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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Thor Champenoise, wo bis jetzt nur die Häuser längs der Mauer niederge-
rissen worden waren. Tag und Nacht an der Verstärkung der Eneeinte ar¬
beiten, so daß seine Anstalten bald genug die Arbeiten der Angreifer über¬
holt hatten.

In der Nacht vom 23. auf den 24. November demaskirten die Kaiser¬
lichen eine Batterie von 8 Geschützen in einer Entfernung von kaum 25
Toisen von der Contreescarpe. Diese Batterie in Verbindung mit einer
älteren von 12 Geschützen beschoß die zwischen der Tour d'Eilfer und dem
großen Rondel belegenen Mauerthürme, jedoch ohne sonderlichen Erfolg. --
Um die Abendmette schickte Herr von Guise die Herren Se.-Estephe und des
Champs, Lieutenants der Capitaines Udos und Cantelou mit 60 Soldaten
hinaus, um zu sehen, was draußen geschähe; sie gewannen mehr als 150
Schritte der Tranche'e, tödteten die, welche sie überrumpeln konnten und be¬
haupteten sich länger als zwei Stunden, bis die Nachtwache in großer Zahl
anrückte, worauf sich die Franzosen mit dem Verluste von nur einem Sol¬
daten zurückzogen.

Am 24. November besichtigte der Kaiser abermals die Angriffsarbeiten
und zwar bis in die äußersten Laufgräben, und an diesem und dem folgenden
Tage wurden 1448 Schuß gegen das Mauerwerk zwischen dem Thore Champe-
noise und der Platform Ste. Marie und gegen die drei dort befindlichen
Thürme abgefeuert. Zwei derselben (des Ligniers und Se. Michel) stürzten
ein, der dritte (des Uvasfleux) wurde stark beschädigt, und auch die Schanz¬
korbbesetzung der Platform'Ste. Marie ward derart mitgenommen, daß die
Artillerie derselben nur noch geringe Dienste leisten konnte.

Die Belagerten wurden durch diese Erfolge insofern überrascht, als sie,
bei der ihnen besser als dem Feinde bekannten Stärke dieser Seite der Festung,
nicht erwartet hatten, daß hier ein Angriff unternommen werden würde, und
selbst Guise konnte sich im ersten Augenblicke ernsten Besorgnissen nicht ver¬
schließen;*) allein er faßte sich bald und ließ in weniger als 5 Tagen hinter
der äußeren, dem feindlichen Feuer ausgesetzten Mauer, einen Wall herstellen,
der hoch und dick genug war, um dem heftigsten Feuer Trotz zu bieten. Zur
Vertheidigung der zu erwartenden Bresche wurden bestimmte Compagnien
designirr; "I'novruzui' as ig. dronte" wechselte ab, und die vornehmen Volontairs
drängten sich, daran theilzunehmen. Damals schrieb der König von Frank¬
reich an seinen Verbündeten, den Sultan: "Schon liegen sie mehre Wochen
vor Metz, doch haben sie noch nichts Ernstliches unternommen. Sollten sie



*) I^sttrs an ano as Suise su esrämsl so" krsre: . . . "On von" o. ach^a dirs Kult
eens coups an äoudle v"non, et on"ers wille eivy Leng as grämte eouleuvrms. De von"
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vests vitis poiir I" ästksuärs en I'eswt qu' olle sse."

Thor Champenoise, wo bis jetzt nur die Häuser längs der Mauer niederge-
rissen worden waren. Tag und Nacht an der Verstärkung der Eneeinte ar¬
beiten, so daß seine Anstalten bald genug die Arbeiten der Angreifer über¬
holt hatten.

In der Nacht vom 23. auf den 24. November demaskirten die Kaiser¬
lichen eine Batterie von 8 Geschützen in einer Entfernung von kaum 25
Toisen von der Contreescarpe. Diese Batterie in Verbindung mit einer
älteren von 12 Geschützen beschoß die zwischen der Tour d'Eilfer und dem
großen Rondel belegenen Mauerthürme, jedoch ohne sonderlichen Erfolg. —
Um die Abendmette schickte Herr von Guise die Herren Se.-Estephe und des
Champs, Lieutenants der Capitaines Udos und Cantelou mit 60 Soldaten
hinaus, um zu sehen, was draußen geschähe; sie gewannen mehr als 150
Schritte der Tranche'e, tödteten die, welche sie überrumpeln konnten und be¬
haupteten sich länger als zwei Stunden, bis die Nachtwache in großer Zahl
anrückte, worauf sich die Franzosen mit dem Verluste von nur einem Sol¬
daten zurückzogen.

Am 24. November besichtigte der Kaiser abermals die Angriffsarbeiten
und zwar bis in die äußersten Laufgräben, und an diesem und dem folgenden
Tage wurden 1448 Schuß gegen das Mauerwerk zwischen dem Thore Champe-
noise und der Platform Ste. Marie und gegen die drei dort befindlichen
Thürme abgefeuert. Zwei derselben (des Ligniers und Se. Michel) stürzten
ein, der dritte (des Uvasfleux) wurde stark beschädigt, und auch die Schanz¬
korbbesetzung der Platform'Ste. Marie ward derart mitgenommen, daß die
Artillerie derselben nur noch geringe Dienste leisten konnte.

