Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.aus der Rinde des Maulbeerbaums (hruLsonstia) ein brauchbares Papier Gewiß ist es, daß das Baumwollenpapier sich um das Jahr 600 von Die Vorzüglichkeit der chinesischen Tinte (Pflanzenruß-Tusche), welche Zu Briefen, welche stets mit der größten Sorgsamkeit und nach ganz Der außerordentliche Reichthum des chinesischen Schriftthums äußerte Die Literatur der Japanesen ist auf allen Gebieten reichhaltig und zeugt aus der Rinde des Maulbeerbaums (hruLsonstia) ein brauchbares Papier Gewiß ist es, daß das Baumwollenpapier sich um das Jahr 600 von Die Vorzüglichkeit der chinesischen Tinte (Pflanzenruß-Tusche), welche Zu Briefen, welche stets mit der größten Sorgsamkeit und nach ganz Der außerordentliche Reichthum des chinesischen Schriftthums äußerte Die Literatur der Japanesen ist auf allen Gebieten reichhaltig und zeugt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0379" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193182"/> <p xml:id="ID_1303" prev="#ID_1302"> aus der Rinde des Maulbeerbaums (hruLsonstia) ein brauchbares Papier<lb/> herzustellen (176 oder 93 v. Chr.), welches bald alle anderen Beschreibstoffe<lb/> verdrängte. Die Bereitung des Rindenpapiers ist der des Papyrus sehr ähn¬<lb/> lich; die Haut wird gekocht, gebleicht, zu Brei gerührt, in Bogen geglättet<lb/> und sodann mit Alaunwasser getränkt, um das Einziehen der Tinte zu ver¬<lb/> hindern. Die Herstellung der (3—50 Fuß langen, 2 Fuß breiten) Bogen<lb/> erfolgt ohne Druck und Presse. Auch andere Baumrinden und Pflanzenstoffe<lb/> (Aralta, Thuga, Brotfrucht, Reis, Bambus) werden zur Bereitung von Pa¬<lb/> pier benutzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1304"> Gewiß ist es, daß das Baumwollenpapier sich um das Jahr 600 von<lb/> Samarkand aus, wo es zuerst gefertigt wurde, nach Kleinasien und von da<lb/> nach Europa verbreitet hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1305"> Die Vorzüglichkeit der chinesischen Tinte (Pflanzenruß-Tusche), welche<lb/> 1370 von Schan-tsi-schau vervollkommnet wurde, bedarf keiner weiteren Her¬<lb/> vorhebung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1306"> Zu Briefen, welche stets mit der größten Sorgsamkeit und nach ganz<lb/> bestimmten Regeln geschrieben werden, nimmt man in China das feinste<lb/> weiße Papier. Die Bogen werden 10 — 12 mal gebrochen; auf der zweiten<lb/> Seite wird begonnen, auf die letzte Seite die Unterschrift gesetzt. Man<lb/> schreibt um so kleiner, je ehrerbietiger man sich zeigen will. Alle auf die<lb/> Person des Briefempfängers bezüglichen Worte werden über die Zeile hinaus<lb/> gerückt, und zwar um so weiter, je höher der Rang dessen ist, der angeredet<lb/> wird. Den Verschluß des Briefes stellt man mittelst Zuklebens her. Die<lb/> Briefbeförderung besteht für Staatszwecke nachweislich schon seit dem 8.<lb/> Jahrhundert, ist aber für die Privatcorresvondenz auch gegenwärtig noch we¬<lb/> nig zuverlässig eingerichtet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1307"> Der außerordentliche Reichthum des chinesischen Schriftthums äußerte<lb/> seinen Einfluß naturgemäß auch auf die Schriftsysteme der Nachbarländer.