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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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sentirte Winter der auf einem mit weißem Bärenfelle behangenen Pferde sich
mit seinem reichen Gefolge ganz stattlich ausnahm, welches ebenfalls in Fa¬
ckelträgern. Hermelinfängern, Grönländischen Bauern und einem Lappländer zu
Pferde bestand. -- In altniederländischer Tracht folgte als Ritter Graf von
Werther, mit seinem reichen Gefolge, nach welchem Goethe ebenfalls als
Ritter in altdeutscher Tracht, in weißem Atlas mit Purpurmantel auf wei¬
ßem Pferde erschien. Die ihm folgenden Knaben waren mit weißen und gel-
ben Costümen --entsprechend der Drappirung des Pferdes, versehen. Dann
kamen ein ganz geharnischter Ritter (Hofjunker v. Grote) mit zwei gehar¬
nischten Knechten zu Roß und Wappenträgern, welche ihm vorausgingen, ein
Bergmann (Rittmeister v. Lichtenberg), ein Berggeist (Geh. Rath v. Scharbe)
mit kleinerem entsprechendem Gefolge. Von größern Dimensionen waren die beiden
nächsten Gruppen. In der einen erschienen zwei polnische Pferdejuden (Baron
v. Werther und Kammerjunker v. Staff) mit einer Kuppel von neuen schönen
Pferden, in der andern eine Bauernhochzeit, die bei weitem die größte An¬
zahl des Personals aufwies und der auch der Wagen mit Hausrath, Bauern
und Dorfmusikanten nach Vorgang der Hauptpersonen") nicht fehlten. --
Nach diesen erschien auch der Don Quirote und Sancho Pansa, welche der
Kammerherr v. Wedel und Hofjunker v. Luck repräsentirten mit ihren Fackel¬
trägern und spanischen Bauern. denen der Hauptmann von Castrop. welcher
die Zeit darstellte, folgte. Eine Anzahl Vermummter in dem Zuge stellten
die flüchtigen Stunden dar, während der nun folgende Wagen, auf dem sich
die Stube des eingebildeten Kranken befand, ein reiches Personal aufzuweisen
hatte. Neben dem malaäs imaxinmio (Kammerjunker v. Hendrich), saß
sein Arzt, der Kammerherr v. Staff, der Notar war durch v. Arnswald,
zwei Mönche durch die Kammerherrn v. Witzleben und v. Stubenvoll, der
Apotheker durch v. Stein und zwei Paillassen durch v. Fritsch und v. Lyn-
eker vertreten, und den Zug beschloß wieder ein mit Musikanten beladener
illuminirter Wagen.

Dieser glänzende Zug. der von 139 Personen mit 89 Pferden gebildet
wurde, ging am Abend des 13. März fast durch alle Straßen der Stadt und
^in zuletzt auf den Platz des Fürstenhauses zurück. Nachdem die Herzogin
Louise den Balkon des Residenzhauses betreten, stellte ihr sich jeder einzelne
Anführer mit seiner Umgebung und seinem Gefolge in der angegebenen



^ Bräutigam: Hofjunker v. Mandelslohe. Braut: Lieutenant v. Braun. Brautführer v.
-h-nota ^' Brautjungfern: Fähndrich v. Frühseller und v. Mandclslohe, Hochzcitsbitter-
Brautv t"" Milkan, Schulmeister Graf Marschall, Brautmutter Hauptmann v. Trihschlcr,
ol""^ u- tgi. Baron v. Dankelmann, Hauptmann v. Germar, von Nothmaler,"cutenant v. Vindorf und v. Laßbera.

sentirte Winter der auf einem mit weißem Bärenfelle behangenen Pferde sich
mit seinem reichen Gefolge ganz stattlich ausnahm, welches ebenfalls in Fa¬
ckelträgern. Hermelinfängern, Grönländischen Bauern und einem Lappländer zu
Pferde bestand. — In altniederländischer Tracht folgte als Ritter Graf von
Werther, mit seinem reichen Gefolge, nach welchem Goethe ebenfalls als
Ritter in altdeutscher Tracht, in weißem Atlas mit Purpurmantel auf wei¬
ßem Pferde erschien. Die ihm folgenden Knaben waren mit weißen und gel-
ben Costümen —entsprechend der Drappirung des Pferdes, versehen. Dann
kamen ein ganz geharnischter Ritter (Hofjunker v. Grote) mit zwei gehar¬
nischten Knechten zu Roß und Wappenträgern, welche ihm vorausgingen, ein
Bergmann (Rittmeister v. Lichtenberg), ein Berggeist (Geh. Rath v. Scharbe)
mit kleinerem entsprechendem Gefolge. Von größern Dimensionen waren die beiden
nächsten Gruppen. In der einen erschienen zwei polnische Pferdejuden (Baron
v. Werther und Kammerjunker v. Staff) mit einer Kuppel von neuen schönen
Pferden, in der andern eine Bauernhochzeit, die bei weitem die größte An¬
zahl des Personals aufwies und der auch der Wagen mit Hausrath, Bauern
und Dorfmusikanten nach Vorgang der Hauptpersonen") nicht fehlten. —
Nach diesen erschien auch der Don Quirote und Sancho Pansa, welche der
Kammerherr v. Wedel und Hofjunker v. Luck repräsentirten mit ihren Fackel¬
trägern und spanischen Bauern. denen der Hauptmann von Castrop. welcher
die Zeit darstellte, folgte. Eine Anzahl Vermummter in dem Zuge stellten
die flüchtigen Stunden dar, während der nun folgende Wagen, auf dem sich
die Stube des eingebildeten Kranken befand, ein reiches Personal aufzuweisen
hatte. Neben dem malaäs imaxinmio (Kammerjunker v. Hendrich), saß
sein Arzt, der Kammerherr v. Staff, der Notar war durch v. Arnswald,
zwei Mönche durch die Kammerherrn v. Witzleben und v. Stubenvoll, der
Apotheker durch v. Stein und zwei Paillassen durch v. Fritsch und v. Lyn-
eker vertreten, und den Zug beschloß wieder ein mit Musikanten beladener
illuminirter Wagen.

Dieser glänzende Zug. der von 139 Personen mit 89 Pferden gebildet
wurde, ging am Abend des 13. März fast durch alle Straßen der Stadt und
^in zuletzt auf den Platz des Fürstenhauses zurück. Nachdem die Herzogin
Louise den Balkon des Residenzhauses betreten, stellte ihr sich jeder einzelne
Anführer mit seiner Umgebung und seinem Gefolge in der angegebenen



^ Bräutigam: Hofjunker v. Mandelslohe. Braut: Lieutenant v. Braun. Brautführer v.
-h-nota ^' Brautjungfern: Fähndrich v. Frühseller und v. Mandclslohe, Hochzcitsbitter-
Brautv t"" Milkan, Schulmeister Graf Marschall, Brautmutter Hauptmann v. Trihschlcr,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/31>, abgerufen am 06.02.2025.