Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.muß selbstverständlich den Fächern, welche derartige Anstalten erheischen, ge¬ Sammlungen aller Art rufen nach zweckmäßigeren und auslänglicheren Die Hauptsorge aber bleiben die Gehalte der Professoren. Daß dabei Nicht ohne ein gewisses Gefühl des Schmerzes über den Untergang der muß selbstverständlich den Fächern, welche derartige Anstalten erheischen, ge¬ Sammlungen aller Art rufen nach zweckmäßigeren und auslänglicheren Die Hauptsorge aber bleiben die Gehalte der Professoren. Daß dabei Nicht ohne ein gewisses Gefühl des Schmerzes über den Untergang der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0301" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131995"/> <p xml:id="ID_1120" prev="#ID_1119"> muß selbstverständlich den Fächern, welche derartige Anstalten erheischen, ge¬<lb/> währt werden, wenn die Universität ihrem Namen und Wesen entsprechend<lb/> eine Schule der gesammtem Wissenschaft sein soll. Außer den stehenden Ein¬<lb/> richtungen erheischt ferner die Beschaffung des laufenden Materials in allen<lb/> Anstalten einen erklecklichen Mehraufwand. Was jetzt zur Unterhaltung und<lb/> dem Betriebe derselben verwilligt werden kann, wird von Tag zu Tag unzu¬<lb/> länglicher.</p><lb/> <p xml:id="ID_1121"> Sammlungen aller Art rufen nach zweckmäßigeren und auslänglicheren<lb/> Lokalitäten. Wie das in verschiedenen Fächern bedeutende Material unter¬<lb/> gebracht werden muß, würde man anderswo kaum begreifen. Die Bibliothek,<lb/> wird in kurzer Frist einer Vergrößerung bedürfen. Wenn sich die Frequenz<lb/> Mehre, kann dasselbe Bedürfniß an dem Kollegienhaus eintreten. Von Luxus<lb/> ist auch da keine Rede. An ein Universitätsgebäude nach dem Muster vieler<lb/> Schwesteruniversitäten wagt in Jena Niemand zu denken. Aber die nothwen¬<lb/> digen Räume in brauchbarer Beschaffenheit müssen doch vorhanden sein. Das<lb/> Kollegienhäus ist aus einigen alten Privathäusern billig zusammengebaut<lb/> worden. Die nicht unansehnliche Bibliothek war ein altes Lagerhaus. Mit<lb/> wenig Kosten aus Altem etwas herzustellen, versteht man trefflich. Niemand<lb/> wird das tadeln. An manchen Stellen freilich führt die begründete Scheu<lb/> vor großer Ausgabe zu fortlaufenden Flickarbeiten, die zuletzt sich leicht höher<lb/> summiren, als eine gründliche Neueinrichtung gekostet haben würde. Indessen,<lb/> Wie dem auch sei, selbst abgesehen von allen extravaganten Plänen, bei be»<lb/> scheidenster Beschränkung auf dasjenige, was schlechthin geschehen muß. und<lb/> bei Fortsetzung des bisherigen Systems in der Ausführung stehen Ausgaben<lb/> bevor, die von dem bisherigen Fonds nicht zu tragen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1122"> Die Hauptsorge aber bleiben die Gehalte der Professoren. Daß dabei<lb/> ganz andere Sätze angelegt werden müssen, als vor einem Dezennium, hat<lb/> Man bereits empfunden. Und doch ist für Jena erst der Anfang jener Wand¬<lb/> lung eingetreten, die sich überall bemerkbar macht. Schon in den letzten Jahren<lb/> vor 1870 mußten bei Neuberufungen die Gehalte im Vergleich zu früher ge¬<lb/> steigert werden. Vollends aber seit 1871 wachsen die Ansprüche der Profes¬<lb/> soren von Jahr zu Jahr zusehends.</p><lb/> <p xml:id="ID_1123" next="#ID_1124"> Nicht ohne ein gewisses Gefühl des Schmerzes über den Untergang der<lb/> alten guten Zeiten, wo Professoren genug und billig zu haben waren, wird<lb/> Manchmal das Reich als Urheber der Noth bezeichnet. Das Reich stiftete die<lb/> Universität Straßburg, geizte nicht mit Geld und nahm von den übrigen<lb/> deutschen Universitäten eine ziemliche Anzahl von Lehrern hinweg. Dadurch,<lb/> Meint man, sei dann nach allen Seiten hin Nachfrage nach Ersatz und durch<lb/> die unter den Professoren eingetretene Bewegung eine Preissteigerung de^<lb/> Lehrarbeit hervorgerufen worden. Daran ist insofern etwas Wahres, als d«H</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0301]
muß selbstverständlich den Fächern, welche derartige Anstalten erheischen, ge¬
währt werden, wenn die Universität ihrem Namen und Wesen entsprechend
eine Schule der gesammtem Wissenschaft sein soll. Außer den stehenden Ein¬
richtungen erheischt ferner die Beschaffung des laufenden Materials in allen
Anstalten einen erklecklichen Mehraufwand. Was jetzt zur Unterhaltung und
dem Betriebe derselben verwilligt werden kann, wird von Tag zu Tag unzu¬
länglicher.
