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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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die folgenden Drei Prinzen von königlichem Blute, nämlich der Herzog von
Enghien, der Prinz von Conde und der Prinz von La Roche sur Avr; so¬
dann außer drei Guisen: den Herzögen von Nemours und von Castro und
dem Marquis d'Elbeuf, die Herren von Montmorency und Denaille, Mdame
von Chartres, Graf Larochefoucauld und Herr von Rendan, welch letzterer
die auf dem Börsenplatz ausgestellte Reserve befehligte. Ueberhaupt war jedem
dieser Herren im Voraus und unbedingt ein ganz bestimmter Posten oder
eine genau festgestellte Rolle angewiesen, und jeder Versuch, eigenmächtig in
die Oberleitung einzugreifen, war von Guise mit sofortiger Ausweisung be¬
droht. Und wirklich hielt der Wunsch, unter allen Umständen mitzuwirken
an dieser ehrenvollen und für Frankreich offenbar so sehr bedeutungsvollen
Vertheidigung, jene überstolzen Cavaliere fest in den Schranken des Gehor¬
sams und der Disciplin.

Der deutsche Kaiser, welcher gegen Ende September von Landau
aufbrach, machte anfangs October ernstliche Anstalten zur Belagerung, indem
er von Zweibrücken her vorzurücken begann gegen Metz und bei Forbach das
bisher in den Niederlanden gestandene Heer mit dem seinigen vereinigte.
Indes, ein heftig auftretendes gichtisches Leiden nöthigte den Kaiser vorläufig
das Kommando an den Herzog von Alba abzugeben und nach Diedenhofen
zu gehn. Müßig blieb er indessen auch hier nicht, vielmehr suchte er den
Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach zu gewinnen,
der nach wüsten Naubkriegszügen am Main und am Rhein in die Nähe von
Diedenhofen gezogen war und dessen etwa 1S,000 Mann starkes Truppen-
eorps weiße Feldzeichen trug, wie wenn es dem Könige von Frankreich diene.
Albrecht, der unter dem Vorwande, der protestantischen Sache zu dienen,
seinen wilden Raubgelüsten ohne jede Rücksicht auf Kaiser und Reich die
Zügel schießen ließ, hatte in der That dem Herzoge von Guise angeboten,
ihm bei der Vertheidigung von Metz beizustehn, wenn man sein Corps aus
den französischen Magazinen verpflege. Guise aber traute dem unzuver¬
lässigen Manne nicht und meinte, der Brandenburger wolle nur seine Maga¬
zine erschöpfen. Er verstand es, ihn mit Ausflüchten hinzuhalten. -- Ver¬
ronnais, ein französischer Schriftsteller der vierziger Jahre unseres Jahrhun¬
derts, bemerkt in Bezug hierauf wunderlicherweise*): "Man führte vielleicht
vor 300 Jahren in Lothringen den Krieg weniger gut als vor 30 Jahren bei
Danzig und in Sachsen; doch man ließ sich allerdings weniger täuschen xar
Is min-guis as Lrg.mlöndoui'3'!" -- Markgraf Albrecht, von Guise zurückge¬
wiesen, machte nun von Pont-K-Moussou aus eine Bewegung, die dem
Connetable von Frankreich so bedenklich schien, daß er seinem Könige rieth,
den Markgrafen anzugreifen, ehe der Kaiser vor Metz erschiene. Nun aber



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die folgenden Drei Prinzen von königlichem Blute, nämlich der Herzog von
Enghien, der Prinz von Conde und der Prinz von La Roche sur Avr; so¬
dann außer drei Guisen: den Herzögen von Nemours und von Castro und
dem Marquis d'Elbeuf, die Herren von Montmorency und Denaille, Mdame
von Chartres, Graf Larochefoucauld und Herr von Rendan, welch letzterer
die auf dem Börsenplatz ausgestellte Reserve befehligte. Ueberhaupt war jedem
dieser Herren im Voraus und unbedingt ein ganz bestimmter Posten oder
eine genau festgestellte Rolle angewiesen, und jeder Versuch, eigenmächtig in
die Oberleitung einzugreifen, war von Guise mit sofortiger Ausweisung be¬
droht. Und wirklich hielt der Wunsch, unter allen Umständen mitzuwirken
an dieser ehrenvollen und für Frankreich offenbar so sehr bedeutungsvollen
Vertheidigung, jene überstolzen Cavaliere fest in den Schranken des Gehor¬
sams und der Disciplin.

