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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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liegen die Ruinen des alten Sparta am Euro räh, unter denen sich aber
beynahe einzig und allein die des Theaters, das von bedeutender Größe war,
auszeichnen. Ich logirte da in einer kleinen Bauerhütte, während meine
Freunde in Mistra blieben, mehrere Tage hindurch verschiedene Zeichnungen
zu machen. Wir verliefen sodann diese Gegend um nach Tripolitza der
jetzigen Hauptstadt der Morea und der Residenz des Panhas zu gehen, ich
mußte leider diese Reise mit einem schmerzlichen Bettlager auf einige Tage
bezahlen. Der schlecht gegürtete türkische Sattel hatte im Schnellreuten sich
mit mir umgedreht, und ich siel sehr unsanft auf den Steinweg, wozu ich
mich auf einen Schafpelz den noch 12 Stunden langen Weg ganz und gar
durchgeritten hatte. Die traurige Folge für mich war, daß während meine
Freunde Tripolitza genossen und die so interessante Reise von Mantinea und
Tegea besuchten, ich das Bett hüten muste, da ich nicht unbescheiden sie auf
mich warten wollte lassen, aber mehr als meine Wunden schmerzte mich das
Entbehren des Besuch's jener Orte. Halb und halb hergestellt, zog ich mit jenen
nach Argos, Napoli ti Romania, Tyrinth, Epidaurus, Myce-
nae, Nemäa und Corinth, welche Oerter ich jedoch schon früher bereißt hatte.
Corinth erfuhren wir die Rückkunft unserer Freunde Stackelberg und Bröndstedt
nach Athen, wohin wir nun über Megara und Eleusis zu Lande eilten.
Ich fand da noch außer unsern Freunden die Engländer Fr. North und
seinen Neffen Fr. Douglas, deren Bekanntschaft mir sehr angenehm ist. Ich
machte bald darauf mit letztern und einigen andern meiner Freunde eine zweite
Reise nach Sunium den alten Silberminen von Laurium, und nach
Thorikus, wo Reste eines sehr alten dorischen Tempels und Theaters vor¬
handen sind. Als ich nach Athen zurückkam, wurde ich unerwartet durch ein
Schreiben des Kronprinzen von Baiern überrascht. Das Vertrauen, mit
welchem er nach seinem eigenen Ausdruck auf die den Nürnbergern ganz eigene
Rechtlichkeit mir seinen Wunsch versicherte, daß ich während meiner Reisen
in Griechenland, Nachgrabungen und Ankäufe für seine Rechnung machen
möchte, machte mir und meinen lieben Freunden große Freude, und in dieser
Stimmung entdeckte ich ihm unsern Fund im Tempel von Phigalia, welcher
zu sehr schönen Bildhauerwerken Hoffnung gab, und stellte es ihn?
anheim, ob er für meinen Theil daran eintretten wolle. Ich hatte
große Hoffnung wenn Veli - Pansa aus dem Russen-Krieg zurück¬
gekommen seyn würde, die Erlaubnis unsre Unternehmungen in jenem Temp^
fortzusetzen, auszuwirken. Mein Hauptinteresse war, seine Architektur, die
noch nie Classisch untersucht war, genau kennen zu lernen, und ich war be¬
reit dafür den Besitz jener Kunstwerke für meinen Theil zu opfern, und hatte
dabey zugleich Gelegenheit den mir so schmeichelhaft gemachten Wunsch des
Prinzen auf eine sehr angenehme Weise in Erfüllung zu bringen; -- und so


liegen die Ruinen des alten Sparta am Euro räh, unter denen sich aber
beynahe einzig und allein die des Theaters, das von bedeutender Größe war,
auszeichnen. Ich logirte da in einer kleinen Bauerhütte, während meine
Freunde in Mistra blieben, mehrere Tage hindurch verschiedene Zeichnungen
zu machen. Wir verliefen sodann diese Gegend um nach Tripolitza der
jetzigen Hauptstadt der Morea und der Residenz des Panhas zu gehen, ich
mußte leider diese Reise mit einem schmerzlichen Bettlager auf einige Tage
bezahlen. Der schlecht gegürtete türkische Sattel hatte im Schnellreuten sich
mit mir umgedreht, und ich siel sehr unsanft auf den Steinweg, wozu ich
mich auf einen Schafpelz den noch 12 Stunden langen Weg ganz und gar
durchgeritten hatte. Die traurige Folge für mich war, daß während meine
Freunde Tripolitza genossen und die so interessante Reise von Mantinea und
Tegea besuchten, ich das Bett hüten muste, da ich nicht unbescheiden sie auf
mich warten wollte lassen, aber mehr als meine Wunden schmerzte mich das
Entbehren des Besuch's jener Orte. Halb und halb hergestellt, zog ich mit jenen
nach Argos, Napoli ti Romania, Tyrinth, Epidaurus, Myce-
nae, Nemäa und Corinth, welche Oerter ich jedoch schon früher bereißt hatte.
Corinth erfuhren wir die Rückkunft unserer Freunde Stackelberg und Bröndstedt
nach Athen, wohin wir nun über Megara und Eleusis zu Lande eilten.
Ich fand da noch außer unsern Freunden die Engländer Fr. North und
seinen Neffen Fr. Douglas, deren Bekanntschaft mir sehr angenehm ist. Ich
machte bald darauf mit letztern und einigen andern meiner Freunde eine zweite
Reise nach Sunium den alten Silberminen von Laurium, und nach
Thorikus, wo Reste eines sehr alten dorischen Tempels und Theaters vor¬
handen sind. Als ich nach Athen zurückkam, wurde ich unerwartet durch ein
Schreiben des Kronprinzen von Baiern überrascht. Das Vertrauen, mit
welchem er nach seinem eigenen Ausdruck auf die den Nürnbergern ganz eigene
Rechtlichkeit mir seinen Wunsch versicherte, daß ich während meiner Reisen
in Griechenland, Nachgrabungen und Ankäufe für seine Rechnung machen
möchte, machte mir und meinen lieben Freunden große Freude, und in dieser
Stimmung entdeckte ich ihm unsern Fund im Tempel von Phigalia, welcher
zu sehr schönen Bildhauerwerken Hoffnung gab, und stellte es ihn?
anheim, ob er für meinen Theil daran eintretten wolle. Ich hatte
große Hoffnung wenn Veli - Pansa aus dem Russen-Krieg zurück¬
gekommen seyn würde, die Erlaubnis unsre Unternehmungen in jenem Temp^
fortzusetzen, auszuwirken. Mein Hauptinteresse war, seine Architektur, die
noch nie Classisch untersucht war, genau kennen zu lernen, und ich war be¬
reit dafür den Besitz jener Kunstwerke für meinen Theil zu opfern, und hatte
dabey zugleich Gelegenheit den mir so schmeichelhaft gemachten Wunsch des
Prinzen auf eine sehr angenehme Weise in Erfüllung zu bringen; — und so


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/264>, abgerufen am 23.07.2024.