Die Grenzboten. Jg. 34, 1875, I. Semester. I. Band.endet ist; auch würde in einem derartigen Falle seitens eines etwa revidiren- Die englischen Eisenbahnwagen sind in ihrer innern Ausstattung noch Derselbe Zug der soeben angekommen ist, wird sofort wieder zum Ab¬ endet ist; auch würde in einem derartigen Falle seitens eines etwa revidiren- Die englischen Eisenbahnwagen sind in ihrer innern Ausstattung noch Derselbe Zug der soeben angekommen ist, wird sofort wieder zum Ab¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0115" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132875"/> <p xml:id="ID_417" prev="#ID_416"> endet ist; auch würde in einem derartigen Falle seitens eines etwa revidiren-<lb/> den Beamten die Strafe von 2 Pfund gegen den Fahrgast, der vorübergehend<lb/> sich einer höhern Classe bedient, nicht verhängt werden. Hier wird sich Nie¬<lb/> mand zu rauchen erlauben, wenn Damen zugegen sind, trotzdem sonst gerade<lb/> in dieser Hinsicht das Jnselvolk sich mehr und mehr continentalen Sitten —<lb/> oder Unsitten? — nähert. Die Zuvorkommenheit gegen Damen ist überhaupt<lb/> eine sehr hochentwickelte und so kommt es denn auch, daß besondere Coupes<lb/> für das weibliche Geschlecht nicht vorhanden und wohl auch bis jetzt nicht<lb/> nothwendig sind, daß vielmehr die Damen von den anreihenden Herren die<lb/> etwaigen Hülfeleistungen nicht nur dankend annehmen, sondern erwarten und<lb/> sich auf dieselben verlassen. Wären nun nur Damen in einer Wagenabthei¬<lb/> lung, so müßten dieselben auch stets für sich selbst sorgen und daran ist die<lb/> Engländerin nicht gewöhnt, sie kann es ja viel bequemer haben, wenn sie<lb/> die Zuvorkommenheit der Herren in jeder Weise ausnutzt, und wenn sie das<lb/> in zuversichtlicher Liebenswürdigkeit thut, so wird auch jeder Mann diese<lb/> Dienste gerne leisten.</p><lb/> <p xml:id="ID_418"> Die englischen Eisenbahnwagen sind in ihrer innern Ausstattung noch<lb/> schlechter wie die der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, ja vielfach sogar noch<lb/> schlechter, als die der belgischen und französischen Eisenbahnen; erst in letzterer<lb/> Zeit macht sich das Bestreben geltend die Eleganz der deutschen Wagen sich<lb/> zum Muster zu nehmen. Auch sind die Wagen häusig im Innern recht ver¬<lb/> unreinigt, da sie viel intensirter ausgenutzt, daher auch nicht so häufig ge¬<lb/> reinigt werden wie in Deutschland. Es ist bei der außerordentlichen Frequenz<lb/> der Bahnen auch kaum anders möglich und bei den meistens nur kurzen<lb/> Strecken, die man per Eisenbahn zurücklegt auch weniger unangenehm<lb/> fühlbar.</p><lb/> <p xml:id="ID_419" next="#ID_420"> Derselbe Zug der soeben angekommen ist, wird sofort wieder zum Ab¬<lb/> fahren benutzt, so daß die Wagen und Locomotiven unausgesetzt im Gange<lb/> sind, häufig ist die Einrichtung sogar so getroffen, daß die Passagiere in Kopf¬<lb/> stationen auf einer Seite des Zuges aussteigen, während schon wieder von der<lb/> andern Seite sich der Zug füllt. Es wird der so außerordentliche Betrieb der<lb/> Stadtbahnen nur auf diese Weise möglich; so kann es erreicht werden, daß<lb/> alle 3 —10 Minuten Züge abfahren und ankommen, und welch großen Vor¬<lb/> theil gerade diese schnelle Aufeinanderfolge der Züge allen Interessenten ge¬<lb/> währt, sieht man überall deutlich vor Augen und nur dadurch ist jene gro߬<lb/> artige Decentralisation Londons erreicht worden. Wenn ich mit Sicherheit<lb/> darauf rechnen kann, zu jeder Tageszeit, nach höchstens wenigen Minuten<lb/> Wartens einen Zug bereit zu finden, der mich nach meinem außerhalb liegen¬<lb/> den Wohnsitz führt, dann kann ich auch getrost meilenweit vom Geschäfts¬<lb/> mittelpunkte wohnen, wenn ich aber erst Fahrpläne studiren muß und nur</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0115]
