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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Während dann Moritz den Kaiser in Tirol überfiel, brach König Hein¬
richs II. unvermuthet in Lothringen ein. Er, dessen Wahrzeichen "I<z el-ois-
L!me", der zunehmende Mond, war, ergriff mit Begier die Gelegenheit, "6<z
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und gewann durch einen ebenso frechen als treulosen Wortbruch seines Conne-
tables Montmoreneh auch die so wichtige Reichs-Stadt Metz, in welcher sich
übrigens Magistrat und Bürgerschaft verfeindet gegenüberstanden und deren
Reichsfreiheit unrettbar verloren schien, wenn Karl V. in dem Ringen mit
den Protestanten entschieden Sieger blieb. -- Als in eine eroberte Stadt zog
Heinrich II. mit dem bloßen Degen in der Faust in Metz ein, bemächtigte
sich der Festungswerke, des Geschützes und der Vorräthe und setzte neue
Stadtbehörden ein, welche ihm schwören mußten -- allerdings noch mit der
Clausel: "slML zvch'uäico wutekois des ciroits an Le. Empire."

Am 22. April 15S2 verließ der König Metz, und nicht viel fehlte, so
hätte er damals schon einen Handstreich auf Straßburg unternommen. Aber
was er auch that mit roher Gewalt oder verrätherischer List: er that es un¬
ter der Maske eines Rächers der Freiheit Germaniens und in unnatürlichem
Doppelbündniß mit dem türkischen Sultan und den Fürsten des Reichs. In
einem offenen Sendschreiben an die Deutschen, an dessen Spitze über zwei
Schwertern ein Freiheitshut und das Wort "I^idörtas" prangte, bezeugte er
vor Gott dem Allmächtigen, daß er "aus diesem mühseligen und schweren
Vorhaben, großen Unkosten und Gefahr für seine eigene Person keinen an¬
dern Nutzen und Gewinn suche, als aus freiem, königlichem Gemüthe der
deutschen Nation die Freiheit zu bringen."^)

Es darf Karl V. nicht vergessen werden, daß er sobald als nur möglich




gigkeit zu gewinnen und in seinen Mauern die republikanische Regieruigsform wieder einzu¬
führen. Doch kostete ihm diese Rückkehr zur Freiheit lange mühsame Anstrengungen und
Kämpfe, und namentlich waren es die sogenannten "Paraiges", welchen es das glückliche Ziel zu
verdanken hatte. Mit den Namen "Paraiges" wurden 118 Patrizierfamilien von Metz bezeich¬
net, von denen eine jede eine besondere Tugend und Eigenschaft personificirte und die allein
die ersten Stellen der republikanischen Regierung besetzen konnten. -- Sodann heißt es weiter:
Die Bürger von Metz selbst waren alle frei und gleich und zeichneten sich aus durch Edelmuth,
Billigkeitssinn, der sprichwörtlich wurde, und einen allerprobten Muth, verbunden mit einer
Strenge der Sitte und Sittlichkeit, die vielleicht bis zur Härte getrieben wurde. Die Finan¬
zen der Republik waren mit so Weiser Sparsamkeit verwaltet, daß diese langezeit ohne An-
lehcn oder Nachsteuer, Fürsten und Prälaten unterhalten und bezahlen, ja, einen Theil de"
Adels von Brabant und Luxemburg in ihren Dienst nehmen konnte. -- So war die Lage der
Stadt, als die Truppen des Königs Heinrich II. von Frankreich sich am 10- April 1S52 mit
Gewalt derselben bemächtigten und in ihre Mauern einzogen.
^s. ä,. cle ^I'Iiou: Ristoirg univsi'solls. 1543--1607.
Vergl. Deutsche Feldzüge gegen Frankreich a. c>, O,

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richs II. unvermuthet in Lothringen ein. Er, dessen Wahrzeichen „I<z el-ois-
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1^ ?i'g.pes." ^ Er besetzte die Bisthümer, bemächtigte sich des Herzogtums und
und gewann durch einen ebenso frechen als treulosen Wortbruch seines Conne-
tables Montmoreneh auch die so wichtige Reichs-Stadt Metz, in welcher sich
übrigens Magistrat und Bürgerschaft verfeindet gegenüberstanden und deren
Reichsfreiheit unrettbar verloren schien, wenn Karl V. in dem Ringen mit
den Protestanten entschieden Sieger blieb. — Als in eine eroberte Stadt zog
Heinrich II. mit dem bloßen Degen in der Faust in Metz ein, bemächtigte
sich der Festungswerke, des Geschützes und der Vorräthe und setzte neue
Stadtbehörden ein, welche ihm schwören mußten — allerdings noch mit der
Clausel: „slML zvch'uäico wutekois des ciroits an Le. Empire."

Am 22. April 15S2 verließ der König Metz, und nicht viel fehlte, so
hätte er damals schon einen Handstreich auf Straßburg unternommen. Aber
was er auch that mit roher Gewalt oder verrätherischer List: er that es un¬
ter der Maske eines Rächers der Freiheit Germaniens und in unnatürlichem
Doppelbündniß mit dem türkischen Sultan und den Fürsten des Reichs. In
einem offenen Sendschreiben an die Deutschen, an dessen Spitze über zwei
Schwertern ein Freiheitshut und das Wort „I^idörtas" prangte, bezeugte er
vor Gott dem Allmächtigen, daß er „aus diesem mühseligen und schweren
Vorhaben, großen Unkosten und Gefahr für seine eigene Person keinen an¬
dern Nutzen und Gewinn suche, als aus freiem, königlichem Gemüthe der
deutschen Nation die Freiheit zu bringen."^)

Es darf Karl V. nicht vergessen werden, daß er sobald als nur möglich




gigkeit zu gewinnen und in seinen Mauern die republikanische Regieruigsform wieder einzu¬
führen. Doch kostete ihm diese Rückkehr zur Freiheit lange mühsame Anstrengungen und
Kämpfe, und namentlich waren es die sogenannten „Paraiges", welchen es das glückliche Ziel zu
verdanken hatte. Mit den Namen „Paraiges" wurden 118 Patrizierfamilien von Metz bezeich¬
net, von denen eine jede eine besondere Tugend und Eigenschaft personificirte und die allein
die ersten Stellen der republikanischen Regierung besetzen konnten. — Sodann heißt es weiter:
Die Bürger von Metz selbst waren alle frei und gleich und zeichneten sich aus durch Edelmuth,
Billigkeitssinn, der sprichwörtlich wurde, und einen allerprobten Muth, verbunden mit einer
Strenge der Sitte und Sittlichkeit, die vielleicht bis zur Härte getrieben wurde. Die Finan¬
zen der Republik waren mit so Weiser Sparsamkeit verwaltet, daß diese langezeit ohne An-
lehcn oder Nachsteuer, Fürsten und Prälaten unterhalten und bezahlen, ja, einen Theil de«
Adels von Brabant und Luxemburg in ihren Dienst nehmen konnte. — So war die Lage der
Stadt, als die Truppen des Königs Heinrich II. von Frankreich sich am 10- April 1S52 mit
Gewalt derselben bemächtigten und in ihre Mauern einzogen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/49>, abgerufen am 25.12.2024.