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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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3) einige Nationalökonomen, unter denen als die hier bedeutendsten
in. W. zu nennen sind: Löwe, weil er in dem volkswirthschaftlichen Congreß
zu Weimar 1862 an der Resolution "für die Anwendung des Princips der
Gewerbefreiheit auf Aerzte, Apotheker und Advocaten" den größten Antheil
hatte und auch später mehrfach in ähnlichem Sinne wirkte; Max Wirth und
Emminghaus, weil sie Löwe in jenem Congreß unterstützten, so wie wegen
der volkswirthschaftlichen Autorität, welche sie im Allgemeinen genießen.
Löwe ist zwar zugleich Arzt, jedoch als solcher weit weniger bekannt, practi"
cire auch wohl kaum noch; deßhalb kann ich ihn nur hier aufführen. Außer¬
dem gehören Hieher Ludw. Jacobi und einige Andere, welche im Preußischen
Abgeordnetenhause, im Norddeutschen und Deutschen Reichstag in ähnlicher
Richtung wirkten. -- Max Wirth hat bereits für die Pharmacie von seiner
1862 er Ansicht zur entgegengesetzten eingelenkt (Schles. Presse. 1873, Ur. 318;
6. Dec.); Emminghaus hat sich wesentlich ähnlich gegen mich mündlich ge¬
äußert. Beiden Männern gereicht das offene Bekenntniß, daß sie ihren
Standpunkt geändert haben, zu einem Beweise ihrer Wissenschaftlichkeit und
Gewissenhaftigkeit, also zu großer Ehre. Man darf hoffen, daß auch Löwe
und Jacobi jetzt bereits ähnlich wie Jene denken; und wenn das der Fall,
so ist auch von ihnen, den Männern des Volksvertrauens, zu erwarten, daß
sie die gleiche Ehre erwerben.

Auf der Seite des Concessionssystems dagegen stehen:

1) ein großer Theil (wahrscheinlich mehr als die Hälfte) der Apotheken-
Aspiranten; sie sehen ein, daß die Niederlassungsfreiheit ein Danaer-Geschenk
für sie wäre.

2) fast die sämmtlichen Apothekenbesitzer und fast die ganze pharmaceu¬
tische Presse Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und Rußlands. Die Aus¬
nahmen sind an Zahl und Gewicht so schwach, daß es nicht lohnt, sich bei
ihnen aufzuhalten.

3) sehr zahlreiche deutsche Aerzte und darunter nicht wenige von größter
Autorität; höchst wahrscheinlich sogar die große Mehrheit jener Aerzte (wäh¬
rend allerdings einzelne, sonder Zweifel hauptsächlich im Hinblick auf die
Schwächen einzelner Apotheker oder Apotheken, anderer Ansicht sind). Es
geht dies hervor:

g,. aus der bisherigen Praxis aller Deutschen Staatsregierungen, welche
sich größtentheils gründet auf die Autorität der, größtentheils aus Aerzten
bestehenden. Medicinalbehörden. (Zum kleinen Theil aus die Gutachten von
Pharmaceutischen Commissionen oder einzelnen Pharmaceuten.)

K. aus verschiedenen Angaben der medicinischen Presse, z. B. bei mir,
i- a. W. Note 170.

e. aus höchst zahlreichen schriftlichen und mündlichen ärztlichen Zeugnissen


3) einige Nationalökonomen, unter denen als die hier bedeutendsten
in. W. zu nennen sind: Löwe, weil er in dem volkswirthschaftlichen Congreß
zu Weimar 1862 an der Resolution „für die Anwendung des Princips der
Gewerbefreiheit auf Aerzte, Apotheker und Advocaten" den größten Antheil
hatte und auch später mehrfach in ähnlichem Sinne wirkte; Max Wirth und
Emminghaus, weil sie Löwe in jenem Congreß unterstützten, so wie wegen
der volkswirthschaftlichen Autorität, welche sie im Allgemeinen genießen.
Löwe ist zwar zugleich Arzt, jedoch als solcher weit weniger bekannt, practi«
cire auch wohl kaum noch; deßhalb kann ich ihn nur hier aufführen. Außer¬
dem gehören Hieher Ludw. Jacobi und einige Andere, welche im Preußischen
Abgeordnetenhause, im Norddeutschen und Deutschen Reichstag in ähnlicher
Richtung wirkten. — Max Wirth hat bereits für die Pharmacie von seiner
1862 er Ansicht zur entgegengesetzten eingelenkt (Schles. Presse. 1873, Ur. 318;
6. Dec.); Emminghaus hat sich wesentlich ähnlich gegen mich mündlich ge¬
äußert. Beiden Männern gereicht das offene Bekenntniß, daß sie ihren
Standpunkt geändert haben, zu einem Beweise ihrer Wissenschaftlichkeit und
Gewissenhaftigkeit, also zu großer Ehre. Man darf hoffen, daß auch Löwe
und Jacobi jetzt bereits ähnlich wie Jene denken; und wenn das der Fall,
so ist auch von ihnen, den Männern des Volksvertrauens, zu erwarten, daß
sie die gleiche Ehre erwerben.

