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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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doch vom Schreiner genommen ... Ich habe sie zu einem Zubereiter
gethan, der hat hat sie geweißt, (nicht mit Ghps, sondern mit einem doppelten
Oelcmstrich) und gefärbt und wird sie die nächste Woche vergolden." Diese
Vergoldung bezieht sich offenbar nur auf den Rahmen, da das Bild, von
dem hier die Rede ist, gar keinen Goldgrund hatte.

Mit dem sechzehnten Jahrhundert kommt endlich die Methode auf, aus
grundirte Lnnwcmd zu malen, ein Verfahren, das um so näher lag, da man
längst schon mit Oelfarben Panner, Kirchenfahnen und selbst Kleiderstoffe
und Tapeten zu verzieren wußte, und Tüchlein d. i. Temperamalerei auf un-
grundirter Leinwand schon längst und allgemein in Gebrauch waren.

Es gab übrigens auch eine Miniaturmalerei, welche in der Technik der
oben beschriebenen Methode insofern glich, als zuerst die äußeren Conturen
auf das Pergament gezeichnet werden, und hierauf die Goldlager eine Un¬
terlage von Gyps, Bleiweiß und Candiszucker mit Firniß abgerieben erhielten.
Diese Lage wird dann abgeschabt, vergoldet und geglättet.

Handelte es sich um Wandmalerei, so richtete sich die Behandlung des
Grundes darnach, ob g.1 kroseo auf dem Nassen, oder in Leeco, mit Tempera¬
farbe oder in Oel gemalt werden sollte. In jedem Fall ging eine Prüfung
des Mauerwerkes voraus, ob nicht durch Feuchtigkeit des Steines ein Durch¬
schlagen der Nasse zu befürchten war. Man ließ die Mauer gut austrocknen
und wo dies nicht half, wurde eine Jsolirschicht geschaffen, indem man einen
Anstrich von heißem Leinöl mit Ziegelmehl auftrug. Hatte dieser etliche Mo¬
nate gestanden, und war gut getrocknet, so folgte eine erste Kalkschicht, die
absichtlich etwas rauh gelassen wurde, damit die zweite um so besser hafte.
Auf diese erste Schicht wurde die Zeichnung mit Kohle entworfen und mit
einem spitzen Pinsel und Ocker nachgezeichnet. War dies vollendet, so nahm
man einen "Kalk, der mit Haue und Kelle gut geknetet war, daß er das Aus¬
sehen einer Salbe hatte", und legte den Conturen der ^Zeichnung folgend
eine dünne Schicht auf, die mit Wasser und einem Reibbrettchen schön glatt
geschliffen wurde. Auf diesem nassen Mörtel, dessen Kieselsäure sich mit der
Farbe unlöslich verband, wurde gemalt. Natürlich durfte nur soviel aufge¬
tragen werden, als man für einen Tag zu brauchen glaubte, da sich der Be¬
wurf höchstens im Winter und bei nasser Witterung bis zum folgenden Tage
frisch erhielt. Diese Technik g.1 trsseo hat sich bis in die neueste Zeit erhal¬
ten und ist erst aufgegeben worden, seitdem Kaulbach zum Fixiren der Leim¬
farbe Wasserglas anwandte.

Einfacher war das Verfahren, wenn in Leoeo oder in Oel gemalt wer¬
den sollte. Der Kalkbewurf wird im Ganzen fertiggestellt; im ersteren Falle
geht dem Farbenauftrag ein Benetzen mit Wasser und Firniß, im andern
mehrere Firnißanstriche voraus. Ich möchte wiederum auf ein unvollendetes


doch vom Schreiner genommen ... Ich habe sie zu einem Zubereiter
gethan, der hat hat sie geweißt, (nicht mit Ghps, sondern mit einem doppelten
Oelcmstrich) und gefärbt und wird sie die nächste Woche vergolden." Diese
Vergoldung bezieht sich offenbar nur auf den Rahmen, da das Bild, von
dem hier die Rede ist, gar keinen Goldgrund hatte.

Mit dem sechzehnten Jahrhundert kommt endlich die Methode auf, aus
grundirte Lnnwcmd zu malen, ein Verfahren, das um so näher lag, da man
längst schon mit Oelfarben Panner, Kirchenfahnen und selbst Kleiderstoffe
und Tapeten zu verzieren wußte, und Tüchlein d. i. Temperamalerei auf un-
grundirter Leinwand schon längst und allgemein in Gebrauch waren.

Es gab übrigens auch eine Miniaturmalerei, welche in der Technik der
oben beschriebenen Methode insofern glich, als zuerst die äußeren Conturen
auf das Pergament gezeichnet werden, und hierauf die Goldlager eine Un¬
terlage von Gyps, Bleiweiß und Candiszucker mit Firniß abgerieben erhielten.
Diese Lage wird dann abgeschabt, vergoldet und geglättet.

Handelte es sich um Wandmalerei, so richtete sich die Behandlung des
Grundes darnach, ob g.1 kroseo auf dem Nassen, oder in Leeco, mit Tempera¬
farbe oder in Oel gemalt werden sollte. In jedem Fall ging eine Prüfung
des Mauerwerkes voraus, ob nicht durch Feuchtigkeit des Steines ein Durch¬
schlagen der Nasse zu befürchten war. Man ließ die Mauer gut austrocknen
und wo dies nicht half, wurde eine Jsolirschicht geschaffen, indem man einen
Anstrich von heißem Leinöl mit Ziegelmehl auftrug. Hatte dieser etliche Mo¬
nate gestanden, und war gut getrocknet, so folgte eine erste Kalkschicht, die
absichtlich etwas rauh gelassen wurde, damit die zweite um so besser hafte.
Auf diese erste Schicht wurde die Zeichnung mit Kohle entworfen und mit
einem spitzen Pinsel und Ocker nachgezeichnet. War dies vollendet, so nahm
man einen „Kalk, der mit Haue und Kelle gut geknetet war, daß er das Aus¬
sehen einer Salbe hatte", und legte den Conturen der ^Zeichnung folgend
eine dünne Schicht auf, die mit Wasser und einem Reibbrettchen schön glatt
geschliffen wurde. Auf diesem nassen Mörtel, dessen Kieselsäure sich mit der
Farbe unlöslich verband, wurde gemalt. Natürlich durfte nur soviel aufge¬
tragen werden, als man für einen Tag zu brauchen glaubte, da sich der Be¬
wurf höchstens im Winter und bei nasser Witterung bis zum folgenden Tage
frisch erhielt. Diese Technik g.1 trsseo hat sich bis in die neueste Zeit erhal¬
ten und ist erst aufgegeben worden, seitdem Kaulbach zum Fixiren der Leim¬
farbe Wasserglas anwandte.

Einfacher war das Verfahren, wenn in Leoeo oder in Oel gemalt wer¬
den sollte. Der Kalkbewurf wird im Ganzen fertiggestellt; im ersteren Falle
geht dem Farbenauftrag ein Benetzen mit Wasser und Firniß, im andern
mehrere Firnißanstriche voraus. Ich möchte wiederum auf ein unvollendetes


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/334>, abgerufen am 06.02.2025.