Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.gebildet wurden, die blinden Werkzeuge der Kirche. Nur wenige haben den Die Regierung hat von verschiedenen religiösen Orden die Statuten ver¬ Mögen die Männer, besonders die in maßgebender Stellung, nicht die Zum Beispiel wird den Zöglingen der Klosterfrauen von der "vonArögÄtioii Rotrs-
v"ruf- in Baden die bekannte Monatsschrift des Jesuiten Mallfatti "der Sendbote des gött¬ lichen Herzen Jesu", dringend empfohlen und noch nach Austritt derselben aus dem Institute Abonnement und Zusendung durch das Kloster vermittelt. gebildet wurden, die blinden Werkzeuge der Kirche. Nur wenige haben den Die Regierung hat von verschiedenen religiösen Orden die Statuten ver¬ Mögen die Männer, besonders die in maßgebender Stellung, nicht die Zum Beispiel wird den Zöglingen der Klosterfrauen von der „vonArögÄtioii Rotrs-
v»ruf- in Baden die bekannte Monatsschrift des Jesuiten Mallfatti „der Sendbote des gött¬ lichen Herzen Jesu", dringend empfohlen und noch nach Austritt derselben aus dem Institute Abonnement und Zusendung durch das Kloster vermittelt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0242" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/130886"/> <p xml:id="ID_767" prev="#ID_766"> gebildet wurden, die blinden Werkzeuge der Kirche. Nur wenige haben den<lb/> Muth des Zweifels gehabt, den Muth, auf die eigene Verantwortung hin<lb/> die Vernunft zu befragen, statt auf die Verantwortung derer hin, die<lb/> sich für die Kirche ausgeben, Vernunft und Nächstenliebe zu verleugnen. Aber<lb/> unter diesen wenigen sind manche, die nach eingetretener Erkenntniß sich los¬<lb/> gemacht von aller Religion. Es sind dies gerade diejenigen, welche das in¬<lb/> tensivste Gemüthsleben hatten und es mit der Vertiefung des religiösen Le¬<lb/> bens am ernstesten nahmen. Als sie zur Einsicht gekommen waren, welch<lb/> systematisches Gewebe von Lüge und Thorheit als Religion geboten, wie in<lb/> ihrem Namen Grausamkeit statt Nächstenliebe gelehrt und geübt, alle edleren<lb/> menschlichen Gefühle verkümmert oder unterdrückt wurden, da war der Um¬<lb/> schlag vollständig. Wenn die Religion als ein Culturmoment betrachtet werden<lb/> muß, so ist dieses Resultat der Klostererziehung vielleicht ebenso verhängniß-<lb/> voll wie das andere: Erniedrigung des Menschen zu einem gedankenlosen<lb/> Werkzeug in den Händen scheinheiliger Betrüger.</p><lb/> <p xml:id="ID_768"> Die Regierung hat von verschiedenen religiösen Orden die Statuten ver¬<lb/> langt, um zu sehen, ob sie unter das Jesuitengesetz fallen. Nicht die Ordens¬<lb/> statuten, sondern die Erziehungs- und Unterrichts-Principien, die Gebet- und<lb/> Erbauungsbücher der Jugend müßte sie kennen lernen, um sich von der Ge¬<lb/> meinschädlichkeit der Klöster und klösterlichen Institute zu überzeugen.*) Die<lb/> religiösen Orden, wenigstens die weiblichen, auch wenn sie mit den Jesuiten<lb/> affiliirt sind — beherrscht sind sie ja alle davon — könnten ohne besondere<lb/> Gefahr fortbestehen, wenn ihnen nur die Jugenderziehung genommen würde.<lb/> Ein Verbot wäre dann schon deshalb unnöthig, weil sie sich ziemlich aus¬<lb/> nahmslos aus den Kindern, die ihnen zur Erziehung anvertraut sind, rekru-<lb/> tiren. ihnen folglich durch Entziehung der Schulen der Lebensnerv zerschnitten<lb/> würde. Dieses Rekrutirungs- eigentlich Werbegeschäft ist ein anderes lehr¬<lb/> reiches Kapitel.