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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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Gegend, die Bereicherung seiner politischen, socialen und allgemeinen Kennt¬
nisse und Anschauungen durch ein ihm bisher fernliegendes Leben und Treiben.
Namentlich gewann er hier die Ueberzeugung, daß über die Verwirklichung
der allerseits heiß ersehnten Deutschen Einheit hier genau so verschiedene
Meinungen umliefen, wie in seiner Heimath. Diese Ueberzeugung entwickelte
und kräftigte in ihm die oberste Maxime seines ganzen politischen Strebens
und Wirkens, die wir in seinen eigenen Worten so fassen: "ich wurde hier¬
durch bestimmt, stets gegen die Anmaßung einzelner Versammlungen oder
Gegenden, ihre Anschauung durchsetzen zu wollen, zu kämpfen und für die
Geltung des Geh amal willens der deutschen Nation, vertreten durch ein
deutsches Parlament zu streiten."

Dieser Grundanschauung gemäß trat er im März 1848 energisch und
mit Erfolg auf gegen die Versuche der hessischen und namentlich badischen
Radikalen, auf einer Heidelberger Volksversammlung einseitig die deutsche
Republik zu dekretiren. Ebenso entschieden aber nahm er bei den Parlaments¬
wahlen Stellung gegen die vormärzliche Reaction, indem er sogar in dem
Wahlkreise Darmstadt-Großgerau, der bis dahin als unangreifbares Bollwerk
der Regierung gegolten, die Wahl eines entschiedenen deutschen Patrioten
durchsetzte. Das zog ihm natürlich die tödtliche, und bis ans Ende der
Dalwigkischen Aera ihm treulich bewahrte, seinerseits aber auch immer von
neuem angefrischte Feindschaft der Hofpartei zu. Metz selbst lehnte als kaum
ernannter, gänzlich vermögensloser Advokat für seine Person jede Wahl in
das Parlament ab.

Dagegen wurde er 1850 von der Stadt Offenbach zum Landtagsabgeord¬
neten gewählt und trat in dieser Eigenschaft von der ersten Stunde seines
ständischen Wirkens an in einen ebenso nachhaltigen wie rühmlichen Kampf
mit Dalwigk und dem berufenen Regime ein, das sich mit diesem Namen
identifizirt. Dieser Kampf hat über zwanzig Jahre gedauert und ist von
Metz stets mit derselben Unerschrockenheit und Siegeszuversicht geführt worden ;
mit demselben Muthe und Vertrauen, als er in den tiefsten Reactionsjahren dem
allgewaltigen Minister fast allein gegenüberstand, wie später, als er in
immer wachsenden Progressionen die Unterstützung der hessischen Bevölkerung
auf seiner Seite hatte. Naturgemäß drehte sich dieser Kampf in den fünfziger
Jahren vornehmlich um innere hessische Freiheitsfragen, auf welche hier nicht
näher eingegangen werden kann. Aber unzweifelhaft trug jeder derartige
Kampf seine guten Früchte für des ganze Vaterland, indem er Leben brachte
in die Kirchhofsstille, welche das Ziel des durch Oesterreich reactivirten Bun¬
destages war, und die Allmacht der kleinstaatlichen Minister leugnete, deren
Hauptstärke ihr von Frankfurt und Wien aus begünstigter deutschfeindlicher
böser Wille war. In demselben Sinne haben die heutigen Führer der natio-


Grenzbotm I. 1874. 49

Gegend, die Bereicherung seiner politischen, socialen und allgemeinen Kennt¬
nisse und Anschauungen durch ein ihm bisher fernliegendes Leben und Treiben.
Namentlich gewann er hier die Ueberzeugung, daß über die Verwirklichung
der allerseits heiß ersehnten Deutschen Einheit hier genau so verschiedene
Meinungen umliefen, wie in seiner Heimath. Diese Ueberzeugung entwickelte
und kräftigte in ihm die oberste Maxime seines ganzen politischen Strebens
und Wirkens, die wir in seinen eigenen Worten so fassen: „ich wurde hier¬
durch bestimmt, stets gegen die Anmaßung einzelner Versammlungen oder
Gegenden, ihre Anschauung durchsetzen zu wollen, zu kämpfen und für die
Geltung des Geh amal willens der deutschen Nation, vertreten durch ein
deutsches Parlament zu streiten."

Dieser Grundanschauung gemäß trat er im März 1848 energisch und
mit Erfolg auf gegen die Versuche der hessischen und namentlich badischen
Radikalen, auf einer Heidelberger Volksversammlung einseitig die deutsche
Republik zu dekretiren. Ebenso entschieden aber nahm er bei den Parlaments¬
wahlen Stellung gegen die vormärzliche Reaction, indem er sogar in dem
Wahlkreise Darmstadt-Großgerau, der bis dahin als unangreifbares Bollwerk
der Regierung gegolten, die Wahl eines entschiedenen deutschen Patrioten
durchsetzte. Das zog ihm natürlich die tödtliche, und bis ans Ende der
Dalwigkischen Aera ihm treulich bewahrte, seinerseits aber auch immer von
neuem angefrischte Feindschaft der Hofpartei zu. Metz selbst lehnte als kaum
ernannter, gänzlich vermögensloser Advokat für seine Person jede Wahl in
das Parlament ab.