Die Belagerten wurden durch diese Erfolge insofern überrascht, als sie,
bei der ihnen besser als dem Feinde bekannten Stärke dieser Seite der Festung,
nicht erwartet hatten, daß hier ein Angriff unternommen werden würde, und
selbst Guise konnte sich im ersten Augenblicke ernsten Besorgnissen nicht ver¬
schließen;*) allein er faßte sich bald und ließ in weniger als 5 Tagen hinter
der äußeren, dem feindlichen Feuer ausgesetzten Mauer, einen Wall herstellen,
der hoch und dick genug war, um dem heftigsten Feuer Trotz zu bieten. Zur
Vertheidigung der zu erwartenden Bresche wurden bestimmte Compagnien
designirr; „I'novruzui' as ig. dronte" wechselte ab, und die vornehmen Volontairs
drängten sich, daran theilzunehmen. Damals schrieb der König von Frank¬
reich an seinen Verbündeten, den Sultan: „Schon liegen sie mehre Wochen
vor Metz, doch haben sie noch nichts Ernstliches unternommen. Sollten sie



*) I^sttrs an ano as Suise su esrämsl so» krsre: . . . „On von« o. ach^a dirs Kult
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[0098] Thor Champenoise, wo bis jetzt nur die Häuser längs der Mauer niederge- rissen worden waren. Tag und Nacht an der Verstärkung der Eneeinte ar¬ beiten, so daß seine Anstalten bald genug die Arbeiten der Angreifer über¬ holt hatten. In der Nacht vom 23. auf den 24. November demaskirten die Kaiser¬ lichen eine Batterie von 8 Geschützen in einer Entfernung von kaum 25 Toisen von der Contreescarpe. Diese Batterie in Verbindung mit einer älteren von 12 Geschützen beschoß die zwischen der Tour d'Eilfer und dem großen Rondel belegenen Mauerthürme, jedoch ohne sonderlichen Erfolg. — Um die Abendmette schickte Herr von Guise die Herren Se.-Estephe und des Champs, Lieutenants der Capitaines Udos und Cantelou mit 60 Soldaten hinaus, um zu sehen, was draußen geschähe; sie gewannen mehr als 150 Schritte der Tranche'e, tödteten die, welche sie überrumpeln konnten und be¬ haupteten sich länger als zwei Stunden, bis die Nachtwache in großer Zahl anrückte, worauf sich die Franzosen mit dem Verluste von nur einem Sol¬ daten zurückzogen. Am 24. November besichtigte der Kaiser abermals die Angriffsarbeiten und zwar bis in die äußersten Laufgräben, und an diesem und dem folgenden Tage wurden 1448 Schuß gegen das Mauerwerk zwischen dem Thore Champe- noise und der Platform Ste. Marie und gegen die drei dort befindlichen Thürme abgefeuert. Zwei derselben (des Ligniers und Se. Michel) stürzten ein, der dritte (des Uvasfleux) wurde stark beschädigt, und auch die Schanz¬ korbbesetzung der Platform'Ste. Marie ward derart mitgenommen, daß die Artillerie derselben nur noch geringe Dienste leisten konnte. Die Belagerten wurden durch diese Erfolge insofern überrascht, als sie, bei der ihnen besser als dem Feinde bekannten Stärke dieser Seite der Festung, nicht erwartet hatten, daß hier ein Angriff unternommen werden würde, und selbst Guise konnte sich im ersten Augenblicke ernsten Besorgnissen nicht ver¬ schließen;*) allein er faßte sich bald und ließ in weniger als 5 Tagen hinter der äußeren, dem feindlichen Feuer ausgesetzten Mauer, einen Wall herstellen, der hoch und dick genug war, um dem heftigsten Feuer Trotz zu bieten. Zur Vertheidigung der zu erwartenden Bresche wurden bestimmte Compagnien designirr; „I'novruzui' as ig. dronte" wechselte ab, und die vornehmen Volontairs drängten sich, daran theilzunehmen. Damals schrieb der König von Frank¬ reich an seinen Verbündeten, den Sultan: „Schon liegen sie mehre Wochen vor Metz, doch haben sie noch nichts Ernstliches unternommen. Sollten sie *) I^sttrs an ano as Suise su esrämsl so» krsre: . . . „On von« o. ach^a dirs Kult eens coups an äoudle v»non, et on»ers wille eivy Leng as grämte eouleuvrms. De von« üir-t^ visu eil fröre, qu' it est bien desoiuk on' it / s^t beaueoux av gvug ac bien en vests vitis poiir I» ästksuärs en I'eswt qu' olle sse."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/98>, abgerufen am 25.12.2024.