Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Bildung von Zweigvereinen und von Bezirksverbänden, sowie zum Anschluß
schon bestehender örtlicher Bildungsvereine an die Gesellschaft, durch
Ausarbeitung von "Musterstatuten" für solche Organisationen, ferner durch
Errichtung von Volksbibliotheken durch Abhaltung und Verbreitung eines
Katalogs für letztere nebst Anweisung zu ihrer zweckmäßigen Einrichtung und
Benutzung.*) Und endlich nahm sie eine der wichtigsten Richtungen ihrer
Wirksamkeit, die Verbreitung belehrender volksbildender Schriften sogleich rü¬
stig in Angriff, indem sie theils selbst die Herausgabe solcher Schriften betrieb,
theils schon vorhandene in großen Partien zum billigen Verkauf erwarb,
andere ihr schenkweise überlassene zweckdienlich vertrieb. So gelangten durch
sie auf einem oder dem andern der genannten Wege zur Verbreitung u. A.:
"Die Jesuitendebatte im Reichstag", "Der deutsche Neichskalender für 1873",
mehrere populäre volkswirthschaftliche Schriften von Schulze - Delitzsch ("Ar¬
beiterkatechismus" ze.) und Julius Schulze ("Das eherne Lohngesetz"), so¬
dann allerlei über Schule und Bildungswesen selbst ("Die Unentgeltlichkeit
des Unterrichtes in der Volksschule vor dem 12. Congreß deutscher Volks¬
wirthe". "Die Pflege des Schulkindes" von Prof. Bock, "Die Arbeiterfrage"
von Prof. Held) u. A. in.

Die Gesellschaft gründete ferner ein eigenes publicistisches Organ für
Förderung ihrer Zwecke: "Der Bildungsverein",^) das erst allmonatlich, vom
zweiten Jahre an schon zweimal im Monat erschien und theils zur Bespre¬
chung der Gesellschaftsangclegenheiten und zur Unterhaltung einer lebhaften
Verbindung zwischen dem Centralausschuß und den Zweigvereinen, theils
zur Anregung, Erörterung und Austragung einzelner Bildungsfragen dient.

Endlich suchte sie auch durch das lebendige Wort zu wirken. In Ber¬
lin, an dem Sitze des Centralausschusses, ward eine Reihe von Vorträgen
gehalten (von Brehm über die Vögel, von Fr. Kapp über Georg Washing.
ton, von Prof. v. Holtzendorff über politische Volksbildung, von Dr.
Max Hirsch über Genossenschaftswesen, von Prof. Gneist über die Kirche und
den Schulzwang, von Prof. Virchow über die Beziehungen Deutschlands zu Italien
u. s. w.). Aus den hier angeführten Namen ist zu ersehen, wie Gelehrte
von Ruf ihre Zeit und Kraft dem Zwecke der Volksbildung widmen -- eine




") Gegen den Katalog für Volksbibliotheken, wie er in dem "Bildungsvercin" vom 2. April
1872 in "Winken über die Anlage von Volkslnbliothekcn" sich findet, hätten wir allerdings
einige Bedenken. Wir finden da manches empfohlen, was für eine Volksbibliothek als weniger
geeignet, anderes weggelassen, was wir als wünschenswert!) erachten würden.
"Der Vildungsvercin, Centralblatt für das freie Fortbildungswesen in Deutschland,
Organ der Gesellschaft für V?rbreitm>g von Volksbildung und der mit ihr in Verbindung stehen¬
den Männer." Red. or. Franz Lcibing.

Bildung von Zweigvereinen und von Bezirksverbänden, sowie zum Anschluß
schon bestehender örtlicher Bildungsvereine an die Gesellschaft, durch
Ausarbeitung von „Musterstatuten" für solche Organisationen, ferner durch
Errichtung von Volksbibliotheken durch Abhaltung und Verbreitung eines
Katalogs für letztere nebst Anweisung zu ihrer zweckmäßigen Einrichtung und
Benutzung.*) Und endlich nahm sie eine der wichtigsten Richtungen ihrer
Wirksamkeit, die Verbreitung belehrender volksbildender Schriften sogleich rü¬
stig in Angriff, indem sie theils selbst die Herausgabe solcher Schriften betrieb,
theils schon vorhandene in großen Partien zum billigen Verkauf erwarb,
andere ihr schenkweise überlassene zweckdienlich vertrieb. So gelangten durch
sie auf einem oder dem andern der genannten Wege zur Verbreitung u. A.:
„Die Jesuitendebatte im Reichstag", „Der deutsche Neichskalender für 1873",
mehrere populäre volkswirthschaftliche Schriften von Schulze - Delitzsch („Ar¬
beiterkatechismus" ze.) und Julius Schulze („Das eherne Lohngesetz"), so¬
dann allerlei über Schule und Bildungswesen selbst („Die Unentgeltlichkeit
des Unterrichtes in der Volksschule vor dem 12. Congreß deutscher Volks¬
wirthe". „Die Pflege des Schulkindes" von Prof. Bock, „Die Arbeiterfrage"
von Prof. Held) u. A. in.

