Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.Ich ziehe die einschläglichen Stellen aus: . . . Vnd sonderlich wil ich Wenn hier Dürer sagt, daß er das Hauptstück mit gar großem Fleiß In der Zeit, von welcher wir reden, dem ausgehenden Mittelalter und Ich ziehe die einschläglichen Stellen aus: . . . Vnd sonderlich wil ich Wenn hier Dürer sagt, daß er das Hauptstück mit gar großem Fleiß In der Zeit, von welcher wir reden, dem ausgehenden Mittelalter und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0343" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/193146"/> <p xml:id="ID_1175" prev="#ID_1174"> Ich ziehe die einschläglichen Stellen aus: . . . Vnd sonderlich wil ich<lb/> euch das unter Blat mit meiner aignen Hand fleisig mallen, aber nichts de¬<lb/> sto minder seind die Fliegel außwendig entworffen, das von Stainfarb wirdt,<lb/> Habs auch vndermallen laßen. . . . (Zweiter Brief) . . . Die Fliegel seindt<lb/> außwendig von Stainfarben außgemalt. aber noch nit gefirnist vnd innen<lb/> seind sie ganz vndermalt, das man darauf anfang außzumallen. Vnd das<lb/> caput hab ich mit gar großem Fleiß entworffen mit länger Zend, auch ist<lb/> es mit 2 gar guten Farben vnderstrichen (will bedeuten eine doppelte Grun-<lb/> dirung) das ich daran anfachen zu vndermalen, denn ich hab in Willen so<lb/> ich euer Mainung verstehen wirdt, etliche 4 oder S vnd 6 mal zu vnder¬<lb/> malen von Rainigkeit vnd Beständigkeit wegen. (Dritter Brief)... Den<lb/> die Taffel ist nach vnden gar auß gemacht, allein sie ist nit gefirneist, vnd<lb/> oben ist noch etlich Ding von Kindlein außzumachen. (Fünfter Brief)... Den<lb/> ich hab sie mit großem Fleiß gemahlt alß ihr sehen werde, ist auch mit den<lb/> besten Farben gemacht, alß ich sie hab mögen bekommen, sie ist mit guter<lb/> ultramarin vnder, ober vnd aufgemalt, etwa 3 oder 6 mahl vnd, da sie schon<lb/> außgemacht war, hab ich sie darnach noch zwiefach vbermalt, of das sie lang<lb/> zend wahre... last sie aber sonsten niemand mehr Furneißen, den alle Furneiß<lb/> sind gelb vnd man wurde auch die Taffel verderben." (Achter Brief).</p><lb/> <p xml:id="ID_1176"> Wenn hier Dürer sagt, daß er das Hauptstück mit gar großem Fleiß<lb/> entworfen habe in längerer Zeit, so hat das seine volle Richtigkeit. Es eri-<lb/> stiren — während das hiergenannte Altarwerk im Jahre 1674 zu Grunde<lb/> gegangen ist — noch ein Reihe von Studienblättern, Köpfe und Gewand¬<lb/> stücke, welche in verschiedenen Sammlungen zerstreut sind. Wir nehmen hier¬<lb/> durch Veranlassung einen Blick auch auf Technik und Apparat des Zeichners<lb/> zu werfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1177" next="#ID_1178"> In der Zeit, von welcher wir reden, dem ausgehenden Mittelalter und<lb/> dem Beginn der Renaissance ist die Produktion in Kunst und Buchhandel<lb/> eine bereits so starke, daß das Pergament ein zu theures und unzureichendes<lb/> Material geworden ist. Man wendet es vorherrschend nur noch zu Docu-<lb/> menten und Schriften, respektive Drucken an, die eine besondere Dauer¬<lb/> haftigkeit haben sollen — wie denn auch die täglich gebrauchten Blätter in<lb/> den Missales auf Pergament gedruckt werden, wenn schon der übrige Theil<lb/> des Buches aus Papier besteht. Hierbei herrschte im vierzehnten und fünf¬<lb/> zehnten Jahrhundertjener Vandalismus. alte werthvolleManuscripte abzuwaschen<lb/> und neu zu beschreiben, dem die deutschen Kaiser mit dem Gebot entgegentraten,<lb/> daß von feiten der Notare nur ganz neues Pergament verwendet werden dürft. Im<lb/> Laufe des fünfzehnten Jahrhundert beginnt man Papier fabrikmäßig darzustellen.<lb/> Jost Amman, ein nürnberger Kupferstecher des 16. Jahrhunderts, zeigt uns<lb/> das ziemlich primitive Innere einer solchen Fabrik. Ein Hantwerk, welches durch</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0343]