Auf der Seite des Concessionssystems dagegen stehen:

1) ein großer Theil (wahrscheinlich mehr als die Hälfte) der Apotheken-
Aspiranten; sie sehen ein, daß die Niederlassungsfreiheit ein Danaer-Geschenk
für sie wäre.

2) fast die sämmtlichen Apothekenbesitzer und fast die ganze pharmaceu¬
tische Presse Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und Rußlands. Die Aus¬
nahmen sind an Zahl und Gewicht so schwach, daß es nicht lohnt, sich bei
ihnen aufzuhalten.

3) sehr zahlreiche deutsche Aerzte und darunter nicht wenige von größter
Autorität; höchst wahrscheinlich sogar die große Mehrheit jener Aerzte (wäh¬
rend allerdings einzelne, sonder Zweifel hauptsächlich im Hinblick auf die
Schwächen einzelner Apotheker oder Apotheken, anderer Ansicht sind). Es
geht dies hervor:

g,. aus der bisherigen Praxis aller Deutschen Staatsregierungen, welche
sich größtentheils gründet auf die Autorität der, größtentheils aus Aerzten
bestehenden. Medicinalbehörden. (Zum kleinen Theil aus die Gutachten von
Pharmaceutischen Commissionen oder einzelnen Pharmaceuten.)

K. aus verschiedenen Angaben der medicinischen Presse, z. B. bei mir,
i- a. W. Note 170.

e. aus höchst zahlreichen schriftlichen und mündlichen ärztlichen Zeugnissen


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[0255] 3) einige Nationalökonomen, unter denen als die hier bedeutendsten in. W. zu nennen sind: Löwe, weil er in dem volkswirthschaftlichen Congreß zu Weimar 1862 an der Resolution „für die Anwendung des Princips der Gewerbefreiheit auf Aerzte, Apotheker und Advocaten" den größten Antheil hatte und auch später mehrfach in ähnlichem Sinne wirkte; Max Wirth und Emminghaus, weil sie Löwe in jenem Congreß unterstützten, so wie wegen der volkswirthschaftlichen Autorität, welche sie im Allgemeinen genießen. Löwe ist zwar zugleich Arzt, jedoch als solcher weit weniger bekannt, practi« cire auch wohl kaum noch; deßhalb kann ich ihn nur hier aufführen. Außer¬ dem gehören Hieher Ludw. Jacobi und einige Andere, welche im Preußischen Abgeordnetenhause, im Norddeutschen und Deutschen Reichstag in ähnlicher Richtung wirkten. — Max Wirth hat bereits für die Pharmacie von seiner 1862 er Ansicht zur entgegengesetzten eingelenkt (Schles. Presse. 1873, Ur. 318; 6. Dec.); Emminghaus hat sich wesentlich ähnlich gegen mich mündlich ge¬ äußert. Beiden Männern gereicht das offene Bekenntniß, daß sie ihren Standpunkt geändert haben, zu einem Beweise ihrer Wissenschaftlichkeit und Gewissenhaftigkeit, also zu großer Ehre. Man darf hoffen, daß auch Löwe und Jacobi jetzt bereits ähnlich wie Jene denken; und wenn das der Fall, so ist auch von ihnen, den Männern des Volksvertrauens, zu erwarten, daß sie die gleiche Ehre erwerben. Auf der Seite des Concessionssystems dagegen stehen: 1) ein großer Theil (wahrscheinlich mehr als die Hälfte) der Apotheken- Aspiranten; sie sehen ein, daß die Niederlassungsfreiheit ein Danaer-Geschenk für sie wäre. 2) fast die sämmtlichen Apothekenbesitzer und fast die ganze pharmaceu¬ tische Presse Deutschlands, Deutsch-Oesterreichs und Rußlands. Die Aus¬ nahmen sind an Zahl und Gewicht so schwach, daß es nicht lohnt, sich bei ihnen aufzuhalten. 3) sehr zahlreiche deutsche Aerzte und darunter nicht wenige von größter Autorität; höchst wahrscheinlich sogar die große Mehrheit jener Aerzte (wäh¬ rend allerdings einzelne, sonder Zweifel hauptsächlich im Hinblick auf die Schwächen einzelner Apotheker oder Apotheken, anderer Ansicht sind). Es geht dies hervor: g,. aus der bisherigen Praxis aller Deutschen Staatsregierungen, welche sich größtentheils gründet auf die Autorität der, größtentheils aus Aerzten bestehenden. Medicinalbehörden. (Zum kleinen Theil aus die Gutachten von Pharmaceutischen Commissionen oder einzelnen Pharmaceuten.) K. aus verschiedenen Angaben der medicinischen Presse, z. B. bei mir, i- a. W. Note 170. e. aus höchst zahlreichen schriftlichen und mündlichen ärztlichen Zeugnissen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/255>, abgerufen am 22.07.2024.