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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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außerdem die Garde-Dragoner-Brigade und die 12. Kavallerie-Division. Die
Bataillone waren aber, namentlich bei dem VIII. Armeekorps, schwach.

Zu Anfang des Jahres 1871 war Peronne von den Deutschen berannt,
und am 2. Januar brach General Faidherbe mit der französischen Nordarmee
zum Entsatze dieser Festung auf. Zur Deckung der Belagerung wurde der
General v. Goeben mit 17 Bataillonen, 28 Schwadronen und 64 Geschützen
drei Meilen nördlich nach Bapaume vorgeschoben und hier am 2. und 3.
Januar von Faidherbe mit vierfach überlegenen Kräften (40,000 Franzosen
gegen 10,000 Deutsche) angegriffen. Herr v. Schelk widmet dieser Schlacht
von Bapaume sein drittes Kapitel (Seite 14--31).

Es war ein Kampf von ungewöhnlicher Zähigkeit, und was irgend Stand-
haftigkeit und Ausdauer der Truppen zu leisten vermochte, das trat am 3.
Jan. hervor. Die Stellung wurde gegen alle Angriffe behauptet und wenn den¬
noch General Goeben für den 4. Jan. den Abzug seiner Truppen in divergirenden
Richtungen ins Auge zu fassen für nothwendig fand, so war die große Er¬
schöpfung der Soldaten und der Mangel an Munition der Grund. Die
Kriegslage gestattete nicht, sich einer unter solchen Umständen doch mög¬
lichen Niederlage auszusetzen, und selbst ein momentaner Entsatz von Peronne
schien wieder bedenklich. -- Aber wenn die Deutschen schwer gelitten hatten,
so galt das nicht minder von den Franzosen. General Faidherbe wagte es
nicht, den Kampf fortzusetzen; schon in der Nacht zum 4. begann er den Rück¬
zug; General v. Goeben brauchte also seinen wackrer Truppen den Preis
ihrer Anstrengungen nicht vorzuenthalten, und so ward den früheren Erfolgen
der I. Armee ein neuer, wohl der schönste, weil der schwerste Sieg hinzuge-
gefügt. Die Deutschen verloren 35 Offiziere 727 M, die Franzosen 33 Of¬
fiziere. 2119 Mann.

Das vierte Kapitel schildert die Belagerung von Pe'ronne und
die Situation und die Bewegungen der I. Armee nach der
Schlacht bei Bapaume bis zum Falle der Festung Pe'ronne.
-- Diese Festung hatte für die Franzosen den Werth, daß sie, wie bisher
Arras, ein überraschendes Vordringen über die Sommelinie gestattete. Die
Herrschaft an der Somme besaß aber denselben Werth auch für die Deutschen,
und durch die blutigen Kämpfe vom 2. und 3. Januar hatte die Belagerung
auch noch eine erhöhte moralische Bedeutung gewonnen. Wenn nun durch
den Sieg bei Bapaume die Fortsetzung der Cernirung von Peronne zwar ge¬
sichert war, so hatte doch auch die französische Nordarmee ihre zunehmende
innere Tüchtigkeit und ihre numerische Ueberlegenheit gezeigt. Unter solchen
Umständen war die baldige Wiederholung eines feindlichen Entsatzversuches
um so eher zu erwarten, als die Verhältnisse in Paris zur Entscheidung
drängten und dem General Faidherbe voraussichtlich nur noch wenig Zeit


Greiizbotm 187ö. III. 37

außerdem die Garde-Dragoner-Brigade und die 12. Kavallerie-Division. Die
Bataillone waren aber, namentlich bei dem VIII. Armeekorps, schwach.

Zu Anfang des Jahres 1871 war Peronne von den Deutschen berannt,
und am 2. Januar brach General Faidherbe mit der französischen Nordarmee
zum Entsatze dieser Festung auf. Zur Deckung der Belagerung wurde der
General v. Goeben mit 17 Bataillonen, 28 Schwadronen und 64 Geschützen
drei Meilen nördlich nach Bapaume vorgeschoben und hier am 2. und 3.
Januar von Faidherbe mit vierfach überlegenen Kräften (40,000 Franzosen
gegen 10,000 Deutsche) angegriffen. Herr v. Schelk widmet dieser Schlacht
von Bapaume sein drittes Kapitel (Seite 14—31).

Es war ein Kampf von ungewöhnlicher Zähigkeit, und was irgend Stand-
haftigkeit und Ausdauer der Truppen zu leisten vermochte, das trat am 3.
Jan. hervor. Die Stellung wurde gegen alle Angriffe behauptet und wenn den¬
noch General Goeben für den 4. Jan. den Abzug seiner Truppen in divergirenden
Richtungen ins Auge zu fassen für nothwendig fand, so war die große Er¬
schöpfung der Soldaten und der Mangel an Munition der Grund. Die
Kriegslage gestattete nicht, sich einer unter solchen Umständen doch mög¬
lichen Niederlage auszusetzen, und selbst ein momentaner Entsatz von Peronne
schien wieder bedenklich. — Aber wenn die Deutschen schwer gelitten hatten,
so galt das nicht minder von den Franzosen. General Faidherbe wagte es
nicht, den Kampf fortzusetzen; schon in der Nacht zum 4. begann er den Rück¬
zug; General v. Goeben brauchte also seinen wackrer Truppen den Preis
ihrer Anstrengungen nicht vorzuenthalten, und so ward den früheren Erfolgen
der I. Armee ein neuer, wohl der schönste, weil der schwerste Sieg hinzuge-
gefügt. Die Deutschen verloren 35 Offiziere 727 M, die Franzosen 33 Of¬
fiziere. 2119 Mann.

