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Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band.

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die Rolle des Vaters zu übernehmen '), wobei der Herzog den Major O'Fla-
herti gab. --

Der wiederkehrende Geburtstag der Herzogin Louise hatte große Vorbe¬
reitungen zu dem seit September erfundenen Stücke, die gepflickte Braut
nöthig gemacht, und man sieht schon aus dem Kostenaufwande (!Z!)8 Thlr.)
daß Goethe sich viel von dem Stücke versprach, zu dem Seckendorf die Com-
position geliefert hatte. ") Indem wir zunächst zum ersten Male die voll¬
ständige Besetzung des Stücks wiedergeben, in welchem Goethe den Andrason,
Corona Schröicr die Mandandcme, die Neuhaus die Feria, (deren Fräulein
wurden durch Sophie von Naschau, Minna von Kalb, Karoline von Iller
und Amalie von Lyneker gegeben), Seidler den Onorara, Aulhorn den Mer-
culo, Schalling den Aeseulap spielten,'") können wir Manches nicht Bekannte
über diese Aufführung hinzufügen und einen Irrthum hinsichtlich des Goethe-
scher Monodrams Proserpina berichtigen, das bekanntlich hierbei eine
bedeutende Rolle spielte. Bei der ersten Vorstellung ließ Goethe die
phantastische Rolle der Mandandane durch den Andrason aufführen, der als
Eremit gekleidet in einem Monologe die traurigste Stimmung über seine
unglückliche Ehe kund gab. Der Griff erwieß sich nicht als ein glücklicher,
da Goethe's Spiel, namentlich weil er zu schnell sprach und seine Bewegun¬
gen wie überhaupt, eine gewisse Steifheit hatten, keinen günstigen Eindruck
machte. Dies war ihm selbst nicht entgangen und somit behielt er in der
zweiten Aufführung seinen Charakter als König allein und seine Gemahlin
Proserpina figurirte neben ihm. Im übrigen machte das Stück einen ge¬
waltigen Eindruck und wurde wie bekannt schon am 10. Februar wiederholt.
- Was endlich die Verarbeitung des Monodrams Proserpina in das Stück
anlangt, so geht schon aus dem von uns eben festgestellten hervor, daß Pro¬
serpina bereits am 30. Januar in diesem Stücke völlig aufging; wenn man
auch bisher wie z. B. unter andern Gödecke ') angenommen hat, daß dieß
erst bei der zweiten Aufführung der Fall gewesen sei. Diese irrige Ansicht
schreibt sich daher, daß Proserpina in der Literatur und Theaterzeitung als
im Februar aufgeführt auf einem Privattheater zu Weimar 1778 sich abge-






Nach Schöll's Carl Augustbüchlcin S. 2" könnte es scheinen, daß der Wcstindier zum
ersten Male aufgeführt worden sei; dem ist nicht so, wie unsere Darstellung zeigt. - - Riemer
N l>5. über die Rollen ausführlicher.
") Die Vorbereitungen erforderten so viel Zeit, daß Aulhvrn Stunden für Einübung
der Tanze, Zahn Stunden für Clavicrvrobcn in Rechnung stellte.
Daß Philipp Seidel ebenfalls in diesem Stücke mitwirkte, ergiebt sich aus Keil Frau
Nath. S. 100.
Goedecie im Grundriß S. """>. In dessen Einleitung zu dem Triumph der Empfind¬
samkeit (Eolta'sche Ausg. XVI.) sieht als erster Nusfühiuugswg irrig :w. Januar 177".

die Rolle des Vaters zu übernehmen '), wobei der Herzog den Major O'Fla-
herti gab. —

Der wiederkehrende Geburtstag der Herzogin Louise hatte große Vorbe¬
reitungen zu dem seit September erfundenen Stücke, die gepflickte Braut
nöthig gemacht, und man sieht schon aus dem Kostenaufwande (!Z!)8 Thlr.)
daß Goethe sich viel von dem Stücke versprach, zu dem Seckendorf die Com-
position geliefert hatte. ") Indem wir zunächst zum ersten Male die voll¬
ständige Besetzung des Stücks wiedergeben, in welchem Goethe den Andrason,
Corona Schröicr die Mandandcme, die Neuhaus die Feria, (deren Fräulein
wurden durch Sophie von Naschau, Minna von Kalb, Karoline von Iller
und Amalie von Lyneker gegeben), Seidler den Onorara, Aulhorn den Mer-
culo, Schalling den Aeseulap spielten,'") können wir Manches nicht Bekannte
über diese Aufführung hinzufügen und einen Irrthum hinsichtlich des Goethe-
scher Monodrams Proserpina berichtigen, das bekanntlich hierbei eine
bedeutende Rolle spielte. Bei der ersten Vorstellung ließ Goethe die
phantastische Rolle der Mandandane durch den Andrason aufführen, der als
Eremit gekleidet in einem Monologe die traurigste Stimmung über seine
unglückliche Ehe kund gab. Der Griff erwieß sich nicht als ein glücklicher,
da Goethe's Spiel, namentlich weil er zu schnell sprach und seine Bewegun¬
gen wie überhaupt, eine gewisse Steifheit hatten, keinen günstigen Eindruck
machte. Dies war ihm selbst nicht entgangen und somit behielt er in der
zweiten Aufführung seinen Charakter als König allein und seine Gemahlin
Proserpina figurirte neben ihm. Im übrigen machte das Stück einen ge¬
waltigen Eindruck und wurde wie bekannt schon am 10. Februar wiederholt.
- Was endlich die Verarbeitung des Monodrams Proserpina in das Stück
anlangt, so geht schon aus dem von uns eben festgestellten hervor, daß Pro¬
serpina bereits am 30. Januar in diesem Stücke völlig aufging; wenn man
auch bisher wie z. B. unter andern Gödecke ') angenommen hat, daß dieß
erst bei der zweiten Aufführung der Fall gewesen sei. Diese irrige Ansicht
schreibt sich daher, daß Proserpina in der Literatur und Theaterzeitung als
im Februar aufgeführt auf einem Privattheater zu Weimar 1778 sich abge-






Nach Schöll's Carl Augustbüchlcin S. 2» könnte es scheinen, daß der Wcstindier zum
ersten Male aufgeführt worden sei; dem ist nicht so, wie unsere Darstellung zeigt. - - Riemer
N l>5. über die Rollen ausführlicher.
") Die Vorbereitungen erforderten so viel Zeit, daß Aulhvrn Stunden für Einübung
der Tanze, Zahn Stunden für Clavicrvrobcn in Rechnung stellte.
Daß Philipp Seidel ebenfalls in diesem Stücke mitwirkte, ergiebt sich aus Keil Frau
Nath. S. 100.
Goedecie im Grundriß S. «««>. In dessen Einleitung zu dem Triumph der Empfind¬
samkeit (Eolta'sche Ausg. XVI.) sieht als erster Nusfühiuugswg irrig :w. Januar 177«.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 32, 1873, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341817_192802/18>, abgerufen am 06.02.2025.