Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.wenden und ist auch wirklich durch den Cabinets-Secretär Brandes einer Ant¬ Auf dem Appell erschienen die Herren anfangs ganz gemüthlich mit der wenden und ist auch wirklich durch den Cabinets-Secretär Brandes einer Ant¬ Auf dem Appell erschienen die Herren anfangs ganz gemüthlich mit der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0365" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193168"/> <p xml:id="ID_1260" prev="#ID_1259"> wenden und ist auch wirklich durch den Cabinets-Secretär Brandes einer Ant¬<lb/> wort gewürdigt worden. So mußten also die Gefangenen darauf aufmerksam<lb/> gemacht werden, daß sie mit ihren Anliegen den Instanzenweg einzuhalten<lb/> und sich nicht direkt schriftlich oder mündlich an höhere Vorgesetzte zu wen¬<lb/> den hätten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1261" next="#ID_1262"> Auf dem Appell erschienen die Herren anfangs ganz gemüthlich mit der<lb/> brennenden Pfeife, obgleich sie die Frage, ob so etwas in Frankreich Brauch<lb/> wäre, verneinen mußten. Woher eine solche Verwilderung? Zunächst scheint<lb/> dies eine Folge zu sein des unsäglichen, in Metz ausgestandenen Elendes, so¬<lb/> dann des niederschmetternder Eindrucks, welchen es auf den Soldaten machen<lb/> muß, wenn eine vorher so stolze Armee die Waffen streckt. Ein weiterer<lb/> Grund wird darin zu finden sein, daß alle taktischen Formationen aufgelöst<lb/> und die Truppen von allen Regimentern der verschiedensten Waffengattungen<lb/> zu einem buntscheckigen Durcheinander zusammengeworfen waren. Einige<lb/> Dutzend Linien-Regimenter waren hier vertreten, Garde, Artilleristen, Chas-<lb/> seurs, Lanciers, Husaren, Ouvriers, Genie, Train, Marine-Infanterie. Zouaven,<lb/> Turkos, Mobilgarden, Franktireurs, eine hübsche Musterkarte ^e re äirei? que<lb/> je us suis s,veo Ms le r6gimevt je l'est xeräu en rente et nous somme une 10<lb/> aus an re'gimont ensemble seulement et le reste est ac äMerent corps et<lb/> r6Zimmt N0U8 somme tous Ms et me^e Artillerie üoug.ve turquo eurras-<lb/> sier cuasssur Mräe imxerial etc). Der Merkwürdigkeit wegen sei bemerkt,<lb/> daß sich auch ein Lutant ac troupe bei der Gesellschaft befand. Dies sind<lb/> nämlich Kinder französischer Unteroffiziere, welche bis zu einem gewissen Alter<lb/> auf Staatskosten unterhalten und dann dem Regiment, bei welchem der Vater<lb/> steht, überwiesen werden. Unser Kleiner wurde krank, und auf dem Zettel<lb/> den er nach einigen Wochen aus dem Lazarethe zurückbrachte, fand sich fol¬<lb/> gendes Nationale: ob^e: Loläat, erkant Ze troupe 11. Llmsseurs ä pica.<lb/> Mttaine SeorZes, geb. 5. Febr. 1857. In Dienst getreten 4. Juli 1867. —<lb/> Nach den obigen Bemerkungen läßt sich ermessen, daß es ungeheuer viel Ar¬<lb/> beit gab, um den inneren und äußeren Franzosen einigermaßen zu civilisiren.<lb/> Aus den Trümmern der verschiedenen Truppengattungen wurden Compagnien<lb/> zu 4 Sectionen H, 12 Escouaden, unseren Corporalschaften entsprechend, ge¬<lb/> bildet. An der Spitze der Compagnie stand ein Officier; die Section führte<lb/> ein Unterofficier, und ein französischer Chargirter die Escouade. — Ferner er¬<lb/> hielten die Gefangenen vom König die wohl niemals geträumte Ehre, den<lb/> preußischen Kriegsartikel unterstellt zu werden, welche, ins Französische über¬<lb/> setzt, wöchentlich einige Male beim Appell verlesen wurden, (v'apres un oräre<lb/> Kupgrieur tous les prissouiüers ac guerre sont Me6s sous les artides an ooäs<lb/> militsii-e xour I'Stat <Ze guerre.) Dabei kam es einmal vor, daß ein Sergeant un-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0365]
wenden und ist auch wirklich durch den Cabinets-Secretär Brandes einer Ant¬
wort gewürdigt worden. So mußten also die Gefangenen darauf aufmerksam
gemacht werden, daß sie mit ihren Anliegen den Instanzenweg einzuhalten
und sich nicht direkt schriftlich oder mündlich an höhere Vorgesetzte zu wen¬
den hätten.
