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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Für das Detail des Truppencommandos und der Leitung der Belage¬
rung hatte sich Karl V. den Herzog von Alba zur Seite gestellt, einen
Spanier, welcher seine kriegerische Laufbahn als sechszehnjähriger Jüngling,
1523, in einem Feldzuge gegen die Franzosen eröffnet und sich damals schon,
namentlich bei der Eroberung von Fonterabia hervorgethan hatte. 1525
wohnte Alba dann, noch in untergeordneter Stellung, der Schlacht von Pavia
bei, und in gleicher Weise hatte er Theil genommen an dem Kriege Karl's V.
gegen Soliman in Ungarn, an der Belagerung von Tunis und an der
Erpedition gegen Algier. Im Jahr 1542 hatte er die Festung Perpignan
gegen sehr überlegene Kräfte, mit dem glänzendsten Erfolge vertheidigt und
die Schlacht bei Mühlberg endlich, 1547, wurde hauptsächlich durch seine
kräftige Mitwirkung entschieden. Es schien also Großes von ihm zu er¬
warten.

Am 17. October erschien die Tete der kaiserlichen Armee, spanische Trup¬
pen, 2 Meilen östlich von Metz bei les Etanges; am 19. nahm der Herzog
Alba, an der Spitze von je 1000 Mann spanischen und italienischen Fußvolks,
2 deutschen Regimentern und 5000 Pferden, eine Recognoscirung des Platzes
vor, und setzte sich im Nordosten desselben, in den Trümmern der Borstädte
Julien, des Allemands und Mazelle fest, also da, wo ursprünglich wirklich
eine der schwächsten Stellen der Befestigung war, die erst Guise's rücksichts¬
lose Energie verstärkt hatte. Am 20. October ließ Alba das Lager abstechen
und stablirte Batterien auf der Höhe von Chatillon, gegenüber der Porte
Ste. Barbe der neugeschaffenen Citadelle. Umschlossen war Metz noch
keineswegs, nicht einmal von allen Seiten berannt. Denselben Abend warfen
sich noch die Prinzen von Conti und die Herzöge von Enghien und Mont-
morency in die Stadt, deren Anwesenheit daselbst schon früher erwähnt wor¬
den ist. -- Am 21. October rückte die Armee bis dicht vor die Mauern;
vielleicht hatte Alba einen gewaltsamen Angriff im Sinne; indessen wurde er
durch starke Regengüsse genöthigt, sich wieder bis auf V" Meile zu entfernen
und die Rückkehr besserer Witterung abzuwarten. Am 27. näherte sich dann
das Belagerungs-Heer, nachdem der Regen aufgehört hatte, abermals, ohne
jedoch etwas zu unternehmen, und erst am 30. rückten die Kaiserlichen auf
die Höhe von Belle-Croir und dehnten sich, nachdem sie alle französischen
Posten vertrieben hatten, bis zum Thore von Mazelle aus, welches an der¬
jenigen Stelle der Südostfront liegt, an welcher die senke in die Stadt eintritt.
Es hatte nun ganz den Anschein, als sollte jetzt energisch mit der Belagerung
vorgegangen werden. 500 Schanzbauern fingen sogar in der Nacht an, bei
der Vorstadt Se. Julien die Transcheen zu eröffnen, und auch 80 Geschütze
wurden herangeführt.

Die Belagerten glaubten nach diesen Borgängen, die Kaiserlichen wollten


Für das Detail des Truppencommandos und der Leitung der Belage¬
rung hatte sich Karl V. den Herzog von Alba zur Seite gestellt, einen
Spanier, welcher seine kriegerische Laufbahn als sechszehnjähriger Jüngling,
1523, in einem Feldzuge gegen die Franzosen eröffnet und sich damals schon,
namentlich bei der Eroberung von Fonterabia hervorgethan hatte. 1525
wohnte Alba dann, noch in untergeordneter Stellung, der Schlacht von Pavia
bei, und in gleicher Weise hatte er Theil genommen an dem Kriege Karl's V.
gegen Soliman in Ungarn, an der Belagerung von Tunis und an der
Erpedition gegen Algier. Im Jahr 1542 hatte er die Festung Perpignan
gegen sehr überlegene Kräfte, mit dem glänzendsten Erfolge vertheidigt und
die Schlacht bei Mühlberg endlich, 1547, wurde hauptsächlich durch seine
kräftige Mitwirkung entschieden. Es schien also Großes von ihm zu er¬
warten.

