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Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.

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solchen Umständen schien ein so sehr weites Ausholen des linken Flügels nicht
mehr geboten, und Prinz Friedrich Karl wurde benachrichtigt, daß wenn er
bei seinem Vormarsche die Auffassung des Hauptquartiers bestätigt finde, die
I. Armee den Feind in der Front, das 10. Corps den rechten Flügel des
Feindes angreifen solle. Die Garde habe dabei die Reserve zu bilden, die
anderen Corps hätten vorläufig halten zu.bleiben.

Prinz Friedrich Karl fistirte nun den Marsch der vorderen Corps an der
Straße von Etain, und gestaltete Ich demnach die Gesammtlage der
deutschen Heere um 9 Uhr morgens, vom rechten Flügel an betrachtet,
folgendermaßen.

1. Linie: 7. Corps südlich Gravelotte, 8. Corps bei Villers aux Boir.
Front nach Nordosten, 9. Corps bei Caulre Ferne, 12. Corps bei
Jarny. (Vier Corps und eine -- die Sachs. -- Kavallerie-Division.)
2. Linie: 3. Corps bei Vionville, Garde im Vormarsch von Mars la Tour
auf Doncourt. (Zwei Corps.)
3. Linie: 10. Corps mit der 6. und 6. Kavallerie-Division bei Tronville.
(Ein Corps und zwei Kavallerie-Divisionen.)

Um 10Vz Uhr erließ der General von Moltke folgende Directive an
das Oberkommando der II. Armee:

"Nach den eingegangenen Meldungen darf angenommen werden, daß der
Feind sich zwischen Point du Jour und Montigny la Grange behaupten
will. . . Seine Majestät sind der Ansicht, daß es zweckmäßig sein wird, das
12. und das Garde-Corps in der Richtung^auf Batilly in Marsch zu setzen,
um, falls der Feind auf Briey abmarschiert, ihn bei Se. Marie aux CHZnes
zu erreichen; falls er auf der Höhe stehen bleibt, ihn von' Amanvillers her
anzugreifen. Der Angriff würde gleichzeitig zu erfolgen haben: durch die
I. Armee von Bois de Vaur und Gravelotte aus, durch jdas 9. Corps
gegen das Bois des Genivaux und Verneville. durch den linken Flügel der
II. Armee von Norden her."

Dieser Befehl stellte den allgemeinen Angriffsplan fest. -- Bald war es
auch außer Zweifel, daß der Feind nicht im Abzüge begriffen sei, vielmehr
fest mit seinen Hauptmassen bei Metz stehe; nur über die Ausdehnung seiner
Front nach Norden blieb man im Unklaren. Erst um 12 Uhr gelangten be¬
stimmte Meldungen an das große Hauptquartier, daß der rechte feindliche
Flügel bis über Se. Privat la Montagne hinausstehe. -- In diesem Falle
mußte der angeordnete Vormarsch des 9. Corps gerade auf die starke Front
des Gegners führen und die Gefahr eintreten, daß der leitende Gedanke des
Hauptquartiers: "Gleichzeitiger Angriff gegen die Front und den rechten
Flügel" vereitelt werde.

Prinz Friedrich Karl befahl daher das Zurückhalten des 9. Corps bis


solchen Umständen schien ein so sehr weites Ausholen des linken Flügels nicht
mehr geboten, und Prinz Friedrich Karl wurde benachrichtigt, daß wenn er
bei seinem Vormarsche die Auffassung des Hauptquartiers bestätigt finde, die
I. Armee den Feind in der Front, das 10. Corps den rechten Flügel des
Feindes angreifen solle. Die Garde habe dabei die Reserve zu bilden, die
anderen Corps hätten vorläufig halten zu.bleiben.

Prinz Friedrich Karl fistirte nun den Marsch der vorderen Corps an der
Straße von Etain, und gestaltete Ich demnach die Gesammtlage der
deutschen Heere um 9 Uhr morgens, vom rechten Flügel an betrachtet,
folgendermaßen.

1. Linie: 7. Corps südlich Gravelotte, 8. Corps bei Villers aux Boir.
Front nach Nordosten, 9. Corps bei Caulre Ferne, 12. Corps bei
Jarny. (Vier Corps und eine — die Sachs. — Kavallerie-Division.)
2. Linie: 3. Corps bei Vionville, Garde im Vormarsch von Mars la Tour
auf Doncourt. (Zwei Corps.)
3. Linie: 10. Corps mit der 6. und 6. Kavallerie-Division bei Tronville.
(Ein Corps und zwei Kavallerie-Divisionen.)

Um 10Vz Uhr erließ der General von Moltke folgende Directive an
das Oberkommando der II. Armee:

„Nach den eingegangenen Meldungen darf angenommen werden, daß der
Feind sich zwischen Point du Jour und Montigny la Grange behaupten
will. . . Seine Majestät sind der Ansicht, daß es zweckmäßig sein wird, das
12. und das Garde-Corps in der Richtung^auf Batilly in Marsch zu setzen,
um, falls der Feind auf Briey abmarschiert, ihn bei Se. Marie aux CHZnes
zu erreichen; falls er auf der Höhe stehen bleibt, ihn von' Amanvillers her
anzugreifen. Der Angriff würde gleichzeitig zu erfolgen haben: durch die
I. Armee von Bois de Vaur und Gravelotte aus, durch jdas 9. Corps
gegen das Bois des Genivaux und Verneville. durch den linken Flügel der
II. Armee von Norden her."

Dieser Befehl stellte den allgemeinen Angriffsplan fest. — Bald war es
auch außer Zweifel, daß der Feind nicht im Abzüge begriffen sei, vielmehr
fest mit seinen Hauptmassen bei Metz stehe; nur über die Ausdehnung seiner
Front nach Norden blieb man im Unklaren. Erst um 12 Uhr gelangten be¬
stimmte Meldungen an das große Hauptquartier, daß der rechte feindliche
Flügel bis über Se. Privat la Montagne hinausstehe. — In diesem Falle
mußte der angeordnete Vormarsch des 9. Corps gerade auf die starke Front
des Gegners führen und die Gefahr eintreten, daß der leitende Gedanke des
Hauptquartiers: „Gleichzeitiger Angriff gegen die Front und den rechten
Flügel" vereitelt werde.

Prinz Friedrich Karl befahl daher das Zurückhalten des 9. Corps bis


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341821_134957/19>, abgerufen am 25.08.2024.