Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.lebenslänglich beschäftigt und deren großer Theil schon gedruckt ist, gesammelt Nun würden zuerst die poetischen, rhetorischen, historischen, kritischen Da nun aber zu einem solchen Unternehmen schon mehrjährige Auf¬ Und zwar wage ich, mir ein solches Privilegium für mich, meine Erben Sollte es hiebey nicht genehm seyn, diese Ausgabe der letzten Hand, die Und so werde ich denn auch nicht ermangeln, das mir so vortheilhaft In tiefster Ehrfurcht over. Weimar Johann Wolfgang von Göthe (sie), lebenslänglich beschäftigt und deren großer Theil schon gedruckt ist, gesammelt Nun würden zuerst die poetischen, rhetorischen, historischen, kritischen Da nun aber zu einem solchen Unternehmen schon mehrjährige Auf¬ Und zwar wage ich, mir ein solches Privilegium für mich, meine Erben Sollte es hiebey nicht genehm seyn, diese Ausgabe der letzten Hand, die Und so werde ich denn auch nicht ermangeln, das mir so vortheilhaft In tiefster Ehrfurcht over. Weimar Johann Wolfgang von Göthe (sie), <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0274" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131968"/> <p xml:id="ID_974" prev="#ID_973"> lebenslänglich beschäftigt und deren großer Theil schon gedruckt ist, gesammelt<lb/> herauszugeben und hierauf meine letzten Lebensjahre zu verwenden.</p><lb/> <p xml:id="ID_975"> Nun würden zuerst die poetischen, rhetorischen, historischen, kritischen<lb/> Arbeiten etwa vierzig Bände füllen: hierauf aber wäre dasjenige, was ich in<lb/> Bezug auf bildende Kunst unternommen, nicht weniger, was ich in der Natur¬<lb/> wissenschaft versuchte, in einer nicht füglich zu bestimmenden Zahl von Bänden<lb/> nach zu bringen.</p><lb/> <p xml:id="ID_976"> Da nun aber zu einem solchen Unternehmen schon mehrjährige Auf¬<lb/> merksamkeit und Bemühung erforderlich war, auch zunächst noch sein wird,<lb/> um zuletzt eine solche Rechenschaft abzulegen; so würde es um so Wünschens¬<lb/> werther seyn, daß der Verfasser von den unausgesetzten Bemühungen seines<lb/> Lebens billigmäßigen Vortheil ziehe, welcher durch den in Deutschland noch<lb/> nicht zu hindernden Nachdruck gewöhnlich verkümmert wird. Deshalb erkühne<lb/> mich nun Ew. K. M. hiedurch bescheiden anzugehen mich in allen, in Höchst<lb/> Jhro Landen gegen den Nachdruck schon bestehenden Gesetzen und Anordnungen<lb/> einzuschließen, besonders aber für gedachte vollständige kritische Ausgabe meiner<lb/> Werke ein Privilegium zu ertheilen, so daß ich gegen den Nachdruck und<lb/> dessen Verkauf in Höchst Jhro Staaten völlig gesichert sey, unter Androhung<lb/> der Confiscation und sonstiger Strafen, welche theils den Landesgesetzen nach<lb/> schon bestehen, oder künftig für nöthig erachtet werden möchten.</p><lb/> <p xml:id="ID_977"> Und zwar wage ich, mir ein solches Privilegium für mich, meine Erben<lb/> und Erbnehmer in der Masse zu erbitten, daß sowohl ich, wenn ich den<lb/> Verlag selbst oder in Gemeinschaft besorge, als auch, wenn ich einem Verleger<lb/> die Befugniß übertrüge, dieser des gesetzlichen Schutzes genießen möge.</p><lb/> <p xml:id="ID_978"> Sollte es hiebey nicht genehm seyn, diese Ausgabe der letzten Hand, die<lb/> für künftig keine Abänderung erleiden, auch um einen annehmlichen Preis<lb/> verkäuflich seyn soll, aus unbestimmte Zeit zu Privilegiren, so erlaube mir<lb/> doch die allerunterthänigste Bitte, den anzusetzenden Termin auf fünfzig Jahre<lb/> zu erstrecken, damit meine Familie sich auch unter die vielen mitzählen dürfe,<lb/> welche in Allerhöchst Jhro Landen eines dauerhaft beschützten Glückes genießen.</p><lb/> <p xml:id="ID_979"> Und so werde ich denn auch nicht ermangeln, das mir so vortheilhaft<lb/> als ehrenvoll gegönnte Privilegium auf eine geziemende Weise dem Publikum<lb/> vor Augen zu bringen. Eine solche gnädigste Vergünstigung würde ich mit<lb/> dem reinsten, devotesten Dank erkennen und für die höchste Belohnung achten,<lb/> die mir für meine unausgesetzten vieljährigen Bemühungen nur immer hätte<lb/> zu Theil werden können.</p><lb/> <note type="closer"> In tiefster Ehrfurcht over.</note><lb/> <p xml:id="ID_980"> Weimar<lb/> den 22. Julius 1825.</p><lb/> <note type="bibl"> Johann Wolfgang von Göthe (sie),</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0274]
lebenslänglich beschäftigt und deren großer Theil schon gedruckt ist, gesammelt
herauszugeben und hierauf meine letzten Lebensjahre zu verwenden.
