Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.überflüssig, einem Manne wie Thausing gegenüber von "subjectiven Kunstge¬ Wie schon oben angedeutet, ist neuerdings von zwei Seiten fast zu Es ist ganz unmöglich, diese beiden Unternehmungen nicht miteinander Das vorliegende erste Heft des Riegel'schen Buches besteht zu drei Vier¬ überflüssig, einem Manne wie Thausing gegenüber von „subjectiven Kunstge¬ Wie schon oben angedeutet, ist neuerdings von zwei Seiten fast zu Es ist ganz unmöglich, diese beiden Unternehmungen nicht miteinander Das vorliegende erste Heft des Riegel'schen Buches besteht zu drei Vier¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131932"/> <p xml:id="ID_844" prev="#ID_843"> überflüssig, einem Manne wie Thausing gegenüber von „subjectiven Kunstge¬<lb/> schwätz" zu reden und im Gegensatze zu ihm an einen „wirklichen und soliden<lb/> Kenner Dürer's" zu appelliren.</p><lb/> <p xml:id="ID_845"> Wie schon oben angedeutet, ist neuerdings von zwei Seiten fast zu<lb/> gleicher Zeit und unabhängig von einander der Versuch einer zusammenhäng¬<lb/> enden Darstellung der Kunst des 19. Jahrhunderts gemacht worden. Die<lb/> Priorität kann für sich in Anspruch nehmen das Werk von Franz Reder?<lb/> Geschichte der neuern deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahr¬<lb/> hunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873 mit Berücksichtigung der gleich¬<lb/> zeitigen Kunstentwicklung in Frankreich, Belgien, Holland, England, Italien<lb/> und Rußland (Stuttgart, Meyer & Zeller). Kurz nach dem Erscheinen des¬<lb/> selben trat das an zweiter Stelle zu nennende Werk hervor: Geschichte der<lb/> deutschen Kunst seit Carstens und Gottfried Schadow von Herman Rie¬<lb/> gel (Hannover, Nümpler). Von beiden Darstellungen ist bis jetzt nur eine<lb/> erste Lieferung ausgegeben (bei Reder S. 1 — 128, bei Riegel S. 1—80.)</p><lb/> <p xml:id="ID_846"> Es ist ganz unmöglich, diese beiden Unternehmungen nicht miteinander<lb/> zu vergleichen; wie sie so beide neben einander liegen, fordern sie förmlich den<lb/> Vergleich heraus, und die Parallele zwischen ihnen muß gezogen werden, selbst<lb/> auf die Gefahr hin, daß eins der beiden Werke dabei den Kürzern ziehen<lb/> sollte. Die Nothwendigkeit einer neuen, zusammenfassenden Darstellung der<lb/> Kunst des 19. Jahrhunderts wird wohl Niemand in Abrede stellen. Seit<lb/> den letzten Versuchen in dieser Richtung — wir erinnern nur an Hagen's<lb/> „Deutsche Kunst in unserm Jahrhundert" (Berlin, 1857) — ist ein so langer<lb/> Zeitraum verflossen und hat sich das Material auch für frühere Jahrzehnte zu<lb/> solcher Fülle angehäuft, daß das Bedürfniß nach einer aufs neue sichtenden<lb/> Hand wohl nicht bloß in Laienkreisen empfunden worden sein wird. Schon<lb/> die Thatsache, daß eben von zwei Seiten gleichzeitig diesem Bedürfniß entgegen¬<lb/> gekommen wird, spricht für sein Vorhandensein, und noch mehr der andere<lb/> Umstand, daß von der ersten Lieferung von Reder's Buche schon nach wenigen<lb/> Monaten sich ein unveränderter zweiter Abdruck nothwendig gemacht hat.<lb/> Von den beiden Verfassern hat nun Riegel, da seine Studien sich bisher<lb/> zum größten Theile auf dem Gebiete der neuern deutschen Kunst bewegt<lb/> haben, offenbar das günstige Vorurtheil auf seiner Seite ; dagegen nimmt man<lb/> Reder's Buch, da seine wissenschaftliche Thätigkeit bisher ausschließlich der<lb/> Antike und dort wiederum vor allem der Architektur gewidmet war, mit<lb/> einigem Zögern und einiger Verwunderung zur Hand. Aber die größere Ver¬<lb/> wunderung kommt hinterher. Sagen wir es gerade heraus: Riegel ist mit<lb/> seiner Darstellung weit hinter Reder zurückgeblieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_847" next="#ID_848"> Das vorliegende erste Heft des Riegel'schen Buches besteht zu drei Vier¬<lb/> teln aus einer Einleitung, das vierte Viertel beschäftigt sich mit Carstens.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
überflüssig, einem Manne wie Thausing gegenüber von „subjectiven Kunstge¬
schwätz" zu reden und im Gegensatze zu ihm an einen „wirklichen und soliden
Kenner Dürer's" zu appelliren.
