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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band.

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selbst, mit dem Vorbehalte: legitima-dis ut Mäiei. Der Verfasser hat nämlich
zunächst bereits zweimal über das Verhältniß Deutschlands zu Dänemark ge¬
schrieben. 1857 deutsch, 1863 französisch (!) unter dem Titel "ig, "zugstion
äanoise". Diese letztere Schrift verschaffte ihm "nicht nur die Zustimmung
des damals im österreichischen Ministerium des Auswärtigen mit den
norddeutschen und dänischen Angelegenheiten betrauten Geh.-Raths v. Biegeleben,
sondern dieser Staatsmann forderte auch den Verfasser, als Herr Thiers im
Jahre 1863 in Wien war und die dänische Frage aufs Tapet brachte, auf,
denselben zu besuchen, und ihm die Verhältnisse auseinanderzusetzen." An einer
späteren Stelle der Schrift erfahren wir übrigens weiter, daß der Herr
von Biegeleben den Verfasser auch mit Abfassung eines Memoires über die
dänische Frage betraut habe, um in diesem "einerseits die freundschaftlichen
Gesinnungen für Dänemark, andererseits den ahnungsvollen Ernst der
k. k. Regierung in dieser Sache zu urgiren", und daß dieses Memoire eben
die im Jahre 1863 erschienene französische Broschüre des deutschen Patrioten und
Chevaliers ist! Erschienen ist diese Broschüre übrigens kurz bevor der patrio¬
tische Verfasser "im August desselben Jahres, gleichfalls auf Wunsch des
Herrn von Biegeleben mit zu dem sogenannten Fürstentage in Frankfurt
gereist war!" "Später im Jahre 1865, als der Verfasser in Paris lebte,
ersuchte ihn Herr Drouin de L'huys, damals Minister der Auswärtigen An¬
gelegenheiten, der von dänischer (!) und augustenburgischer (!) Seite
um französische, wenn auch nur diplomatische Unter se ützung angegangen
wurde, ein Memoire über diese Angelegenheit anzufertigen und billigte gleich¬
falls seine Vorschläge" -- das kann man dem Verfasser unbedenklich glauben.
"Seit der Zeit hat sich Vieles verändert", aber der Verfasser hält nach wie
vor seine Vergleichsbedingungen von 1863 heute noch Deutschlands würdig!
-- jene Bedingungen, welche die Zustimmung des von Dänemark und dem
Augustenburger Friedrich dem Sachsen gleichzeitig um Beistand ersuchten,
französ. Premiers gefunden haben, die wie er selbst gesteht, "in quasi¬
offiziöser Weise auf das Mißbehagen des österreichischen Gouverne¬
ments hindeuten" sollten. Er sagt S. 2 ganz offen: "das Mittel, die Ver¬
söhnung zwischen Deutschland und Dänemark herbeizuführen, soll diese Schrift
suchen; das Mittel ist kein anderes, als das bereits in der "qusstion, <Za,moi8e"
angegebene. Die Spannung zwischen Dänemark und Deutschland ist, nament¬
lich auf letzterer Seite, dieselbe geblieben. Dänemark erhebt zu weit gehende
Ansprüche" -- die der Verfasser später aber so weit als sie nicht blos von
der dänisch-chauvinistischen Presse, sondern von wirklichen Politikern Däne¬
marks irgend erhoben werden, billigt. -- Deutschland will auch die gerechten
nicht anerkennen, daß nämlich Schleswig (!) wenigstens (!) im Norden
durch und durch dänisch ist." Es ist wirklich empfindlich, daß der biedere


selbst, mit dem Vorbehalte: legitima-dis ut Mäiei. Der Verfasser hat nämlich
zunächst bereits zweimal über das Verhältniß Deutschlands zu Dänemark ge¬
schrieben. 1857 deutsch, 1863 französisch (!) unter dem Titel „ig, «zugstion
äanoise". Diese letztere Schrift verschaffte ihm „nicht nur die Zustimmung
des damals im österreichischen Ministerium des Auswärtigen mit den
norddeutschen und dänischen Angelegenheiten betrauten Geh.-Raths v. Biegeleben,
sondern dieser Staatsmann forderte auch den Verfasser, als Herr Thiers im
Jahre 1863 in Wien war und die dänische Frage aufs Tapet brachte, auf,
denselben zu besuchen, und ihm die Verhältnisse auseinanderzusetzen." An einer
späteren Stelle der Schrift erfahren wir übrigens weiter, daß der Herr
von Biegeleben den Verfasser auch mit Abfassung eines Memoires über die
dänische Frage betraut habe, um in diesem „einerseits die freundschaftlichen
Gesinnungen für Dänemark, andererseits den ahnungsvollen Ernst der
k. k. Regierung in dieser Sache zu urgiren", und daß dieses Memoire eben
die im Jahre 1863 erschienene französische Broschüre des deutschen Patrioten und
Chevaliers ist! Erschienen ist diese Broschüre übrigens kurz bevor der patrio¬
tische Verfasser „im August desselben Jahres, gleichfalls auf Wunsch des
Herrn von Biegeleben mit zu dem sogenannten Fürstentage in Frankfurt
gereist war!" „Später im Jahre 1865, als der Verfasser in Paris lebte,
ersuchte ihn Herr Drouin de L'huys, damals Minister der Auswärtigen An¬
gelegenheiten, der von dänischer (!) und augustenburgischer (!) Seite
um französische, wenn auch nur diplomatische Unter se ützung angegangen
wurde, ein Memoire über diese Angelegenheit anzufertigen und billigte gleich¬
falls seine Vorschläge" — das kann man dem Verfasser unbedenklich glauben.
„Seit der Zeit hat sich Vieles verändert", aber der Verfasser hält nach wie
vor seine Vergleichsbedingungen von 1863 heute noch Deutschlands würdig!
— jene Bedingungen, welche die Zustimmung des von Dänemark und dem
Augustenburger Friedrich dem Sachsen gleichzeitig um Beistand ersuchten,
französ. Premiers gefunden haben, die wie er selbst gesteht, „in quasi¬
offiziöser Weise auf das Mißbehagen des österreichischen Gouverne¬
ments hindeuten" sollten. Er sagt S. 2 ganz offen: „das Mittel, die Ver¬
söhnung zwischen Deutschland und Dänemark herbeizuführen, soll diese Schrift
suchen; das Mittel ist kein anderes, als das bereits in der „qusstion, <Za,moi8e"
angegebene. Die Spannung zwischen Dänemark und Deutschland ist, nament¬
lich auf letzterer Seite, dieselbe geblieben. Dänemark erhebt zu weit gehende
Ansprüche" — die der Verfasser später aber so weit als sie nicht blos von
der dänisch-chauvinistischen Presse, sondern von wirklichen Politikern Däne¬
marks irgend erhoben werden, billigt. — Deutschland will auch die gerechten
nicht anerkennen, daß nämlich Schleswig (!) wenigstens (!) im Norden
durch und durch dänisch ist." Es ist wirklich empfindlich, daß der biedere


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, II. Semester, I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_359152/200>, abgerufen am 22.07.2024.