Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.das Organ des Bischofs, das deutsche Bolksblatt. dessen eigenthümliche Ver-' das Organ des Bischofs, das deutsche Bolksblatt. dessen eigenthümliche Ver-' <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0228" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131922"/> <p xml:id="ID_816" prev="#ID_815" next="#ID_817"> das Organ des Bischofs, das deutsche Bolksblatt. dessen eigenthümliche Ver-'<lb/> Mittlerrolle wir früher geschildert haben, aus Mangel an Lesern vor einigen<lb/> Monaten eingegangen ist, bilden jetzt die Germania und einige kleine ultra¬<lb/> montane Winkelblätter die einzige Lectüre für die große Mehrzahl der katho¬<lb/> lischen Bevölkerung. Um sich der Controle der Staatsbehörde, wie des grö¬<lb/> ßeren Publikums möglichst zu entziehen, hat die klericale Partei neuerdings<lb/> eigene Druckereien acquirirt und dieselben in kleine Landorte verlegt, wo die<lb/> Polizei ausschließlich in den Händen der Gemeindebehörde sich befindet und<lb/> bei dem Mangel aller unmittelbaren Organe der Staatsgewalt an solchen<lb/> Orten auch kein Auge des Gesetzes wacht. Ohnehin befindet sich unsere<lb/> Staatsanwaltschaft wenigstens zu einem erheblichen Theil — Dank dem<lb/> Geist, der 1866—70 unsere Staatsverwaltung beherrschte — in den Händen<lb/> unbedingter Anhänger der ultramontanen Partei. Neben dieser so zu sagen<lb/> offiziellen Presse der letzteren, welche in Ausfällen und Drohungen gegen das<lb/> Reich und den Kanzler seither das Unglaublichste leistete und namentlich in der<lb/> Form geschmackloser Romane und Novellen die Lüge und Verläumdung auf<lb/> die Spitze trieb, steht nun aber als thatsächliches Hauptorgan dieser Partei<lb/> der von einem Franz Xaver v. Hasenkamp aus Ostpreußen redigirte Beobach¬<lb/> ter: derselbe ist das eigentliche Hetzblatt — gemeinsam im Dienste der Kle¬<lb/> rikalen wie der Volkspartei, welches erst in den letzten Tagen wieder bei Ge¬<lb/> legenheit des Kisstnger Attentats in schamlosem Cynismus mit dem Münche¬<lb/> ner Volksboden und dem Mainzer Journal wetteiferte. Es muß unter die¬<lb/> sen Umständen im höchsten Grade auffallen, daß dieses Blatt, dessen Leser¬<lb/> kreis im Volk täglich abnimmt, noch immer in einer großen Anzahl von Ex¬<lb/> emplaren aus Regierungsmitteln angeschafft und dadurch — wie überhaupt<lb/> aus den Kreisen des Beamtentums die wichtigste Förderung erhält. Bedurfte<lb/> es übrigens noch einer weiteren Qualifikation unserer Volkspartei, so dient<lb/> wohl hierzu am besten die neuerdings von dem bekannten Frankfurter Sena¬<lb/> tor Bernus jetzt auf Stift Neuburg bei Heidelberg dem Vorstand des groß-<lb/> deutschen Vereins, der sich im Jahre 1852 in seinem Palais unter Assistenz<lb/> von Schäffle u. A. constituirt hatte, gegen Julius Hausmann und Gen. bei<lb/> dem Kreisgericht Stuttgart erhobene Civilklage. Bernus erklärt darin, (ge¬<lb/> genüber dem frechen Dementi in Nro. 204 der Frankfurter Zeitung v. 23.<lb/> Juli citiren wir den Wortlaut der Klage des Herrn von Bernus!) „obgleich<lb/> er niemals der demokratischen Partei angehört, habe er sich seit 1866 für<lb/> deren Bestrebungen interessirt. Als im Jahre 1867 unter Mitwirkung des<lb/> Dr. Frese die demokratische Correspondenz. (Schäffle bezog beiläufig bemerkt<lb/> s. Z. ein Ehrenexemplar dieser Correspondenz!) „als officielles Organ der de¬<lb/> mokratischen Partei in Stuttgart gegründet worden, habe er derselben Geld¬<lb/> beiträge für dieses Unternehmen angeboten. Frese, welchem von anderer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0228]