Wie schon oben angedeutet, ist neuerdings von zwei Seiten fast zu
gleicher Zeit und unabhängig von einander der Versuch einer zusammenhäng¬
enden Darstellung der Kunst des 19. Jahrhunderts gemacht worden. Die
Priorität kann für sich in Anspruch nehmen das Werk von Franz Reder?
Geschichte der neuern deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahr¬
hunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873 mit Berücksichtigung der gleich¬
zeitigen Kunstentwicklung in Frankreich, Belgien, Holland, England, Italien
und Rußland (Stuttgart, Meyer & Zeller). Kurz nach dem Erscheinen des¬
selben trat das an zweiter Stelle zu nennende Werk hervor: Geschichte der
deutschen Kunst seit Carstens und Gottfried Schadow von Herman Rie¬
gel (Hannover, Nümpler). Von beiden Darstellungen ist bis jetzt nur eine
erste Lieferung ausgegeben (bei Reder S. 1 — 128, bei Riegel S. 1—80.)
Es ist ganz unmöglich, diese beiden Unternehmungen nicht miteinander
zu vergleichen; wie sie so beide neben einander liegen, fordern sie förmlich den
Vergleich heraus, und die Parallele zwischen ihnen muß gezogen werden, selbst
auf die Gefahr hin, daß eins der beiden Werke dabei den Kürzern ziehen
sollte. Die Nothwendigkeit einer neuen, zusammenfassenden Darstellung der
Kunst des 19. Jahrhunderts wird wohl Niemand in Abrede stellen. Seit
den letzten Versuchen in dieser Richtung — wir erinnern nur an Hagen's
„Deutsche Kunst in unserm Jahrhundert" (Berlin, 1857) — ist ein so langer
Zeitraum verflossen und hat sich das Material auch für frühere Jahrzehnte zu
solcher Fülle angehäuft, daß das Bedürfniß nach einer aufs neue sichtenden
Hand wohl nicht bloß in Laienkreisen empfunden worden sein wird. Schon
die Thatsache, daß eben von zwei Seiten gleichzeitig diesem Bedürfniß entgegen¬
gekommen wird, spricht für sein Vorhandensein, und noch mehr der andere
Umstand, daß von der ersten Lieferung von Reder's Buche schon nach wenigen
Monaten sich ein unveränderter zweiter Abdruck nothwendig gemacht hat.
Von den beiden Verfassern hat nun Riegel, da seine Studien sich bisher
zum größten Theile auf dem Gebiete der neuern deutschen Kunst bewegt
haben, offenbar das günstige Vorurtheil auf seiner Seite ; dagegen nimmt man
Reder's Buch, da seine wissenschaftliche Thätigkeit bisher ausschließlich der
Antike und dort wiederum vor allem der Architektur gewidmet war, mit
einigem Zögern und einiger Verwunderung zur Hand. Aber die größere Ver¬
wunderung kommt hinterher. Sagen wir es gerade heraus: Riegel ist mit
seiner Darstellung weit hinter Reder zurückgeblieben.
Das vorliegende erste Heft des Riegel'schen Buches besteht zu drei Vier¬
teln aus einer Einleitung, das vierte Viertel beschäftigt sich mit Carstens.
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