Am 17. October erschien die Tete der kaiserlichen Armee, spanische Trup¬
pen, 2 Meilen östlich von Metz bei les Etanges; am 19. nahm der Herzog
Alba, an der Spitze von je 1000 Mann spanischen und italienischen Fußvolks,
2 deutschen Regimentern und 5000 Pferden, eine Recognoscirung des Platzes
vor, und setzte sich im Nordosten desselben, in den Trümmern der Borstädte
Julien, des Allemands und Mazelle fest, also da, wo ursprünglich wirklich
eine der schwächsten Stellen der Befestigung war, die erst Guise's rücksichts¬
lose Energie verstärkt hatte. Am 20. October ließ Alba das Lager abstechen
und stablirte Batterien auf der Höhe von Chatillon, gegenüber der Porte
Ste. Barbe der neugeschaffenen Citadelle. Umschlossen war Metz noch
keineswegs, nicht einmal von allen Seiten berannt. Denselben Abend warfen
sich noch die Prinzen von Conti und die Herzöge von Enghien und Mont-
morency in die Stadt, deren Anwesenheit daselbst schon früher erwähnt wor¬
den ist. — Am 21. October rückte die Armee bis dicht vor die Mauern;
vielleicht hatte Alba einen gewaltsamen Angriff im Sinne; indessen wurde er
durch starke Regengüsse genöthigt, sich wieder bis auf V» Meile zu entfernen
und die Rückkehr besserer Witterung abzuwarten. Am 27. näherte sich dann
das Belagerungs-Heer, nachdem der Regen aufgehört hatte, abermals, ohne
jedoch etwas zu unternehmen, und erst am 30. rückten die Kaiserlichen auf
die Höhe von Belle-Croir und dehnten sich, nachdem sie alle französischen
Posten vertrieben hatten, bis zum Thore von Mazelle aus, welches an der¬
jenigen Stelle der Südostfront liegt, an welcher die senke in die Stadt eintritt.
Es hatte nun ganz den Anschein, als sollte jetzt energisch mit der Belagerung
vorgegangen werden. 500 Schanzbauern fingen sogar in der Nacht an, bei
der Vorstadt Se. Julien die Transcheen zu eröffnen, und auch 80 Geschütze
wurden herangeführt.

Die Belagerten glaubten nach diesen Borgängen, die Kaiserlichen wollten


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[0056] Für das Detail des Truppencommandos und der Leitung der Belage¬ rung hatte sich Karl V. den Herzog von Alba zur Seite gestellt, einen Spanier, welcher seine kriegerische Laufbahn als sechszehnjähriger Jüngling, 1523, in einem Feldzuge gegen die Franzosen eröffnet und sich damals schon, namentlich bei der Eroberung von Fonterabia hervorgethan hatte. 1525 wohnte Alba dann, noch in untergeordneter Stellung, der Schlacht von Pavia bei, und in gleicher Weise hatte er Theil genommen an dem Kriege Karl's V. gegen Soliman in Ungarn, an der Belagerung von Tunis und an der Erpedition gegen Algier. Im Jahr 1542 hatte er die Festung Perpignan gegen sehr überlegene Kräfte, mit dem glänzendsten Erfolge vertheidigt und die Schlacht bei Mühlberg endlich, 1547, wurde hauptsächlich durch seine kräftige Mitwirkung entschieden. Es schien also Großes von ihm zu er¬ warten. Am 17. October erschien die Tete der kaiserlichen Armee, spanische Trup¬ pen, 2 Meilen östlich von Metz bei les Etanges; am 19. nahm der Herzog Alba, an der Spitze von je 1000 Mann spanischen und italienischen Fußvolks, 2 deutschen Regimentern und 5000 Pferden, eine Recognoscirung des Platzes vor, und setzte sich im Nordosten desselben, in den Trümmern der Borstädte Julien, des Allemands und Mazelle fest, also da, wo ursprünglich wirklich eine der schwächsten Stellen der Befestigung war, die erst Guise's rücksichts¬ lose Energie verstärkt hatte. Am 20. October ließ Alba das Lager abstechen und stablirte Batterien auf der Höhe von Chatillon, gegenüber der Porte Ste. Barbe der neugeschaffenen Citadelle. Umschlossen war Metz noch keineswegs, nicht einmal von allen Seiten berannt. Denselben Abend warfen sich noch die Prinzen von Conti und die Herzöge von Enghien und Mont- morency in die Stadt, deren Anwesenheit daselbst schon früher erwähnt wor¬ den ist. — Am 21. October rückte die Armee bis dicht vor die Mauern; vielleicht hatte Alba einen gewaltsamen Angriff im Sinne; indessen wurde er durch starke Regengüsse genöthigt, sich wieder bis auf V» Meile zu entfernen und die Rückkehr besserer Witterung abzuwarten. Am 27. näherte sich dann das Belagerungs-Heer, nachdem der Regen aufgehört hatte, abermals, ohne jedoch etwas zu unternehmen, und erst am 30. rückten die Kaiserlichen auf die Höhe von Belle-Croir und dehnten sich, nachdem sie alle französischen Posten vertrieben hatten, bis zum Thore von Mazelle aus, welches an der¬ jenigen Stelle der Südostfront liegt, an welcher die senke in die Stadt eintritt. Es hatte nun ganz den Anschein, als sollte jetzt energisch mit der Belagerung vorgegangen werden. 500 Schanzbauern fingen sogar in der Nacht an, bei der Vorstadt Se. Julien die Transcheen zu eröffnen, und auch 80 Geschütze wurden herangeführt. Die Belagerten glaubten nach diesen Borgängen, die Kaiserlichen wollten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/56>, abgerufen am 26.12.2024.