Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band."sei denn doch zu spöttisch und deshalb ziehe sie es vor, diese Gegenstände Nur in einem Punkt freilich bedarf dies noch einer Berichtigung. Rath Und hierin, meine ich, liegt ein eigener Humor! Dies ist das kleine Dom deutschen Keichstag. Fünf Sitzungen hat der Reichstag bis jetzt gehalten. Die erste a"' „sei denn doch zu spöttisch und deshalb ziehe sie es vor, diese Gegenstände Nur in einem Punkt freilich bedarf dies noch einer Berichtigung. Rath Und hierin, meine ich, liegt ein eigener Humor! Dies ist das kleine Dom deutschen Keichstag. Fünf Sitzungen hat der Reichstag bis jetzt gehalten. Die erste a"' <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132496"/> <p xml:id="ID_853" prev="#ID_852"> „sei denn doch zu spöttisch und deshalb ziehe sie es vor, diese Gegenstände<lb/> noch einige Zeit länger auf demjenigen Lager zu halten, auf welchem sie jetzt<lb/> seit fast 20 Jahren gelegen haben," — wenn anders nicht noch eine Einigung<lb/> zwischen Rath und Bürgerschaft dahin erzielt werde, daß diese Gegenstände<lb/> öffentlich in einer Auction verkauft würden. Eine Einigung über diesen<lb/> Verkauf ist meines Wissens noch nicht erzielt, und so liegen denn die schönen<lb/> Jnfanteriesäbel, die Trommeln und Patrontaschen, die Käppis nicht zu ver¬<lb/> gessen und die hübschen Federbüsche heute und noch einige Zeit länger auf<lb/> demjenigen Lager, „auf welchem sie jetzt seit fast 20 Jahren gelegen haben."</p><lb/> <p xml:id="ID_854"> Nur in einem Punkt freilich bedarf dies noch einer Berichtigung. Rath<lb/> und Bürgerschaft der Stadt Rostock sind nämlich, — was ich beinahe ver¬<lb/> gessen hätte, zu erwähnen. — dahin überein gekommen, 12 Gardistensäbel,<lb/> ein Käppi, eine Trommel und eine Patrontasche der alten Rostocker Bürger¬<lb/> wehr als Requisitenstücke an das Rostocker Stadttheater abzugeben. Es wird<lb/> also auch in Zukunft noch mit diesen alten Resten der Bürgergarde Theater<lb/> gespielt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_855"> Und hierin, meine ich, liegt ein eigener Humor! Dies ist das kleine<lb/> Ende der großen Comödie.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Dom deutschen Keichstag.</head><lb/> <p xml:id="ID_856" next="#ID_857"> Fünf Sitzungen hat der Reichstag bis jetzt gehalten. Die erste a"'<lb/> Eröffnungstage betraf die gewöhnlichen Einleitungsformalien. Die zweite<lb/> 31. Oktober sah die Vornahme der Präsidentenwahl. Daß Herr von Forkenbeck<lb/> die erste Präsidentenstelle wiederum übertragen erhielt, war in Folge ein^<lb/> seltenen Uebereinstimmung des ganzen Hauses. Daß man zur ersten Vic^<lb/> Präsidentenstelle den Freiherrn von Stauffenberg berief, rechtfertigt sich duo<lb/> die Rücksicht aus die süddeutschen Reichsgenossen sowie durch die Persönlich^<lb/> des Erwählten. Daß man die zweite Bicepräsidentenstelle wiederum den'<lb/> fortschrittlichen Führer Herrn Dr. Hänel übertrug, ist unseres Erachtens ni«<lb/> zu rechtfertigen. Die Verantwortung dieser Wahl trifft die ausschlaggeben<lb/> nationalliberale Fraktion. Die erste Bicepräsidentenstelle war bisher in de<lb/> Person des seitdem zum Botschafter in Paris ernannten Fürsten Hohenlo-^<lb/> mit einem Freiconservativen und Süddeutschen besetzt gewesen. Gewiß h«</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
„sei denn doch zu spöttisch und deshalb ziehe sie es vor, diese Gegenstände
noch einige Zeit länger auf demjenigen Lager zu halten, auf welchem sie jetzt
seit fast 20 Jahren gelegen haben," — wenn anders nicht noch eine Einigung
zwischen Rath und Bürgerschaft dahin erzielt werde, daß diese Gegenstände
öffentlich in einer Auction verkauft würden. Eine Einigung über diesen
Verkauf ist meines Wissens noch nicht erzielt, und so liegen denn die schönen
Jnfanteriesäbel, die Trommeln und Patrontaschen, die Käppis nicht zu ver¬
gessen und die hübschen Federbüsche heute und noch einige Zeit länger auf
demjenigen Lager, „auf welchem sie jetzt seit fast 20 Jahren gelegen haben."
Nur in einem Punkt freilich bedarf dies noch einer Berichtigung. Rath
und Bürgerschaft der Stadt Rostock sind nämlich, — was ich beinahe ver¬
gessen hätte, zu erwähnen. — dahin überein gekommen, 12 Gardistensäbel,
ein Käppi, eine Trommel und eine Patrontasche der alten Rostocker Bürger¬
wehr als Requisitenstücke an das Rostocker Stadttheater abzugeben. Es wird
also auch in Zukunft noch mit diesen alten Resten der Bürgergarde Theater
gespielt werden.
Und hierin, meine ich, liegt ein eigener Humor! Dies ist das kleine
Ende der großen Comödie.
Dom deutschen Keichstag.
Fünf Sitzungen hat der Reichstag bis jetzt gehalten. Die erste a"'
Eröffnungstage betraf die gewöhnlichen Einleitungsformalien. Die zweite
31. Oktober sah die Vornahme der Präsidentenwahl. Daß Herr von Forkenbeck
die erste Präsidentenstelle wiederum übertragen erhielt, war in Folge ein^
seltenen Uebereinstimmung des ganzen Hauses. Daß man zur ersten Vic^
Präsidentenstelle den Freiherrn von Stauffenberg berief, rechtfertigt sich duo
die Rücksicht aus die süddeutschen Reichsgenossen sowie durch die Persönlich^
des Erwählten. Daß man die zweite Bicepräsidentenstelle wiederum den'
fortschrittlichen Führer Herrn Dr. Hänel übertrug, ist unseres Erachtens ni«
zu rechtfertigen. Die Verantwortung dieser Wahl trifft die ausschlaggeben
nationalliberale Fraktion. Die erste Bicepräsidentenstelle war bisher in de
Person des seitdem zum Botschafter in Paris ernannten Fürsten Hohenlo-^
mit einem Freiconservativen und Süddeutschen besetzt gewesen. Gewiß h«
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