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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band.

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vitam infinit. i-Lliewm" und ein erster Entwurf eines größeren Gedichts:
"Lattie ok LuKn.ec),- Dolivöi'ane" "k Portugal".

^ Und so wäre ich denn am Beschluß dieser skizzenhaften Abhandlung über
das Leben und Dichten von Charles Wolfe! Ein einfaches, engbegrenztes
Erdendasein, einmal durchblitzt vom Hoffnungsstrahle der Liebe und dann --
das starre Machtgebot der Pflicht, die Fessel des wehmüthigsten Siechthums
und ein früher Tod! -- Und innerhalb dieses Rahmens das Bild eines reich¬
begabten Poeten, der in einer kurzen Spanne Zeit in der pathetischen Rhap¬
sodie und im elegischen Tone des Liedes Bedeutendes leistete und ungesuchte
Unsterblichkeit erlangte durch ein Gedicht: "Idk Lüi-la,! ot Lii- ^olim Noore"!




WenjuKow's Werk user Innerasien.*)

Interessen der mannigfaltigsten Art haften an den weiten, noch wenig
bekannten Gebietsstrecken, welche man unter der Benennung "Centralasien"
zusammenfaßt. Der Historiker weiß, daß hier meist der Tummelplatz zahl¬
reicher mächtiger Völkerhorden gewesen, die verderbenbringend das Herz Europas
überflutheten; der Geograph kennt diese Region als eine derjenigen, welche
noch am mangelhaftesten dargestellt ist, wo Flüsse, Gebirge und Städte nur
in unsicheren Umrissen verzeichnet werden können; der Ethnolog erinnert sich
der turanischen Völkergruppe und der damit verknüpften schwankenden Begriffe,
Und der Politiker endlich erwartet hier vielleicht den Zusammenstoß zwischen
der größten See- und der größten Landmacht der Erde. Aber dies ist es
nicht allein, was unwillkürlich unsere Blicke auf Centralasien lenkt. In
einem Zeitalter, wo Meer und Land vom Dampfe durchpflügt werden, ver¬
schwinden die Entfernungen, und nahe gerückt scheint, was einstens unerreichbar
Weit war. Schon hat die Eröffnung des Suez-Canals die Handelswege nach
Dstasien gekürzt, früher oder später wird die Euphratbahn eine Wirklichkeit
geworden und Indien mit der europäischen Culturwelt durch Schienenstränge
verbunden sein. Von Jahr zu Jahr schreitet der Ausbau des gewaltigen
Russischen Eisenbahnnetzes vor, und ist einmal die in Angriff genommene
Linie von Ssarama nach Orenburg vollendet, so stehen wir auch schon am
Beginne der kirgisischen Steppe, durch welche in rascher Frist russische Heer-



") Oberst Wenjukow: Die russisch-asiatischen Grenzlande. Aus dem Russischen übertragen
Krahner, Hauptmann im königl. preuß. Großen Generalstabe. Mit zwei Karten. Leipzig,
V"lag von Fr. Will). Grunow. 1874.

vitam infinit. i-Lliewm" und ein erster Entwurf eines größeren Gedichts:
«Lattie ok LuKn.ec),- Dolivöi'ane« »k Portugal".

^ Und so wäre ich denn am Beschluß dieser skizzenhaften Abhandlung über
das Leben und Dichten von Charles Wolfe! Ein einfaches, engbegrenztes
Erdendasein, einmal durchblitzt vom Hoffnungsstrahle der Liebe und dann —
das starre Machtgebot der Pflicht, die Fessel des wehmüthigsten Siechthums
und ein früher Tod! — Und innerhalb dieses Rahmens das Bild eines reich¬
begabten Poeten, der in einer kurzen Spanne Zeit in der pathetischen Rhap¬
sodie und im elegischen Tone des Liedes Bedeutendes leistete und ungesuchte
Unsterblichkeit erlangte durch ein Gedicht: „Idk Lüi-la,! ot Lii- ^olim Noore"!




WenjuKow's Werk user Innerasien.*)

Interessen der mannigfaltigsten Art haften an den weiten, noch wenig
bekannten Gebietsstrecken, welche man unter der Benennung „Centralasien"
zusammenfaßt. Der Historiker weiß, daß hier meist der Tummelplatz zahl¬
reicher mächtiger Völkerhorden gewesen, die verderbenbringend das Herz Europas
überflutheten; der Geograph kennt diese Region als eine derjenigen, welche
noch am mangelhaftesten dargestellt ist, wo Flüsse, Gebirge und Städte nur
in unsicheren Umrissen verzeichnet werden können; der Ethnolog erinnert sich
der turanischen Völkergruppe und der damit verknüpften schwankenden Begriffe,
Und der Politiker endlich erwartet hier vielleicht den Zusammenstoß zwischen
der größten See- und der größten Landmacht der Erde. Aber dies ist es
nicht allein, was unwillkürlich unsere Blicke auf Centralasien lenkt. In
einem Zeitalter, wo Meer und Land vom Dampfe durchpflügt werden, ver¬
schwinden die Entfernungen, und nahe gerückt scheint, was einstens unerreichbar
Weit war. Schon hat die Eröffnung des Suez-Canals die Handelswege nach
Dstasien gekürzt, früher oder später wird die Euphratbahn eine Wirklichkeit
geworden und Indien mit der europäischen Culturwelt durch Schienenstränge
verbunden sein. Von Jahr zu Jahr schreitet der Ausbau des gewaltigen
Russischen Eisenbahnnetzes vor, und ist einmal die in Angriff genommene
Linie von Ssarama nach Orenburg vollendet, so stehen wir auch schon am
Beginne der kirgisischen Steppe, durch welche in rascher Frist russische Heer-



") Oberst Wenjukow: Die russisch-asiatischen Grenzlande. Aus dem Russischen übertragen
Krahner, Hauptmann im königl. preuß. Großen Generalstabe. Mit zwei Karten. Leipzig,
V"lag von Fr. Will). Grunow. 1874.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359154/187>, abgerufen am 27.07.2024.