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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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detri'g zuerst, im Jahre 1847. 1500 Dollars und stieg im dritten Jahre aus
2000 Dollars; 1859 betrug es 7000 Dollars; 1863 12,800 Dollars; 1870
20.000 Dollars. Die Kirchenstuhlmiethe betrug 1853 11.157 Dollars; 1859
26,000 Dollars; 1868 48,000 Dollars und 1872 59,000 Dollars. Im Jahre
1868 wurde ein Quartett angestellt, das Gehalt der 4 Personen und des
Organisten beträgt zusammen 7600 Dollars. Der Hilfsgeistliche, dem beson¬
ders die Seelsorge obliegt, und die Küster erhalten zusammen 7700 Dollars,
so daß an Gehältern in Summa 35,300 Dollars gezahlt werden. Es
werden jährlich mehrere Diaconissinnen gewählt. Die Zahl der Kirchenmit-
glieder stieg von 21 im Jahre 1847 auf 3300 im Jahre 1872. Die Schüler¬
zahl der Sonntagsschule betrug in letzterem Jahre 1319, außerdem in den
Missionsschüler 800. Dies ist selbstverständlich ein Ausnahmefall, aber in
vielen städtischen Kirchen beträgt die jährliche Revenue aus der Kirchenstuhl¬
miethe 10--30,000 Dollars, und die einzelnen Kirchenstühle werden mit
Vergnügen bezahlt mit 50--400 Dollars jährlich. Dieselbe Methode herrscht
auch vor in kleineren Städten und in Dörfern, wo natürlich die Summen
viel niedriger sind, da die Kirchenstuhlmiethe nach den laufenden Ausgaben be¬
messen wird." Wir schließen diese finanziell - statistischen Mittheilungen des
Verfassers mit folgender Uebersicht über die Einnahmen des Jahres 1872:
"In den Vereinigten Staaten brachten 1872 die fünf leitenden Sekten für
kirchliche Ausgaben, ,für innnere und äußere Mission, für theologische In¬
stitute u. s. w. die folgenden Summen auf:

Baptisten..... 3,391,276 Dollars.
Congregationalisten . . . 4,000,000 "
Episkopale . . . . . 6,304,608
Methodisten..... 17,427,184
Presbyterianer .... 11,070,325 "

Rechnet man hierzu Lutheraner, Reformirte und andere Secten, so wird
die Summe, welche sämmtliche protestantische Kirchen für religiöse Zwecke
verwendeten, mindestens 50 Millionen Dollars betragen. Das Vermögen,
welches diese Kirchen besitzen, das meiste ursprünglich durch Beiträge der Mit¬
glieder erworben, wird auf nahezu 300 Millionen Dollars geschätzt."

Um die Zurücksetzung der Aermeren durch den Verkauf der Kirchenstühle
auszugleichen, sind mannigfache Auswege gesunden worden. Hier sind die
Sitze zu verschiedenen Preisen vermiethet worden, dort bleiben freie Sitze für
die Armen übrig, die einen bestimmen die Galerien für NichtMitglieder, die
andern halten sonntäglich einen Gottesdienst, in welchem alle Sitze für Je¬
dermann frei sind. Oder es werden auch Missions-Schulen und Kirchen in
der Mitte der Armenquartiere errichtet, zu deren Erhaltung beizutragen die
Besucher eingeladen werden. Unter diesen Mitteln den Armen den Besuch des


detri'g zuerst, im Jahre 1847. 1500 Dollars und stieg im dritten Jahre aus
2000 Dollars; 1859 betrug es 7000 Dollars; 1863 12,800 Dollars; 1870
20.000 Dollars. Die Kirchenstuhlmiethe betrug 1853 11.157 Dollars; 1859
26,000 Dollars; 1868 48,000 Dollars und 1872 59,000 Dollars. Im Jahre
1868 wurde ein Quartett angestellt, das Gehalt der 4 Personen und des
Organisten beträgt zusammen 7600 Dollars. Der Hilfsgeistliche, dem beson¬
ders die Seelsorge obliegt, und die Küster erhalten zusammen 7700 Dollars,
so daß an Gehältern in Summa 35,300 Dollars gezahlt werden. Es
werden jährlich mehrere Diaconissinnen gewählt. Die Zahl der Kirchenmit-
glieder stieg von 21 im Jahre 1847 auf 3300 im Jahre 1872. Die Schüler¬
zahl der Sonntagsschule betrug in letzterem Jahre 1319, außerdem in den
Missionsschüler 800. Dies ist selbstverständlich ein Ausnahmefall, aber in
vielen städtischen Kirchen beträgt die jährliche Revenue aus der Kirchenstuhl¬
miethe 10—30,000 Dollars, und die einzelnen Kirchenstühle werden mit
Vergnügen bezahlt mit 50—400 Dollars jährlich. Dieselbe Methode herrscht
auch vor in kleineren Städten und in Dörfern, wo natürlich die Summen
viel niedriger sind, da die Kirchenstuhlmiethe nach den laufenden Ausgaben be¬
messen wird." Wir schließen diese finanziell - statistischen Mittheilungen des
Verfassers mit folgender Uebersicht über die Einnahmen des Jahres 1872:
„In den Vereinigten Staaten brachten 1872 die fünf leitenden Sekten für
kirchliche Ausgaben, ,für innnere und äußere Mission, für theologische In¬
stitute u. s. w. die folgenden Summen auf:

Baptisten..... 3,391,276 Dollars.
Congregationalisten . . . 4,000,000 „
Episkopale . . . . . 6,304,608
Methodisten..... 17,427,184
Presbyterianer .... 11,070,325 „

Rechnet man hierzu Lutheraner, Reformirte und andere Secten, so wird
die Summe, welche sämmtliche protestantische Kirchen für religiöse Zwecke
verwendeten, mindestens 50 Millionen Dollars betragen. Das Vermögen,
welches diese Kirchen besitzen, das meiste ursprünglich durch Beiträge der Mit¬
glieder erworben, wird auf nahezu 300 Millionen Dollars geschätzt."

Um die Zurücksetzung der Aermeren durch den Verkauf der Kirchenstühle
auszugleichen, sind mannigfache Auswege gesunden worden. Hier sind die
Sitze zu verschiedenen Preisen vermiethet worden, dort bleiben freie Sitze für
die Armen übrig, die einen bestimmen die Galerien für NichtMitglieder, die
andern halten sonntäglich einen Gottesdienst, in welchem alle Sitze für Je¬
dermann frei sind. Oder es werden auch Missions-Schulen und Kirchen in
der Mitte der Armenquartiere errichtet, zu deren Erhaltung beizutragen die
Besucher eingeladen werden. Unter diesen Mitteln den Armen den Besuch des


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[0455] detri'g zuerst, im Jahre 1847. 1500 Dollars und stieg im dritten Jahre aus 2000 Dollars; 1859 betrug es 7000 Dollars; 1863 12,800 Dollars; 1870 20.000 Dollars. Die Kirchenstuhlmiethe betrug 1853 11.157 Dollars; 1859 26,000 Dollars; 1868 48,000 Dollars und 1872 59,000 Dollars. Im Jahre 1868 wurde ein Quartett angestellt, das Gehalt der 4 Personen und des Organisten beträgt zusammen 7600 Dollars. Der Hilfsgeistliche, dem beson¬ ders die Seelsorge obliegt, und die Küster erhalten zusammen 7700 Dollars, so daß an Gehältern in Summa 35,300 Dollars gezahlt werden. Es werden jährlich mehrere Diaconissinnen gewählt. Die Zahl der Kirchenmit- glieder stieg von 21 im Jahre 1847 auf 3300 im Jahre 1872. Die Schüler¬ zahl der Sonntagsschule betrug in letzterem Jahre 1319, außerdem in den Missionsschüler 800. Dies ist selbstverständlich ein Ausnahmefall, aber in vielen städtischen Kirchen beträgt die jährliche Revenue aus der Kirchenstuhl¬ miethe 10—30,000 Dollars, und die einzelnen Kirchenstühle werden mit Vergnügen bezahlt mit 50—400 Dollars jährlich. Dieselbe Methode herrscht auch vor in kleineren Städten und in Dörfern, wo natürlich die Summen viel niedriger sind, da die Kirchenstuhlmiethe nach den laufenden Ausgaben be¬ messen wird." Wir schließen diese finanziell - statistischen Mittheilungen des Verfassers mit folgender Uebersicht über die Einnahmen des Jahres 1872: „In den Vereinigten Staaten brachten 1872 die fünf leitenden Sekten für kirchliche Ausgaben, ,für innnere und äußere Mission, für theologische In¬ stitute u. s. w. die folgenden Summen auf: Baptisten..... 3,391,276 Dollars. Congregationalisten . . . 4,000,000 „ Episkopale . . . . . 6,304,608 Methodisten..... 17,427,184 Presbyterianer .... 11,070,325 „ Rechnet man hierzu Lutheraner, Reformirte und andere Secten, so wird die Summe, welche sämmtliche protestantische Kirchen für religiöse Zwecke verwendeten, mindestens 50 Millionen Dollars betragen. Das Vermögen, welches diese Kirchen besitzen, das meiste ursprünglich durch Beiträge der Mit¬ glieder erworben, wird auf nahezu 300 Millionen Dollars geschätzt." Um die Zurücksetzung der Aermeren durch den Verkauf der Kirchenstühle auszugleichen, sind mannigfache Auswege gesunden worden. Hier sind die Sitze zu verschiedenen Preisen vermiethet worden, dort bleiben freie Sitze für die Armen übrig, die einen bestimmen die Galerien für NichtMitglieder, die andern halten sonntäglich einen Gottesdienst, in welchem alle Sitze für Je¬ dermann frei sind. Oder es werden auch Missions-Schulen und Kirchen in der Mitte der Armenquartiere errichtet, zu deren Erhaltung beizutragen die Besucher eingeladen werden. Unter diesen Mitteln den Armen den Besuch des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/455>, abgerufen am 06.02.2025.