Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.die Regierung eines deutschen Retchslandes, die Abhängigkeit deutscher Klöster Lusatus. Dom preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag. Am 0. Februar stand im Abgeordnetenhaus zur dritten Berathung ein die Regierung eines deutschen Retchslandes, die Abhängigkeit deutscher Klöster Lusatus. Dom preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag. Am 0. Februar stand im Abgeordnetenhaus zur dritten Berathung ein <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0314" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130958"/> <p xml:id="ID_951" prev="#ID_950"> die Regierung eines deutschen Retchslandes, die Abhängigkeit deutscher Klöster<lb/> von einem fremden, österreichischen Abt, wie ihre jurisdictionelle Ausnahme¬<lb/> stellung, endlich die Ausbildung sächsischer Geistlicher in einer vom Deutschen¬<lb/> haß erfüllten nichtdeutschen Stadt im Geiste des Ultramontanismus und<lb/> Panslavismus : das Alles widerspricht durchaus der Würde wie dem Interesse<lb/> des deutschen Reiches und Sachsens. Die jüngsten Vorgänge bei den ober-<lb/> lausitzer Reichstagswahlen mahnen zur Vorsicht, nicht umsonst klagen ober-<lb/> lausitzer Blätter über, das Umsichgreifen des Ultramontanismus und die sy¬<lb/> stematische Verhetzung der oberlausitzer Katholiken. Und selbst die Successions¬<lb/> ansprüche Oesterreichs sind nicht zu vergessen, weiß man doch, wie nahe bis<lb/> vor Kurzem das sächsische Königshaus am Aussterben war. Jetzt steht das<lb/> deutsche Reich in voller Macht, in Wien ist eine Politik am Ruder, welche<lb/> dem Ultramontanismus scharf entgegentritt und die Freundschaft unseres<lb/> Reiches braucht; möge man jetzt, das wünschen wir mit Pfeiffer, in Dresden<lb/> daran denken, diesen unhaltbaren Zuständen, diesen Resten einer überwunde¬<lb/> nen Zeit, in friedlichen Verhandlungen ein Ende zu machen!</p><lb/> <note type="byline"> Lusatus.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Dom preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag.</head><lb/> <p xml:id="ID_952" next="#ID_953"> Am 0. Februar stand im Abgeordnetenhaus zur dritten Berathung ein<lb/> Gesetzentwurf, betreffend die Betheiligung des Staats an dem Unternehmen<lb/> einer berliner Stadtbahn. Es handelt sich um eine direkte Verbindung der<lb/> in Berlin mündenden großen Bahnen des Ostens und Westens der Monarchie.<lb/> Die Bahn soll vom Ostbahnhof ausgehen und Berlin in gerader Linie bis<lb/> Charlottenburg durchschneiden. Außer der direkten Verbindung der großen<lb/> Eisenbahnlinien verspricht man sich auch große Vortheile für den berliner<lb/> Localverkehr. Das Unternehmen sollte früher von einer Privatgesellschaft in<lb/> die Hand genommen werden, deren Finanzmittel jedoch der Aufgabe sich nicht<lb/> mehr gewachsen zeigten, als die Reaktion gegen das Gründungsfieber eintrat<lb/> und mit ihr die Schwierigkeit der unbegrenzten Geldbeschaffung. Unsere<lb/> Berichterstattung hat dieses Gesetzentwurfs in den früheren Stadien der<lb/> Berathung nicht erwähnt, weil er im Grunde weder ein politisches noch über¬<lb/> haupt allgemeines Interesse hat. Die Errichtung einer Stadteisenbahn in</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0314]
die Regierung eines deutschen Retchslandes, die Abhängigkeit deutscher Klöster
von einem fremden, österreichischen Abt, wie ihre jurisdictionelle Ausnahme¬
stellung, endlich die Ausbildung sächsischer Geistlicher in einer vom Deutschen¬
haß erfüllten nichtdeutschen Stadt im Geiste des Ultramontanismus und
Panslavismus : das Alles widerspricht durchaus der Würde wie dem Interesse
des deutschen Reiches und Sachsens. Die jüngsten Vorgänge bei den ober-
lausitzer Reichstagswahlen mahnen zur Vorsicht, nicht umsonst klagen ober-
lausitzer Blätter über, das Umsichgreifen des Ultramontanismus und die sy¬
stematische Verhetzung der oberlausitzer Katholiken. Und selbst die Successions¬
ansprüche Oesterreichs sind nicht zu vergessen, weiß man doch, wie nahe bis
vor Kurzem das sächsische Königshaus am Aussterben war. Jetzt steht das
deutsche Reich in voller Macht, in Wien ist eine Politik am Ruder, welche
dem Ultramontanismus scharf entgegentritt und die Freundschaft unseres
Reiches braucht; möge man jetzt, das wünschen wir mit Pfeiffer, in Dresden
daran denken, diesen unhaltbaren Zuständen, diesen Resten einer überwunde¬
nen Zeit, in friedlichen Verhandlungen ein Ende zu machen!
Lusatus.
Dom preußischen Landtag und vom deutschen Keichstag.
Am 0. Februar stand im Abgeordnetenhaus zur dritten Berathung ein
Gesetzentwurf, betreffend die Betheiligung des Staats an dem Unternehmen
einer berliner Stadtbahn. Es handelt sich um eine direkte Verbindung der
in Berlin mündenden großen Bahnen des Ostens und Westens der Monarchie.
Die Bahn soll vom Ostbahnhof ausgehen und Berlin in gerader Linie bis
Charlottenburg durchschneiden. Außer der direkten Verbindung der großen
Eisenbahnlinien verspricht man sich auch große Vortheile für den berliner
Localverkehr. Das Unternehmen sollte früher von einer Privatgesellschaft in
die Hand genommen werden, deren Finanzmittel jedoch der Aufgabe sich nicht
mehr gewachsen zeigten, als die Reaktion gegen das Gründungsfieber eintrat
und mit ihr die Schwierigkeit der unbegrenzten Geldbeschaffung. Unsere
Berichterstattung hat dieses Gesetzentwurfs in den früheren Stadien der
Berathung nicht erwähnt, weil er im Grunde weder ein politisches noch über¬
haupt allgemeines Interesse hat. Die Errichtung einer Stadteisenbahn in
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