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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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wird auch mit Leichtigkeit die wesentliche Bedeutung der dadurch zu Tage
geförderten kritischen Resultate erkennen, zu würdigen, und zu schätzen wissen-
Gegenüber den Werken Mendelssohn's fällt hier noch ein besonderer
Umstand ins Gewicht. Ein großer Theil dieser musikalischen Schöpfungen
ist sozusagen unter den Augen seines bewährten, langjährigen, treuen Freundes
und Kunstgenossen Rietz entstanden, und schwerlich wird irgend ein Anderer
als Nietz, Mendelssohn's Werke früher, schwerlich ein Anderer sie genauer und
bis in die geheimsten Intentionen des Autors eingehender gekannt haben, als
eben Rietz.

Wir haben Gelegenheit gehabt, einen Einblick in die bereits weit vor¬
geschrittene Revisionsarbeit thun zu dürfen, und haben uns überzeugt, daß
es sich dabei nicht blos um die Berichtigung falscher Noten, vergessener Ver¬
setzungszeichen und ungenügender Vortragsnüancen handelt. Es ist außer
diesen Dingen Mancherlei anders, Vieles besser geworden. Theilweise fand
sich neues Material für die Revision, z. B. erste Abschriften der Streich¬
quartette Op. 12, 13, 44 u. a., theils aber auch sind durch Vergleichung der
Stimmen mit den Partituren bei Orchester- und Chorwerken, bei Vergleichung
der untergelegten Texte bei Liedern und anderen Vocalcompositionen mit den
Originaltexten eine Menge von Irrthümern bereinigt worden. In der neuen
Gesammtausgabe wird überall in den Partituren die größte Genauigkeit bei
der Angabe der Vortragszeichen und Stricharten vorhanden sein, ebenso sehr
aber auch in allen Dingen die vollkommenste Uebereinstimmung der Stimmen
mit der Partitur. Die Partituren selbst werden möglichst übersichtlich her¬
gestellt. In allen Werken sind die Vorschläge und vielfach auch die Mordente
ihrem rythmischen Werthe nach angegeben. Bei den Klavierkompositionen ist
mit größter Sorgfalt darauf geachtet, daß meist alles das, was die linke Hand
zu spielen hat, auf dem unteren Liniensysteme steht, wodurch der Ueberblick
bedeutend erleichtert wird, und dem Spieler jeder Zweifel über die zweck¬
mäßigste Art und Weise der Ausführung benommen ist. Bet den mit Orchester
begleiteten Werken für Clavier wird außer den Tuttis, auch soweit es zum
Verständnisse nothwendig, das Wesentliche der Begleitung in der Prinzipal¬
stimme mit kleinen Noten beigefügt sein.

Die äußere Ausstattung, wie auch der Preis der neuen Mendelssohn-
Ausgabe sollen denen der gleichfalls bei Breitkopf Härtel erschienenen
Beethoven-Ausgabe gleichgestellt werden. Partituren, Stimmen und Klavier¬
auszüge werden ebensowohl im Ganzen, als auch gesondert abgegeben. Die
schnell aufeinanderfolgenden Lieferungen der einzelnen 19 Serien, in welche
sämmtliche Werke eingereiht sind, werden abwechselnd Werke verschiedener
Gattungen bringen, um den verschiedenartigen musikalischen Interessen und
Bedürfnissen möglichst gleichzeitig Genüge zu leisten. Pianofortewerke und


wird auch mit Leichtigkeit die wesentliche Bedeutung der dadurch zu Tage
geförderten kritischen Resultate erkennen, zu würdigen, und zu schätzen wissen-
Gegenüber den Werken Mendelssohn's fällt hier noch ein besonderer
Umstand ins Gewicht. Ein großer Theil dieser musikalischen Schöpfungen
ist sozusagen unter den Augen seines bewährten, langjährigen, treuen Freundes
und Kunstgenossen Rietz entstanden, und schwerlich wird irgend ein Anderer
als Nietz, Mendelssohn's Werke früher, schwerlich ein Anderer sie genauer und
bis in die geheimsten Intentionen des Autors eingehender gekannt haben, als
eben Rietz.

Wir haben Gelegenheit gehabt, einen Einblick in die bereits weit vor¬
geschrittene Revisionsarbeit thun zu dürfen, und haben uns überzeugt, daß
es sich dabei nicht blos um die Berichtigung falscher Noten, vergessener Ver¬
setzungszeichen und ungenügender Vortragsnüancen handelt. Es ist außer
diesen Dingen Mancherlei anders, Vieles besser geworden. Theilweise fand
sich neues Material für die Revision, z. B. erste Abschriften der Streich¬
quartette Op. 12, 13, 44 u. a., theils aber auch sind durch Vergleichung der
Stimmen mit den Partituren bei Orchester- und Chorwerken, bei Vergleichung
der untergelegten Texte bei Liedern und anderen Vocalcompositionen mit den
Originaltexten eine Menge von Irrthümern bereinigt worden. In der neuen
Gesammtausgabe wird überall in den Partituren die größte Genauigkeit bei
der Angabe der Vortragszeichen und Stricharten vorhanden sein, ebenso sehr
aber auch in allen Dingen die vollkommenste Uebereinstimmung der Stimmen
mit der Partitur. Die Partituren selbst werden möglichst übersichtlich her¬
gestellt. In allen Werken sind die Vorschläge und vielfach auch die Mordente
ihrem rythmischen Werthe nach angegeben. Bei den Klavierkompositionen ist
mit größter Sorgfalt darauf geachtet, daß meist alles das, was die linke Hand
zu spielen hat, auf dem unteren Liniensysteme steht, wodurch der Ueberblick
bedeutend erleichtert wird, und dem Spieler jeder Zweifel über die zweck¬
mäßigste Art und Weise der Ausführung benommen ist. Bet den mit Orchester
begleiteten Werken für Clavier wird außer den Tuttis, auch soweit es zum
Verständnisse nothwendig, das Wesentliche der Begleitung in der Prinzipal¬
stimme mit kleinen Noten beigefügt sein.

Die äußere Ausstattung, wie auch der Preis der neuen Mendelssohn-
Ausgabe sollen denen der gleichfalls bei Breitkopf Härtel erschienenen
Beethoven-Ausgabe gleichgestellt werden. Partituren, Stimmen und Klavier¬
auszüge werden ebensowohl im Ganzen, als auch gesondert abgegeben. Die
schnell aufeinanderfolgenden Lieferungen der einzelnen 19 Serien, in welche
sämmtliche Werke eingereiht sind, werden abwechselnd Werke verschiedener
Gattungen bringen, um den verschiedenartigen musikalischen Interessen und
Bedürfnissen möglichst gleichzeitig Genüge zu leisten. Pianofortewerke und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/30>, abgerufen am 27.07.2024.