</p><lb/> <p xml:id="ID_769" next="#ID_770"> Mögen die Männer, besonders die in maßgebender Stellung, nicht die<lb/> katholische deutsche Frau verantwortlich machen, daß sie die Bundesgenossin<lb/> unserer inneren und die Hoffnung unserer äußeren Feinde ist. Sie selbst<lb/> tragen die Schuld, daß es so ist. Wir Frauen können den Vorwurf gegen<lb/> sie erheben, daß sie für uns Schulen und Erziehungsinstttute errichten ließen,<lb/> die unsere Jugend, oft unser ganzes Leben vergiften. Für all die Seelenangst,<lb/> die wir unter der geistlichen Dressur erduldet und häufig unser Leben lang</p><lb/> <note xml:id="FID_69" place="foot"> Zum Beispiel wird den Zöglingen der Klosterfrauen von der „vonArögÄtioii Rotrs-<lb/> v»ruf- in Baden die bekannte Monatsschrift des Jesuiten Mallfatti „der Sendbote des gött¬<lb/> lichen Herzen Jesu", dringend empfohlen und noch nach Austritt derselben aus dem Institute<lb/> Abonnement und Zusendung durch das Kloster vermittelt.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0242]
gebildet wurden, die blinden Werkzeuge der Kirche. Nur wenige haben den
Muth des Zweifels gehabt, den Muth, auf die eigene Verantwortung hin
die Vernunft zu befragen, statt auf die Verantwortung derer hin, die
sich für die Kirche ausgeben, Vernunft und Nächstenliebe zu verleugnen. Aber
unter diesen wenigen sind manche, die nach eingetretener Erkenntniß sich los¬
gemacht von aller Religion. Es sind dies gerade diejenigen, welche das in¬
tensivste Gemüthsleben hatten und es mit der Vertiefung des religiösen Le¬
bens am ernstesten nahmen. Als sie zur Einsicht gekommen waren, welch
systematisches Gewebe von Lüge und Thorheit als Religion geboten, wie in
ihrem Namen Grausamkeit statt Nächstenliebe gelehrt und geübt, alle edleren
menschlichen Gefühle verkümmert oder unterdrückt wurden, da war der Um¬
schlag vollständig. Wenn die Religion als ein Culturmoment betrachtet werden
muß, so ist dieses Resultat der Klostererziehung vielleicht ebenso verhängniß-
voll wie das andere: Erniedrigung des Menschen zu einem gedankenlosen
Werkzeug in den Händen scheinheiliger Betrüger.
Die Regierung hat von verschiedenen religiösen Orden die Statuten ver¬
langt, um zu sehen, ob sie unter das Jesuitengesetz fallen. Nicht die Ordens¬
statuten, sondern die Erziehungs- und Unterrichts-Principien, die Gebet- und
Erbauungsbücher der Jugend müßte sie kennen lernen, um sich von der Ge¬
meinschädlichkeit der Klöster und klösterlichen Institute zu überzeugen.*) Die
religiösen Orden, wenigstens die weiblichen, auch wenn sie mit den Jesuiten
affiliirt sind — beherrscht sind sie ja alle davon — könnten ohne besondere
Gefahr fortbestehen, wenn ihnen nur die Jugenderziehung genommen würde.
Ein Verbot wäre dann schon deshalb unnöthig, weil sie sich ziemlich aus¬
nahmslos aus den Kindern, die ihnen zur Erziehung anvertraut sind, rekru-
tiren. ihnen folglich durch Entziehung der Schulen der Lebensnerv zerschnitten
würde. Dieses Rekrutirungs- eigentlich Werbegeschäft ist ein anderes lehr¬
reiches Kapitel.
Mögen die Männer, besonders die in maßgebender Stellung, nicht die
katholische deutsche Frau verantwortlich machen, daß sie die Bundesgenossin
unserer inneren und die Hoffnung unserer äußeren Feinde ist. Sie selbst
tragen die Schuld, daß es so ist. Wir Frauen können den Vorwurf gegen
sie erheben, daß sie für uns Schulen und Erziehungsinstttute errichten ließen,
die unsere Jugend, oft unser ganzes Leben vergiften. Für all die Seelenangst,
die wir unter der geistlichen Dressur erduldet und häufig unser Leben lang
Zum Beispiel wird den Zöglingen der Klosterfrauen von der „vonArögÄtioii Rotrs-
v»ruf- in Baden die bekannte Monatsschrift des Jesuiten Mallfatti „der Sendbote des gött¬
lichen Herzen Jesu", dringend empfohlen und noch nach Austritt derselben aus dem Institute
Abonnement und Zusendung durch das Kloster vermittelt.
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