Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.[Beginn Spaltensatz]
"Wie sich das werde machen. Das merket eigentlich: Nach viel vergang'nen Sachen Zieht der Herzog von Oesterreich Mit Hilf und Trost der Eidgenossenschaft Geg'n die Venediger mit Frommen, Die ihm Erb und Eigen genommen Wider Recht mit falscher Kraft." "Darum sind sie verbunden [Spaltenumbruch]
Dem heil'gen ron'schen Reich, Von Mannheit ganz durchdrungen; Es lebt nicht ihresgleich Unter des hohen Himmelsthron. Noch eins hab' ich ersonnen: Das heil'ge Grab wird wieder gewonnen, Dann zieret erst der Ehren Kron'." "Die thun sich dann verbinden, Mit dem Türken, dem Höllenrvsi, Und werden am Glauben erblinden. Dann hilft der co'ge Trost Und giebt den Seinen Muth und Kraft, Von Oesterreich dem Fürsten, Den Eidgenossen, den eben'röter, Zu erwerben hohe Ritterschaft." "Das Glück sich zu uns heulet, [Ende Spaltensatz]
Sibille spricht nicht aus Traum: Der Kaiser Friedrich heulet Sein'n Schild an dürren Baum. Dann wird erfüllt die Prophezei Im Himmel und auf Erden, Darum auch Gott wollt' sterben An stumpfen Nägeln drei." -- Veit Weber, wahrscheinlich aus dem Breisgau, der in den Burgunder¬ [Beginn Spaltensatz] Gelobet sei der co'ge Gott, [Spaltenumbruch]
Daß er den Krieg geendet hat, Der lange Zeit gewähret Zwischen den: Haus von Oesterreich Und den Eidgenossen allen gleich, Davon mancher ward beschweret. Deß habe Dank Herzog Sigmund, Daß er's hat richten lassen; Desgleichen auch zu aller Stund Die frommen Eidgenossen: Daß sie sich haben gütlich nun vereint. Drob mancher hat geweinet Vor rechter Freude und Wie es dazu ist kund. Es wär' gescheh'n vor langer Zeit, [Ende Spaltensatz]
Doch hat der Fürste etlich Leut, Die es nicht gerne hatten. Sie wollten, daß ihr Nutz geschah; Doch da der Fürst ihr Treiben sah, Da wollt' er's nicht gestatten. Er hat gar manchen Edelmann Im Land und in den Städten, Die sich des Kriegs gern nehmen an, Daß sie ihr Vortheil hätten. Den Bären thaten sie gar feste rupfen; Er litt so lang ihr Zupfen , Doch wenn die Zähn' er bleckt', Da wurden viel erschreckt. [Beginn Spaltensatz]
„Wie sich das werde machen. Das merket eigentlich: Nach viel vergang'nen Sachen Zieht der Herzog von Oesterreich Mit Hilf und Trost der Eidgenossenschaft Geg'n die Venediger mit Frommen, Die ihm Erb und Eigen genommen Wider Recht mit falscher Kraft." „Darum sind sie verbunden [Spaltenumbruch]
Dem heil'gen ron'schen Reich, Von Mannheit ganz durchdrungen; Es lebt nicht ihresgleich Unter des hohen Himmelsthron. Noch eins hab' ich ersonnen: Das heil'ge Grab wird wieder gewonnen, Dann zieret erst der Ehren Kron'." „Die thun sich dann verbinden, Mit dem Türken, dem Höllenrvsi, Und werden am Glauben erblinden. Dann hilft der co'ge Trost Und giebt den Seinen Muth und Kraft, Von Oesterreich dem Fürsten, Den Eidgenossen, den eben'röter, Zu erwerben hohe Ritterschaft." „Das Glück sich zu uns heulet, [Ende Spaltensatz]
Sibille spricht nicht aus Traum: Der Kaiser Friedrich heulet Sein'n Schild an dürren Baum. Dann wird erfüllt die Prophezei Im Himmel und auf Erden, Darum auch Gott wollt' sterben An stumpfen Nägeln drei." — Veit Weber, wahrscheinlich aus dem Breisgau, der in den Burgunder¬ [Beginn Spaltensatz] Gelobet sei der co'ge Gott, [Spaltenumbruch]
Daß er den Krieg geendet hat, Der lange Zeit gewähret Zwischen den: Haus von Oesterreich Und den Eidgenossen allen gleich, Davon mancher ward beschweret. Deß habe Dank Herzog Sigmund, Daß er's hat richten lassen; Desgleichen auch zu aller Stund Die frommen Eidgenossen: Daß sie sich haben gütlich nun vereint. Drob mancher hat geweinet Vor rechter Freude und Wie es dazu ist kund. Es wär' gescheh'n vor langer Zeit, [Ende Spaltensatz]
