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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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lebendig. Da zecht das fröhliche Volk der Schiffer, bis die letzte Barke vom
Ufer stößt und durch die schwellenden Lagunen heimzieht, die während der
Fluth fast um Manneshöhe steigen.

Ein ferner aber zauberischer Gesang empfängt uns, wenn wir spät an
der Piazzetta landen, es sind die Gondoliere die den Lanal Mg-pas hinauf¬
ziehend ihre alten Lieder singen, Lieder, die noch niemals in fremde Hand
gekommen, aber die in ihrer Seele, in ihrem Gedächtniß ewig weiter leben.

Endlich aber naht die Stunde des Scheidens -- der letzte Gang, wie
der erste führt uns zum gleichen Ziel, noch einmal auf die?iaWi>. San Mi'co.
Bor der goldbelasteten Kirche steht der stolze Campanile, der Glockenthurm,
auf dessen kühne Gallerien wir in steiler Windung steigen. Aus dem niederen
Gemach des Thürmers, aus dem Dachwerk, wo die Glocken hängen, über
deren Gebrauch der Doge allein gebot, treten wir hinaus ins Freie und wie
aus einem mächtigen Zauberwort steigt nun das Meer und die teriÄ tirmg,
meilenweit vor uns empor. Die Berge Verona's und der ferne Duft der
Adria. die Spitzen der Palläste und die Spitzen der Masten liegen vor uns,
ein Meer von Häusern und von Wogen! Und wieder ist es Zeit der Fluth.
Während sie langsam steigt, sieht es sich an als sänke die Stadt hinab in
die wachsenden Wellen, es wird uns zu Muth, als müßte sie sinken immer
tiefer und tiefer bis hinab ins Grab.


Verloren und gewonnen --
Sinkt jetzt Venedig wie es einst begonnen --
Jahrhunderte des Ruhms im Schlamm ertränkt. --

(Byron.)


Die Schlacht von Mola am 24. Ieörmr 1525
das "Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. II.

Zur selben Zeit als der französische König seine Armee durch Detachirungen
schwächte, waren die kaiserlichen Feldherren aufs Eifrigste bemüht, ihre eigene
Streitmacht zu verstärken. Karl von Bourbon, heimlich vom Herzoge von
Savoyen mit Geld unterstützt, eilte persönlich nach Deutschland, um die
Rüstungen zu betreiben. Das Volkslied schildert die Anstrengungen des Erz¬
herzogs von Oesterreich für Aufstellung des Entsatzheeres:


lebendig. Da zecht das fröhliche Volk der Schiffer, bis die letzte Barke vom
Ufer stößt und durch die schwellenden Lagunen heimzieht, die während der
Fluth fast um Manneshöhe steigen.

Ein ferner aber zauberischer Gesang empfängt uns, wenn wir spät an
der Piazzetta landen, es sind die Gondoliere die den Lanal Mg-pas hinauf¬
ziehend ihre alten Lieder singen, Lieder, die noch niemals in fremde Hand
gekommen, aber die in ihrer Seele, in ihrem Gedächtniß ewig weiter leben.

Endlich aber naht die Stunde des Scheidens — der letzte Gang, wie
der erste führt uns zum gleichen Ziel, noch einmal auf die?iaWi>. San Mi'co.
Bor der goldbelasteten Kirche steht der stolze Campanile, der Glockenthurm,
auf dessen kühne Gallerien wir in steiler Windung steigen. Aus dem niederen
Gemach des Thürmers, aus dem Dachwerk, wo die Glocken hängen, über
deren Gebrauch der Doge allein gebot, treten wir hinaus ins Freie und wie
aus einem mächtigen Zauberwort steigt nun das Meer und die teriÄ tirmg,
meilenweit vor uns empor. Die Berge Verona's und der ferne Duft der
Adria. die Spitzen der Palläste und die Spitzen der Masten liegen vor uns,
ein Meer von Häusern und von Wogen! Und wieder ist es Zeit der Fluth.
Während sie langsam steigt, sieht es sich an als sänke die Stadt hinab in
die wachsenden Wellen, es wird uns zu Muth, als müßte sie sinken immer
tiefer und tiefer bis hinab ins Grab.


Verloren und gewonnen —
Sinkt jetzt Venedig wie es einst begonnen —
Jahrhunderte des Ruhms im Schlamm ertränkt. —

(Byron.)


Die Schlacht von Mola am 24. Ieörmr 1525
das „Sedan" des 16. Jahrhunderts
von
Max Jähns. II.

Zur selben Zeit als der französische König seine Armee durch Detachirungen
schwächte, waren die kaiserlichen Feldherren aufs Eifrigste bemüht, ihre eigene
Streitmacht zu verstärken. Karl von Bourbon, heimlich vom Herzoge von
Savoyen mit Geld unterstützt, eilte persönlich nach Deutschland, um die
Rüstungen zu betreiben. Das Volkslied schildert die Anstrengungen des Erz¬
herzogs von Oesterreich für Aufstellung des Entsatzheeres:


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/63>, abgerufen am 22.07.2024.