Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.um einige vermehrt. Aber gerade in Bezug auf diese Abbildungen können um einige vermehrt. Aber gerade in Bezug auf diese Abbildungen können <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0517" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/131161"/> <p xml:id="ID_1453" prev="#ID_1452" next="#ID_1454"> um einige vermehrt. Aber gerade in Bezug auf diese Abbildungen können<lb/> wir der Verlagshandlung (Buddeus) gegenüber einen wohlgemeinten Wunsch<lb/> nicht unterdrücken. Ein Werk wie Schnaase's Kunstgeschichte verdiente ent¬<lb/> schieden eine würdigere artistische Ausstattung; man begreift kaum, wie der<lb/> Verfasser selbst sich mit der dermaligen begnügen kann. Das Werk ist erstens<lb/> verhältnißmäßig spärlich illustrirt, und sodann befriedigen sehr viele Jllustra-<lb/> tionen heute entschieden noch weniger als vor 12 Jahren die Anforderungen,<lb/> die man an den Holzschnitt jetzt zu stellen berechtigt ist. Wenn wir kunst¬<lb/> wissenschaftliche Publicationen ansehen, wie sie in letzter Zeit aus Leipziger<lb/> und Stuttgarter Verlagshandlungen hervorgegangen sind, — wir denken bei¬<lb/> spielsweise an Woltmann's „Holbein", an Lübke's „Deutsche Renaissance",<lb/> an Lützow's „Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung", an<lb/> Bucher's „Kunsthandwerk" — so hält die Leistung des Düsseldorfer Verlages<lb/> nicht im entferntesten den Vergleich damit aus. Eine Abbildung z. B. wie<lb/> die vom „Schönen Brunnen" in Nürnberg, die noch dazu in der zweiten<lb/> Auflage als besondere Bereicherung neu hinzugekommen ist (!), sieht wie ein<lb/> altes Cliche' aus, das aus irgend einer Spamer'schen Jugendschrift sich hierher<lb/> verirrt hat. Auch die typographische Herstellung läßt viel zu wünschen übrig.<lb/> Das uns vorliegende Exemplar ist nicht schwarz, sondern geradezu grau ge¬<lb/> druckt, und auch die Holzschnitte sind nur zum Theil ordentlich gekommen. —<lb/> Mit der neuen Ausgabe von Julius Braun's Geschichte der Kunst<lb/> auf ihrem Entwickelungsgange durch die Völker der alten Welt hat es eine<lb/> eigenthümliche Bewandniß. Sie erschien zuerst« 1868 und hatte nur einen<lb/> mäßigen Erfolg. Aus zwei Gründen, einem sachlichen und einem formalen:<lb/> einmal trat Braun in schroffer Weise den damals herrschenden Ansichten<lb/> über das Verhältniß der orientalischen zur griechischen Kunst gegenüber, und<lb/> sodann ging er in seiner Darstellung nicht geschichtlich, sondern geographisch<lb/> und topographisch zu Werke. Nun haben sich aber die wissenschaftlichen wie<lb/> die künstlerischen Anschauungen inzwischen sehr geändert, und es ist nahe daran,<lb/> daß man heute als Vorzüge des Buches betrachten möchte, was ihm damals<lb/> zum Nachtheil gereichte. Das bequeme, schön construirte und so herrlich ein¬<lb/> leuchtende Bild von dem Entwickelungsgange der griechischen Kunst, welches<lb/> uns von allerersten und ersten Anfängen durch neue Erfindungen hindurch<lb/> zur Ausbildung und dann zur Blüthezeit führte, von da zu einer zweiten<lb/> Blüthezeit und durch eine erste und zweite Nachblüthe zum endlichen Verfall,<lb/> dies schöne, der organischen Natur entlehnte creseoncl» und äeei'WCkmäo,<lb/> welches in den vierziger und fünfziger Jahren förmlich kunstgeschichtliches Dogma<lb/> war, hat sich nachgerade als unhaltbar erwiesen. Namentlich die ältere Zeit der<lb/> griechischen Kunst erscheint heute in völlig anderem Lichte als damals.<lb/> Während man früher in den sichern und bequemen Fußtapfen Otfried Müller's</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0517]
um einige vermehrt. Aber gerade in Bezug auf diese Abbildungen können
wir der Verlagshandlung (Buddeus) gegenüber einen wohlgemeinten Wunsch
nicht unterdrücken. Ein Werk wie Schnaase's Kunstgeschichte verdiente ent¬
schieden eine würdigere artistische Ausstattung; man begreift kaum, wie der
Verfasser selbst sich mit der dermaligen begnügen kann. Das Werk ist erstens
verhältnißmäßig spärlich illustrirt, und sodann befriedigen sehr viele Jllustra-
tionen heute entschieden noch weniger als vor 12 Jahren die Anforderungen,
die man an den Holzschnitt jetzt zu stellen berechtigt ist. Wenn wir kunst¬
wissenschaftliche Publicationen ansehen, wie sie in letzter Zeit aus Leipziger
und Stuttgarter Verlagshandlungen hervorgegangen sind, — wir denken bei¬
spielsweise an Woltmann's „Holbein", an Lübke's „Deutsche Renaissance",
an Lützow's „Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung", an
Bucher's „Kunsthandwerk" — so hält die Leistung des Düsseldorfer Verlages
nicht im entferntesten den Vergleich damit aus. Eine Abbildung z. B. wie
die vom „Schönen Brunnen" in Nürnberg, die noch dazu in der zweiten
Auflage als besondere Bereicherung neu hinzugekommen ist (!), sieht wie ein
altes Cliche' aus, das aus irgend einer Spamer'schen Jugendschrift sich hierher
verirrt hat. Auch die typographische Herstellung läßt viel zu wünschen übrig.
Das uns vorliegende Exemplar ist nicht schwarz, sondern geradezu grau ge¬
druckt, und auch die Holzschnitte sind nur zum Theil ordentlich gekommen. —
Mit der neuen Ausgabe von Julius Braun's Geschichte der Kunst
auf ihrem Entwickelungsgange durch die Völker der alten Welt hat es eine
eigenthümliche Bewandniß. Sie erschien zuerst« 1868 und hatte nur einen
mäßigen Erfolg. Aus zwei Gründen, einem sachlichen und einem formalen:
einmal trat Braun in schroffer Weise den damals herrschenden Ansichten
über das Verhältniß der orientalischen zur griechischen Kunst gegenüber, und
sodann ging er in seiner Darstellung nicht geschichtlich, sondern geographisch
und topographisch zu Werke. Nun haben sich aber die wissenschaftlichen wie
die künstlerischen Anschauungen inzwischen sehr geändert, und es ist nahe daran,
daß man heute als Vorzüge des Buches betrachten möchte, was ihm damals
zum Nachtheil gereichte. Das bequeme, schön construirte und so herrlich ein¬
leuchtende Bild von dem Entwickelungsgange der griechischen Kunst, welches
uns von allerersten und ersten Anfängen durch neue Erfindungen hindurch
zur Ausbildung und dann zur Blüthezeit führte, von da zu einer zweiten
Blüthezeit und durch eine erste und zweite Nachblüthe zum endlichen Verfall,
dies schöne, der organischen Natur entlehnte creseoncl» und äeei'WCkmäo,
welches in den vierziger und fünfziger Jahren förmlich kunstgeschichtliches Dogma
war, hat sich nachgerade als unhaltbar erwiesen. Namentlich die ältere Zeit der
griechischen Kunst erscheint heute in völlig anderem Lichte als damals.
Während man früher in den sichern und bequemen Fußtapfen Otfried Müller's
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