Nun würden zuerst die poetischen, rhetorischen, historischen, kritischen
Arbeiten etwa vierzig Bände füllen: hierauf aber wäre dasjenige, was ich in
Bezug auf bildende Kunst unternommen, nicht weniger, was ich in der Natur¬
wissenschaft versuchte, in einer nicht füglich zu bestimmenden Zahl von Bänden
nach zu bringen.
Da nun aber zu einem solchen Unternehmen schon mehrjährige Auf¬
merksamkeit und Bemühung erforderlich war, auch zunächst noch sein wird,
um zuletzt eine solche Rechenschaft abzulegen; so würde es um so Wünschens¬
werther seyn, daß der Verfasser von den unausgesetzten Bemühungen seines
Lebens billigmäßigen Vortheil ziehe, welcher durch den in Deutschland noch
nicht zu hindernden Nachdruck gewöhnlich verkümmert wird. Deshalb erkühne
mich nun Ew. K. M. hiedurch bescheiden anzugehen mich in allen, in Höchst
Jhro Landen gegen den Nachdruck schon bestehenden Gesetzen und Anordnungen
einzuschließen, besonders aber für gedachte vollständige kritische Ausgabe meiner
Werke ein Privilegium zu ertheilen, so daß ich gegen den Nachdruck und
dessen Verkauf in Höchst Jhro Staaten völlig gesichert sey, unter Androhung
der Confiscation und sonstiger Strafen, welche theils den Landesgesetzen nach
schon bestehen, oder künftig für nöthig erachtet werden möchten.
Und zwar wage ich, mir ein solches Privilegium für mich, meine Erben
und Erbnehmer in der Masse zu erbitten, daß sowohl ich, wenn ich den
Verlag selbst oder in Gemeinschaft besorge, als auch, wenn ich einem Verleger
die Befugniß übertrüge, dieser des gesetzlichen Schutzes genießen möge.
Sollte es hiebey nicht genehm seyn, diese Ausgabe der letzten Hand, die
für künftig keine Abänderung erleiden, auch um einen annehmlichen Preis
verkäuflich seyn soll, aus unbestimmte Zeit zu Privilegiren, so erlaube mir
doch die allerunterthänigste Bitte, den anzusetzenden Termin auf fünfzig Jahre
zu erstrecken, damit meine Familie sich auch unter die vielen mitzählen dürfe,
welche in Allerhöchst Jhro Landen eines dauerhaft beschützten Glückes genießen.
Und so werde ich denn auch nicht ermangeln, das mir so vortheilhaft
als ehrenvoll gegönnte Privilegium auf eine geziemende Weise dem Publikum
vor Augen zu bringen. Eine solche gnädigste Vergünstigung würde ich mit
dem reinsten, devotesten Dank erkennen und für die höchste Belohnung achten,
die mir für meine unausgesetzten vieljährigen Bemühungen nur immer hätte
zu Theil werden können.
In tiefster Ehrfurcht over.
Weimar
den 22. Julius 1825.
Johann Wolfgang von Göthe (sie),
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