurde ich von den damals commandirenden General Mök. Airey
sehr gut aufgenommen, und empfing in seiner Familie sehr viele Höflichkeit
und Güte; ich machte da die angenehme Bekanntschaft mit meinem ietzigen
Freund W. Gell und seinen Begleiter Chevallier Craven, Sohn der ehemali¬
gen Margräfin von Ansbach. Um Dir nichts zu verhehlen was mir vor¬
züglich interessant ist, muß ich noch anführen, daß bevor in. l. Cockerell seine
Reise nach Egypten antrat, ich mit meinen übrigen Freunden ein äußeres
Zeichen stiftete zur Erinnerung unseres Vereins in Griechenland. Es besteht
in einem Fingerring aus antikem Bronze mit den atheniensischen Obolus zum
Schilde, und in seinem innern Rande die Inschrift: 5s^e?o^.

Anfangs Februar 1812 kam ich von Zarte nach Athen zurück, bereißte
im Frühjahr mit meinen Freunden Stackelberg, Links, Bröndstedt, die In¬
seln Salamis und Egina, die uns sehr vielen neuen Genuß und Aus¬
beute gaben. Bald darauf gieng ich allein wieder nach Egina, um für den
Kronprinzen ein Dorisches Capitael aus dem Jupiters - Tempel abzuholen.
Inzwischen war Veli Pansa nach der Morea zurückgekommen, und wir trach¬
teten nun unsern Plan für Phigalia auszuführen zu suchen. Unser Freund
Gropius übernahm es, sich deswegen bei dem Pansa persönlich zu verwenden,


Grenzboten I. 1875. 33
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/265>, abgerufen am 23.07.2024.