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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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und Eselsmist verstrichen. Fertig! Und hieraus soll Grünspan werden? Ja,
ganz nebenbei wird noch bemerkt, daß warmer Essig vor dem Verschließen
eingegossen wird. Das darauf folgende Recept gibt dann eine ganz verstän¬
dige Bereitungsart; es ist aber nicht zu zweifeln, daß jene eben erwähnten
Umstände für besonders wirksam erhalten worden. -- Später scheint auch hier
eine Arbeitstheilung eingetreten zu sein. Schon Cennini empfiehlt gewisse
Farben vom Apotheker zu kaufen, auch beweisen die Ansätze von Zolltarifen,
daß ein ausgebildeter Farbenhandel getrieben wurde. In den Notizen eines
augsburger Kaufmanns über den Zoll zu Krems von 1540 finden sich u. a.
folgende Sätze: Erstlich von Venedigischen Gütern, was beschlagen Gut: Ge¬
würze, gold- und silberne, gewebte Tücher, seidene und sammtene Borten . . .
Papier vom Ballen so 3 Zentner ungefähr schwer ist 1 si. 4 /? (Schilling)
Unbeschlagen gut: Bleiweiß Seife ... Mennig Lasur oder andere
Farben von einem Roß - Sam 1 /? . . . . Karten . . Bücher und ge¬
malte Briefe von einem Roß Sam 1 /? 18 (Pfennig)*)

Was kosteten nun diese Farben? Wir sind nicht im Stande, darauf mit
bestimmten Zahlen zu antworten. Denn wo in Städterechnungen, wie häusig
geschieht, Ausgaben für Farben angeführt werden, fehlt regelmäßig die An¬
gabe der Quantität. Daß sie verhältnißmäßig ganz bedeutend theurer waren
als die unsren, ist schon aus der Schwierigkeit des Verkehrs und daraus zu
ersehen, daß von den Malern die Ausgaben für Farben häufig besonders li-
quidirt werden. Ueber den Preis des Ultramarin sind wir unterrichtet. Es
war die bei weitem theuerste Farbe. Darum pflegte man sich bei Bestellungen
besonders die Anwendung dieser Farbe auszubedingen. Umgekehrt rechnen
wieder die Maler den Bestellern vor, wie große Auslagen sie durch das Ultra¬
marin selbst haben, und wie ein Kostenzuschlag von so und soviel wohl ge¬
rechtfertigt sei.

So schreibt u. A. Dürer an Heller. (4. Brief vom 8. November 1508).
"Wisset das ich rund die allerschönsten Farben, so ich haben mag, mir ge-
burt allein dazu für 20 Duc. Vltermarin, ohne die ander Kehlung . . . .
solt ihr 1 P. Vltemarin kaufst haben, ihr hattets mit 100 si. kaum zwingt den ich
kan kein schöne Vntz vnderlOoder l2Duc. kauffen." Auch Michel¬
angelo in einem von H. Grimm veröffentlichten Briefe nennt eine ganz be¬
deutende Summe, von ich weiß nicht wie viel tausend Scudi, welche er für
Nachschaffung von Ultramarin aufwenden müsse. Nach englischen Rech¬
nungen betrug der Preis für eine Unze 4 Pf. 10 Sh; und 1548 kostete sie
in Venedig 60 Scudi.



') Nach Regensburqer Münze ist 1 K s - 1 Galdgülden) - 8 8oU<Z. (Schilling)
1 8ol - 30 V"M. R. 1 Si-osssr - 3 v. K. 2 llslbmx - 1 4 llallor - 1 Ä,.

und Eselsmist verstrichen. Fertig! Und hieraus soll Grünspan werden? Ja,
ganz nebenbei wird noch bemerkt, daß warmer Essig vor dem Verschließen
eingegossen wird. Das darauf folgende Recept gibt dann eine ganz verstän¬
dige Bereitungsart; es ist aber nicht zu zweifeln, daß jene eben erwähnten
Umstände für besonders wirksam erhalten worden. — Später scheint auch hier
eine Arbeitstheilung eingetreten zu sein. Schon Cennini empfiehlt gewisse
Farben vom Apotheker zu kaufen, auch beweisen die Ansätze von Zolltarifen,
daß ein ausgebildeter Farbenhandel getrieben wurde. In den Notizen eines
augsburger Kaufmanns über den Zoll zu Krems von 1540 finden sich u. a.
folgende Sätze: Erstlich von Venedigischen Gütern, was beschlagen Gut: Ge¬
würze, gold- und silberne, gewebte Tücher, seidene und sammtene Borten . . .
Papier vom Ballen so 3 Zentner ungefähr schwer ist 1 si. 4 /? (Schilling)
Unbeschlagen gut: Bleiweiß Seife ... Mennig Lasur oder andere
Farben von einem Roß - Sam 1 /? . . . . Karten . . Bücher und ge¬
malte Briefe von einem Roß Sam 1 /? 18 (Pfennig)*)

Was kosteten nun diese Farben? Wir sind nicht im Stande, darauf mit
bestimmten Zahlen zu antworten. Denn wo in Städterechnungen, wie häusig
geschieht, Ausgaben für Farben angeführt werden, fehlt regelmäßig die An¬
gabe der Quantität. Daß sie verhältnißmäßig ganz bedeutend theurer waren
als die unsren, ist schon aus der Schwierigkeit des Verkehrs und daraus zu
ersehen, daß von den Malern die Ausgaben für Farben häufig besonders li-
quidirt werden. Ueber den Preis des Ultramarin sind wir unterrichtet. Es
war die bei weitem theuerste Farbe. Darum pflegte man sich bei Bestellungen
besonders die Anwendung dieser Farbe auszubedingen. Umgekehrt rechnen
wieder die Maler den Bestellern vor, wie große Auslagen sie durch das Ultra¬
marin selbst haben, und wie ein Kostenzuschlag von so und soviel wohl ge¬
rechtfertigt sei.

So schreibt u. A. Dürer an Heller. (4. Brief vom 8. November 1508).
„Wisset das ich rund die allerschönsten Farben, so ich haben mag, mir ge-
burt allein dazu für 20 Duc. Vltermarin, ohne die ander Kehlung . . . .
solt ihr 1 P. Vltemarin kaufst haben, ihr hattets mit 100 si. kaum zwingt den ich
kan kein schöne Vntz vnderlOoder l2Duc. kauffen." Auch Michel¬
angelo in einem von H. Grimm veröffentlichten Briefe nennt eine ganz be¬
deutende Summe, von ich weiß nicht wie viel tausend Scudi, welche er für
Nachschaffung von Ultramarin aufwenden müsse. Nach englischen Rech¬
nungen betrug der Preis für eine Unze 4 Pf. 10 Sh; und 1548 kostete sie
in Venedig 60 Scudi.



') Nach Regensburqer Münze ist 1 K s - 1 Galdgülden) - 8 8oU<Z. (Schilling)
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/338>, abgerufen am 06.02.2025.