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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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Dießvach, etwas später noch 2000 unter Petermann von Wabern. Der
Erstere traf die Sieger von Pontarlier auf dem Rückzüge nach den Jura¬
pässen. Er übernahm den Oberbefehl, ging von neuem gegen Pontarlier und
ließ die Gegend rings umher unter den Augen des burgundischen Heeres,
das sich an die gefürchteten Verner nicht wagte, aufs grausamste verwüsten.
Daraus ging's zu den südlichen Pässen. Hier lag das feste Granson an der
Südwestspitze des Neufchateller Sees, das die Prinzen von Chalons-Orange
(Oranien),*) von Savoyen zu Lehen hatten. Am 30. April ward die Stadt
erstürmt, am 1. Mai ergab sich auch das Schloß, dessen Besatzung freien
Abzug erhielt. Granson ward mit Vorbehalt der savoyischen Lehnsrechte in
Besitz genommen. Darauf zog das eidgenössische Heer aufwärts gegen Orbe,
wo die Besatzung die Stadt in Brand steckte und sich in die Burg zurückzog.
Die Eidgenossen halfen den Einwohnern löschen und besetzten einen Thurm,
von wo sie ein wirksames Feuer gegen die Burg eröffneten. Darauf stürmten
sie das Schloß und machten die sämmtliche Besatzung zur Revanche für den
an der Stadt verübten Frevel nieder. Nun schickte auch EchaUens, gleichwie
Orbe den Prinzen von Chalons-Orange zugehörig, rasch seine Unterwerfung
und zum Schluß wurde Jougne, die letzte der burgundischen Grenzvesten im
Jura, von Petermann von Wabern genommen. Die genommenen Orte, 5
an der Zahl, wurden mit Besatzungen versehen, und .das Heer zog mit reicher
Beute nach Bern zurück. Wir theilen Veit Weber's Beschreibung dieses Feld¬
zuges nur nach den Hauptzügen mit:


[Beginn Spaltensatz]
Es ward zu Bern gesagt dem Bären,
Daß die Seinigen belagert wären,
Er that sein' Klauen schleifen;
Er nahm viertausend Mann zu ihm;
Da hört man fröhlich pfeifen.
Er zog zu ihnen in schneller Eil,
Die Welschen machten Haufen viel
Und meinten, sie wären keck.
Der Bär grüßt sie mit Büchsensteinen,
Da flohen sie hinweg.
Das sahen die Welschen alles wohl,
Sie rannten an zum andern Mal;
Der Bär stellt sich zur Wehre
Sogar mit guter Ordenung,
Ganz nach der Hauptleute Lehre.
[Spaltenumbruch]
Sie zogen gen Ponterlin auf den Platz
Den Welschen grade da zum Tratz,
Derer war mehr denn zwölftausend;
Da sie den Bären sahen an,
Ward ihnen allen Grausen.
Der Bär eilt nach mit seiner Fahn',
Er braune', wie er vormals gethan,
Den Welschen da zu Leide.
Da er das Dorf hat gezündet an,
Da zog er auf weite Heide.
Da nun die Welschen sahen das,
Wie deß der Bär so grimmig was,
Von dannen sah man sie streichen,
Und waren doch allweg vier auf ein'n,
Dennoch mußten sie weichen.
[Ende Spaltensatz]

") Das Haus der Fürsten von Chalons-Orange starb aus mit Philibert v. Chalons
(s 1531). Ihm folgte sein Schwestersohn Renatus von Nassau, Gründer des Hauses Nassau-
Oranien, Onkel Wilhelm's von Oranien, des Begründers der niederländischen Freiheit. --

Dießvach, etwas später noch 2000 unter Petermann von Wabern. Der
Erstere traf die Sieger von Pontarlier auf dem Rückzüge nach den Jura¬
pässen. Er übernahm den Oberbefehl, ging von neuem gegen Pontarlier und
ließ die Gegend rings umher unter den Augen des burgundischen Heeres,
das sich an die gefürchteten Verner nicht wagte, aufs grausamste verwüsten.
Daraus ging's zu den südlichen Pässen. Hier lag das feste Granson an der
Südwestspitze des Neufchateller Sees, das die Prinzen von Chalons-Orange
(Oranien),*) von Savoyen zu Lehen hatten. Am 30. April ward die Stadt
erstürmt, am 1. Mai ergab sich auch das Schloß, dessen Besatzung freien
Abzug erhielt. Granson ward mit Vorbehalt der savoyischen Lehnsrechte in
Besitz genommen. Darauf zog das eidgenössische Heer aufwärts gegen Orbe,
wo die Besatzung die Stadt in Brand steckte und sich in die Burg zurückzog.
Die Eidgenossen halfen den Einwohnern löschen und besetzten einen Thurm,
von wo sie ein wirksames Feuer gegen die Burg eröffneten. Darauf stürmten
sie das Schloß und machten die sämmtliche Besatzung zur Revanche für den
an der Stadt verübten Frevel nieder. Nun schickte auch EchaUens, gleichwie
Orbe den Prinzen von Chalons-Orange zugehörig, rasch seine Unterwerfung
und zum Schluß wurde Jougne, die letzte der burgundischen Grenzvesten im
Jura, von Petermann von Wabern genommen. Die genommenen Orte, 5
an der Zahl, wurden mit Besatzungen versehen, und .das Heer zog mit reicher
Beute nach Bern zurück. Wir theilen Veit Weber's Beschreibung dieses Feld¬
zuges nur nach den Hauptzügen mit:


