Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.Flußbett, das eine Breite von 160 Faden hat. Turkmenen, die hier ihre Auch in das Herz des Telle-Gebietes selbst sind die Russen bereits von Flußbett, das eine Breite von 160 Faden hat. Turkmenen, die hier ihre Auch in das Herz des Telle-Gebietes selbst sind die Russen bereits von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0510" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132732"/> <p xml:id="ID_1505" prev="#ID_1504"> Flußbett, das eine Breite von 160 Faden hat. Turkmenen, die hier ihre<lb/> Weidegründe haben, sagten aus, daß das Land von hier bis Khiwa hin<lb/> ziemlich wasserreich sei und zwar nicht .durch Quellen und Brunnen, sondern<lb/> durch Kanäle aus dem Ann. Hierauf schien auch die bei Decktscha sich reicher<lb/> entwickelnde Vegetation hinzudeuten: man fand an den Uferböschungen Laub¬<lb/> bäume von 3 bis 4 Faden Höhe und 6 bis 8 Zoll im Durchmesser. Auch<lb/> soll diese Oertlichkeit von den die Oase Khiwa bewohnenden Nomaden häusig<lb/> besucht sein. Da nun die Rekognoscirung des Obersten Glukhowski, die<lb/> dieser im Jahre 1873 gleich nach der Eroberung von Khiwa vom unteren<lb/> Ann-Darja aus unternahm, zu demselben Punkte, aber von entgegengesetzter<lb/> Richtung gelangte, wobei man die Angaben der Turkmenen hinsichtlich der<lb/> Bewässerungsverhältnisse bestätigt fand, so dürfte von Decktscha aus die Ver¬<lb/> bindung auch nach Osten als gesichert anzusehen sein, und dieser Punkt durch<lb/> Anlegung eines Forts oder einer Militärstation, wozu er sich zu eignen<lb/> scheint, bald eine bedeutende Wichtigkeit erlangen. Ueberhaupt ist die Linie<lb/> des Usboi als die geeignetste Operationsbasis gegen Süden hin, wo die<lb/> Tekkingen-Festen liegen, zu betrachten. Sie ist verhältnißmäßig ziemlich reich<lb/> an Brunnen und kleinen Seen, deren Wasser zwar meist von bitterlichen und<lb/> salzigem Geschmack ist, aber doch brauchbar zum Kochen und Trinken. Der<lb/> Weg führt theils in, theils neben dem alten Flußbett entlang und ist, vor¬<lb/> aussichtlich auch in dem noch nicht bekannten Theile, ziemlich praktikabel, da<lb/> er der Richtung einer vielbetretener Karawanenstraße folgt, die von Khiwa<lb/> nach den Weideplätzen der Jomud an der Atrekmündung führt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1506" next="#ID_1507"> Auch in das Herz des Telle-Gebietes selbst sind die Russen bereits von<lb/> dieser Seite her eingedrungen. Zuerst Oberst Stebnitzki, welcher im Dezember<lb/> 1870 seine erste Rekognoscirung in südöstlicher Richtung theils zur Erforschung<lb/> des Oxuslaufes, theils gegen die Telle-Turkmenen unternahm. Von dem<lb/> südlichsten Punkte des Usboi ausgehend, verfolgte er die angegebene Richtung<lb/> am Nordostabhange eines Gebirges entlang, das unter dem Namen Kjurjan-<lb/> Dagh eine Fortsetzung des Balchan zu bilden scheint, bis zu der Hauptfeste<lb/> der Telle. KM-Arwat. Er begegnete auf dieser ganzen ungefähr 180 Werst<lb/> messenden Strecke etwa 10 Brunnenstationen mit ziemlich brauchbarem Wasser,<lb/> außerdem aber zahlreichen Begräbnisstätten und Anker (Zeltdörfern) des<lb/> Tekkestammes; auch sah er viele kurze Flußläufe, die in nordöstlicher Richtung<lb/> aus dem Kjurjan-Dagh hervorkamen. Noch weiter drang Oberst Markosoff<lb/> im Herbst 1872 vor. Seine Unternehmung, die bedeutendste, die von der<lb/> Seite des kaspischen Meeres her von den Russen unternommen wurde, und<lb/> deren Resultate vielleicht erst jetzt ihre volle Wichtigkeit erlangen werden, be¬<lb/> wegte sich von zwei Punkten nach demselben Ziele hin. Man hatte nämlich<lb/> inzwischen die Strecke von Krasnowodsk bis zur Atrekmündung, 250 Werst,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0510]