Der deutsche Kaiser, welcher gegen Ende September von Landau
aufbrach, machte anfangs October ernstliche Anstalten zur Belagerung, indem
er von Zweibrücken her vorzurücken begann gegen Metz und bei Forbach das
bisher in den Niederlanden gestandene Heer mit dem seinigen vereinigte.
Indes, ein heftig auftretendes gichtisches Leiden nöthigte den Kaiser vorläufig
das Kommando an den Herzog von Alba abzugeben und nach Diedenhofen
zu gehn. Müßig blieb er indessen auch hier nicht, vielmehr suchte er den
Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach zu gewinnen,
der nach wüsten Naubkriegszügen am Main und am Rhein in die Nähe von
Diedenhofen gezogen war und dessen etwa 1S,000 Mann starkes Truppen-
eorps weiße Feldzeichen trug, wie wenn es dem Könige von Frankreich diene.
Albrecht, der unter dem Vorwande, der protestantischen Sache zu dienen,
seinen wilden Raubgelüsten ohne jede Rücksicht auf Kaiser und Reich die
Zügel schießen ließ, hatte in der That dem Herzoge von Guise angeboten,
ihm bei der Vertheidigung von Metz beizustehn, wenn man sein Corps aus
den französischen Magazinen verpflege. Guise aber traute dem unzuver¬
lässigen Manne nicht und meinte, der Brandenburger wolle nur seine Maga¬
zine erschöpfen. Er verstand es, ihn mit Ausflüchten hinzuhalten. — Ver¬
ronnais, ein französischer Schriftsteller der vierziger Jahre unseres Jahrhun¬
derts, bemerkt in Bezug hierauf wunderlicherweise*): „Man führte vielleicht
vor 300 Jahren in Lothringen den Krieg weniger gut als vor 30 Jahren bei
Danzig und in Sachsen; doch man ließ sich allerdings weniger täuschen xar
Is min-guis as Lrg.mlöndoui'3'!" — Markgraf Albrecht, von Guise zurückge¬
wiesen, machte nun von Pont-K-Moussou aus eine Bewegung, die dem
Connetable von Frankreich so bedenklich schien, daß er seinem Könige rieth,
den Markgrafen anzugreifen, ehe der Kaiser vor Metz erschiene. Nun aber



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[0054] die folgenden Drei Prinzen von königlichem Blute, nämlich der Herzog von Enghien, der Prinz von Conde und der Prinz von La Roche sur Avr; so¬ dann außer drei Guisen: den Herzögen von Nemours und von Castro und dem Marquis d'Elbeuf, die Herren von Montmorency und Denaille, Mdame von Chartres, Graf Larochefoucauld und Herr von Rendan, welch letzterer die auf dem Börsenplatz ausgestellte Reserve befehligte. Ueberhaupt war jedem dieser Herren im Voraus und unbedingt ein ganz bestimmter Posten oder eine genau festgestellte Rolle angewiesen, und jeder Versuch, eigenmächtig in die Oberleitung einzugreifen, war von Guise mit sofortiger Ausweisung be¬ droht. Und wirklich hielt der Wunsch, unter allen Umständen mitzuwirken an dieser ehrenvollen und für Frankreich offenbar so sehr bedeutungsvollen Vertheidigung, jene überstolzen Cavaliere fest in den Schranken des Gehor¬ sams und der Disciplin. Der deutsche Kaiser, welcher gegen Ende September von Landau aufbrach, machte anfangs October ernstliche Anstalten zur Belagerung, indem er von Zweibrücken her vorzurücken begann gegen Metz und bei Forbach das bisher in den Niederlanden gestandene Heer mit dem seinigen vereinigte. Indes, ein heftig auftretendes gichtisches Leiden nöthigte den Kaiser vorläufig das Kommando an den Herzog von Alba abzugeben und nach Diedenhofen zu gehn. Müßig blieb er indessen auch hier nicht, vielmehr suchte er den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach zu gewinnen, der nach wüsten Naubkriegszügen am Main und am Rhein in die Nähe von Diedenhofen gezogen war und dessen etwa 1S,000 Mann starkes Truppen- eorps weiße Feldzeichen trug, wie wenn es dem Könige von Frankreich diene. Albrecht, der unter dem Vorwande, der protestantischen Sache zu dienen, seinen wilden Raubgelüsten ohne jede Rücksicht auf Kaiser und Reich die Zügel schießen ließ, hatte in der That dem Herzoge von Guise angeboten, ihm bei der Vertheidigung von Metz beizustehn, wenn man sein Corps aus den französischen Magazinen verpflege. Guise aber traute dem unzuver¬ lässigen Manne nicht und meinte, der Brandenburger wolle nur seine Maga¬ zine erschöpfen. Er verstand es, ihn mit Ausflüchten hinzuhalten. — Ver¬ ronnais, ein französischer Schriftsteller der vierziger Jahre unseres Jahrhun¬ derts, bemerkt in Bezug hierauf wunderlicherweise*): „Man führte vielleicht vor 300 Jahren in Lothringen den Krieg weniger gut als vor 30 Jahren bei Danzig und in Sachsen; doch man ließ sich allerdings weniger täuschen xar Is min-guis as Lrg.mlöndoui'3'!" — Markgraf Albrecht, von Guise zurückge¬ wiesen, machte nun von Pont-K-Moussou aus eine Bewegung, die dem Connetable von Frankreich so bedenklich schien, daß er seinem Könige rieth, den Markgrafen anzugreifen, ehe der Kaiser vor Metz erschiene. Nun aber ») Nntivn mir 1«s ilmix sibs«« <1o Ilotü «In 1444 <>.t 6« 1As2.— Nilo 1844.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/54>, abgerufen am 26.12.2024.