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Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band.

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hielt ihnen eine begeisternde Anrede, welche mit den Worten schloß: ,,(^ou-
rage, mes ckers colnxaßnons, es-nes lei aida-lor votro valsur, cetto jouriu^s
va ä^eiäör du sort as 1^ I^ÄNee. Oombattons xour notrs patris; uns
6tern<zI1e röeompsnLö sera. 1s xrix An LanZ verso pour ig. ästsusö ac cette
ville, et los diörMits as notre prines og.gng.no6 mevisnäront Jos louan-
A6S immorteUvs ig. xost^rils!"

Und mit den moralischen Mitteln vereinigte er die materiellen. Er be¬
reitete hinter beiden Breschen ein förmliches Schlachtfeld vor, auf welchem
Infanterie, Kavallerie und Artillerie vereinigt, gegen die etwa Eindringenden
fechten sollten. Gewiß eine schöne, echt militärische Idee, deren Ausführung
jedoch unterblieb, weil die kaiserlichen Offiziere keine der Breschen für sturm¬
reif erklärten. -- Auch die Minenarbeiten kamen nicht von der Stelle. Die
Hauptmine sollte unter dem Graben fortgeführt werden, aber sie scheint
nicht genügend gegen oben gestützt gewesen zu sein; denn das Wasser drang
ein, und die Mine ersoff.

" Das war eine Fülle gehäufter Fehlschläge; das Haupthinderniß für
einen guten Fortgang der Belagerung lag jedoch offenbar in dem fürchterlichen
Wetter. -- Manche unserer Leser haben ja gewiß eine nur zu gründliche
Kenntniß des Zustandes der Umgebung von Metz bei Spätherbstregen an
Ort und Stelle selbst gewonnen und können sich das Bild leicht in die De¬
zembertage von 1652 übersetzen. Der Erdboden läßt dort nicht durch; denn
auf felsigem Grunde liegt eine an vielen Stellen kaum fußdichte fette und
zähe, stark mit Geröll untermischte Erdschicht, welche die Feuchtigkeit sehr
lange festhält. Kein Wunder, daß sich bei nassem Wetter die Lager so leicht
in Schlamm und Sumpf verwandeln. Selbst i. I. 1870 waren ja trotz der
Eisenbahn die Communicationen zur Heranschaffung von Material zu Ba¬
rackenbau u. tgi. noch ganz unzureichend; man kann sich also denken, wie es
1532 damit stand. Wenn man nun erwägt, daß 1870 schon in der 2. De¬
kade des Monats October die Krankenzahl des deutschen Heeres 18°/y der
Kopfstärke betrug, so wird man ermessen, wie es 1552 bei der so geringen
Disciplin, bei dem Geldmangel des Kaisers und bei den völlig unbrauchbaren
Sanitätsmaßregeln zugehn mußte. Um Mitte Dezember war denn auch be¬
reits die Hälfte des Heeres kampfunfähig und in der andern Hälfte nahmen
Unzufriedenheit, Typhus und Ruhr täglich mehr überHand. -- Je mißlicher
sich jedoch die Umstände auf kaiserlicher Seite gestalteten, desto größere An¬
strengungen machten die Franzosen, um den Gegner durch Ausfälle, durch
Abschneiden der Zufuhr u. tgi. noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten. Sie
waren in der Stadt allerdings weit besser geschützt, aber offenbar auch von
besserem Geist erfüllt; und in deutlichster Weise zeigte sich in dem Einflüsse
des Herzogs von Guise die Macht, welche eine geniale Persönlichkeit und eine


hielt ihnen eine begeisternde Anrede, welche mit den Worten schloß: ,,(^ou-
rage, mes ckers colnxaßnons, es-nes lei aida-lor votro valsur, cetto jouriu^s
va ä^eiäör du sort as 1^ I^ÄNee. Oombattons xour notrs patris; uns
6tern<zI1e röeompsnLö sera. 1s xrix An LanZ verso pour ig. ästsusö ac cette
ville, et los diörMits as notre prines og.gng.no6 mevisnäront Jos louan-
A6S immorteUvs ig. xost^rils!"

Und mit den moralischen Mitteln vereinigte er die materiellen. Er be¬
reitete hinter beiden Breschen ein förmliches Schlachtfeld vor, auf welchem
Infanterie, Kavallerie und Artillerie vereinigt, gegen die etwa Eindringenden
fechten sollten. Gewiß eine schöne, echt militärische Idee, deren Ausführung
jedoch unterblieb, weil die kaiserlichen Offiziere keine der Breschen für sturm¬
reif erklärten. — Auch die Minenarbeiten kamen nicht von der Stelle. Die
Hauptmine sollte unter dem Graben fortgeführt werden, aber sie scheint
nicht genügend gegen oben gestützt gewesen zu sein; denn das Wasser drang
ein, und die Mine ersoff.

» Das war eine Fülle gehäufter Fehlschläge; das Haupthinderniß für
einen guten Fortgang der Belagerung lag jedoch offenbar in dem fürchterlichen
Wetter. — Manche unserer Leser haben ja gewiß eine nur zu gründliche
Kenntniß des Zustandes der Umgebung von Metz bei Spätherbstregen an
Ort und Stelle selbst gewonnen und können sich das Bild leicht in die De¬
zembertage von 1652 übersetzen. Der Erdboden läßt dort nicht durch; denn
auf felsigem Grunde liegt eine an vielen Stellen kaum fußdichte fette und
zähe, stark mit Geröll untermischte Erdschicht, welche die Feuchtigkeit sehr
lange festhält. Kein Wunder, daß sich bei nassem Wetter die Lager so leicht
in Schlamm und Sumpf verwandeln. Selbst i. I. 1870 waren ja trotz der
Eisenbahn die Communicationen zur Heranschaffung von Material zu Ba¬
rackenbau u. tgi. noch ganz unzureichend; man kann sich also denken, wie es
1532 damit stand. Wenn man nun erwägt, daß 1870 schon in der 2. De¬
kade des Monats October die Krankenzahl des deutschen Heeres 18°/y der
Kopfstärke betrug, so wird man ermessen, wie es 1552 bei der so geringen
Disciplin, bei dem Geldmangel des Kaisers und bei den völlig unbrauchbaren
Sanitätsmaßregeln zugehn mußte. Um Mitte Dezember war denn auch be¬
reits die Hälfte des Heeres kampfunfähig und in der andern Hälfte nahmen
Unzufriedenheit, Typhus und Ruhr täglich mehr überHand. — Je mißlicher
sich jedoch die Umstände auf kaiserlicher Seite gestalteten, desto größere An¬
strengungen machten die Franzosen, um den Gegner durch Ausfälle, durch
Abschneiden der Zufuhr u. tgi. noch mehr Schwierigkeiten zu bereiten. Sie
waren in der Stadt allerdings weit besser geschützt, aber offenbar auch von
besserem Geist erfüllt; und in deutlichster Weise zeigte sich in dem Einflüsse
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 33, 1874, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341819_130643/102>, abgerufen am 26.12.2024.