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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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schafft habe, indem er durch Cireular eine ganze Anzahl von Männern in
verschiedenen Städten veranlaßt, zusammenzutreten und durch Darbietung ent¬
sprechender Honorare, je nach der Größe der einzelnen Vereine soviel aufzu¬
bringen, daß dafür ein tüchtiger Redner zur Abhaltung von Vorträgen der
Reihe nach in allen diesen Vereinen gewonnen werden konnte. Die Ver¬
sammlung trug beiden Anträgen Rechnung, indem sie beschloß:

1) "Der Centrcilausschuß wolle eine Liste von Männern ausstellen und ver¬
öffentlichen, welche auf Ersuchen von Organen und corporativen Mitgliedern der
Gesellschaft gegen Erstattung der Reisekosten, eventuell gegen Honorar, in Bildungs-
vereiuen Vortrüge zu halten bereit sind.

2) "Der Centrcilausschuß, die Zweigvereine, die Bezirks- und Provinzialverbändc
werden aufgefordert, den Austausch der Lehrkräfte zu Vorträgen in Orten mit Bil-
dungsvereinen zu fördern."

Dr. Gareis-Würzburg besprach in einem gedankenreichen Vortrage die
Nothwendigkeit passender Lehrbücher für den Unterricht in der deutschen Ge¬
schichte, der Staatslehre und der Landwirthschaft zum Gebrauche für Fort¬
bildungsschulen. In allen diesen Fächern sähe es mit dem wirklichen Ver¬
ständniß in dergleichen Anstalten, (wo solche beständen) ziemlich dürftig aus.
Redner gab zu, daß die Schwierigkeit der Behandlung und des Vortrags ge¬
rade solcher Materien vor einem nicht methodisch geschulten Publikum groß
sei. Um so mehr halte er es für dringlich, den Lehrern selbst wie den Schülern
diese Schwierigkeit dadurch zu erleichtern, daß man ihnen kurze, allgemein
verständliche Leitfaden für die gedachten Wissenschaften in die Hand gäbe.
Redner skizzirt seine Ansichten darüber, wie er sich z. B. den Geschichtsunter¬
richt anschaulich und fruchtbar gemacht denke. Durch Verbindung desselben
mit dem Geographie-Unterricht, durch Ansehen vom nächstliegenden, statt vom
Fernsten, mit retrospektiven Nachholen des Früheren u. s. w. Die Debatte
über diesen Vortrag ging, wie nicht anders sein konnte, auf die Möglichkeiten
und Methoden eines an Mindervorgebildete zu ertheilenden Unterrichts in
Geschichte, Staatslehre, Volks- und Landwirthschaft im allgemeinen ein. Be¬
sonders über den geschichtlichen Unterricht sprach ausführlich Biedermann-
Leipzig. Er habe seine Ideen darüber schon vor zehn oder zwölf Jahren in
einem besonderen Schriftchen entwickelt, das vielfach Aufmerksamkeit, hier und
da sogar, wie er vernommen, praktische Anwendung gefunden habe. Den An¬
sichten des Vorredners der Verbindung des geschichtlichen und geographischen
Unterrichtes, sowie der retrospeetiven Behandlung des ersteren sich anschließend,
führte er beides näher aus und vertrat die Richtigkeit dieser Methode auf
Grund der Erfahrung, die er selbst damit in Gesellen- und Handwerker¬
vereinen gemacht habe. Besonders empfahl er dabei den Gebrauch von Wand¬
tafeln aus Wachspapier, auf denen der Lehrer die einzelnen geschichtlichen, na-


schafft habe, indem er durch Cireular eine ganze Anzahl von Männern in
verschiedenen Städten veranlaßt, zusammenzutreten und durch Darbietung ent¬
sprechender Honorare, je nach der Größe der einzelnen Vereine soviel aufzu¬
bringen, daß dafür ein tüchtiger Redner zur Abhaltung von Vorträgen der
Reihe nach in allen diesen Vereinen gewonnen werden konnte. Die Ver¬
sammlung trug beiden Anträgen Rechnung, indem sie beschloß:

1) „Der Centrcilausschuß wolle eine Liste von Männern ausstellen und ver¬
öffentlichen, welche auf Ersuchen von Organen und corporativen Mitgliedern der
Gesellschaft gegen Erstattung der Reisekosten, eventuell gegen Honorar, in Bildungs-
vereiuen Vortrüge zu halten bereit sind.

2) „Der Centrcilausschuß, die Zweigvereine, die Bezirks- und Provinzialverbändc
werden aufgefordert, den Austausch der Lehrkräfte zu Vorträgen in Orten mit Bil-
dungsvereinen zu fördern."

Dr. Gareis-Würzburg besprach in einem gedankenreichen Vortrage die
Nothwendigkeit passender Lehrbücher für den Unterricht in der deutschen Ge¬
schichte, der Staatslehre und der Landwirthschaft zum Gebrauche für Fort¬
bildungsschulen. In allen diesen Fächern sähe es mit dem wirklichen Ver¬
ständniß in dergleichen Anstalten, (wo solche beständen) ziemlich dürftig aus.
Redner gab zu, daß die Schwierigkeit der Behandlung und des Vortrags ge¬
rade solcher Materien vor einem nicht methodisch geschulten Publikum groß
sei. Um so mehr halte er es für dringlich, den Lehrern selbst wie den Schülern
diese Schwierigkeit dadurch zu erleichtern, daß man ihnen kurze, allgemein
verständliche Leitfaden für die gedachten Wissenschaften in die Hand gäbe.
Redner skizzirt seine Ansichten darüber, wie er sich z. B. den Geschichtsunter¬
richt anschaulich und fruchtbar gemacht denke. Durch Verbindung desselben
mit dem Geographie-Unterricht, durch Ansehen vom nächstliegenden, statt vom
Fernsten, mit retrospektiven Nachholen des Früheren u. s. w. Die Debatte
über diesen Vortrag ging, wie nicht anders sein konnte, auf die Möglichkeiten
und Methoden eines an Mindervorgebildete zu ertheilenden Unterrichts in
Geschichte, Staatslehre, Volks- und Landwirthschaft im allgemeinen ein. Be¬
sonders über den geschichtlichen Unterricht sprach ausführlich Biedermann-
Leipzig. Er habe seine Ideen darüber schon vor zehn oder zwölf Jahren in
einem besonderen Schriftchen entwickelt, das vielfach Aufmerksamkeit, hier und
da sogar, wie er vernommen, praktische Anwendung gefunden habe. Den An¬
sichten des Vorredners der Verbindung des geschichtlichen und geographischen
Unterrichtes, sowie der retrospeetiven Behandlung des ersteren sich anschließend,
führte er beides näher aus und vertrat die Richtigkeit dieser Methode auf
Grund der Erfahrung, die er selbst damit in Gesellen- und Handwerker¬
vereinen gemacht habe. Besonders empfahl er dabei den Gebrauch von Wand¬
tafeln aus Wachspapier, auf denen der Lehrer die einzelnen geschichtlichen, na-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/515>, abgerufen am 06.02.2025.