Die Gesellschaft gründete ferner ein eigenes publicistisches Organ für
Förderung ihrer Zwecke: „Der Bildungsverein",^) das erst allmonatlich, vom
zweiten Jahre an schon zweimal im Monat erschien und theils zur Bespre¬
chung der Gesellschaftsangclegenheiten und zur Unterhaltung einer lebhaften
Verbindung zwischen dem Centralausschuß und den Zweigvereinen, theils
zur Anregung, Erörterung und Austragung einzelner Bildungsfragen dient.

Endlich suchte sie auch durch das lebendige Wort zu wirken. In Ber¬
lin, an dem Sitze des Centralausschusses, ward eine Reihe von Vorträgen
gehalten (von Brehm über die Vögel, von Fr. Kapp über Georg Washing.
ton, von Prof. v. Holtzendorff über politische Volksbildung, von Dr.
Max Hirsch über Genossenschaftswesen, von Prof. Gneist über die Kirche und
den Schulzwang, von Prof. Virchow über die Beziehungen Deutschlands zu Italien
u. s. w.). Aus den hier angeführten Namen ist zu ersehen, wie Gelehrte
von Ruf ihre Zeit und Kraft dem Zwecke der Volksbildung widmen — eine




") Gegen den Katalog für Volksbibliotheken, wie er in dem „Bildungsvercin" vom 2. April
1872 in „Winken über die Anlage von Volkslnbliothekcn" sich findet, hätten wir allerdings
einige Bedenken. Wir finden da manches empfohlen, was für eine Volksbibliothek als weniger
geeignet, anderes weggelassen, was wir als wünschenswert!) erachten würden.
„Der Vildungsvercin, Centralblatt für das freie Fortbildungswesen in Deutschland,
Organ der Gesellschaft für V?rbreitm>g von Volksbildung und der mit ihr in Verbindung stehen¬
den Männer." Red. or. Franz Lcibing.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193209"/>
          <p xml:id="ID_1380" prev="#ID_1379"> Bildung von Zweigvereinen und von Bezirksverbänden, sowie zum Anschluß<lb/>
schon bestehender örtlicher Bildungsvereine an die Gesellschaft, durch<lb/>
Ausarbeitung von &#x201E;Musterstatuten" für solche Organisationen, ferner durch<lb/>
Errichtung von Volksbibliotheken durch Abhaltung und Verbreitung eines<lb/>
Katalogs für letztere nebst Anweisung zu ihrer zweckmäßigen Einrichtung und<lb/>
Benutzung.*) Und endlich nahm sie eine der wichtigsten Richtungen ihrer<lb/>
Wirksamkeit, die Verbreitung belehrender volksbildender Schriften sogleich rü¬<lb/>
stig in Angriff, indem sie theils selbst die Herausgabe solcher Schriften betrieb,<lb/>
theils schon vorhandene in großen Partien zum billigen Verkauf erwarb,<lb/>
andere ihr schenkweise überlassene zweckdienlich vertrieb. So gelangten durch<lb/>
sie auf einem oder dem andern der genannten Wege zur Verbreitung u. A.:<lb/>
&#x201E;Die Jesuitendebatte im Reichstag", &#x201E;Der deutsche Neichskalender für 1873",<lb/>
mehrere populäre volkswirthschaftliche Schriften von Schulze - Delitzsch (&#x201E;Ar¬<lb/>
beiterkatechismus" ze.) und Julius Schulze (&#x201E;Das eherne Lohngesetz"), so¬<lb/>
dann allerlei über Schule und Bildungswesen selbst (&#x201E;Die Unentgeltlichkeit<lb/>
des Unterrichtes in der Volksschule vor dem 12. Congreß deutscher Volks¬<lb/>
wirthe". &#x201E;Die Pflege des Schulkindes" von Prof. Bock, &#x201E;Die Arbeiterfrage"<lb/>
von Prof. Held) u. A. in.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1381"> Die Gesellschaft gründete ferner ein eigenes publicistisches Organ für<lb/>
Förderung ihrer Zwecke: &#x201E;Der Bildungsverein",^) das erst allmonatlich, vom<lb/>
zweiten Jahre an schon zweimal im Monat erschien und theils zur Bespre¬<lb/>
chung der Gesellschaftsangclegenheiten und zur Unterhaltung einer lebhaften<lb/>
Verbindung zwischen dem Centralausschuß und den Zweigvereinen, theils<lb/>
zur Anregung, Erörterung und Austragung einzelner Bildungsfragen dient.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1382" next="#ID_1383"> Endlich suchte sie auch durch das lebendige Wort zu wirken. In Ber¬<lb/>
lin, an dem Sitze des Centralausschusses, ward eine Reihe von Vorträgen<lb/>
gehalten (von Brehm über die Vögel, von Fr. Kapp über Georg Washing.<lb/>
ton, von Prof. v. Holtzendorff über politische Volksbildung, von Dr.<lb/>
Max Hirsch über Genossenschaftswesen, von Prof. Gneist über die Kirche und<lb/>