endet ist; auch würde in einem derartigen Falle seitens eines etwa revidiren-
den Beamten die Strafe von 2 Pfund gegen den Fahrgast, der vorübergehend
sich einer höhern Classe bedient, nicht verhängt werden. Hier wird sich Nie¬
mand zu rauchen erlauben, wenn Damen zugegen sind, trotzdem sonst gerade
in dieser Hinsicht das Jnselvolk sich mehr und mehr continentalen Sitten —
oder Unsitten? — nähert. Die Zuvorkommenheit gegen Damen ist überhaupt
eine sehr hochentwickelte und so kommt es denn auch, daß besondere Coupes
für das weibliche Geschlecht nicht vorhanden und wohl auch bis jetzt nicht
nothwendig sind, daß vielmehr die Damen von den anreihenden Herren die
etwaigen Hülfeleistungen nicht nur dankend annehmen, sondern erwarten und
sich auf dieselben verlassen. Wären nun nur Damen in einer Wagenabthei¬
lung, so müßten dieselben auch stets für sich selbst sorgen und daran ist die
Engländerin nicht gewöhnt, sie kann es ja viel bequemer haben, wenn sie
die Zuvorkommenheit der Herren in jeder Weise ausnutzt, und wenn sie das
in zuversichtlicher Liebenswürdigkeit thut, so wird auch jeder Mann diese
Dienste gerne leisten.
Die englischen Eisenbahnwagen sind in ihrer innern Ausstattung noch
schlechter wie die der Rheinischen Eisenbahngesellschaft, ja vielfach sogar noch
schlechter, als die der belgischen und französischen Eisenbahnen; erst in letzterer
Zeit macht sich das Bestreben geltend die Eleganz der deutschen Wagen sich
zum Muster zu nehmen. Auch sind die Wagen häusig im Innern recht ver¬
unreinigt, da sie viel intensirter ausgenutzt, daher auch nicht so häufig ge¬
reinigt werden wie in Deutschland. Es ist bei der außerordentlichen Frequenz
der Bahnen auch kaum anders möglich und bei den meistens nur kurzen
Strecken, die man per Eisenbahn zurücklegt auch weniger unangenehm
fühlbar.
Derselbe Zug der soeben angekommen ist, wird sofort wieder zum Ab¬
fahren benutzt, so daß die Wagen und Locomotiven unausgesetzt im Gange
sind, häufig ist die Einrichtung sogar so getroffen, daß die Passagiere in Kopf¬
stationen auf einer Seite des Zuges aussteigen, während schon wieder von der
andern Seite sich der Zug füllt. Es wird der so außerordentliche Betrieb der
Stadtbahnen nur auf diese Weise möglich; so kann es erreicht werden, daß
alle 3 —10 Minuten Züge abfahren und ankommen, und welch großen Vor¬
theil gerade diese schnelle Aufeinanderfolge der Züge allen Interessenten ge¬
währt, sieht man überall deutlich vor Augen und nur dadurch ist jene gro߬
artige Decentralisation Londons erreicht worden. Wenn ich mit Sicherheit
darauf rechnen kann, zu jeder Tageszeit, nach höchstens wenigen Minuten
Wartens einen Zug bereit zu finden, der mich nach meinem außerhalb liegen¬
den Wohnsitz führt, dann kann ich auch getrost meilenweit vom Geschäfts¬
mittelpunkte wohnen, wenn ich aber erst Fahrpläne studiren muß und nur
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