das Organ des Bischofs, das deutsche Bolksblatt. dessen eigenthümliche Ver-'
Mittlerrolle wir früher geschildert haben, aus Mangel an Lesern vor einigen
Monaten eingegangen ist, bilden jetzt die Germania und einige kleine ultra¬
montane Winkelblätter die einzige Lectüre für die große Mehrzahl der katho¬
lischen Bevölkerung. Um sich der Controle der Staatsbehörde, wie des grö¬
ßeren Publikums möglichst zu entziehen, hat die klericale Partei neuerdings
eigene Druckereien acquirirt und dieselben in kleine Landorte verlegt, wo die
Polizei ausschließlich in den Händen der Gemeindebehörde sich befindet und
bei dem Mangel aller unmittelbaren Organe der Staatsgewalt an solchen
Orten auch kein Auge des Gesetzes wacht. Ohnehin befindet sich unsere
Staatsanwaltschaft wenigstens zu einem erheblichen Theil — Dank dem
Geist, der 1866—70 unsere Staatsverwaltung beherrschte — in den Händen
unbedingter Anhänger der ultramontanen Partei. Neben dieser so zu sagen
offiziellen Presse der letzteren, welche in Ausfällen und Drohungen gegen das
Reich und den Kanzler seither das Unglaublichste leistete und namentlich in der
Form geschmackloser Romane und Novellen die Lüge und Verläumdung auf
die Spitze trieb, steht nun aber als thatsächliches Hauptorgan dieser Partei
der von einem Franz Xaver v. Hasenkamp aus Ostpreußen redigirte Beobach¬
ter: derselbe ist das eigentliche Hetzblatt — gemeinsam im Dienste der Kle¬
rikalen wie der Volkspartei, welches erst in den letzten Tagen wieder bei Ge¬
legenheit des Kisstnger Attentats in schamlosem Cynismus mit dem Münche¬
ner Volksboden und dem Mainzer Journal wetteiferte. Es muß unter die¬
sen Umständen im höchsten Grade auffallen, daß dieses Blatt, dessen Leser¬
kreis im Volk täglich abnimmt, noch immer in einer großen Anzahl von Ex¬
emplaren aus Regierungsmitteln angeschafft und dadurch — wie überhaupt
aus den Kreisen des Beamtentums die wichtigste Förderung erhält. Bedurfte
es übrigens noch einer weiteren Qualifikation unserer Volkspartei, so dient
wohl hierzu am besten die neuerdings von dem bekannten Frankfurter Sena¬
tor Bernus jetzt auf Stift Neuburg bei Heidelberg dem Vorstand des groß-
deutschen Vereins, der sich im Jahre 1852 in seinem Palais unter Assistenz
von Schäffle u. A. constituirt hatte, gegen Julius Hausmann und Gen. bei
dem Kreisgericht Stuttgart erhobene Civilklage. Bernus erklärt darin, (ge¬
genüber dem frechen Dementi in Nro. 204 der Frankfurter Zeitung v. 23.
Juli citiren wir den Wortlaut der Klage des Herrn von Bernus!) „obgleich
er niemals der demokratischen Partei angehört, habe er sich seit 1866 für
deren Bestrebungen interessirt. Als im Jahre 1867 unter Mitwirkung des
Dr. Frese die demokratische Correspondenz. (Schäffle bezog beiläufig bemerkt
s. Z. ein Ehrenexemplar dieser Correspondenz!) „als officielles Organ der de¬
mokratischen Partei in Stuttgart gegründet worden, habe er derselben Geld¬
beiträge für dieses Unternehmen angeboten. Frese, welchem von anderer
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