den Schulzwang, von Prof. Virchow über die Beziehungen Deutschlands zu Italien<lb/>
u. s. w.). Aus den hier angeführten Namen ist zu ersehen, wie Gelehrte<lb/>
von Ruf ihre Zeit und Kraft dem Zwecke der Volksbildung widmen &#x2014; eine</p><lb/>
          <note xml:id="FID_135" place="foot"> ") Gegen den Katalog für Volksbibliotheken, wie er in dem &#x201E;Bildungsvercin" vom 2. April<lb/>
1872 in &#x201E;Winken über die Anlage von Volkslnbliothekcn" sich findet, hätten wir allerdings<lb/>
einige Bedenken. Wir finden da manches empfohlen, was für eine Volksbibliothek als weniger<lb/>
geeignet, anderes weggelassen, was wir als wünschenswert!) erachten würden.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_136" place="foot"> &#x201E;Der Vildungsvercin, Centralblatt für das freie Fortbildungswesen in Deutschland,<lb/>
Organ der Gesellschaft für V?rbreitm&gt;g von Volksbildung und der mit ihr in Verbindung stehen¬<lb/>
den Männer." Red. or. Franz Lcibing.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0406] Bildung von Zweigvereinen und von Bezirksverbänden, sowie zum Anschluß schon bestehender örtlicher Bildungsvereine an die Gesellschaft, durch Ausarbeitung von „Musterstatuten" für solche Organisationen, ferner durch Errichtung von Volksbibliotheken durch Abhaltung und Verbreitung eines Katalogs für letztere nebst Anweisung zu ihrer zweckmäßigen Einrichtung und Benutzung.*) Und endlich nahm sie eine der wichtigsten Richtungen ihrer Wirksamkeit, die Verbreitung belehrender volksbildender Schriften sogleich rü¬ stig in Angriff, indem sie theils selbst die Herausgabe solcher Schriften betrieb, theils schon vorhandene in großen Partien zum billigen Verkauf erwarb, andere ihr schenkweise überlassene zweckdienlich vertrieb. So gelangten durch sie auf einem oder dem andern der genannten Wege zur Verbreitung u. A.: „Die Jesuitendebatte im Reichstag", „Der deutsche Neichskalender für 1873", mehrere populäre volkswirthschaftliche Schriften von Schulze - Delitzsch („Ar¬ beiterkatechismus" ze.) und Julius Schulze („Das eherne Lohngesetz"), so¬ dann allerlei über Schule und Bildungswesen selbst („Die Unentgeltlichkeit des Unterrichtes in der Volksschule vor dem 12. Congreß deutscher Volks¬ wirthe". „Die Pflege des Schulkindes" von Prof. Bock, „Die Arbeiterfrage" von Prof. Held) u. A. in. Die Gesellschaft gründete ferner ein eigenes publicistisches Organ für Förderung ihrer Zwecke: „Der Bildungsverein",^) das erst allmonatlich, vom zweiten Jahre an schon zweimal im Monat erschien und theils zur Bespre¬ chung der Gesellschaftsangclegenheiten und zur Unterhaltung einer lebhaften Verbindung zwischen dem Centralausschuß und den Zweigvereinen, theils zur Anregung, Erörterung und Austragung einzelner Bildungsfragen dient. Endlich suchte sie auch durch das lebendige Wort zu wirken. In Ber¬ lin, an dem Sitze des Centralausschusses, ward eine Reihe von Vorträgen gehalten (von Brehm über die Vögel, von Fr. Kapp über Georg Washing. ton, von Prof. v. Holtzendorff über politische Volksbildung, von Dr. Max Hirsch über Genossenschaftswesen, von Prof. Gneist über die Kirche und den Schulzwang, von Prof. Virchow über die Beziehungen Deutschlands zu Italien u. s. w.). Aus den hier angeführten Namen ist zu ersehen, wie Gelehrte von Ruf ihre Zeit und Kraft dem Zwecke der Volksbildung widmen — eine ") Gegen den Katalog für Volksbibliotheken, wie er in dem „Bildungsvercin" vom 2. April 1872 in „Winken über die Anlage von Volkslnbliothekcn" sich findet, hätten wir allerdings einige Bedenken. Wir finden da manches empfohlen, was für eine Volksbibliothek als weniger geeignet, anderes weggelassen, was wir als wünschenswert!) erachten würden. „Der Vildungsvercin, Centralblatt für das freie Fortbildungswesen in Deutschland, Organ der Gesellschaft für V?rbreitm>g von Volksbildung und der mit ihr in Verbindung stehen¬ den Männer." Red. or. Franz Lcibing.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/406
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/406>, abgerufen am 06.02.2025.