Flußbett, das eine Breite von 160 Faden hat. Turkmenen, die hier ihre
Weidegründe haben, sagten aus, daß das Land von hier bis Khiwa hin
ziemlich wasserreich sei und zwar nicht .durch Quellen und Brunnen, sondern
durch Kanäle aus dem Ann. Hierauf schien auch die bei Decktscha sich reicher
entwickelnde Vegetation hinzudeuten: man fand an den Uferböschungen Laub¬
bäume von 3 bis 4 Faden Höhe und 6 bis 8 Zoll im Durchmesser. Auch
soll diese Oertlichkeit von den die Oase Khiwa bewohnenden Nomaden häusig
besucht sein. Da nun die Rekognoscirung des Obersten Glukhowski, die
dieser im Jahre 1873 gleich nach der Eroberung von Khiwa vom unteren
Ann-Darja aus unternahm, zu demselben Punkte, aber von entgegengesetzter
Richtung gelangte, wobei man die Angaben der Turkmenen hinsichtlich der
Bewässerungsverhältnisse bestätigt fand, so dürfte von Decktscha aus die Ver¬
bindung auch nach Osten als gesichert anzusehen sein, und dieser Punkt durch
Anlegung eines Forts oder einer Militärstation, wozu er sich zu eignen
scheint, bald eine bedeutende Wichtigkeit erlangen. Ueberhaupt ist die Linie
des Usboi als die geeignetste Operationsbasis gegen Süden hin, wo die
Tekkingen-Festen liegen, zu betrachten. Sie ist verhältnißmäßig ziemlich reich
an Brunnen und kleinen Seen, deren Wasser zwar meist von bitterlichen und
salzigem Geschmack ist, aber doch brauchbar zum Kochen und Trinken. Der
Weg führt theils in, theils neben dem alten Flußbett entlang und ist, vor¬
aussichtlich auch in dem noch nicht bekannten Theile, ziemlich praktikabel, da
er der Richtung einer vielbetretener Karawanenstraße folgt, die von Khiwa
nach den Weideplätzen der Jomud an der Atrekmündung führt.
Auch in das Herz des Telle-Gebietes selbst sind die Russen bereits von
dieser Seite her eingedrungen. Zuerst Oberst Stebnitzki, welcher im Dezember
1870 seine erste Rekognoscirung in südöstlicher Richtung theils zur Erforschung
des Oxuslaufes, theils gegen die Telle-Turkmenen unternahm. Von dem
südlichsten Punkte des Usboi ausgehend, verfolgte er die angegebene Richtung
am Nordostabhange eines Gebirges entlang, das unter dem Namen Kjurjan-
Dagh eine Fortsetzung des Balchan zu bilden scheint, bis zu der Hauptfeste
der Telle. KM-Arwat. Er begegnete auf dieser ganzen ungefähr 180 Werst
messenden Strecke etwa 10 Brunnenstationen mit ziemlich brauchbarem Wasser,
außerdem aber zahlreichen Begräbnisstätten und Anker (Zeltdörfern) des
Tekkestammes; auch sah er viele kurze Flußläufe, die in nordöstlicher Richtung
aus dem Kjurjan-Dagh hervorkamen. Noch weiter drang Oberst Markosoff
im Herbst 1872 vor. Seine Unternehmung, die bedeutendste, die von der
Seite des kaspischen Meeres her von den Russen unternommen wurde, und
deren Resultate vielleicht erst jetzt ihre volle Wichtigkeit erlangen werden, be¬
wegte sich von zwei Punkten nach demselben Ziele hin. Man hatte nämlich
inzwischen die Strecke von Krasnowodsk bis zur Atrekmündung, 250 Werst,
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