Doch hat der Fürste etlich Leut, Die es nicht gerne hatten. Sie wollten, daß ihr Nutz geschah; Doch da der Fürst ihr Treiben sah, Da wollt' er's nicht gestatten. Er hat gar manchen Edelmann Im Land und in den Städten, Die sich des Kriegs gern nehmen an, Daß sie ihr Vortheil hätten. Den Bären thaten sie gar feste rupfen; Er litt so lang ihr Zupfen , Doch wenn die Zähn' er bleckt', Da wurden viel erschreckt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0472" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/132166"/> <cb type="start"/> <lg xml:id="POEMID_47" prev="#POEMID_46" type="poem" next="#POEMID_48"> <l> „Wie sich das werde machen.<lb/> Das merket eigentlich:<lb/> Nach viel vergang'nen Sachen<lb/> Zieht der Herzog von Oesterreich<lb/> Mit Hilf und Trost der Eidgenossenschaft<lb/> Geg'n die Venediger mit Frommen,<lb/> Die ihm Erb und Eigen genommen<lb/> Wider Recht mit falscher Kraft."<lb/></l> </lg> <lg xml:id="POEMID_48" prev="#POEMID_47" type="poem" next="#POEMID_49"> <l> „Darum sind sie verbunden<lb/> Dem heil'gen ron'schen Reich,<lb/> Von Mannheit ganz durchdrungen;<lb/> Es lebt nicht ihresgleich<lb/> Unter des hohen Himmelsthron.<lb/> Noch eins hab' ich ersonnen:<lb/> Das heil'ge Grab wird wieder gewonnen,<lb/> Dann zieret erst der Ehren Kron'."<lb/></l> </lg> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_49" prev="#POEMID_48" type="poem" next="#POEMID_50"> <l> „Die thun sich dann verbinden,<lb/> Mit dem Türken, dem Höllenrvsi,<lb/> Und werden am Glauben erblinden.<lb/> Dann hilft der co'ge Trost<lb/> Und giebt den Seinen Muth und Kraft,<lb/> Von Oesterreich dem Fürsten,<lb/> Den Eidgenossen, den eben'röter,<lb/> Zu erwerben hohe Ritterschaft."<lb/></l> </lg> <lg xml:id="POEMID_50" prev="#POEMID_49" type="poem"> <l> „Das Glück sich zu uns heulet,<lb/> Sibille spricht nicht aus Traum:<lb/> Der Kaiser Friedrich heulet<lb/> Sein'n Schild an dürren Baum.<lb/> Dann wird erfüllt die Prophezei<lb/> Im Himmel und auf Erden,<lb/> Darum auch Gott wollt' sterben<lb/> An stumpfen Nägeln drei." —</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> <p xml:id="ID_1598"> Veit Weber, wahrscheinlich aus dem Breisgau, der in den Burgunder¬<lb/> kriegen mitgefochten, besingt den „ewigen Frieden und die Richtung" in einem<lb/> Liede, das in Schilling's Burgunderchronik am besten überliefert ist. Bei-<lb/> ihm nicht die Begeisterung, nicht so hoher Schwung wie bei Montigel, dafür<lb/> geht er mehr auf das Thatsächliche ein. Wir sehen, es gab am österrei¬<lb/> chischen Hofe eine Partei, die in den Schweizerkriegen eine Quelle des Wohl¬<lb/> lebens und Ableitung ihrer Abenteuerlust fand. Diese, die eigentliche Adelspartei,<lb/> scheint durch die „ewige Richtung" zum Schweigen gebracht. Veit Weber dreht die<lb/> Thatsache der Verpfändung des Elsaßes, Breisgau u. f. w. dem Erzherzog zu Ehren<lb/> so, als habe dieser damit seine unbotmäßigen Edelleute bestrafen wollen, indem<lb/> er ihnen die burgundische Zuchtruthe aufband. Dann rühmt er die Eidgenossen,<lb/> lobt den Herzog und feuert zu kräftiger Offensive an. Das Lied ist nach der<lb/> Niederwerfung des Hagenbach gesungen, von der wir unten zu berichten haben.</p><lb/> <cb type="start"/> <lg xml:id="POEMID_51" type="poem" next="#POEMID_52"> <l> Gelobet sei der co'ge Gott,<lb/> Daß er den Krieg geendet hat,<lb/> Der lange Zeit gewähret<lb/> Zwischen den: Haus von Oesterreich<lb/> Und den Eidgenossen allen gleich,<lb/> Davon mancher ward beschweret.<lb/> Deß habe Dank Herzog Sigmund,<lb/> Daß er's hat richten lassen;<lb/> Desgleichen auch zu aller Stund<lb/> Die frommen Eidgenossen:<lb/> Daß sie sich haben gütlich nun vereint.<lb/> Drob mancher hat geweinet<lb/> Vor rechter Freude und<lb/> Wie es dazu ist kund.</l> </lg> <cb/><lb/> <lg xml:id="POEMID_52" prev="#POEMID_51" type="poem" next="#POEMID_53"> <l> Es wär' gescheh'n vor langer Zeit,<lb/> Doch hat der Fürste etlich Leut,<lb/> Die es nicht gerne hatten.<lb/> Sie wollten, daß ihr Nutz geschah;<lb/> Doch da der Fürst ihr Treiben sah,<lb/> Da wollt' er's nicht gestatten.<lb/> Er hat gar manchen Edelmann<lb/> Im Land und in den Städten,<lb/> Die sich des Kriegs gern nehmen an,<lb/> Daß sie ihr Vortheil hätten.<lb/> Den Bären thaten sie gar feste rupfen;<lb/> Er litt so lang ihr Zupfen ,<lb/> Doch wenn die Zähn' er bleckt',<lb/> Da wurden viel erschreckt.</l> </lg> <cb type="end"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0472]
„Wie sich das werde machen.