Auf dem Appell erschienen die Herren anfangs ganz gemüthlich mit der
brennenden Pfeife, obgleich sie die Frage, ob so etwas in Frankreich Brauch
wäre, verneinen mußten. Woher eine solche Verwilderung? Zunächst scheint
dies eine Folge zu sein des unsäglichen, in Metz ausgestandenen Elendes, so¬
dann des niederschmetternder Eindrucks, welchen es auf den Soldaten machen
muß, wenn eine vorher so stolze Armee die Waffen streckt. Ein weiterer
Grund wird darin zu finden sein, daß alle taktischen Formationen aufgelöst
und die Truppen von allen Regimentern der verschiedensten Waffengattungen
zu einem buntscheckigen Durcheinander zusammengeworfen waren. Einige
Dutzend Linien-Regimenter waren hier vertreten, Garde, Artilleristen, Chas-
seurs, Lanciers, Husaren, Ouvriers, Genie, Train, Marine-Infanterie. Zouaven,
Turkos, Mobilgarden, Franktireurs, eine hübsche Musterkarte ^e re äirei? que
je us suis s,veo Ms le r6gimevt je l'est xeräu en rente et nous somme une 10
aus an re'gimont ensemble seulement et le reste est ac äMerent corps et
r6Zimmt N0U8 somme tous Ms et me^e Artillerie üoug.ve turquo eurras-
sier cuasssur Mräe imxerial etc). Der Merkwürdigkeit wegen sei bemerkt,
daß sich auch ein Lutant ac troupe bei der Gesellschaft befand. Dies sind
nämlich Kinder französischer Unteroffiziere, welche bis zu einem gewissen Alter
auf Staatskosten unterhalten und dann dem Regiment, bei welchem der Vater
steht, überwiesen werden. Unser Kleiner wurde krank, und auf dem Zettel
den er nach einigen Wochen aus dem Lazarethe zurückbrachte, fand sich fol¬
gendes Nationale: ob^e: Loläat, erkant Ze troupe 11. Llmsseurs ä pica.
Mttaine SeorZes, geb. 5. Febr. 1857. In Dienst getreten 4. Juli 1867. —
Nach den obigen Bemerkungen läßt sich ermessen, daß es ungeheuer viel Ar¬
beit gab, um den inneren und äußeren Franzosen einigermaßen zu civilisiren.
Aus den Trümmern der verschiedenen Truppengattungen wurden Compagnien
zu 4 Sectionen H, 12 Escouaden, unseren Corporalschaften entsprechend, ge¬
bildet. An der Spitze der Compagnie stand ein Officier; die Section führte
ein Unterofficier, und ein französischer Chargirter die Escouade. — Ferner er¬
hielten die Gefangenen vom König die wohl niemals geträumte Ehre, den
preußischen Kriegsartikel unterstellt zu werden, welche, ins Französische über¬
setzt, wöchentlich einige Male beim Appell verlesen wurden, (v'apres un oräre
Kupgrieur tous les prissouiüers ac guerre sont Me6s sous les artides an ooäs
militsii-e xour I'Stat <Ze guerre.) Dabei kam es einmal vor, daß ein Sergeant un-
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