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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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auf ihn, so lange er einen rothen Cent in der Tasche hatte. Smiley war
fürchterlich stolz auf seinen Frosch, und er hatte Recht damit; denn Leute,
die gereist hatten und überall gewesen waren, die sagten, daß er über alle
Frösche ginge, die ihnen vor die Augen gekommen wären. Nun verwahrte
Smiley seinen Springfrosch in einem kleinen Käfig aus Stäbchen, aus dem
er ihn mitunter herausholte und zu einer Wette aufforderte. Nun kommt
ihm da einmal ein Bursche -- er war fremd hier im Lager -- über den
Weg, sieht den Käfig und sagt: "El was mag wohl das hier sein, was
Sie in dem Käfig haben?" Und Smiley sagt, wie wenn er sich nichts draus
machen thäte: "Na es könnte ein Papagei sein oder am Ende ein Kanarien-
vogel -- aber nichts damit, 's ist blos ein Frosch." -- Und der Bursch nahm
ihn in die Hand, besah sich ihn genau, drehte ihn bald nach dies" Seite um
und bald nach jener und sagte: "Hin, richtig. Na, wozu ist der wohl gut?"
"Je nun," sagte Smiley leichthin und gelassen, "er ist gut genug für eins,
sollt' ich meinen -- er springt weiter wie irgend ein Frosch in Calaveras
County." Der Bursche nahm den Käfig noch einmal, betrachtete sich ihn
wieder lange und sorgfältig, und gab ihn dann Smiley zurück, indem er
sehr entschieden sagte: "Na, ich sehe an diesem Frosche nichts, was besser
wäre als bei andern Fröschen." -- "Mag schon sein," sagte Smiley. "Mag
sein, daß Sie sich auf Frösche verstehen, mag sein, daß Sie nichts davon ve"
stehen, vielleicht, daß Sie Erfahrungen haben, vielleicht, daß Sie nur ein Laie
in dem Fache sind. Sei dem, wie ihm wolle, ich habe meine Meinung in
der Sache, und ich wette vierzig Dollars darauf, daß er weiter springen kann
als irgend ein Frosch in Calaveras County." -- Der Bursche überlegte sich's
eine Weile, dann sagte er traurig: "Ja, ich bin hier fremd und habe keinen
Frosch, aber wenn ich einen hätte, so wollte ich wohl mit Ihnen wetten."
Und dann sagte Smiley: "Schon gut, schon gut -- wenn Sie meinen Käfig
eine Minute halten wollen, so will ich hingehen und Ihnen einen Frosch
holen." Und so nahm der Bursche den Käfig und legte seine vierzig Dollars
neben Smiley'n seine hin und setzte sich hin, um zu warten. -- So saß er
eine gute Weile da und sann und grübelte vor sich hin, bis er's hatte; da
nahm er den Frosch heraus und sperrte ihm das Maul auseinander und
füllte ihm mit einem Theelöffel den Bauch voll Wachtelschrot. Er stopfte
ihn voll, fast bis an den Hals, und setzte ihn dann auf die Erde. Smiley
war derweile nach dem Sumpfe gegangen und watete im Schlamme herum,
lange Zeit, und endlich erwischte er einen Frosch und brachte ihn herzu und
gab ihn dem Burschen und sagte: "Na, wenn Sie jetzt parat sind, so setzen
Sie ihn neben Daniel'n hin, seine Vorderpfoten ganz in derselben Linie wie
Daniel'n seine, und ich werde das Signal geben." Dann sagte er: "Eins
-- zwei -- drei -- hopps!" und er und der Bursche gaben den Frösche"


auf ihn, so lange er einen rothen Cent in der Tasche hatte. Smiley war
fürchterlich stolz auf seinen Frosch, und er hatte Recht damit; denn Leute,
die gereist hatten und überall gewesen waren, die sagten, daß er über alle
Frösche ginge, die ihnen vor die Augen gekommen wären. Nun verwahrte
Smiley seinen Springfrosch in einem kleinen Käfig aus Stäbchen, aus dem
er ihn mitunter herausholte und zu einer Wette aufforderte. Nun kommt
ihm da einmal ein Bursche — er war fremd hier im Lager — über den
Weg, sieht den Käfig und sagt: „El was mag wohl das hier sein, was
Sie in dem Käfig haben?" Und Smiley sagt, wie wenn er sich nichts draus
machen thäte: „Na es könnte ein Papagei sein oder am Ende ein Kanarien-
vogel — aber nichts damit, 's ist blos ein Frosch." — Und der Bursch nahm
ihn in die Hand, besah sich ihn genau, drehte ihn bald nach dies« Seite um
und bald nach jener und sagte: „Hin, richtig. Na, wozu ist der wohl gut?"
„Je nun," sagte Smiley leichthin und gelassen, „er ist gut genug für eins,
sollt' ich meinen — er springt weiter wie irgend ein Frosch in Calaveras
County." Der Bursche nahm den Käfig noch einmal, betrachtete sich ihn
wieder lange und sorgfältig, und gab ihn dann Smiley zurück, indem er
sehr entschieden sagte: „Na, ich sehe an diesem Frosche nichts, was besser
wäre als bei andern Fröschen." — „Mag schon sein," sagte Smiley. „Mag
sein, daß Sie sich auf Frösche verstehen, mag sein, daß Sie nichts davon ve»
stehen, vielleicht, daß Sie Erfahrungen haben, vielleicht, daß Sie nur ein Laie
in dem Fache sind. Sei dem, wie ihm wolle, ich habe meine Meinung in
der Sache, und ich wette vierzig Dollars darauf, daß er weiter springen kann
als irgend ein Frosch in Calaveras County." — Der Bursche überlegte sich's
eine Weile, dann sagte er traurig: „Ja, ich bin hier fremd und habe keinen
Frosch, aber wenn ich einen hätte, so wollte ich wohl mit Ihnen wetten."
Und dann sagte Smiley: „Schon gut, schon gut — wenn Sie meinen Käfig
eine Minute halten wollen, so will ich hingehen und Ihnen einen Frosch
holen." Und so nahm der Bursche den Käfig und legte seine vierzig Dollars
neben Smiley'n seine hin und setzte sich hin, um zu warten. — So saß er
eine gute Weile da und sann und grübelte vor sich hin, bis er's hatte; da
nahm er den Frosch heraus und sperrte ihm das Maul auseinander und
füllte ihm mit einem Theelöffel den Bauch voll Wachtelschrot. Er stopfte
ihn voll, fast bis an den Hals, und setzte ihn dann auf die Erde. Smiley
war derweile nach dem Sumpfe gegangen und watete im Schlamme herum,
lange Zeit, und endlich erwischte er einen Frosch und brachte ihn herzu und
gab ihn dem Burschen und sagte: „Na, wenn Sie jetzt parat sind, so setzen
Sie ihn neben Daniel'n hin, seine Vorderpfoten ganz in derselben Linie wie
Daniel'n seine, und ich werde das Signal geben." Dann sagte er: „Eins
— zwei — drei — hopps!" und er und der Bursche gaben den Frösche»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/314>, abgerufen am 28.07.2024.