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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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äußerst sauberer und belehrender Holzschnitte und Lithographieen sowie den
ausgezeichneten Spezialkarten der Ostküste von Grönland, mit neun Tafeln
in Farbendruck geschmückt, die sich in künstlerischer wie technischer und typo¬
graphischer Hinsicht den besten Leistungen der deutschen Kunst und Kunst¬
industrie auf diesem Gebiete an die Seite stellen dürfen. Die eigenthüm¬
lichen Farben, Linien und Kontraste polarer Landschaft, die uns aus Saal's
und einiger französischer Maler Bildern wenigstens theilweise bekannt sind,
werden hier mit entzückender Poesie und Naturwahrheit vorgetragen. Ein¬
zelne der Blätter, wie jenes vorvorletzte, das die Flora von Grönland dar¬
stellt, und jenes letzte, welches den von der Germania neuentdeckten Franz-
Jostph's-Fjord bei glänzendem Alpenglühen aus der Vogelschau der hohen
Vorberge zeigt, sind geradezu die künstlerischsten Darstellungen arktischer Land¬
schaft, die wir je gesehen.

Der Text auch dieses Halbbandes hat den großen Vorzug mit den
früheren gemein, daß sein reiches Material von den Mitgliedern der Expe¬
dition selbst, d. h. von Augen- und Ohrenzeugen der zu berichtenden Ereig¬
nisse bearbeitet ist, und daher im höchsten Maße den Stempel der Ursprüng¬
lichkeit, Frische und Lebendigkeit trägt. Jeder erzählt in dem Bande nur das,
was er selbst mit eigenen Sinnen wahrgenommen hat; so werden uns
Wohl Jagdausflüge oder naturwissenschaftliche Excursionen, die bei jeder
Witterung von zwei oder mehr Gruppen der Germania-Mannschaft gleich¬
zeitig unternommen wurden, nacheinander erzählt, aber niemals nimmt
Jemand das Wort über Dinge, die er selbst nicht erlebte. Es ist die Absicht
der nachstehenden Blätter, dem Leser in gedrängter Kürze ein möglichst treues
Bild von der trefflichen und zugleich im höchsten Maße fesselnden Darstellung
Zu geben, welche die Fahrten, Forschungen und Abenteuer der Germania in
dem vorliegenden Halbhart gefunden haben.

Unsere Leser werden sich erinnern, daß von den beiden Schiffen der
zweiten deutschen Nordpolfahrt das Segelschiff Hansa vom 15. Juli 1869
an ins Eis gerieth. und am 19. October 1869 unterging. Die Schicksale
und Abenteuer der Hanfamänner hat unser oben erwähnter früherer Artikel
geschildert. So kann sich der heutige auf den Bericht der Germaniafahrer
beschränken. Die Germania war ein Dampfer. Ihre Größenverhältnisse,
Stärke, ihre und ihrer Mannschaft Ausrüstung und Verproviantirung haben
wir bereits bei dem ersten Artikel "Die Hansamänner in Noth" mit berührt.
Der unschätzbare Vorzug der Dampfkraft, den sie vor der unglücklichen Hansa
voraus hatte, zeigte sich bereits in den ersten Tagen, an denen man mit dem
ostgrönländischen Küsteneis längs der Eisgrenze Mitte Juli 1869 nähere
Fühlung gewann. Die Hansa war, trotz der ausgezeichneten Führung des
Kapitän Hegemann, rettungslos dem Untergang verfallen, sowie sie, der


äußerst sauberer und belehrender Holzschnitte und Lithographieen sowie den
ausgezeichneten Spezialkarten der Ostküste von Grönland, mit neun Tafeln
in Farbendruck geschmückt, die sich in künstlerischer wie technischer und typo¬
graphischer Hinsicht den besten Leistungen der deutschen Kunst und Kunst¬
industrie auf diesem Gebiete an die Seite stellen dürfen. Die eigenthüm¬
lichen Farben, Linien und Kontraste polarer Landschaft, die uns aus Saal's
und einiger französischer Maler Bildern wenigstens theilweise bekannt sind,
werden hier mit entzückender Poesie und Naturwahrheit vorgetragen. Ein¬
zelne der Blätter, wie jenes vorvorletzte, das die Flora von Grönland dar¬
stellt, und jenes letzte, welches den von der Germania neuentdeckten Franz-
Jostph's-Fjord bei glänzendem Alpenglühen aus der Vogelschau der hohen
Vorberge zeigt, sind geradezu die künstlerischsten Darstellungen arktischer Land¬
schaft, die wir je gesehen.

Der Text auch dieses Halbbandes hat den großen Vorzug mit den
früheren gemein, daß sein reiches Material von den Mitgliedern der Expe¬
dition selbst, d. h. von Augen- und Ohrenzeugen der zu berichtenden Ereig¬
nisse bearbeitet ist, und daher im höchsten Maße den Stempel der Ursprüng¬
lichkeit, Frische und Lebendigkeit trägt. Jeder erzählt in dem Bande nur das,
was er selbst mit eigenen Sinnen wahrgenommen hat; so werden uns
Wohl Jagdausflüge oder naturwissenschaftliche Excursionen, die bei jeder
Witterung von zwei oder mehr Gruppen der Germania-Mannschaft gleich¬
zeitig unternommen wurden, nacheinander erzählt, aber niemals nimmt
Jemand das Wort über Dinge, die er selbst nicht erlebte. Es ist die Absicht
der nachstehenden Blätter, dem Leser in gedrängter Kürze ein möglichst treues
Bild von der trefflichen und zugleich im höchsten Maße fesselnden Darstellung
Zu geben, welche die Fahrten, Forschungen und Abenteuer der Germania in
dem vorliegenden Halbhart gefunden haben.

Unsere Leser werden sich erinnern, daß von den beiden Schiffen der
zweiten deutschen Nordpolfahrt das Segelschiff Hansa vom 15. Juli 1869
an ins Eis gerieth. und am 19. October 1869 unterging. Die Schicksale
und Abenteuer der Hanfamänner hat unser oben erwähnter früherer Artikel
geschildert. So kann sich der heutige auf den Bericht der Germaniafahrer
beschränken. Die Germania war ein Dampfer. Ihre Größenverhältnisse,
Stärke, ihre und ihrer Mannschaft Ausrüstung und Verproviantirung haben
wir bereits bei dem ersten Artikel „Die Hansamänner in Noth" mit berührt.
Der unschätzbare Vorzug der Dampfkraft, den sie vor der unglücklichen Hansa
voraus hatte, zeigte sich bereits in den ersten Tagen, an denen man mit dem
ostgrönländischen Küsteneis längs der Eisgrenze Mitte Juli 1869 nähere
Fühlung gewann. Die Hansa war, trotz der ausgezeichneten Führung des
Kapitän Hegemann, rettungslos dem Untergang verfallen, sowie sie, der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/261>, abgerufen am 22.07.2024.