Das merket eigentlich:
Nach viel vergang'nen Sachen
Zieht der Herzog von Oesterreich
Mit Hilf und Trost der Eidgenossenschaft
Geg'n die Venediger mit Frommen,
Die ihm Erb und Eigen genommen
Wider Recht mit falscher Kraft."
„Darum sind sie verbunden
Dem heil'gen ron'schen Reich,
Von Mannheit ganz durchdrungen;
Es lebt nicht ihresgleich
Unter des hohen Himmelsthron.
Noch eins hab' ich ersonnen:
Das heil'ge Grab wird wieder gewonnen,
Dann zieret erst der Ehren Kron'."
„Die thun sich dann verbinden,
Mit dem Türken, dem Höllenrvsi,
Und werden am Glauben erblinden.
Dann hilft der co'ge Trost
Und giebt den Seinen Muth und Kraft,
Von Oesterreich dem Fürsten,
Den Eidgenossen, den eben'röter,
Zu erwerben hohe Ritterschaft."
„Das Glück sich zu uns heulet,
Sibille spricht nicht aus Traum:
Der Kaiser Friedrich heulet
Sein'n Schild an dürren Baum.
Dann wird erfüllt die Prophezei
Im Himmel und auf Erden,
Darum auch Gott wollt' sterben
An stumpfen Nägeln drei." —
Veit Weber, wahrscheinlich aus dem Breisgau, der in den Burgunder¬
kriegen mitgefochten, besingt den „ewigen Frieden und die Richtung" in einem
Liede, das in Schilling's Burgunderchronik am besten überliefert ist. Bei-
ihm nicht die Begeisterung, nicht so hoher Schwung wie bei Montigel, dafür
geht er mehr auf das Thatsächliche ein. Wir sehen, es gab am österrei¬
chischen Hofe eine Partei, die in den Schweizerkriegen eine Quelle des Wohl¬
lebens und Ableitung ihrer Abenteuerlust fand. Diese, die eigentliche Adelspartei,
scheint durch die „ewige Richtung" zum Schweigen gebracht. Veit Weber dreht die
Thatsache der Verpfändung des Elsaßes, Breisgau u. f. w. dem Erzherzog zu Ehren
so, als habe dieser damit seine unbotmäßigen Edelleute bestrafen wollen, indem
er ihnen die burgundische Zuchtruthe aufband. Dann rühmt er die Eidgenossen,
lobt den Herzog und feuert zu kräftiger Offensive an. Das Lied ist nach der
Niederwerfung des Hagenbach gesungen, von der wir unten zu berichten haben.
Gelobet sei der co'ge Gott,
Daß er den Krieg geendet hat,
Der lange Zeit gewähret
Zwischen den: Haus von Oesterreich
Und den Eidgenossen allen gleich,
Davon mancher ward beschweret.
Deß habe Dank Herzog Sigmund,
Daß er's hat richten lassen;
Desgleichen auch zu aller Stund
Die frommen Eidgenossen:
Daß sie sich haben gütlich nun vereint.
Drob mancher hat geweinet
Vor rechter Freude und
Wie es dazu ist kund.
Es wär' gescheh'n vor langer Zeit,
Doch hat der Fürste etlich Leut,
Die es nicht gerne hatten.
Sie wollten, daß ihr Nutz geschah;
Doch da der Fürst ihr Treiben sah,
Da wollt' er's nicht gestatten.
Er hat gar manchen Edelmann
Im Land und in den Städten,
Die sich des Kriegs gern nehmen an,
Daß sie ihr Vortheil hätten.
Den Bären thaten sie gar feste rupfen;
Er litt so lang ihr Zupfen ,
Doch wenn die Zähn' er bleckt',
Da wurden viel erschreckt.
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