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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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minister, die unpatriotischen, unnationalen Clauseln im Eisenbahnverlrage,
die neue Betriebsverwaltung und die Männer, welche der letzteren in den
deutschen Tagesblättern und Zeitschriften das Wort redeten. -- Das alles
war mehr auf die Massen, die blinden Haufen, den hohen und niedern Jan¬
hagel im Lande, als auf die wirklich maßgebenden Männer in der Regierung
und in der Kammer abgesehen. Was man wollte, war, das Land einstweilen
nicht zur Ruhe, nicht zum Bewußtsein seiner selbst und seiner wirklichen
Interessen kommen zu lassen, sondern das Volk so lange in Bewegung und
Unzufriedenheit zu erhalten, bis der Tag der -- famosen "Revanche", der
ersehnten Vergeltung, gekommen sein sollte. Und damit dieser Tag je eher
je lieber kommen möchte, schrieben unsere Jesuiten fromme Massenwallfahrten
nach Se. Hubert, in der belgischen Provinz Luxemburg, aus, und dahin
zogen, der Bischof mit seinen "lieben Seminaristen" und Pastore an der
Spitze, die gläubigen Schafe nach Belgien, um "für die Wohlfahrt des si.
Vaters in Rom" d. h. für den Untergang Deutschlands und Italiens heißes
Bitten und Flehen zu den wunderthätigen Heiligen im Himmel und auf
Erden zu richten. -- Doch das war nicht die Hauptsache. An der Haupt¬
sache wurde im Dunkeln gesponnen. Unter der Erde wurde an den Minen
fortgewühlt, welche helfen sollten das verfluchte, ketzerische deutsche Reich in
die Luft zu sprengen. -- Dieses unterirdische, nächtige Wühlen wurde von
den Einsichtsvolleren mehr gefühlt, als sonst auf andere Weise wahrgenommen.
Nur wer seine Pappenheimer durch und durch kennt, und ihre wohlgewählte
Masken klar durchschaut, vermochte sie auf ihren dunkeln, geheimen Wegen
zu belauschen, und ihnen dabei entgegen zu arbeiten. Kein Mittel hat indes¬
sen mehr gegen die finstern Ränkeschmiede gewirkt und genützt, als die Artikel,
welche gegen diese Wühler- und Hetzereien in den deutschen Zeitungen und
Zeitschriften erschienen sind. -- Unsere Dunkelmänner fürchten sich heute vor
der deutschen Presse wie kaum vor dem leibhaftigen Gottseibeiuns selbst.
Sie wissen, daß, wenn das "Luxemburger Volk" auch in seiner großen Mehr¬
heit blind ist. ihren schlauen Ränken gegenüber, das deutsche Volk offene und
wohlsehende Augen für dieselben hat, und auch das wissen sie, daß das
mächtige deutsche Volk es nie dulden wird, daß hier ein deutscher Bruder¬
stamm von der finstern Sippe als Werkzeug wider Deutschland mißbraucht
werde. -- So müssen die Männer bei uns, denen das Wohl und die Zukunft
des Vaterlandes wirklich am Herzen liegt, da, wo die inländische Presse ganz
in den Händen der Jesuiten und ihrer Helfershelfer ist, zu der befreundeteren
Presse Deutschlands ihre Zuflucht nehmen, wenn sie den gefährlichen und noch
immer mächtigen Feind im Innern bekämpfen, und endlich besiegen wollen.


N. Steffen.


minister, die unpatriotischen, unnationalen Clauseln im Eisenbahnverlrage,
die neue Betriebsverwaltung und die Männer, welche der letzteren in den
deutschen Tagesblättern und Zeitschriften das Wort redeten. — Das alles
war mehr auf die Massen, die blinden Haufen, den hohen und niedern Jan¬
hagel im Lande, als auf die wirklich maßgebenden Männer in der Regierung
und in der Kammer abgesehen. Was man wollte, war, das Land einstweilen
nicht zur Ruhe, nicht zum Bewußtsein seiner selbst und seiner wirklichen
Interessen kommen zu lassen, sondern das Volk so lange in Bewegung und
Unzufriedenheit zu erhalten, bis der Tag der — famosen „Revanche", der
ersehnten Vergeltung, gekommen sein sollte. Und damit dieser Tag je eher
je lieber kommen möchte, schrieben unsere Jesuiten fromme Massenwallfahrten
nach Se. Hubert, in der belgischen Provinz Luxemburg, aus, und dahin
zogen, der Bischof mit seinen „lieben Seminaristen" und Pastore an der
Spitze, die gläubigen Schafe nach Belgien, um „für die Wohlfahrt des si.
Vaters in Rom" d. h. für den Untergang Deutschlands und Italiens heißes
Bitten und Flehen zu den wunderthätigen Heiligen im Himmel und auf
Erden zu richten. — Doch das war nicht die Hauptsache. An der Haupt¬
sache wurde im Dunkeln gesponnen. Unter der Erde wurde an den Minen
fortgewühlt, welche helfen sollten das verfluchte, ketzerische deutsche Reich in
die Luft zu sprengen. — Dieses unterirdische, nächtige Wühlen wurde von
den Einsichtsvolleren mehr gefühlt, als sonst auf andere Weise wahrgenommen.
Nur wer seine Pappenheimer durch und durch kennt, und ihre wohlgewählte
Masken klar durchschaut, vermochte sie auf ihren dunkeln, geheimen Wegen
zu belauschen, und ihnen dabei entgegen zu arbeiten. Kein Mittel hat indes¬
sen mehr gegen die finstern Ränkeschmiede gewirkt und genützt, als die Artikel,
welche gegen diese Wühler- und Hetzereien in den deutschen Zeitungen und
Zeitschriften erschienen sind. — Unsere Dunkelmänner fürchten sich heute vor
der deutschen Presse wie kaum vor dem leibhaftigen Gottseibeiuns selbst.
Sie wissen, daß, wenn das „Luxemburger Volk" auch in seiner großen Mehr¬
heit blind ist. ihren schlauen Ränken gegenüber, das deutsche Volk offene und
wohlsehende Augen für dieselben hat, und auch das wissen sie, daß das
mächtige deutsche Volk es nie dulden wird, daß hier ein deutscher Bruder¬
stamm von der finstern Sippe als Werkzeug wider Deutschland mißbraucht
werde. — So müssen die Männer bei uns, denen das Wohl und die Zukunft
des Vaterlandes wirklich am Herzen liegt, da, wo die inländische Presse ganz
in den Händen der Jesuiten und ihrer Helfershelfer ist, zu der befreundeteren
Presse Deutschlands ihre Zuflucht nehmen, wenn sie den gefährlichen und noch
immer mächtigen Feind im Innern bekämpfen, und endlich besiegen wollen.


N. Steffen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/28>, abgerufen am 12.12.2024.