Dagegen wurde er 1850 von der Stadt Offenbach zum Landtagsabgeord¬
neten gewählt und trat in dieser Eigenschaft von der ersten Stunde seines
ständischen Wirkens an in einen ebenso nachhaltigen wie rühmlichen Kampf
mit Dalwigk und dem berufenen Regime ein, das sich mit diesem Namen
identifizirt. Dieser Kampf hat über zwanzig Jahre gedauert und ist von
Metz stets mit derselben Unerschrockenheit und Siegeszuversicht geführt worden ;
mit demselben Muthe und Vertrauen, als er in den tiefsten Reactionsjahren dem
allgewaltigen Minister fast allein gegenüberstand, wie später, als er in
immer wachsenden Progressionen die Unterstützung der hessischen Bevölkerung
auf seiner Seite hatte. Naturgemäß drehte sich dieser Kampf in den fünfziger
Jahren vornehmlich um innere hessische Freiheitsfragen, auf welche hier nicht
näher eingegangen werden kann. Aber unzweifelhaft trug jeder derartige
Kampf seine guten Früchte für des ganze Vaterland, indem er Leben brachte
in die Kirchhofsstille, welche das Ziel des durch Oesterreich reactivirten Bun¬
destages war, und die Allmacht der kleinstaatlichen Minister leugnete, deren
Hauptstärke ihr von Frankfurt und Wien aus begünstigter deutschfeindlicher
böser Wille war. In demselben Sinne haben die heutigen Führer der natio-


Grenzbotm I. 1874. 49
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[0391] Gegend, die Bereicherung seiner politischen, socialen und allgemeinen Kennt¬ nisse und Anschauungen durch ein ihm bisher fernliegendes Leben und Treiben. Namentlich gewann er hier die Ueberzeugung, daß über die Verwirklichung der allerseits heiß ersehnten Deutschen Einheit hier genau so verschiedene Meinungen umliefen, wie in seiner Heimath. Diese Ueberzeugung entwickelte und kräftigte in ihm die oberste Maxime seines ganzen politischen Strebens und Wirkens, die wir in seinen eigenen Worten so fassen: „ich wurde hier¬ durch bestimmt, stets gegen die Anmaßung einzelner Versammlungen oder Gegenden, ihre Anschauung durchsetzen zu wollen, zu kämpfen und für die Geltung des Geh amal willens der deutschen Nation, vertreten durch ein deutsches Parlament zu streiten." Dieser Grundanschauung gemäß trat er im März 1848 energisch und mit Erfolg auf gegen die Versuche der hessischen und namentlich badischen Radikalen, auf einer Heidelberger Volksversammlung einseitig die deutsche Republik zu dekretiren. Ebenso entschieden aber nahm er bei den Parlaments¬ wahlen Stellung gegen die vormärzliche Reaction, indem er sogar in dem Wahlkreise Darmstadt-Großgerau, der bis dahin als unangreifbares Bollwerk der Regierung gegolten, die Wahl eines entschiedenen deutschen Patrioten durchsetzte. Das zog ihm natürlich die tödtliche, und bis ans Ende der Dalwigkischen Aera ihm treulich bewahrte, seinerseits aber auch immer von neuem angefrischte Feindschaft der Hofpartei zu. Metz selbst lehnte als kaum ernannter, gänzlich vermögensloser Advokat für seine Person jede Wahl in das Parlament ab. Dagegen wurde er 1850 von der Stadt Offenbach zum Landtagsabgeord¬ neten gewählt und trat in dieser Eigenschaft von der ersten Stunde seines ständischen Wirkens an in einen ebenso nachhaltigen wie rühmlichen Kampf mit Dalwigk und dem berufenen Regime ein, das sich mit diesem Namen identifizirt. Dieser Kampf hat über zwanzig Jahre gedauert und ist von Metz stets mit derselben Unerschrockenheit und Siegeszuversicht geführt worden ; mit demselben Muthe und Vertrauen, als er in den tiefsten Reactionsjahren dem allgewaltigen Minister fast allein gegenüberstand, wie später, als er in immer wachsenden Progressionen die Unterstützung der hessischen Bevölkerung auf seiner Seite hatte. Naturgemäß drehte sich dieser Kampf in den fünfziger Jahren vornehmlich um innere hessische Freiheitsfragen, auf welche hier nicht näher eingegangen werden kann. Aber unzweifelhaft trug jeder derartige Kampf seine guten Früchte für des ganze Vaterland, indem er Leben brachte in die Kirchhofsstille, welche das Ziel des durch Oesterreich reactivirten Bun¬ destages war, und die Allmacht der kleinstaatlichen Minister leugnete, deren Hauptstärke ihr von Frankfurt und Wien aus begünstigter deutschfeindlicher böser Wille war. In demselben Sinne haben die heutigen Führer der natio- Grenzbotm I. 1874. 49

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/391>, abgerufen am 26.12.2024.