Ich ziehe die einschläglichen Stellen aus: . . . Vnd sonderlich wil ich
euch das unter Blat mit meiner aignen Hand fleisig mallen, aber nichts de¬
sto minder seind die Fliegel außwendig entworffen, das von Stainfarb wirdt,
Habs auch vndermallen laßen. . . . (Zweiter Brief) . . . Die Fliegel seindt
außwendig von Stainfarben außgemalt. aber noch nit gefirnist vnd innen
seind sie ganz vndermalt, das man darauf anfang außzumallen. Vnd das
caput hab ich mit gar großem Fleiß entworffen mit länger Zend, auch ist
es mit 2 gar guten Farben vnderstrichen (will bedeuten eine doppelte Grun-
dirung) das ich daran anfachen zu vndermalen, denn ich hab in Willen so
ich euer Mainung verstehen wirdt, etliche 4 oder S vnd 6 mal zu vnder¬
malen von Rainigkeit vnd Beständigkeit wegen. (Dritter Brief)... Den
die Taffel ist nach vnden gar auß gemacht, allein sie ist nit gefirneist, vnd
oben ist noch etlich Ding von Kindlein außzumachen. (Fünfter Brief)... Den
ich hab sie mit großem Fleiß gemahlt alß ihr sehen werde, ist auch mit den
besten Farben gemacht, alß ich sie hab mögen bekommen, sie ist mit guter
ultramarin vnder, ober vnd aufgemalt, etwa 3 oder 6 mahl vnd, da sie schon
außgemacht war, hab ich sie darnach noch zwiefach vbermalt, of das sie lang
zend wahre... last sie aber sonsten niemand mehr Furneißen, den alle Furneiß
sind gelb vnd man wurde auch die Taffel verderben." (Achter Brief).
Wenn hier Dürer sagt, daß er das Hauptstück mit gar großem Fleiß
entworfen habe in längerer Zeit, so hat das seine volle Richtigkeit. Es eri-
stiren — während das hiergenannte Altarwerk im Jahre 1674 zu Grunde
gegangen ist — noch ein Reihe von Studienblättern, Köpfe und Gewand¬
stücke, welche in verschiedenen Sammlungen zerstreut sind. Wir nehmen hier¬
durch Veranlassung einen Blick auch auf Technik und Apparat des Zeichners
zu werfen.
In der Zeit, von welcher wir reden, dem ausgehenden Mittelalter und
dem Beginn der Renaissance ist die Produktion in Kunst und Buchhandel
eine bereits so starke, daß das Pergament ein zu theures und unzureichendes
Material geworden ist. Man wendet es vorherrschend nur noch zu Docu-
menten und Schriften, respektive Drucken an, die eine besondere Dauer¬
haftigkeit haben sollen — wie denn auch die täglich gebrauchten Blätter in
den Missales auf Pergament gedruckt werden, wenn schon der übrige Theil
des Buches aus Papier besteht. Hierbei herrschte im vierzehnten und fünf¬
zehnten Jahrhundertjener Vandalismus. alte werthvolleManuscripte abzuwaschen
und neu zu beschreiben, dem die deutschen Kaiser mit dem Gebot entgegentraten,
daß von feiten der Notare nur ganz neues Pergament verwendet werden dürft. Im
Laufe des fünfzehnten Jahrhundert beginnt man Papier fabrikmäßig darzustellen.
Jost Amman, ein nürnberger Kupferstecher des 16. Jahrhunderts, zeigt uns
das ziemlich primitive Innere einer solchen Fabrik. Ein Hantwerk, welches durch
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