Das vierte Kapitel schildert die Belagerung von Pe'ronne und
die Situation und die Bewegungen der I. Armee nach der
Schlacht bei Bapaume bis zum Falle der Festung Pe'ronne.
— Diese Festung hatte für die Franzosen den Werth, daß sie, wie bisher
Arras, ein überraschendes Vordringen über die Sommelinie gestattete. Die
Herrschaft an der Somme besaß aber denselben Werth auch für die Deutschen,
und durch die blutigen Kämpfe vom 2. und 3. Januar hatte die Belagerung
auch noch eine erhöhte moralische Bedeutung gewonnen. Wenn nun durch
den Sieg bei Bapaume die Fortsetzung der Cernirung von Peronne zwar ge¬
sichert war, so hatte doch auch die französische Nordarmee ihre zunehmende
innere Tüchtigkeit und ihre numerische Ueberlegenheit gezeigt. Unter solchen
Umständen war die baldige Wiederholung eines feindlichen Entsatzversuches
um so eher zu erwarten, als die Verhältnisse in Paris zur Entscheidung
drängten und dem General Faidherbe voraussichtlich nur noch wenig Zeit


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[0297] außerdem die Garde-Dragoner-Brigade und die 12. Kavallerie-Division. Die Bataillone waren aber, namentlich bei dem VIII. Armeekorps, schwach. Zu Anfang des Jahres 1871 war Peronne von den Deutschen berannt, und am 2. Januar brach General Faidherbe mit der französischen Nordarmee zum Entsatze dieser Festung auf. Zur Deckung der Belagerung wurde der General v. Goeben mit 17 Bataillonen, 28 Schwadronen und 64 Geschützen drei Meilen nördlich nach Bapaume vorgeschoben und hier am 2. und 3. Januar von Faidherbe mit vierfach überlegenen Kräften (40,000 Franzosen gegen 10,000 Deutsche) angegriffen. Herr v. Schelk widmet dieser Schlacht von Bapaume sein drittes Kapitel (Seite 14—31). Es war ein Kampf von ungewöhnlicher Zähigkeit, und was irgend Stand- haftigkeit und Ausdauer der Truppen zu leisten vermochte, das trat am 3. Jan. hervor. Die Stellung wurde gegen alle Angriffe behauptet und wenn den¬ noch General Goeben für den 4. Jan. den Abzug seiner Truppen in divergirenden Richtungen ins Auge zu fassen für nothwendig fand, so war die große Er¬ schöpfung der Soldaten und der Mangel an Munition der Grund. Die Kriegslage gestattete nicht, sich einer unter solchen Umständen doch mög¬ lichen Niederlage auszusetzen, und selbst ein momentaner Entsatz von Peronne schien wieder bedenklich. — Aber wenn die Deutschen schwer gelitten hatten, so galt das nicht minder von den Franzosen. General Faidherbe wagte es nicht, den Kampf fortzusetzen; schon in der Nacht zum 4. begann er den Rück¬ zug; General v. Goeben brauchte also seinen wackrer Truppen den Preis ihrer Anstrengungen nicht vorzuenthalten, und so ward den früheren Erfolgen der I. Armee ein neuer, wohl der schönste, weil der schwerste Sieg hinzuge- gefügt. Die Deutschen verloren 35 Offiziere 727 M, die Franzosen 33 Of¬ fiziere. 2119 Mann. Das vierte Kapitel schildert die Belagerung von Pe'ronne und die Situation und die Bewegungen der I. Armee nach der Schlacht bei Bapaume bis zum Falle der Festung Pe'ronne. — Diese Festung hatte für die Franzosen den Werth, daß sie, wie bisher Arras, ein überraschendes Vordringen über die Sommelinie gestattete. Die Herrschaft an der Somme besaß aber denselben Werth auch für die Deutschen, und durch die blutigen Kämpfe vom 2. und 3. Januar hatte die Belagerung auch noch eine erhöhte moralische Bedeutung gewonnen. Wenn nun durch den Sieg bei Bapaume die Fortsetzung der Cernirung von Peronne zwar ge¬ sichert war, so hatte doch auch die französische Nordarmee ihre zunehmende innere Tüchtigkeit und ihre numerische Ueberlegenheit gezeigt. Unter solchen Umständen war die baldige Wiederholung eines feindlichen Entsatzversuches um so eher zu erwarten, als die Verhältnisse in Paris zur Entscheidung drängten und dem General Faidherbe voraussichtlich nur noch wenig Zeit Greiizbotm 187ö. III. 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/297>, abgerufen am 06.02.2025.