Sammlungen aller Art rufen nach zweckmäßigeren und auslänglicheren
Lokalitäten. Wie das in verschiedenen Fächern bedeutende Material unter¬
gebracht werden muß, würde man anderswo kaum begreifen. Die Bibliothek,
wird in kurzer Frist einer Vergrößerung bedürfen. Wenn sich die Frequenz
Mehre, kann dasselbe Bedürfniß an dem Kollegienhaus eintreten. Von Luxus
ist auch da keine Rede. An ein Universitätsgebäude nach dem Muster vieler
Schwesteruniversitäten wagt in Jena Niemand zu denken. Aber die nothwen¬
digen Räume in brauchbarer Beschaffenheit müssen doch vorhanden sein. Das
Kollegienhäus ist aus einigen alten Privathäusern billig zusammengebaut
worden. Die nicht unansehnliche Bibliothek war ein altes Lagerhaus. Mit
wenig Kosten aus Altem etwas herzustellen, versteht man trefflich. Niemand
wird das tadeln. An manchen Stellen freilich führt die begründete Scheu
vor großer Ausgabe zu fortlaufenden Flickarbeiten, die zuletzt sich leicht höher
summiren, als eine gründliche Neueinrichtung gekostet haben würde. Indessen,
Wie dem auch sei, selbst abgesehen von allen extravaganten Plänen, bei be»
scheidenster Beschränkung auf dasjenige, was schlechthin geschehen muß. und
bei Fortsetzung des bisherigen Systems in der Ausführung stehen Ausgaben
bevor, die von dem bisherigen Fonds nicht zu tragen sind.
Die Hauptsorge aber bleiben die Gehalte der Professoren. Daß dabei
ganz andere Sätze angelegt werden müssen, als vor einem Dezennium, hat
Man bereits empfunden. Und doch ist für Jena erst der Anfang jener Wand¬
lung eingetreten, die sich überall bemerkbar macht. Schon in den letzten Jahren
vor 1870 mußten bei Neuberufungen die Gehalte im Vergleich zu früher ge¬
steigert werden. Vollends aber seit 1871 wachsen die Ansprüche der Profes¬
soren von Jahr zu Jahr zusehends.
Nicht ohne ein gewisses Gefühl des Schmerzes über den Untergang der
alten guten Zeiten, wo Professoren genug und billig zu haben waren, wird
Manchmal das Reich als Urheber der Noth bezeichnet. Das Reich stiftete die
Universität Straßburg, geizte nicht mit Geld und nahm von den übrigen
deutschen Universitäten eine ziemliche Anzahl von Lehrern hinweg. Dadurch,
Meint man, sei dann nach allen Seiten hin Nachfrage nach Ersatz und durch
die unter den Professoren eingetretene Bewegung eine Preissteigerung de^
Lehrarbeit hervorgerufen worden. Daran ist insofern etwas Wahres, als d«H
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