[Beginn Spaltensatz]
Es ward zu Bern gesagt dem Bären,
Daß die Seinigen belagert wären,
Er that sein' Klauen schleifen;
Er nahm viertausend Mann zu ihm;
Da hört man fröhlich pfeifen.
Er zog zu ihnen in schneller Eil,
Die Welschen machten Haufen viel
Und meinten, sie wären keck.
Der Bär grüßt sie mit Büchsensteinen,
Da flohen sie hinweg.
Das sahen die Welschen alles wohl,
Sie rannten an zum andern Mal;
Der Bär stellt sich zur Wehre
Sogar mit guter Ordenung,
Ganz nach der Hauptleute Lehre.
[Spaltenumbruch]
Sie zogen gen Ponterlin auf den Platz
Den Welschen grade da zum Tratz,
Derer war mehr denn zwölftausend;
Da sie den Bären sahen an,
Ward ihnen allen Grausen.
Der Bär eilt nach mit seiner Fahn',
Er braune', wie er vormals gethan,
Den Welschen da zu Leide.
Da er das Dorf hat gezündet an,
Da zog er auf weite Heide.
Da nun die Welschen sahen das,
Wie deß der Bär so grimmig was,
Von dannen sah man sie streichen,
Und waren doch allweg vier auf ein'n,
Dennoch mußten sie weichen.
[Ende Spaltensatz]

") Das Haus der Fürsten von Chalons-Orange starb aus mit Philibert v. Chalons
(s 1531). Ihm folgte sein Schwestersohn Renatus von Nassau, Gründer des Hauses Nassau-
Oranien, Onkel Wilhelm's von Oranien, des Begründers der niederländischen Freiheit. —
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[0478] Dießvach, etwas später noch 2000 unter Petermann von Wabern. Der Erstere traf die Sieger von Pontarlier auf dem Rückzüge nach den Jura¬ pässen. Er übernahm den Oberbefehl, ging von neuem gegen Pontarlier und ließ die Gegend rings umher unter den Augen des burgundischen Heeres, das sich an die gefürchteten Verner nicht wagte, aufs grausamste verwüsten. Daraus ging's zu den südlichen Pässen. Hier lag das feste Granson an der Südwestspitze des Neufchateller Sees, das die Prinzen von Chalons-Orange (Oranien),*) von Savoyen zu Lehen hatten. Am 30. April ward die Stadt erstürmt, am 1. Mai ergab sich auch das Schloß, dessen Besatzung freien Abzug erhielt. Granson ward mit Vorbehalt der savoyischen Lehnsrechte in Besitz genommen. Darauf zog das eidgenössische Heer aufwärts gegen Orbe, wo die Besatzung die Stadt in Brand steckte und sich in die Burg zurückzog. Die Eidgenossen halfen den Einwohnern löschen und besetzten einen Thurm, von wo sie ein wirksames Feuer gegen die Burg eröffneten. Darauf stürmten sie das Schloß und machten die sämmtliche Besatzung zur Revanche für den an der Stadt verübten Frevel nieder. Nun schickte auch EchaUens, gleichwie Orbe den Prinzen von Chalons-Orange zugehörig, rasch seine Unterwerfung und zum Schluß wurde Jougne, die letzte der burgundischen Grenzvesten im Jura, von Petermann von Wabern genommen. Die genommenen Orte, 5 an der Zahl, wurden mit Besatzungen versehen, und .das Heer zog mit reicher Beute nach Bern zurück. Wir theilen Veit Weber's Beschreibung dieses Feld¬ zuges nur nach den Hauptzügen mit: Es ward zu Bern gesagt dem Bären, Daß die Seinigen belagert wären, Er that sein' Klauen schleifen; Er nahm viertausend Mann zu ihm; Da hört man fröhlich pfeifen. Er zog zu ihnen in schneller Eil, Die Welschen machten Haufen viel Und meinten, sie wären keck. Der Bär grüßt sie mit Büchsensteinen, Da flohen sie hinweg. Das sahen die Welschen alles wohl, Sie rannten an zum andern Mal; Der Bär stellt sich zur Wehre Sogar mit guter Ordenung, Ganz nach der Hauptleute Lehre. Sie zogen gen Ponterlin auf den Platz Den Welschen grade da zum Tratz, Derer war mehr denn zwölftausend; Da sie den Bären sahen an, Ward ihnen allen Grausen. Der Bär eilt nach mit seiner Fahn', Er braune', wie er vormals gethan, Den Welschen da zu Leide. Da er das Dorf hat gezündet an, Da zog er auf weite Heide. Da nun die Welschen sahen das, Wie deß der Bär so grimmig was, Von dannen sah man sie streichen, Und waren doch allweg vier auf ein'n, Dennoch mußten sie weichen. ") Das Haus der Fürsten von Chalons-Orange starb aus mit Philibert v. Chalons (s 1531). Ihm folgte sein Schwestersohn Renatus von Nassau, Gründer des Hauses Nassau- Oranien, Onkel Wilhelm's von Oranien, des Begründers der niederländischen Freiheit. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/478>, abgerufen am 25.08.2024.