<lb/> Chinesisch wurde die Gelehrtensprache des Ostens von Asien, namentlich in<lb/> Korea, wo schon 374 das buddhistische Onmun-Alphabet eingeführt war,<lb/> und Japan, das für seine vom Chinesischen abweichende Sprache ebenfalls<lb/> chinesisch-indische Schriftzeichen annahm. Auch in der Herstellung des Papiers<lb/> aus dem Maulbeerbaum (Kaadsi) — morus pap^riierg. sativ». — folgten<lb/> die Japanesen dem Vorbilde Chinas. Den chinesischen Holztafeldruck führte<lb/> Te-unen 984 (oder 1205) in Japan ein. Druckerschwärze wird aus Tannen¬<lb/> ruß gemacht und heißt „Tinte des großen Friedens".</p><lb/> <p xml:id="ID_1308"> Die Literatur der Japanesen ist auf allen Gebieten reichhaltig und zeugt<lb/> von selbständigem Character. Die Bibliothek in Jedo soll 1S0.000 Hefte ent¬<lb/> halten. Der Buchhandel ist in Japan ein ungemein schwunghaft betriebenes<lb/> Geschäft. Das Volk kauft die Bücher begierig, der Preis ist niedrig.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0379]
aus der Rinde des Maulbeerbaums (hruLsonstia) ein brauchbares Papier
herzustellen (176 oder 93 v. Chr.), welches bald alle anderen Beschreibstoffe
verdrängte. Die Bereitung des Rindenpapiers ist der des Papyrus sehr ähn¬
lich; die Haut wird gekocht, gebleicht, zu Brei gerührt, in Bogen geglättet
und sodann mit Alaunwasser getränkt, um das Einziehen der Tinte zu ver¬
hindern. Die Herstellung der (3—50 Fuß langen, 2 Fuß breiten) Bogen
erfolgt ohne Druck und Presse. Auch andere Baumrinden und Pflanzenstoffe
(Aralta, Thuga, Brotfrucht, Reis, Bambus) werden zur Bereitung von Pa¬
pier benutzt.
Gewiß ist es, daß das Baumwollenpapier sich um das Jahr 600 von
Samarkand aus, wo es zuerst gefertigt wurde, nach Kleinasien und von da
nach Europa verbreitet hat.
Die Vorzüglichkeit der chinesischen Tinte (Pflanzenruß-Tusche), welche
1370 von Schan-tsi-schau vervollkommnet wurde, bedarf keiner weiteren Her¬
vorhebung.
Zu Briefen, welche stets mit der größten Sorgsamkeit und nach ganz
bestimmten Regeln geschrieben werden, nimmt man in China das feinste
weiße Papier. Die Bogen werden 10 — 12 mal gebrochen; auf der zweiten
Seite wird begonnen, auf die letzte Seite die Unterschrift gesetzt. Man
schreibt um so kleiner, je ehrerbietiger man sich zeigen will. Alle auf die
Person des Briefempfängers bezüglichen Worte werden über die Zeile hinaus
gerückt, und zwar um so weiter, je höher der Rang dessen ist, der angeredet
wird. Den Verschluß des Briefes stellt man mittelst Zuklebens her. Die
Briefbeförderung besteht für Staatszwecke nachweislich schon seit dem 8.
Jahrhundert, ist aber für die Privatcorresvondenz auch gegenwärtig noch we¬
nig zuverlässig eingerichtet.
Der außerordentliche Reichthum des chinesischen Schriftthums äußerte
seinen Einfluß naturgemäß auch auf die Schriftsysteme der Nachbarländer.
Chinesisch wurde die Gelehrtensprache des Ostens von Asien, namentlich in
Korea, wo schon 374 das buddhistische Onmun-Alphabet eingeführt war,
und Japan, das für seine vom Chinesischen abweichende Sprache ebenfalls
chinesisch-indische Schriftzeichen annahm. Auch in der Herstellung des Papiers
aus dem Maulbeerbaum (Kaadsi) — morus pap^riierg. sativ». — folgten
die Japanesen dem Vorbilde Chinas. Den chinesischen Holztafeldruck führte
Te-unen 984 (oder 1205) in Japan ein. Druckerschwärze wird aus Tannen¬
ruß gemacht und heißt „Tinte des großen Friedens".
Die Literatur der Japanesen ist auf allen Gebieten reichhaltig und zeugt
von selbständigem Character. Die Bibliothek in Jedo soll 1S0.000 Hefte ent¬
halten. Der Buchhandel ist in Japan ein ungemein schwunghaft betriebenes
Geschäft. Das Volk kauft die Bücher begierig, der Preis ist niedrig.
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